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vermag.

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denn seitdem das Erbrecht fast vollkommen abgeschafft war 17 Centner Wachskerzen verbrannt wurden. Die allgemeine Ver und niemand mehr den schändlichen Raub an seinen Mit- wendung der Kerzen in den Kirchen führte andrerseits dazu, daß menschen begehen konnte, ein großes eignes Vermögen auf- auch bei andren Feierlichkeiten Wachsferzenbeleuchtung angewandt zuhäufen, floß der Ertrag der Arbeit aller nur noch dem wurde und so ist es denn erklärlich, daß es noch heutzutage sentimentale Erdenbewohner giebt, die sich eine feierliche" Be­Eigentum aller zu. Die Renten und Staatsschuldenbücher zer- leuchtung nur durch den Glanz des schönen Kerzenlichtes" vor­fielen von selbst, und die Rentner, die Nichtsthuer, die von zustellen vermögen. Wer dagegen objektiv Beleuchtungs­der Arbeit andrer oder von dem wucherisch aufgehäuften Ge- effette zu beurteilen versteht, der muß zugeben, daß winn ihrer eignen lebten, waren eine im Aussterben begriffene das flackernde Kerzenlicht" ganz abgesehen von der Feuer­Gattung. Alle Bürger waren gleichermaßen reich, denn die Stadt, gefährlichkeit unfren Ansprüchen in keiner Weise mehr genügen der das Ergebnis der emfigen Arbeit aller zufloß, die von kann, daß die heutige Beleuchtungstechnik vielmehr durch geeignete allen Fesseln befreit, vor Bergeudung und Veruntreuung be- Anwendung ihrer Hilfsmittel recht feierliche und doch auch in wahrt war, sammelte ungeheuere Reichtümer auf, so daß es ieder andren Hinsicht vorzügliche Beleuchtungen hervorzubringen zweifellos eines Tags notwendig werden mußte, die Pro- Während bis zum 17. Jahrhundert die Kerzen aus Wachs duktion einzuschränken. Die Genüsse, die einst nur einigen oder Talg gezogen" wurden, ist seitdem das Gießverfahren wenigen Bevorrechteten zugänglich gewesen, die wohl- mehr und mehr zur ausschließlichen Anwendung gelangt. schmeckenden Speisen, die schönen Blumen, aller glänzende Im folgenden Jahrhundert begann man dann auch Kerzen und anmutige Schmuck, der das Leben verschönt, daran aus dem teuren Walrat zu fabrizieren; diese braunten zivar besser als fonnten sich heute alle erfreuen. Während in den Familien- die Lichter aus den beiden andren Fettarten, waren aber infolge häusern große Einfachheit herrschte und jeder sich mit seinem ihres hohen Preises auch nur für Lurusbeleuchtung anivendbar. Wie häuslichen Glück begnügte, prangten die öffentlichen Gebäude mangelhaft im großen und ganzen noch am Ende des achtzehnten in reichster Pracht und bildeten mit ihren weiten Räumen, Jahrhunderts die Kerzen waren, geht wohl am besten aus dem be­fannten Ausspruch Goethes hervor: die gewaltige Mengen fassen konnten, in ihrem Lurus und ihrer Wüßte nicht, was sie Besseres erfinden könnten, Behaglichkeit wahre Paläste des Volkes, wo es sich ergözen Als wenn die Lichter ohne Puzen brennten." und sich seines Lebens freuen konnte. Es gab Museen, Man war eben in der guten alten Zeit" gezwungen, die Kerzen Bibliotheken, Theater, Bäder, Spiel- und Unterhaltungssäle, oft mit der Lichtschere abzupußen, wenn man ein einigermaßen zu öffentliche Kurse und Vorlesungen, welche in den Feierstunden friedenstellendes Resultat erzielen wollte. die ganze Stadt besuchte. Ebenso reichlich waren Wohlthätig­feits- Einrichtungen vorhanden, abgesonderte Spitäler für jede Krankheit, Asyle, welche die Alten und Arbeitsunfähigen be­reitwillig aufnahmen, und vor allem Schuhhäuser für die Mütter, wo die Frauen während der schweren Zeit der Schwangerschaft weilten, und wo sie und das neugeborene Kind bis zur vollkommenen Kräftigung gepflegt wurden. So erstand und befestigte sich in der neuen Stadt der Kultus der Mutter und des Kindes, der Mutter, die die Quelle des ewigen Lebens, des Kindes, das der siegreiche Bote der Zukunft ist.

Und nun," schloß Bonnaire heiter ,,, da Du mit dem Frühstück fertig bist, wollen wir uns einmal alle die schönen Sachen, unser neuerbautes, glorreiches Beauclaire im Feſt­gewande ansehen. Ich werde Dir auch nicht einen einzigen Ort schenken."

Ragu, der entschlossen war, fich nicht zu ergeben, zudte im boraus die Achseln und wiederholte seinen Ausspruch, den er für entscheidend hielt: se

,, Wie Du willst; aber ich fage Dir, daß Ihr trotz allem feine Herren, sondern arme Teufel seid, wenn Ihr immer noch arbeiten müßt. Die Arbeit ist Euer Herr, und Ihr seid nichts als ein Volk von Sklaven."

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( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

Die moderne Kerzenfabrikation wurde namentlich begünstigt durch die chemischen Forschungen von Chevreul und von de Milly, sowie durch die Anwendung der im Jahre 1831 von Cambacères ein­geführten geflochtenen und gedrehten Baumwolldochte. fabrikation neben Talg verschiedene Fette von geringerem Wert be­Heutzutage werden als Ausgangsmaterialien der Kerzen mugt. Um die Fette zu zerlegen, behandelt man sie mit Stalk oder auch Magnesium; die gewonnene Kalfseife giebt dann bei weiterer Behandlung mit Schwefelsäure die für die Fabrikation der Kerzen wichtigen Fettsäuren. Aus diesem Produkte, bestehend aus Stearin, Del- und Palmitin- Säure, wird die Delsäure durch Pressen entfernt. Die erhaltenen Preßkuchen bilden dann das zum Kerzengießen brauchbare Stearin.

der Destillation angewandt. Zur Reinigung der Fettsäuren wird vielfach auch das Verfahren

Die Kerzen werden nun durch das Gießverfahren in der Weise erzeugt, daß die hohle Kerzenform, die unten eine kleine Deffnung hat, durch welche der Docht gerade hindurch kann, mit Fett angefüllt wird. Auf dem Oberteil der Form, die fonisch nach unten verläuft im Jutereffe eines möglichst leichten Herausziehens des fertigen Lichtes nach dem Erstarren des Fettes, sitzt der Trichter, deffen in der Mitte mit einem Loch versehene Brücke dem Docht den alt giebt. Durch diese Anordnung wird also der Docht straff in der Achse der Form gehalten und beim Eingießen des Fettes gleich­mäßig von diesem umhüllt. Die Formen felbft bestehen aus einer Legierung, die sich meist aus 33 Broz. Blei und 66 Proz. ginn zusammensetzt.

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Natürlich fonnte diese primitive Methode des Kerzengießens mit der #Hand im Zeitalter des Dampfs sich nicht lange behaupten: auch diese Arbeit wurde der schnell arbeitenden Maschine erfolgreich übertragen. Eine solche Gießmaschine stellt mit einem Male über hundert Kerzen her. Diese Vorrichtung arbeitet so, daß die in den Fülltaschen mündenden Formen, welche unten durch die sogenannten Pistons foibenartig verschlossen sind, mit Stearin ausgefüllt werden. Sind die Kerzen erkaltet, dann werden die Pistons, die alle auf einer Platte montiert sind, gleichmäßig hochgelurbelt; dadurch konnten natürlich die Lichter in die Höhe und gelangen so in eine Bistons eingezogen und auf Rollen unter der Pistonplatte an geordnet. Beim Hochgehen der Pistons werden die Dochte von jeder Rolle nachgezogen; werden nun nach der Herstellung eines Gusses die Pistons wieder zurüdgefurbelt, so befindet sich in ihren Achsen überall der Docht und es fann mithin sofort ein neuer Guß beginnen. Ist die zweite Kerzenserie gegossen, so schneidet man die Dochte ab und entnimmt den Flammen die Lichter.

Die Fabrikation von Kerzen. Die Fortschritte der modernen Beleuchtungstechnik haben es mit sich gebracht, daß die Anwendung von Kerzen als Leuchtmittel sehr in den Hintergrund getreten ist. Die vorzüglichen Lichtspender der Elektricität, des Leucht und Wassergafes, des Acetylen, des Petroleums 2c. bewiesen, daß im Leben der Kulturvölker Kerzenlicht Haltevorrichtung. Der Docht ist durch eine kleine Oeffnung in die nur noch als Notbehelf verwendet wird. Wenn aber trozdem auch heute noch der Bedarf an Kerzen ein ganz bedeutender ist, so be­weist das nur, daß in unsren Tagen das Bedürfnis nach Beleuchtung ein ungemein entwickeltes ist.

Nachdem man im Altertum gelernt hatte, Dellampen her­zustellen und zu verwenden, kam man zu Begim unfrer Zeit rechnung dazu, auch Fette von fester Beschaffenheit als Leuchtmittel zu benutzen. Die ersten Kerzen dürften sich als Fettstangen re- Wenngleich die Kerzen nunmehr sofort in Gebranch genommen präsentiert haben, die in der Mitte als Docht ein dünnes Holz werden fönntent, so werden sie doch einer weiteren Behandlung im stengelchen hatten. Bereits im zweiten Jahrhundert nach Christi Interesse des schönen Aussehens unterworfen. Eine Maschine be­Geburt unterschied man bei den Griechen und Römern Wachs- und sorgt gleichzeitig das Polieren der Kerze und das Abschneiden des Talgkerzen, derent Docht aus gedrehtem Flachse bestand. Der hohe Kerzenfußes. Von Hand werden die vorher in einen mit Soda­Preis der Kerzen bedingte eine verhältnismäßig sparsame Verwendung. oder Seifenwasser gefüllten Behälter getauchten Sterzen auf die In den großen Kreisen des Volkes wurde denn auch bis in die Transportvorrichtungen der Kerzenbeschneid- und Poliermaschine Neuzeit hinein als Hauptlichtspende die Dellampe betrachtet; die gebracht; während eine fleine Kreissäge das Fortnehmen des Kerze galt mehr als Lurusbeleuchtung, sie wurde daher auch von Fußes besorgt. bringt das endlose Band dieser Maschine den Höfen, sowie von den besonders wohlhabenden Personen als die Lichter unter eine in Bewegung befindliche Bolierbürste. Beleuchtungsmittel benutzt. Doch selbst dieser Konsum an Kerzen durch die Reibung zu schönem Glanze verholfenen Kerzen werden wäre wohl nicht zu so großer Bedeutung gelangt, wenn mitunter noch mit dem Firmastempel versehen, zu welchem Zweck nicht die fatholische Kirche zu Kirche zu ihren Stultuszwecken die ein Metallstempel erwärmt und dazu in die Fetiniasse gedrückt wird. Beleuchtung mittels Kerzen in umfangreichem Maße eingeführt Für Specialzwede bringen die Kerzenfabriken auch mehr oder hätte. Welch großer Verbrauch dadurch geschaffen wurde, geht minder reich verzierte und gefärbte Lichter in den Handel.

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z. B. daraus hervor, daß zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts Neben dem Stearin werden auch noch Wachs und Paraffin zu in der Stiftskirche in Wittenberg allein in der Woche durchschnittlich| Kerzen verarbeitet. An Stelle des Bienenwachses, das vor der