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nicht und Nosenknöspchen ranken um den Rand und in der Mitte Neubelegungen zu kommen pflegt. Unter den mehreren Aufführungen, steht mit großen Buchstaben:" Schlaf wohl Baby". in denen dort die Nenengagierten allmählich vorgeführt werden, traf Ja das kann fchlafen. unsere Wahl auf eine Vorstellung des Bettelstudenten", der Und was es daneben noch alles giebt. Wickeltische, und Kinder- altbewährten Schöpfung Millöckers, und unter den Alltagsschritten, komoden und Schemelchen für die Badewanne: jeder Gegenstand mit denen man unter den Linden weiterwandelt, trafen wir auf hübsch weiß lackiert mit blauen Streifen, und auf dem Waschtisch Thomas' Mignon". Gilt es, den Vergleich dieser Bühne mit blißt und blinkt es Schüsseln und Kannen. Da giebt es allem übrigen Operlichen in Berlin   kurz zusammenzufassen, so läßt Täßchen fürs Baby" und Näpfchen für die Schwämme, eine fich sagen: es wird dort im ganzen gut gesungen, gut Orchester ge­Schiffel für die Flaschen und eine für die Gummipfropfen, und spielt, zum Teil gut Drama gespielt und Dialog gesprochen, noble alles ist elegant und kostbar und bunt bemalt mit Hündchen und Haltung zu häufigen Ungunsten des Dramatischen gewahrt, oft gut Vögelchen und zierlichen Blumen, mit lauter Dingen, die das Baby dirigiert, schlechte Regie und ein noch schlechterer Gesamt­freuen. Die Wiegeschale darf natürlich auch nicht fehlen und der geist gemacht. Das fehlt ja diesem Unglücksinstitut zu Soyleth- Apparat erst recht nicht. allermeift: eine fünstlerische Gesamtführung. In Wien   ist Wenn das Baby erst größer wird und selber auf dem Fußboden der erste Kapellmeister( früher Richter, dann Jahn, jetzt Herumtrabbeln kann, kommt es auf den Spielteppich. Der ist weich Mahler) zugleich Direktor; in München   schafft ein großer Kunst­und warm und lauter bunte Bilder sind eingestickt: Pferde und geschäftsmann( Bossart) Einheitliches; in Berlin   haben die Kapell­Reiter und Bäume und Häuser, und damit das Kind nicht fallen meister nichts zu sagen"; Geheimrat Pierson direktort, Tetzlaff kann, wenn es die ersten Gehversuche macht, steht eine Barriere regiert, und die vielen Künstler oben und unten reißen, wie wir oft rings umher. Sie ist aus Holz geschnißt und blank poliert und genug betont, den Wagen mit Müh' und Not aus dem Schmieren­Kleinchen kann sich prachtvoll daran halten. sumpf heraus. Ich glaube mich nicht zu täuschen, went ich aus hier und da vorkommenden Falschingen ( Mignon wird's ja wissen) nicht einen individuellen Mangel, ondern einen Mangel der Gesamtleistung heraushöre. Aber nun' mal hingefagt: Der Regisseur dieser Mignon­

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Und Kinderwagen giebt es und hübsche Sportwagen und mitten unter all der Herrlichkeit lebt Baby selbst, eingehüllt in Mull und Spigen. Auf jedem Jäckchen, auf jedem Hemdchen sizen blaue oder rote Schleifen und die Spizzen am Wickelkissen sind echte Valenciennes  . Das ist jetzt das allermodernste und das allerpraktischste für die Aufführung( gleich dem Dirigenten auf dem Zettel nicht ge­Wäsche: es hält jahrelang. Die wirklich echten Valenciennes taun nannt) möge sich doch endlich begraben lassen! Wo jene Handwerks­an noch auf seine Urenkel- Babys vererben. Sie halten ebenso lange mache der Hausautoren von der Pariser Opéra comique aufängt, wie die Silberklapper, die das Kind als erstes Spielzeug bekommt, wenigstens äußerlich ein Drama zu verden, dort läßt die Regie ebenso lange wie die echten Straußenfedern. die Babys erstes Hütchen die Situation unverstanden oder macht einen Strich. Mignons schmücken. ängstliche Demut am Ende des 1. Attes und Lothario's Brandstiftung im 2. famen so gut wie gar nicht heraus. Und wenn das komödienhafte Eintreffen der Philinengesellschaft im italienischen Balast( 3. Aft) ganz gestrichen wäre, so würde das ein gerechtfertigtes tünstlerisches Vergehen sein; dieses Eintreffen jedoch so sehr auf ein paar Spuren zusammenzustreichen, wie es hier geschah, geht noch über das Abreißen der Hugenotten  ", das wir neulich einer Sommer­oper nicht verzeihen konnten.

Sa, es ist wirklich viel, was so ein kleines Baby braucht. Aber man muß es ihm schaffen, sonst gedeiht es nicht. Jede gute Mutter" schafft ihrem Baby, was es braucht. Jede?

Gestern ging ich durch die Prenzlauerstraße; am Wegesrand im Regen faß ein Weib mit einem Baby auf dem Schoß.

Aus dem Obdach", wo sie sonst geweilt, hatte man sie hinaus gestoßen, mun saß sie hier und wußte nicht wohin.

Und das Baby hielt sie auf dem Schoß.

Und es trug teine Mulljäckchen und keine echten Valenciennes und keine rosa Schleifen. Es trug elende Lumpen.

Ich glaube, dieses Baby hat kein seidengefüttertes Himmelbett, ich glaube, es hat feine Silberklapper und keine echten Straußen­federn. Ich glaube, es hat nicht einmal Milch zum Trinken. Gar nichts hat es!

Unter den Neulingen im Theater des Westens  " beim Bettel­studenten" schien uns Lina Doninger als die muntere Tochter der Gräfin hervorzuragen. Den übrigen Neuen muß das Abwarten eines festeren Einlebens zugebilligt werden. Marie Neumann als die liebandere Tochter hatte gefanglich viel zu leisten; es ist möglich, daß der Anschein eines Mangels an Stimme und an Stimm­schulung bei ihr gegenüber der Schwierigkeit ihrer Aufgabe überhaupt und speciell diesmal täuscht. Der Tenor Siegfried Adler verriet Schulung. Der Nachfolger des vorzüglichen Regisseurs Felig Ehrl ist Jacques Goldberg. Auch seine Leistung erschien etwas matt, ist aber wahrscheinlich ebenfalls im Verhältnis zu einer un­reifen Einstudierung zu betrachten.

Am Wegesrand im Regen liegt es hungernd und frierend auf in vielen Tönen eine Stimmbegabung und in einigen auch eine After Mutter Schoß. Und sie weiß nicht wohin!-

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Mufit.olarsh

Operntheater. Nun haben auch unsre beiden ständigen Operntheater ihre Spielzeit angetreten. Unsere beiden! Es ist not­wendig, immer wieder darauf hinzuweisen, daß man Unrecht thut, von dem Berliner Opernhaus" zu sprechen, wie es besonders aus­wärts zu geschehen scheint. Neben der Königlichen"- oder offiziell zu reden: Königliche Schauspiele. Opernhaus  " und" Neues Kgl. Opern- Theater" haben wir, d. h. die Schwesterstädte Berlin­Charlottenburg, das zu sprechen von" Theater des Westens  ". Gar nicht

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Jungen Musikern wäre die Aufgabe zu empfehlen, daß sie an­hören, wie hier Stapellmeister Korolanyi das Duett Nr. 10 und dort Stapellmeister Steinmann den 2. Entreeakt sich abspielen ließen, und daß sie dann sich daran üben, wie das eine und das andere wirklich auszugestalten sei.

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Notizen.

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SZ.

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den zwei oder mehreren Operettenbühnen, den Sommeropern und den gelegentlichen Aufführungen von Kon­Ostar Blumentha 13 Verstomödie ,, Fee Caprice" fervatorien. Aber wie ungleich stehen sich jene beiden Theater gegen wird am 5. Oktober gleichzeitig im Lessing Theater und im über! Vor allem erhält das königliche eine Jahressubvention wiener Burg Theater zum erstenmal in Scene gehen. von irren wir nicht- 900 000 m., fast das Doppelte von dem, Das Belle Alliance Theater wird fortan feine was die Wienerin erhält( 600 000 Stronen), die ohnehin beffer gestellt Vorstellungen erst um 1/29 Uhr abends beginnen; für die Sonntags­fein dürfte als die Schwestern in Dresden  , München   usw. Das Theater Aufführungen wird der Achtuhr- Anfang beibehalten werden.- des Westens" ist unsres Wissens lediglich ein Privatunternehmen. Frank Wedekind   wird im Josefstädter Theater Nicht genug damit! Der Königlichen ist der Zulauf sicher, auch wenn in Wien   die Hauptrolle in seinem Drama Der Marquis fie von den bekanntesten Leistungen zehrt; der westlichen Kollegin von Seith" selbst spielen. Außerdem wird er dort im blüht nur bei besonderen Anstrengungen eine ebenso reichliche Theater zum lieben Augustin" selbsiverfaßte Lieder Besuchergunst. Die Und, was man meist nicht recht beachtet: fingen. Königliche besitzt die Verfügung über eine Anzahl großer Opern, die Hermann Heyermanns Seestück Die Hoff somit der Konkurrentiu so gut wie verschlossen sind. Das ergiebt nung errang im Münchener   Schauspielhaus einen aber nicht etwa eine reinliche Scheidung zwischen Großer Oper vollen Erfolg. und Spieloper und somit eine tunstfördernde Arbeitsteilung. Die Wiener Akademie der Wissenschaften er­Unfres Wissens ist keine der im Westen heimischen Teichten neuert die 1899 ausgeschriebene Preisaufgabe: Beiträge zur Er­Opern dort ausschließlicher Besitz; und thatsächlich erweiterung unsrer Kenntnisse über die unsichtbare Strahlung". Preis geht sich die fönigliche sowohl unter den Linden wie ( Baumgartner- Stiftung): 2000 Kronen; letzter Einlieferungstermin: draußen im Walde" bei Stroll" auch in richtigen Operetten. Wenn 31. Dezember 1903. unter solchen Verhältnissen die Privatbühne der hösischen nicht mehr nachsteht, als es jetzt thatsächlich der Fall ist, so kann man getrost sagen: jene leistet relativ Besseres als diese.

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Eine große Tycho Brahe   Feier wird am 22. Sep­tember auf der Sundinsel ven stattfinden.-

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-Versuche mit drahtloser Telegraphie, die une längst von dem Gipfel der Zugspige nach Eibsee   bei Garmisch   gemacht wurden, ergaben ein gutes Resultat.- Ueberbrettl- Dichter. Vor einigen Tagen stand in einem Berliner   Blatt folgendes Inserat: Verarmter

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dos dis

Es war interessant, nach dem Vorüberrauschen der Sommer­opern wieder einmal jeder der beiden ständigen Opernbühnen einen Stichprobenbesuch abzustatten. Auf neue Stücke war da nicht zu rechnen, im allgemeinen wegen der jezigen Zeit des Einfahrens" der Saison mit Bewährtem, und im besonderen bei der Königlichen auch deshalb nicht, weil kaum eine Bühne so Graf oder Baron, der ein wenig dichten kann, für Ueberbrettl  - Tournee sehr wie diese darauf verzichtet, irgendwie produktiv vorzugehen, gesucht. Frizz Unger, Schillingstr. 2. II. obschon gerade fie es leichter hätte als so viele andere. Noch dazu giebt es bei ihr naturgemäß nur selten Personalwechsel, während Sie Charlottenburgerin zu Beginn einer neuen Saison mit zahlreichen Sonntag, den 8. September. Berantwortlicher Redacteur: Carl Leid   in Berlin  . Drud und Berlag von Wax Bading in Berlin  .

Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am