Völkerkunde.

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Lieber Freund, so Ihr unwillig feid mit Hermann um sothanes Geld, Akademie der Wissenschaften mitgeteilt. Seit mehr als einem Monat 18 Gulden und 40 Böhmische Groschen, die will ich Euch gütlich ist in Frankreich   viel davon die Rede, daß in den westlichen und wieder senden". Soweit waren also die Ausgaben des Meisters mittleren Landesteiten die Kartoffelernte durch eine Krankheit aufs Curd Hallis für seine Flamme binnen wenigen Wochen schon an ernstlichste bedroht sei. Trotzdem dieselbe Krankheit schon seit einigen geschwollen: bis auf nominell rund 200, der damaligen Kauffraft des Jahren in Frankreich   vorhanden ist und nachweislich auch Geldes nach mindestens 1000 Mark. Bald darauf muß er in Irland   erheblichen Schaden anrichtet, ist eine genaue Uurat gemerkt und Lärm geschlagen haben. Jedenfalls, zu untersuchung bisher nicht erfolgt. Sie äußert sich darin, Aufang des Jahres 1459 faß fcin Liebesbote Hermann daß zunächst die Blätter der Pflanze gelb werden und Stoneniund hinter Schloß und Riegel und legte, laut noch allmählich vertrocknen. Gleichzeitig werden die Stiele magerer vorhandenem Protokoll, am 4. Februar 1459 vor Gericht in Göttingen   und sterben, von unten anfangend, ab. Ueberhaupt schreitet die das Bekenntnis ab, daß er sothane Briefe alle, obwohl es zweierlei Strankheit in der Pflanze von unten nach oben hin fort, indem sie Schriftgestalt wäre, mit seiner Hand( geschrieben) und die so ver- au dem unter der Erde liegenden Pflanzenteil beginnt. Die unter den wandelt hätte, hinter dem Rücken sothaner frommen Frau, die in Boden reichenden Teile der erkrankten Pflanzen zeigen regelmäßig den Briefen benannt war und sie ausgesandt haben sollte, daß er sie vernarbte Wunden von Jusektenstichen, die den eigentlichen Erregern sonder ihr Wissen, Willen und Vollmacht hätte erdichtet und an den der Krankheit den Zutritt zu der Pflanze zu eröffnen scheinen. vorbenannten Meister Curd geschrieben, ohne daß sie irgend etwas Man erkennt sie als braungelbe Flecken von beträchtlicher Größe. davon wußte, und hätte das in dem Sinn und der Meinung ge- Die Analyse zeigt, daß sich an diesen Stellen eine gelbe Gummi­than, den genannten Meister Curd zu betrügen, und daß er etwelches masse gebildet hat, wie sie auch bei Verletzungen des Wein­Geld damit von ihm wollte kriegen und erwerben." Die Göttinger   stocks zu beobachten ist, die unter dem Namen Gummose bekannt ist. konnten dem geriebenen Gauner wegen seines geistlichen Kleides Die Träger der Krankheit sind Bakterien, die sich allmählich in der nicht an die Jacke kommen, sondern mußten ihn an den Mainzer   Pflanze aufwärts arbeiten und gewöhnlich in den oberen Teilen der Erzbischof ausliefern. Welche Strafe ihn betroffen hat, wissen wir Stiele zu finden sind. Besonders zahlreich füllen sie die Gefäße nicht. Der Gimpel, Meister Curd Haller, ging nicht nur ohne Strafe des Pflanzengewebes. Dr. Delacroix hält den Keim für den schon aus, sondern wurde sogar vom Göttinger Stat würdig befunden, auch früher entdeckten Erwinschen Kartoffelbacillus. Auch in den Ver­weiter die Stadtschule zu leiten. einigten Staaten scheint die Krankheit nicht zu fehlen, und zwar kommt sie dort nicht nur bei Kartoffeln, sondern auch bei Tomaten und Eierpflanzen vor. Sie ist auch verschieden von einer andren Krankheit, die man als Stengelbrand der Kartoffel -Das Kochen und Essen der Bantu   völker in bezeichnet und auf einen andren Bacillus zurückgeführt Junerafrika schildert Albert Thomar in einem kürzlich in Brüssel   er­hat. Die Bacillen der letzteren sind in der Kultur leicht schienenen Werke. Ganz im Gegensatz zu uns Europäern, bei denen durch eine eigentümlich metallgrüne Färbung zu erkennen. Die jetzt fich die Familie zu den Mahlzeiten gern vereinigt, und denen ge- erforschte Strankheit entwickelt sich langsamer und auch mit andren meinfame Tafelfreuden ein Mittel zur Erhöhung der Geselligkeit Erscheinungen als jene. Wenn sie soweit vorgeschritten ist, daß der find, ist und trinkt der Neger gern allein, will dabei unbeobachtet Stiel unten schon abgestorben ist, so findet sich in der Hälfte der Fälle sein. Das gilt vom schwarzen Despoten wie vom ärmsten Unter- in ihm ein Pilzgewebe, das jedoch keinesfalls für die Entstehung than. Cameron berichtet z. B. aus Urna:" Für alle Warua gilt das der Krankheit verantwortlich zu machen ist, sondern nur für die Gefeß, daß sie sich selbst Feuer anzünden und selbst ihre Speisen endgültige Zerstörung der Pflanzenteile. Ulm   der gefährlichen kochen. Kajongo( der Herrscher) allein hält sich nicht an diese Vor- Krankheit zu begegnen, kann bisher kein andres Mittel empfohlen schrift gebunden; nur wenn zufällig feiner der Köche in der werden, als eine Wechselwirtschaft von mindestens dreijähriger Dauer Nähe ist, läßt er sich herab, es mit eigner Hand zu thun. im Anbau der Kartoffel, damit dem Ackerboden, der die Bakterien Keiner gestattet, daß andre ihm ihm zusehen, wenn er ißt enthält, Zeit gelaffen wird, sich von ihnen zu reinigen. Man wird oder trinkt; und doppelt bewahrt man die Heimlichkeit dem andern Geschlecht gegenüber. Oft sah ich, wenn einem Bier auch darauf achten müssen, die Knollen kranker Kartoffeln nicht zu gereicht wurde, daß er ein Tuch vorhalten ließ, um sich während zerschneiden oder gar zur Aussaat zu benutzen. des Trinkens dahinter zu verbergen." Der Gebrauch, sich beim Trinken zu verhüllen, wird von vielen Afrikareisenden berichtet. Ein neuer Ort. Berliner  :" Ich sage Ihnen, groß­Nach Coquilhat verhüllt am oberen Kongo der Häuptling ſein artig! Wo ich gewesen bin? Im Hochgebirge, in Madonna Gesicht und leert dann sein Trinkgefäß, und ähnlich erzählt di Campiglio; waren Sie auch einmal dort?" Merlon ebenfalls vom Kongo, daß die Frau des Häuptlings sich derart von diesem abwendet, daß sie sich Rücken gegen Rücken mit di ihm stellt und die Augen schließt, während er trinkt". In der Regel bereitet die Frau das Essen, aber abgesehen von einzelnen Gegenden an der Küste verspeist es jeder für sich: die Frau in ihrer Hütte und der Mann in der feinigen. Kein Familien­mitglied, so sagt der deutsche Neifende Plogge von den Baschilange, bekümmert sich beim Essen um das andre; während die einen essen, kommen und gehen die andern, wie es ihnen gerade paßt, doch essen die Frauen meist mit den kleinen Kindern gemeinschaftlich. Ferner berichtet dieser Reisende aus dem Reich des Muata Yamwo, daß beim Trinken von Palmwvein solche, die kein Tuch hatten, wenigstens die Augen schlossen, und ein Häuptling fich dieser für ihn in Gesellschaft unpassenden Beschäftigung enthielt". Niemand, so erzählt Pogge an audrer Stelle, darf dem Essen und Trinken des Muata Yamwo beiwohnen, und wer unvor fichtigerweise den Herrscher dabei überraschte, würde unbedingt mit dem Tode bestraft werden. Uebrigens hatte auch der Muata Yamwo seine eignen Köchinnen. Sogar dort, wo Familien mahlzeiten vorkommyen, wie am Stanley- Pool, essen die Mädchen doch oft nur mit der Mutter und die Söhne mit dem Vater. Wo der Mann der Reihe nach bei seinen verschiedenen Weibern in deren verschiedenen Hütten wohnt, zündet, wie Storms vom Tanganyika   berichtet, die betreffende Frau in ihrer Hütte zwei Feuer an und kocht die Mahlzeit für den Mann auf dem einen, die ihrige auf dem andern Feuer. Gegessen wird zu bestimmter Tages zeit, so im Kongostaat unter dem Aequator morgens und abends, am Stanley- Bool mittags und abends. Hier, wo Familien- Mahl­zeiten vorkommen, verteilt das Haupt der Familie das Essen unter alle; unter dem Aequator wird auf Bananenblättern oder auf Schüsseln für alle gemeinsamt serviert". Die eigentümlichen Sitten des Alleineffens, des Verhüllens und Abwendens sowie des Selbst­kochens, die übrigens auch bei den Naturvölkern andrer Erdteile sehr oft vorkommen, hängen wohl mit der abergläubischen Schen vor dem " Bösen Blick  ", der Furcht vor Zauberei und Vergiftung zusammen. Der Afrikaner trant in dieser Beziehung nicht einmal feinen nächsten Familienangehörigen. Was das Alleinessen der Weiber anlangt, so äußert sich darin wohl auch die untergeordnete Stellung der Frau in Afrika  .

Aus dem Pflanzenleben.

Humoristisches.

Posener( fleinlaut):" Ach nein, ich war bloß in Madonna Mogilno."

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- Der getränkte Mime. Herr: Der Schmierling thut ja so beleidigt, was hat denn der eigentlich?" Schmieren direktor: Ja wissen's, der wollt den Helden neuen Stück spielen, ich ließ es aber nicht zu." Herr: Und was spielt er mi?" Schmieren direktor: Die

im

wurst!"

Notizen.

getränkte Leber ( Lust. Bl.")

Die litterarischen Freitags Vorstellungen im Residenz Theater nehmen in dieser Woche mit Roberto Braccos Schauspiel, Tragödien der Seele" ihren Anfang.-

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Das Central Theater eröffnet die Wintersaison am Sonnabend mit Giroflé Giroflá".

Der italienische Komponist Perosi   arbeitet an einem neuen großen Oratorium, Die Apokalypse"; die Erstaufführung soll in Mailand   stattfinden. will alle zwei Jahre in Paris   cine russische Kunst - Die Petersburger Gesellschaft zur Förderung der Künste" ausstellung veranstalten; die erste soll im November im Grand Balais stattfinden.

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Eine elektrische Segmaschine, an der in der Schuckertschen Fabrit in Nürnberg   gearbeitet wird, soll im nächsten Jahre auf den Markt kommen. Die Maschine sett 5000 Bu ch= staben in der Stunde.

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Ennepethale( Regierungsbezirk Arnsberg  ) werden. Die Sperra Eine der größten Thalsperren wird die Thalsperre im mauer soll eine Länge von 250 Metern erhalten und am Fußende eine Breite von 30 Metern. Durch die Mauer werden zwei Thäler abgesperrt, so daß das Sperrbecken einen Stau Juhalt von 10 Millionen Kubikmeter Wasser zu fassen vermag. Die Ennepe, die das Wasser für die Sperre abgiebt, ist ein linker Nebenfluß der Bolme und hat eine Länge von 35 Kilometern, auf einer Länge vou 11 Kilometern berührt sie die industriereiche Gegend der Enneper Straße, für welche die Sperre hauptsächlich gebaut wird. Der Bau der Sperre dürfte noch in diesem Herbst in Angriff genommen werden.

ie. Eine wichtige Untersuchung über eine viel zu wenig be­achtete Kartoffeltrantheit hat Dr. Delacroix der Pariser Verantwortlicher Redacteur: Carl Leid in Berlin  . Drud und Verlag von Mag Bading in Berlin  .