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gebäude, und, nachdem er am Schreibtisch noch schnell eines feiner die Bedingungen für das bunte Leben darbot, das wir heute auf! jezt täglich erscheinenden Friedensmanifefte entworfen, wurden die unfrem Planeten wahrnehmeir. schuldigen Personen an der nächsten Haltestelle aufgehängt; alle Rutscher und Führer wurden umgehend nach Gumbinnen zur Aburteilung deportiert.
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Wie es möglich war, daß Leben sich entivickeln konnte, wo ehemals kein Leben, ist heute noch eine ungelöste Frage; noch haben wir niemals beobachten können, daß aus unbelebten Stoffe unter Sodann ging es zum Vorwärts". Man muß wissen, daß das irgend welchen Bedingungen belebter Stoff wurde, und solange es aur Mumie eingetroducte Centralorgan der deutschen Socialdemo- nicht gelingt, ein einfaches Lebewesen aus nicht lebendem Stoff zu tratie immer noch starr und fest an den socialistisch- marristischen schaffen, so lange liegt hier ein nicht streng bewiesener Punkt der: Dogmen hing. All' den schnell wechselnden bürgerlichen Regierungen Entwicklungslehre vor, eine bloße Annahme oder Verminting, fein gegenüber trat er in schroffer Nörgelei gegenüber und selbst als einen ftrenger Beweis. Monat lang einmal Loubet , Waldeck Rousseau und Roosevelt Deutschland als bürgerliche Republik regierten, verharrte das Blatt in greisenhafter Negation. Natürlich hatte es kaum ein halbes Dugend Abonnenten noch und niemand nahm den Vorwärts" ernst. Ganz anders war es der nationalsocialen„ Hilfe auf Zeit" ergangen, die jetzt dank ihrer flugen, nie versagenden Taktik zur verbreitetsten Beitung Berlins geworden war. Mochte regieren wer wollte, mochte in Deutschland die Republik , das absolute Königtum, ein WahlKaiserreich proklamiert sein, mochte ein liberal industrielles, ein agrarisch- konservatives, ein protestantisches oder katholisches, ein socialreformerisches oder gewalttapitalistisches Regiment herrschen, immer zeigte Herr Naumann, daß aller Fortschritt der Entwicklung davon abhänge, daß die Parteien das Ohr der regierenden Persönlichkeiten gewännen, welch' lettere naturnotwendig die Träger und Schöpfer der Zukunft seien. So begrüßte die Hilfe auf Beit" die Ankunft und die Regierungsübernahme des Baren mit einer unendlich tiefen Jubelbetrachtung, in der nachgewiesen wurde, daß die Ermöglichung demokratischer, nationaler und socialer Reformen seit jeher die Schicksalsbestimmung der Romanows sei.
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Aber nicht über diesen Punkt unterhielten sich die Naturforscher. Die Thatsache des Lebens ist ja vorhanden, und die Descendenz oder Entwick lungslehre behauptet nun, daß die ersten lebenden Wesen auf Erden nur einfache Bellen, mikroskopisch fleine Klümpchen lebender Substanz von einfachstem Bau, gewesen seien. Ganz allmählich haben sich die Nachkommen. dieser Zellen- fie pflanzten sich zunächst durch einfache Teilung fort zu mehrzelligen und höheren Wesen entwickelt, bis die heutige an ben buntesten Formen und Farben so reiche, vielgestaltige Pflanzenund Tierwelt entstanden sei. Auch der stolze Mensch, die Kerone der Schöpfung, muß sich in diese Reihe einordnen; seine Vorfahren sind bei niederern Gattungen zu suchen, vielleicht bei den Affen, vielleicht bei ausgestorbenen Arten, von denen sich auch die jetzt lebenden Affen entwickelten.
Diese Lehre ist etwa hundert Jahre alt; doch wurde sie in der Wissenschaft vor hundert Jahren abgethan und durch die Beschlüsse gelehrter Akademiker für endgültig überwunden und für immer begraben erklärt. Aber auf wissenschaftliche Theorien haben Mehrheitsbeschlüsse keinen Einfluß, wenigstens keinen dauernden. So konnte auch der Entwicklungsgedante nicht tot sein, sondern die Thatsachen, welche die Forscher fanden, die Versteinerungen untergegangener Arten, die aus der Erde gegraben wurden, die Umbildungen, welche man fünstlich bei der Züchtung von Tieren und Pflanzen erhielt, und vieles andre zwangen gerade die ein. dringendsten Forscher immer wieder, zu dem Gedanken der Entwicklung zurückzukehren. Und es kam die Beit, wo die Thatsachen eine so deutliche Sprache redeten, daß sich niemand mehr der Entwicklungslehre entgegenzustellen vermochte.
Genau das Gegenteil that der Vorwärts". Unfähig, sich den Verhältnissen anzupassen, sich in die neue Zeit zu schicken, brachte er einen Hezartikel gegen den Baren und protestierte unter dem Aufwand aller uralten Phrasen gegen seine Regierung Wollte der Friedenszar endlich Ordnung schaffen in Deutschland , so konnte er solch' luwesen nicht länger dulden. Darum stieg er trotz der großen Lebensgefahr mutig die steile, stockdunkle Steintreppe zur Redaktion des socialdemokratischen Centralorgans höchst selbst empor; die Kosaken folgten. Die Redacteure fonferierten ge= Unter allen Forschern ragt der Name von Charles Darwin rade, um einen neuen Gifterguß festzustellen. Väterchen lächelte herablassend, drückte jedem der Schmierfinken die ihm gehörige hervor, durch dessen Arbeiten die Entwicklungslehre mit einem ungeScheere in die Hand, und unter gütiger Nachhilfe der getreuen Ko- heuren Material von Thatsachen gestützt und bewiesen würde. Sein faten mußten sie sich sämtlich die Stehkragen und die Hälse durch- grundlegendes Werk erschien im Jahre 1859, und es giebt nicht schneiden. Dann wurde der Segersaal famt lebendem und totem einen Zweig der Naturwissenschaft, der in den vier Jahrzehnten. Personal in Brand gesteckt und die Maschinen zertrümmert. Die Kosaken schrien Hurra, und der Bar begab sich nach diesen ersten glänzend verlaufenen Regierungshandlungen im Triumph zum Schloß Aber welch ein Anblick bot sich hier!
welche seitdem verflossen sind, nicht die stärksten Anregungen aus diefer Lehre empfangen hat. Deshalb ist der Name Darwin. filr immer mit der Entwicklungslehre verbunden, und die beiden Worte Darwinismus und Entwicklungslehre find inr Bewußtsein des Volkes zu ein und demselben Begriff verbunden. Aber Darwin leistete noch ein Weiteres. Er legte sich die Frage nach dem Mechanismus der Entwicklung vor, die Frage nach dem Warum einer Abänderung der Arten und nach dem Grunde der schönen Zweckmäßigkeit, die man an den Organen
Der ganze Schloßhof, alle Säle wimmelten von Kaiserit, Königen, Präsidenten, Ministern. Selbst der alte Bülow war wieder gekommen und hielt eine Rede über„ Bevifles, Laotie, Bismarck und Ich". Jeder erklärte, unter allen Umständen Deutschland regieren zu müffen. Der Bar schnaubte in sein feidenes, goldgesticktes Taschentuch so vieler Lebewesen findet. Er glaubte auch hierauf eine Antwort Wut und erklärte, er sei zuerst gekommen, er allein sei berechtigt, die Herrschaft zu übernehmen. Wir haben alle gleiche Rechte" er flärte fategorisch Alfonschen von Spanien .„ Das werden wir sehen", schrie der Bar. Dann schickte er ein zornvolles Telegramm an das Haager Bureau:„ Was das für eine Bummelei wäre, ob sie nicht Ordnung halten könnten. Umgehende Entfernung der Konkurrenten fei ihre Pflicht." Die Antwort aus dem Haag lautete:" Nichts zu machen! Alle Einivendungen waren vergeblich. Jeder wollte nach Berlin . Wir lehnen die Verantwortung ab und haben uns soeben aufgelöst."
Da winkte der Zar feinen osaken. Aber auch die andren Bewerber hatten aufällig ihre Leibregimenter bei sich. Es kam zue Schlacht. Nach bier Minuten war alles still....
Das war der Fluch der Freizügigkeit und der Straßenbahu Die Geschichte meldet bis zum Redaktionsschlusse nicht, wie die Menschheit das Schicksal ertrug.
Joc.
Der gegenwärtige Stand der Descendenzlehre
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zu finden in seiner Lehre von der sogenannten natürlichen. 3uchtwahl. Wenn die Menschen besondere Formen von Tieren und Pflanzen erzielen wollen, z. B. eine feinvellige Art von Schafen, so bringen sie aus ihrer Zucht nur die geeignetstent, hier also die mit der feinsten Wolle Ausgestatteten zur Nachzucht, und erhalten so schon nach wenigen Generationen das gewünschte Resultat. Einen ähnlichen Vorgang stellte sich Darwin in der Natur vor; nur dies jenigen Individuen kommen zur Fortpflanzung, welche für ihre Lebensbedingungen gut ausgerüstet find, oder ungünstigen Be dingungen sich anzupassen vermögen, die andren gehen zu Grunde. Deshalb muß im Lauf der Zeiten eine Umbildung der Lebewesen, und eine Anpaffung ihrer Organe an die vorhandenen Bedingungen erfolgen.
Diese Lehre, welche einige Jahrzehnte hindurch eine fast unbestrittene Geltung hatte, gilt hente bei vielen Vertretern der Wissen fchaft für nicht ausreichend zur Erklärung der Thatsachen; manche halten sie geradezu für falsch und wollen sie gänzlich beseitigt wiffen. Auf diesem letzteren Boden steht z. B. Prof. de Vries aus, n Amsterdam , der den ersten der drei erwähnten Vorträge hielt: Ueber Mutationen und Mutationsperioden bei der Entstehung der Arten. Er glaubt, daß die natürliche Buchtwahl so lange Zeiträume für das Leben auf Erden braucht, wie in Wirklichkeit nicht vorhanden sind. Bei den langsamen Aenderungen, welche hier, vorausgesetzt werden, mußten Tausende von Millionen Tautete das Thema, über welches am Donnerstag in der 73. Ber- von Jahren vergehen, ehe die Formen sich so umgeändert haben sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte tönnten, wie wir sie jetzt vor uns sehen. Das Leben auf der Erde ( Sigung der naturwissenschaftlichen Hauptgruppe) drei Vorträge ge- fann aber nach Berechnungen von Lord Kelvin faum älter als halten wurden. 24 Millionen Jahre sein, und dieser Zeitraum erscheint für das Wirken der natürlichen Zuchtwahl Zu firez. Deshalb nimmt 8e Vries plögliche, stoßweise änderungen der Arten ait, so daß ganz plöglich neue Art entstehen kann. Eine solche Veränderung bezeichnet er fateinisch als Mutation. Solche durch Mutation, durch plötzliche Veränderung entstandenen Arten sind ebenso dauerhaft, wie die Mutterart hervorgegangenen sehr wohl bestehen. der Arten, die wir wahrnehmen, zeigt uns, daß Arten Jahrhunderte und selbst Jahrtausende lang unverändert verharren können; so finden wir Blattformen bei den Mumien in den Pyramiden dargestellt, die
Descendenzlehre heißt zu deutsch : AbstammungsLehre und man bezeichnet mit diesem Namen die Lehre, nach welcher alles Leben auf Erden sich allmählich ans einfacheren und einfachsten Urformen entwickelt hat. Die Erde hat sich vor Millionen und Milliarden, vielleicht auch vor Billionen und Trillionen von Jahren als gafige, glühende Masse von der Sonne losgelöst und
Wer eine
infreift either bos mitterliche Geſting; Die Beſtändigkeit
Erde an Oberfläche blieb sie noch Jahrtausende hindurch glühend, so daß für irgend welches Leben auf ihr nicht Blay war. Aber die Erfaltung schritt weiter vor, es bildete sich die harte Ninde, von welcher die Erde heute umgeben ist, und welche