-
780
-
Aber sie ist doch aus der Gesellschaft."
Wirkung, das Herausentwideln der lyrischen Nuhepunkte aus dem Der Geheimrat richtete fich auf." Na wiffen Sie Merten: nicht dramatischen Fortgang ist gut gemacht, das unendliche Recitatib Wagners verdammen? Da ist kein Urteil scharf genug. Und wenn auch so'n und seiner Nachfolger als Ausdrucksmittel virtuos benügt. Es giebt nicht junges Mädchen' n bißchen tokettiert, der Mann muß fest bleiben!" biel so gute Musit, nicht viele so selbstlose Komponisten, aber sehr Muß er," bestätigte Herr von Dabrow. Wenn es sich um viele derartige Terte. ne junge Dame aus der Gesellschaft handelt, muß er's bestimmt. Wenn er' s nicht thut, ist er ein Lump."
Wenn wir da nicht streng wären, fönnten wir ja nette Zustände bekommen. Nee, da steht die Ehre unsrer Töchter doch zu hoch, an die darf keiner rütteln."
" Ja", sagte Herr von Dabrow, ich will mich gewiß nicht beffer machen als ich bin, und ich bin auch mal jung gewesen und war tein Heiliger, und hab nicht gelebt wie' n Mönch, aber' ne Dame aus unfern Streifen? Nein wissen Sie, Merten, das ist verächtlich, das verdient nicht mal' ne ehrliche Angel, das verdient die Hundepeitsche."
Der Affeffor fah Herrn von Merten von der Seite an: Ja ich weiß auch nicht, wie sie da noch ein Wort der Entschuldigung finden können, Merten. Jott es is ja ne traurige Thatsache, man kann nu mal nicht leben ohne Liebe, aber schließlich ist man doch' n Ehrenmann, und' ne Dame aus der Gesellschaft? Nee, dazu sind doch weiß der Himmel genug andre da."
-
Musik.
Theater des Westens . Heinrich Zöllner , Sohn des vielgepriesenen Leipziger Liedertafelmannes Starl Zöllner, nach längerem Wirken in New York jetzt zu Leipzig als UniversitätsMusikdirektor wirkend, ist längst als ein tüchtiger Liedertafler, Lieder und Chor- Komponist wohl angesehen. Auch seiner" Faust"-Musit gedenkt man bei Nennung seines Namens gern. Bor etwa zwei Jahren wurde in der damaligen Sommeroper des Theaters des Westens" seine Versunkene Glode" aufgeführt, eine Oper, die sich die Textfrage dadurch leicht gemacht, daß sie aus G. Hauptmanns bekanntem Märchendrama alles musikalisch Gutscheinende ganz unverändert an sich genommen hat. Uns schien damals die Stärke des Komponisten in den Chören der Oper zu liegen, echt Chrischen Stücken, die für die geringere Selbständigkeit des Uebrigen entschädigen konnten. Der äußere Erfolg war nur ganz vorübergehend. Von einer oder der andern Seite ich glaube aus Leipzig wurde diese Teilnahmslosigkeit des Publitums und der Kritiker scharf angegriffen, allerdings mit Entschuldigung durch eine Minderwertigkeit jener Aufführung, und wurde zu Gunsten Zöllners eine Art Wiederaufnahme des Verfahrens" gefordert. Dazu ist es nun feither in Berlin allerdings nicht gekommen. Nun aber wurde dem Komponisten eine andre Entschädigung zu teil, indem vorgestern ( Freitag) in der Winterſtation desselben Theaters fein leberfall" mit einem Erfolg in Scene ging, den man wenigstens vorläufig und wenigstens äußerlich als einen großen bezeichnen kann.
-
Ünter dem Gesamttitel Im Jahre 1870" hat. Zöllner zivei Opern geschrieben. Die eine heißt Bei Sedan "; ihr Text ist einer Episode aus Bolas La débâcle" nachgebildet. Von einer Aufführung dieser Oper ist uns nichts bekannt. Die andre heißt „ Der Ueberfall" und hat für ihren Text die Novelle„ Die Danaide" von Ernst v. Wildenbruch benutzt. Beide Texte sind von Zöllner felber zurechtgemacht, beide Werke vor der Versunkenen Glocke" geschrieben, das zweite 1895; 1896 wurde es in New York , bor fünf Jahren zu Charlottenburg in einem Unterhaltungssaal und vor kurzem in Leipzig aufgeführt. Man wird gut thun, sich durch den Namen Wildenbruchs und durch die Wahl einer Geschichte aus den Preußenzügen in Frankreich nicht von vornherein auf ein Vorurteil für oder gegen die Sache festzulegen. Aber daß doch Zöllner ein so sicheres Urteil über den Wert einer Dichtung und eine so fichere poetische Hand befäße, wie er eine sichere Meisterschaft des musikalischen Schaffens befigt! Der Text beginnt mit einer vielversprechenden Exposition: einer Verschwörung französischer Franktireurs gegen preußische lanen, die mit Hilfe von Weiberlist ermordet werden sollen. Natürlich giebt es keine Bühnenverschwörung, ohne daß sie von einer Liebe gekreuzt würde. Und mun folgt, immer mit einer beträchtlichen Geschicklichkeit der Jneinanderfügung, eine ganze Schwadron bon bon Effekten, Herzensverzweiflung und Spottchören, von Kriegs- und Volksgesang, von Tapferfeit und Sentimentalität, von Widerwärtigem und Süßem, von Zapfenstreich und Liebe, von Traumbild und Mord, und endlich von Umarmung und Dolchstoß im fallenden Schuce, so daß man sich hinterher zusammenphantasieren könnte, man habe in der Berliner Siegesallee von einer Zither das Weißt du, Muatert, was ich träumt hab'?" gehört, und daß man auch schon die illustrierten Familienjournale vor sich sieht, für welche die Reproduktion folcher Scenen ein gefundenes Futter sein könnte.
Ueber ein Zugrundespielen des Stückes werden wohl diesmal des Komponisten Freunde nicht zu flagen haben. Camilla Goel als die höchstdramatische Bäuerin und Lina Doninger als die spöttische Jüngere, sowie Hermann Steffens als der Hauptverschwörer sangen und spielten, daß es eine Freude war; der Tenor Wilhelm Otto erties fich als einer der besseren seines Faches, freilich mit der sehr flachen Klangfarbe, die diesen häufig eigen ist. Regie( Jacques Goldberg) nicht zu ver gessen!
"
"
Rettungen des alten Offenbach find jetzt anscheinend sehr beliebt. Ein zweites so hochstehendes Wert wie Hoffmanns Er zählungen " dürfte sich allerdings unter feinem Vorrat nicht wieder finden. Im vorigen Winter war bei einer einzelnen Matinee seine Operette Dorothee" herangezogen worden, ein verhältnismäßig recht nettes Stückchen. Sehr ähnlich, doch primitiver ist sein Mädchen von Elizondo", eine angebliche Komische Oper in einem Aft". Vielleicht hat sie der Komponist geschrieben des wirklich erinnerungswerten Terzettes halber, in dem sie gipfelt, vielleicht auch eines Publikums halber, das eventuell schon am Uebrigen genug Unterhaltung finden konnte. Das„ Thenter des Westens" hat durch die Aufführung dieser Bluette"( zu deutsch :" Schmarren") vor jenem Ueberfall" feinen Mitgliedern Reinhold Wellhof, Irma untch und Margarete Lieban- Groß Gelegenheit zu einem hübschen Zusammenspiel, letzterer auch zu einem guten Singen Gelegenheit gegeben.
Warnung! Richtige Textbücher nur im Theater" usw. That sächlich war das dort zu holende Elizondo- Textbuch alles eher als richtig und obendrein so theuer wie derlei immer. Man darf an diesen Nachlässigkeiten nicht so vorübergehen, als feien sie nur ge wöhnliche Theater Rücksichtslosigkeiten. Sie sind vielmehr die charakteristische äußere Seite des tief inneren Elends unsrer Theatermufit- Dichtungen. Man sieht deutlich, wie wenig Nespelt die Theater vor diesem Teil ihrer eigenen Leistungen haben.
-
Humoristisches.
SZ.
Bei'm Landbader. Dummer Bub', faff doch den Herrn bei der Nas'n, wenn Du' n rasierst.. Wofür glaubst D' denn, daß die Nas'n da ist?"
-
Großstadtkinder. Rätin:" Wo ward Ihr heuer in der Sommerfrische, Ella?"
Ella:„ Auf einer Alm 1"
Rätin: Habt Ihr denn da was Anständiges zu essen bekommen?"
Ella:„ Nun, was halt eine Suh bieten tann: Milch, Butter, Eier, Honig!"
-
Erdrücken der Beweis. Und Sie wollen es beweisen, daß die Beiden sich gefüßt haben?" „ Selbstverständlich: Erstens habe ich sie vom Rebenzimmer aus photographiert und dann hab' ich den Kuß auch noch phonographisch aufgenommen!" („ Flieg. BI.")
-
Notizen.
-
W
Die Wiener Rundschau" zeigt an, daß sie in der bisherigen Form nicht weiter erscheinen wird. Viel Geschrei. Aus der„ Lessing Gesellschaft" hat sich eine, Lessing- Hochschule" entwidelt. Lesen" sollen daselbst Frizz Stahl und Dr. Mag Osborn über„ klassische und moderne Malerei", Philipp Spaudow( Litterarische Neuerscheinungen") usw. Das Honorar für den Cyklus( 8 bis 9 Borträge) beträgt 4 Mark. Die Nene Gemeinschaft" veranstaltet heute( Sonntag miltag 12 hr) eine Matinee im Architektenhause. Der Eintritt ist unentgeltlich.- Helene Lieban- Globig scheidet mit Ablauf ihres Kontraktes aus dem Verbande des Opernhauses aus.
Nach einer Meldung des B. T." wird Yvette Guilbert in diesem Winter mit einer Gesellschaft Pariser Künstler nach Berlin kommen, um hier in einem eigenartigen Rahmen einmal französische Cabaretkunst zu zeigen.
Wie mun Zöllner seine Musik in den Dienst dieser gewaltsamen, zu den schlimmsten Kalauern herausfordernden Variation Wilden bruchs gestellt hat, ist geradezu eine rührende Tragik. Durch Dick und Dünn, über Stock und Stein geht er mit seinem Text; er folgt ihm genau in alle Sentimentalitäten und Rührseligkeiten und Brutali täten und Bühneneffekte und nochmal Sentimentalitäten, zu denen ihm sein wildenbrüchiges zweites Zöllner- Ich vorangeht. Als Komponist hat sein erstes Zöllner- Jch gethan, was nur immer zu thun war. Der hochdramatische Chor jener Exposition ist ein Meisterstück, die in den tiefen Lagen der Blechbläser wühlenden Harmonien find von gewaltiger Berantwortlicher Redacteur : Carl Leid in Berlin . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin .
- Die diesjährige Secessionsausstellung hat ein so gutes Ergebnis gehabt, daß an die Garantiefondszeichner 30 Proz. gezahlt werden konnte, so daß diese nun im Ganzen 80 Broz. zurüderhalten haben. Die Große Berliner Kunst= ausstellung hat mit einem Ueberschuß von 70 000 m. abgeschloffen. Die verkauften Werke repräsentieren einen Wert von 300.000
- Die Ausführung des Straßburger Goethe Dentmats ist dem Berliner Bildhauer Ernst ägener nun endgültig übertragen worden. Todesstunde", ein Gemälde des Düsseldorfer Malers Otto Heichert ist für das Antwerpener Museum an gekauft worden.-