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er sich seinem Lieblingsstudium vollständig und kehrte erst nach fünf-[ uns entfernt ist, um so fleiner muß diefes Abbild der Erdbahn er jährigem Aufenthalt an deutschen Universitäten in seine Heimat scheinen; je näher uns dagegen ein Stern steht, um so größer wird zurück. Hier entdeckte er den nach ihm benannien neuen Stern. das Abbild der Erdbahn. Die Größe der Schleifen gab daher ein Am 11. November 1572 erblickte er ihn zuerst im Sternbild der Mittel an die Hand, die Entfernungen der betreffenden Gestirne zu Kassiopeia. Der Stern nahm an Glanz sehr rasch zu und übertraf berechnen. Die Alten hatten die verschiedenen Planeten zivar auch im Dezember sogar die Venus ( den Abend und Morgenstern) au in verschiedene tlbstände gerückt, indem sie annahmen, daß Helligkeit, so daß er selbst am Tage von guten Augen gesehen wurde. Die langsamer Laufenden auch die entfernteren seien, eine Allmählich blaßte er dann ab und entschwand im März 1574 den Blicken, bestimmte Vorstellung über die Entfernungen aber konnten nachdem er 17 Monate am Himmel geglänzt hatte. Ein weiteres fie fich nicht bilden. Die Lehre des Kopernikus erlaubte Berfolgen war nicht möglich, da es Fernrohre zu jener Zeit noch zum erftenmale, eben aus der Größe der Schleife in nicht gab. Seitdem find vielfach neu auftauchende Sterne beobachtet den Planetenbahnen deren Entfernungen zu bestimmen. War nun worden. Erst im Februar dieses Jahres hat ja die Nova Persei diese Anschauung richtig, so mußten doch auch die Fixsterne ein Abbild ( neuer Stern im Sternbilde des Perseus ) viel von sich reden ge- der Erdbewegung zeigen. Die Figsterne nahm man am Himmel als macht. Auch heute, dreihundert Jahre nach Tychos Tode, find wir feststehend an, sie zeigten feine eigne Bewegung; aber nach der noch nicht im stande, genügende Aufklärung über solche Erscheinungen Kopernikanischen Lehre hätten sie doch eine kleine Bewegung in ge zu geben. schlossener Bahn um ihren Ruhepunkt ausführen müssen. Je Doch tehren wir zu Tycho zurück. 1575 ging er wieder nach weiter ein Fixstern abstand, um so fleiner hätte seine Kurbe Deutschland , wurde jedoch schon im folgenden Jahre in seine Heimat sein müssen, je näher er uns ist, um so größer, weil zurückgerufen, wo ihm König Friedrich die kleine Jusel Hveen im ja auch an diesen feststehenden Sternen das Abbild der Erdbahn erSund als Lehen überließ und ihm eine größere Summe zum Bau scheinen muß. Eine solche Bewegung aber war nicht wahrzunehmen. einer eignen Sternwarte bewilligte. Tycho erbaute dort die Uranien Wir haben schon gesagt, daß Tychos Messungen die aller seiner Vorburg, deren lleberreste noch heute zu sehen sind, und machte sie zum gänger an Genauigkeit sehr erheblich übertrafen, Ortsveränderungen Mittelpunkt des astronomischen Lebens der gesamten damaligen von 3-4 Bogenminuten am Himmel war er bereits im stande zu Kulturwelt. Aus allen Ländern eilten die Jünger der messen. Wenn mun ein Figstern, von zwei entgegengesezten Punkten Astronomie herbei, um dort von dem Meister der Beob- der Erdbahu beobachtet, also von zwei Punkten ans, von denen geachiungstunft zu lernen. Grade in der Beobachtung lag sehen seine Lage die größte Abweichung zeigen müßte, ſeinen Tychos Stärke; obwohl noch ohne Fernrohr, bildete er die Meß- Standpunkt am Himmel auch nur um 3 Minuten geändert hätte, so instrumente so vorzüglich aus, daß seine Beobachtungen geradezu hätte er mindestens tausendmal weiter von uns entfernt sein müssen eine neue Epoche in der Sternkunst bezeichnen. Kopernikus hatte in als die Sonne und mindestens hundertmal weiter als der Saturn, feiner Weise genauere Messungen anstellen können, als die Alten, der äußerste damals bekannte Planet. Die Anhänger des Kopernitus und legte seinen eignen Beobachtungen daher auch durchaus keinen erwiderten zivar auf den Einwand des Tycho, daß die Fir höheren Wert bei als denen der Alten. Tychos Beobachtungen da sterne noch weiter entfernt seien, so daß das Abbild gegen übertrafen die seiner unmittelbaren Vorgänger an Genauigkeit der Erdbahu an ihnen nicht mehr erkannt werden könne; ganz außerordentlich, und wenn sie auch nach Erfindung des Fernrohrs wenn man aber bedenkt, daß die Vorstellungen vou so überholt wurden und die heute erforderte Genauigkeit nicht ungeheuren Entfernungen sich doch erst im Laufe der Zeit ausbilden erreichen, so ist es doch verständlich, daß sie zu jener Zeit Tychos mußten, so wird man es nicht allzu verwunderlich finden, daß Tycho Ruf in der ganzen Welt begründeten. Nach dem Tode Friedrichs derartige Borstellungen zurückiies, weil sie der gesicherten, wissens ( 1588) konnte sich Tycho mit dem dänischen Hof nicht stellen. Er schaftlichen Unterlage entbehrten und der Phantasie entsprungen verließ daher seine Heimat und begab sich wieder nach Deutschland , zu sein schienen. Heute freilich wissen wir, daß der nächst wo er einige Beit bei Freunden zubrachte. Ju Jahre 1599 wurde stehende Firstern nicht nur tausendmal sondern zweihunderter vom Kaiser Rudolph an die neu gegründete Sternwarte zu Prag tanfeudmal weiter von uns entfernt ist, als die Soune, und berufen, die er dann bis zu seinem Tode leitete. Dort war außerdem find unsre Beobachtungsinstrumente so verfeinert, Keppler sein Schüler und Gehilfe und kam nach dem frühen Tode daß an den nächstgelegenen Firsternen das Abbild der Erdbahu Tychos in den Besitz von dessen unschätzbaren Beobachtungen, aus thatsächlich beobachtet werden kann. Tycho aber können wir keinen denen er seine berühmten Gesetze der Planetenbewegungen erschloß. Borivurf machen, wenn er aus dem Umfang der zu seiner Zeit Wenn also Tycho die Lehre des Kopernikus verwarf, so ist wohl möglichen Kenntnisse die Spekulation verwarf und es für die vorvon vornherein anzunehmen, daß es rein wissenschaftliche Gründe ehste Aufgabe der Aftronomie erklärte, weitere Beobachtungen der himmlischen Bewegungen anzustellen und zu sammeln. waren, die ihn zu seiner Stellungnahme veranlaßten. Es kommt noch Das ist auch der einzig richtige Weg, auf welchem die hinzu, daß zu Tychos Beit eine besondere Feindschaft der Kirche gegenüber Wissenschaft fortschreiten tann. Nach Kopernikus fonnte ein der neuen Lehre gar nicht vorhanden war: Kopernikus Lehre wurde erst wesentlicher Fortschritt mur geschehen, wenn das Beobachtungsviel später, fast 30 Jahre nach Tychos Tode, für firchenfeindlich erklärt material so sehr vervollständigt wurde, daß man die wirklichen und ihre Anhänger verfolgt. Ju der Zeit, die auf Kopernikus Tode Bewegungen daraus ablesen konnte. Es ist deshalb kein Zufall, folgte und in der Tycho lebte und wirkte, stand die Beschäftigung daß zwischen Kopernikus und Keppler etwa 100 Jahre liegen; diese mit der Theorie des Stopernikus bei vielen Kirchenfürsten in hohem Zeit war notwendig, um die Thatsachen zu sammeln und zu ers Ansehen, und das Bekenntnis zu ihr konnte keine Verfolgung ein- tennen, aus denen die Gefeße der wahren Bewegungen hervorgingen. tragen. Geht man tiefer auf die Sache ein, so erkennt man auch leicht, warum Tycho sich von der Kopernikanischen Lehre ab handeln, sondern sie lagen in der einzig möglichen Richtung Deshalb darf man Tychos Bestrebungen nicht verächtlich bes gestoßen fühlte. Sie war ersonnen, um die außerordentlich für den Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnis. verwidelten Bewegungen, welche der Lauf der Planeten am Himmel verhält sich mit Tycho Kopernikus gegenüber ähnlich wie anderts zeigt, in einfacher Weise zu ertiären. Beichnet man sich die Bahn halb Jahrtausende früher mit Hipparch gegenüber Aristarch. Auch eines Planeten in eine Himmelstarte ein, so bekommt man im Sieser lettere hatte bereits 250 Jahre v. Chr. eine Bewegung der großen und ganzen Kreisbahnen, die aber von Schleifen unter- Erde um die Sonne gelehrt, aber gerade die bedeutendsten brochen find. Die Planeten laufen nicht immer in derselben Richtung. Astronomen, vor allem Hipparch, verwarfen diese Lehre, weil sie sondern tehren an irgend einer Stelle ihrer Bahn um; jedoch nur für furze Zeit, bald wenden sie wiederum, schneiden die alte Bahn notwendigen Beobachtungen zu sammeln, als Spekulationen über jener Zeit verfrüht war, und es weit mehr darauf autam, die und gehen in der früheren Nichtung vorwärts. Um diese den Zusammenhang der Bewegungen anzustellen. merkwürdigen Bewegungen auf solche solche in Kreisen zurück- Die dankbare Erinnerung der Nachwelt verbindet mit den zuführen, hatten die Alten angenommen, daß sich die Blaneten in Epicyklen bewegen, das heißt auf Kreisen, deren Mittel- großen Fortschritten in der Wissenschaft die Namen der Männer, deren Leistungen mit besonders hervorragenden Wendepunkten im punkte selbst wieder Streise um die Erde beschreiben. Die Be Busammenhang zu stehen scheinen. Es ist das durchaus verständlich, wegungen wurden dadurch sehr kompliziert, aber es gelang doch, die aber in Wirklichkeit giebt es derartige unmittelbare Wendepunkte Erscheinungen am Himmel darzustellen und die gegenseitige Stellung nicht, sondern stets baut der Nachfolgende weiter auf dem, der Gestirne vorher zu berechnen. Nur die große Stompliziertheit was die Vorgänger geliefert. So sieht auch Keppler durchaus dieses Systems( chließlich brauchte man 56 Kreise für auf den Schultern seines Vorgängers, des Dänen Tycho. Die die Erde, Sonne, Mond und fünf. Planeten) war es, oft unbeachtete, aber unerläßliche, stetige Arbeit des Sammelns er die Kopernikus zu einer einfacheren Annahme führte, aber möglicht erst die großen Fortschritte, die allein sich dem Gedächtnis feineswegs fonnte Kopernikus die Epicyklen vollständig entbehren. der meisten einprägen. Das letztere ist nicht zu tadeln, aber es Auch er hielt ja daran fest, daß sich die Planeten in Kreisen be- wäre ungerecht, die Forscher nach Tychos Art zu vergessen; in der wegen, zu deren Mittelpunkt er statt der Erde die Sonne machte. Geschichte der Wissenschaft wird sein Name neben denen des Kopernikus Um nun eine Uebereinstimmung mit den Beobachtungen zu be- und Steppler immer als ebenbürtig glänzen.- tommen, erklärte er die beobachteten Abweichungen ebenfalls dadurch, daß die Planeten doch noch, wenn auch in kleinen Epicyklen, um einen Mittelpunkt liefen, der seinerseits erst die Sonne umfreiste. mag wohl diese Annäherung alt die alten Borstellungen gewesen sein, die es Tycho einfacher erscheinen ließ, die Erde als Mittelpunkt der Bewegungen beizubehalten. Dazu tam aber vor allem noch eins. Im System des Kopernikus erscheinen die Schleifen in den Planetenbahnen als Abbilder der Erdbahu. Die Schleife ist eben nicht die Bahn des Planeten, sondern die Bahn des Beobachters auf der Erde, die er an dem fernen Gestirn in perspettivischer Verzerrung sieht. Je weiter das beobachtete Gestirn von
Kleines Feuilleton.
Bt.
Es
ie. Ueber den Schlaf der Murmeltiere, der ja geradezu sprichwörtlich geworden ist, hat ein italienischer Gelehrter Namens Albini eigenartige Versuche angestellt und deren Ergebnisse vor der Naturwissenschaftlichen Atademie zu Neapel beschrieben. Das Murmels fier teilt mit manchen andren Säugetieren das Bedürfnis nach einem Winterfchlaf. Sobald der erste Frost eintritt, nimmt es keine Nahrung