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Das wohl nicht," entgegnete der Lehrer, ich habe kein Gelübde gethan; manchmal trinke ich aber nicht heute." Frau Me Kinstry runzelte die Stirn.
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10 Merfst Du nicht, Ma," warf Cressy schnell ein. „ Der Herr Lehrer trinft manchmal, aber nicht Branntwein. Das ist's."
Ihrer Mutter Stirn glättete sich wieder. Cressy schlüpfte bor dem Lehrer zur Thür hinaus und ging ihm voran zur Pforte. Als sie dort angelangt war, wandte sie sich um und sah ihm ins Gesicht.
Was sagt Ma dazu, daß Sie mich vorhin sahen?" Ich verstehe Sie nicht!"
" Daß Sie mich mit Joe Masters auf dem Wege gesehen haben?"
,, Sie fagte nichts."
besteht aus so und so viel Kilogramm Wasserstoff plus so und so viel Kilogramm Sauerstoff; die Existenz von Nigen und Nirvanastille Für hat man nicht nachweisen können. Was geht das mich an? mich sind die nebelumschleierten Höhen und der einsame See mit Nigenträumen und Nirwanastille troßdem die Wahrheit". Wafferstoff und der Sauerstoff find mir gleichgültig.- Ich will träumen: ich will illusioniert sein!"
Der
" Hm," machte Cressy gedankenvoll, was haben Sie ihr Entwicklung aus den Seelenängsten eines bantbrüchig gewordenen tavon erzählt?"
„ Nichts."
" Dann haben Sie uns wohl nicht gesehen?"
Man könnte dies Bekenntnis aus Arne Garborgs„ Müden Seelen", dem Roman, der für die Psychologie der modernen Defa dence" dieselbe klassische Bedeutung hat, wie Goethes Werther" für die Empfindsamkeit des achtzehnten Jahrhunderts, auch dem letzten Holländerschen Werke, und so viel andern mystisch schillernden Produkten, welche die neueſte Litteratur zu Tage fördert, as attor voranfeßen; so schlagend treffen die Worte das Wesentliche der überall in diesen Werken durchgehenden Grundstimmung. Nirgends kann man den modernen Mysticismus und die tiefsten Springquellen desselben, seinen Zusammenhang mit dem modernen Aesthetentum, sowie seine Dekadentenpessimismus in so anschaulicher und tiefer Klarheit verfolgen wie in dem Garborgschen Roman. Gabriel Grams Wille zur Illufion", das ist in legter Instanz der Wille zu einem be= dem kritisch auflösenden Denken, das alle Vorstellungen auf ihren Wahrheits- und Wahrscheinlichkeitsgehalt untersucht, in das Dämmer reich gläubiger Gefühle zu fliehen. Und so, in dieser Stimmung, findet Gram, der freigeistige Libertiner, der alle Lebensideale aus seinem Herzen höhnisch weggespottet hat und den es nun in dieser selbstgeschaffenen Einsamkeit graust, den Weg zum Christentum zurüd. Ob nach dem Sinn des Dichters diese Wendung ein Hinauf oder Hinab, eine Gesundung oder einen gänzlichen Berfall bedeutet, darauf wird man in dem wunders baren Buch, das sich einfach und schlicht als bloßes Dokument zur Seelenkunde unfrer Zeit giebt, vergebens nach einer Antwort suchen. Der Poct bleibt hinter dem Vorhang.
" Ich sah Sie allerdings mit jemand- wer es war, weiß ruhigenden, das Dasein festlich erleuchtenden Glauben, der Wille, vor fch nicht."
,, Und Sie haben Ma nichts gesagt?"
Nein. Das ging mich nichts an."
Er sagte sich, daß das alles mit dem Zweck feines Kommens nichts zu thun habe. Aber es war zu spät, noch mals darauf zurückzukommen, und sie sah ihn mit so sonder barem Ausdruck an.
" Der Joe Masters ist ein närrischer Kerl. Ich sagte ihm, daß Sie seine Dummheiten sähen."
" In der That."
Herr Ford stieß die Pforte auf. Da das Mädchen zögerte, mußte er sie einen Moment halten, ehe er hindurch schritt.
Ma begriff nicht, warum Sie nicht trinken. Sie denkt, Sie sind wie die andern. Darum tann sie es nicht begreifen und andre auch nicht."
Mir scheint, sie ist um Ihren Vater besorgt, und sie erwartet, daß ich mich beeile," entgegnete der Lehrer mit Nach
druck.
"
„ Das ist wahr," meinte Cressy boshaft. Sie werden ihn da in der Lichtung treffen. Aber Sie sehen so sonderbar aus mit der Flinte. Sie steht Ihnen gut. Sie sollten immer eine tragen."
Der Lehrer lächelte leise, fagte„ Adieu!" und verabschiedete sich von dem Mädchen, nicht aber von ihren Augen, die ihm noch weiter folgten. Selbst als er das Ende des Pfades erreicht hatte und zurückblickte, lehnte sie noch an der Pforte, einen Fuß auf die unterste Sprosse gesetzt und das Kinn in die Hand gelegt. Sie machte eine leichte Handbewegung, welche er aber bei der Entfernung nicht recht berstehen konnte; vielleicht zeigte sie ihm, wie er die Flinte trug, vielleicht auch warf sie ihm einen Kuß zu. ( Fortsetzung folgt.)
Der Weg des Thomas Truck.)
Roman von Felig Holländer.
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Ganz anders bei dem Holländerschen Buche. Die Art, in der der Autor uns von dem Weg des Thomas Trud, der schließlich gleichfalls auf christliche Gedankenpfade zurückführt, berichtet, läßt teinen Zweifel daran, daß dieser Weg nach des Dichters Ueberzeugung der Weg des Heiles und der Erlösung sei. Er steht nicht über seinem Helden, er steckt in ihm drin, noch mehr, er schaut zu ihm als einem Jdeale auf. Und, vom moralischen Gesichtspunkte aus betrachtet, ist dieser Thomas Truck, man mag zu seinen mystischen Tendenzen sich stellen, wie man will, in der That Hochachtungswert, ein ehrlich Ringender, ein Mensch von seltener Reinheit des Gefühls und starkem Opfermut. Nicht als ein jammernder Bankrotteur des Lebens, mit gebrochenem Willen wie Gabriel Gram, sondern als ein Aufrechter, als ein Kämpfer und Dulder, langt er bei seiner legten christlich religiösen Entwicklungsstation an.
Aber wie dürftig ist es mit seinem geistigen Entwicklungswege bestellt! Nach den Jutentionen des Dichters foll Truck doch wohl als ein Gereifter, der die höchsten Errungenschaften des modernen Denkens in fich durchlebt und irgendwie überwunden" hat, zu seinem neuen Glauben gelangen. Jedenfalls täme feinem Entwidlungsgange nur dann, wie doch der Autor will, etwas wie eine tiefere programmatische Bedeutung zu. In Wirklichkeit aber läuft dieser Held gerade an dem Größten, was die Zeit seinem Denken zu bieten hätte, wie ein Blinder vorüber. Weder die Naturwissenschaften, die er als Mediziner kennen lernt, noch auch der Socialismus und die grandiose Conception der materialistischen Geschichtsauffaffung, noch endlich irgend eine der tiefer bohrenden Philosophien, lassen irgendwelche befruchtenden Spuren in seinem Geiste zurück. Er entwickelt sich über diese Standpunkte nicht hinaus, sondern an ihnen vorbei. Was er von Philosophie in sich verarbeitend aufnimmt, beschränkt sich auf etwas Eugen Dühringsche Moralistik und die geistreich spielende Egoistenideologie Mag Stirners : " Ich bin kein Rationalist. Nur mein Verstand ist es; aber was der Einzige und sein Eigentuni, über die hinauszuwachsen cs in That feiner ist der Verstand denn sonst, als ein kleines, elendes Laternenlicht der allzugroßen Anstrengungen mehr bedarf. mitten in einem großen, weiten Dunkelboden. Das in mir, was und mit dem Socialismus rechnet der blutjunge Herr Doktor gar fühlt und empfindet, das ist Jch. Das ist die Tiefe, das Meer, die wie einer der allergrünsten Litteraten ab. Die materialistische Unendlichkeit in mir. Da unten wogen die Kräfte, von Geschichtsauffassung predigt das 8wangsrecht denen ich abhängig bin; doch im Grunde dieses Meeres und die Autorität und führt zur Knechtung des Eins giebt es unterirdische Verbindungen mit dem Weltocean. zelnen(!). Nach ihr hat das Individuum nicht den leisesten ... Die Verständigkeit, die sich ausbreitet und alles sein will, Spielraum mehr(!).. Das Individuum wird unter das Joch ertötet und verleugnet etwas in mir. Das Feinste in mir, das des Zukunftsstaates gesperrt. Es wird gefüttert, aber es darf Tiefste. Doch in jedem Fall das Unnüßeste!" Nüglich für wen nicht zum Bewußtsein seines Jch tommen...(!). und was?„ Nüglichkeit" ist ein Dogma, so wie„ Glück" und In dieser völligen Verneinung und Leugnung der Persön Wahrheit"; es gilt nur, es richtig und nicht zu eng zu verstehen. lichkeit haben die freien Geister den Bankrott der materia Nüglich ist das, was uns dazu bewegt, zu leben, das Leben zu listischen Geschichtsauffassung, des gemeinen Socialismus erfühlen. Ein Traum ist nüßlich, wenn er schön ist. Was die Wahr- kannt(!). Sie haben erkannt, daß die Wurzeln des Voltsgrams tiefer heit angeht, so ist sie nicht zu finden; und die Wahrheit, die man finden ruhen als in den ökonomischen Behältnissen- daß an sich fann, ift gleichgültig.-Phantasie; Farben ins Leben, Reichtum in die eigentlich schon heute die Produktionsmittel in Empfindungen, Tiefe in die Existenz warum sollten wir vom den Händen der Arbeiter() sind, daß nur durch Worte Illusion uns schrecken lassen? Fast alles, was uns ein geheiligtes Raubrecht die Produktion( 1) ihnen dazu bewegt, zu leben, das Leben zu fühlen, ist oder beruht auf gestohlen wird." Diese wunderlichen Kreuz- und Querfprünge Illusion. Die nebelumschleierten Höhen, der einsamte See mit vollführt der Doktor nicht etwa im Uebermut einer paradoren Die Wissenschaft Laune, sondern seinen Nigenträumen und seiner Nirwanastille... feierlichen Bromumciamento, Kultus tommt mit ihrer Laterne und sagt: der Nebel ist Wasserdunst; der dem er seine reifste Periode, den Uebergang vom Wald ist nichts andres als zehntausend Föhrenbäume; der See des freien zum Stultus des religiösen Jch aufündigt. Nicht als heitere Perfiflage auf eine gewisse Art bramarbasierenden Prophetentums, sondern in vollem Ernst läßt der Verfasser sie von feinem
in dem
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