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Fräulein, der Gesang zimmal oben! Therese Delma konnte es etwas besser, und Sigmund Kunstadt brauchen wir darin nicht noch mal loben. Doch wo hat Emil Sondermann seine Beweglichkeit und seine Virtuosität der Parodierung gelassen? Er scheint uns schon seit Längerem entweder nicht genug Animo oder nicht genug Zeit zu seinen Sachen zu haben. odd to Sollte das Central- Theater gar so sehr eines Jagens nach Vielerlei und nach äußeren Wirkungen bedürfen? Es hätte das Zeng, eine künstlerisch musterhafte Bühne für die heitere Tommuſe zu sein. An dauernden Erfolgen fehlt's ihm nicht; vielleicht am Publikum?- und me
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jenes Bengen nur von der rechten Fährte abführen kann jedenfalls vorläufig erfolgreich zeigte, überkommt uns da schwerlich und daß er in dem Angeklagten den wirklichen Mörder das Gefühl, wir hätten es im Ganzen weiter gebracht.] bor sich hat. Da ist keine Spur irgend welcher sich von Das Central- Theater scheint auf diese Halbpremiere nicht viel dem gewöhnlichen Leben weit entfernenden Theaterbösewichterei. verwendet zu haben. Das Stück( nach dem zweiten Abend, dem des Nein, die Verschuldung Mouzons, und ebenso die des Staatsanwalts Somitags, zu urteilen) saß" nicht recht, und man spielte zu einem Wagret, weist in jene Tiefen des Seelenlebens zurüd, die der bewußten großen Teil nachlässig. Am wenigften galt dies von Henny Kontrolle halb und halb entzogen sind, und über welche die heim- Wildner. Der Anerkennung, die wir der geschickten Vertreterin liche Interessiertheit des Willens so leicht und so gerne immer dichtere spaßhafter Mollen schon vor längerer Zeit spendeten, scheint and dichtere Schleier breiten lernt. Mouzon glaubt und geht allen jegt eine Erhebung dieser Soubrette zu einem Liebling Zweifeln an seinem Glauben in weitem Undkreise aus dem Wege, des Publikums und der Kritik nachzufolgen. Aber der Gesang, im letzten Grunde, weil er an diesem Glauben interessiert ist. Seine Eitelkeit, feine Carriereaussichten, seine Rechthaberei sind dabei engagiert, daß er mit seiner Hypothese recht behalte. Und ganz ähnlich liegt der Fall bei Vagret, der erst in der Entscheidungsstunde unter dem Drude furchtbarster Berantwortung, zu völlig freier sittlicher Selbstbefimung erwacht. Das Juteresse aber, welches hinter dem Glauben steht, ihn gegen alle Gegengründe blind und ge= panzert macht, verbirgt sich als das eigentliche Motiv dem Bewußtsein, was liſt in allen Sphären des menschlichen Lebens alltäglicher als dieses Versteckspiel des Interesses mit dein Glauben und Meinen? Und gerade dies, die Alltäglichkeit des allgemeinen psychologischen Vorgangs, an welchen uns das Brieursche Schauspiel erinnert, giebt seiner Anklage etwas so weitaus Greifendes und Erschütterndes. Das Spiel versteckter Eitelkeiten, das so oft mur komisch und erheiternd wirkt, wird furchtbar und entsetzlich, wenn seinen Trägern Macht über Leben und Tod, Ehre und Schande in die Hand gegeben ist. hidsid Die Aufnahme des Stüdes in der öffentlichen Aufführung war ähnlich wie die in der Freien Vollsbühne“. Der erste Aft mit seiner gallenbittern, aber noch handlungsarmen Satire wurde mit Anteilnahme, die beiden folgenden Atte die Scenen vor dem Untersuchungsrichter und bei der Prozeßverhandlung mit regster Spannung und nicht endenwollendem Beifall aufgenommen. Der Schlußaft traf alvar auf feine Oppofition, aber er founte, bei dem unerwarteten und gewaltsam grellen Ausgang, nicht mehr in gleicher Weise fesseln. Alles in allem zeigte sich, daß, wie sehr man auch durch die ungleich intimere und diskretere Seelenschilderung des nenen Naturalismus dem früheren französischen Thesenstück entfremdet ist, dieser Brieursche Stil, der dramatische Schlagkraft mit einer an die Herzen greifenden Rhetorit verbindet, trotz alledem, was sich naturalistisch- ästhetisch gegen ihn einwenden läßt, noch außerordent lich starter Bühnenwirkungen fähig ist.
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Die Aufführung war mit großen Fleiße vorbereitet, blieb aber, wie nicht anders zu erwarten, hinter der ausgezeichneten Volts bühnen Vereinsvorstellung, die das reicher ausgestattete Lessing Theater in der vorigen Saison veranstaltet hatte, doch um ein Mertliches zurüd. Jusbesondere hielt der Mouzon des Herru Tauber teinen Vergleich mit der lebensprühenden Prachtfigur, die Herr Reusch in gleicher Rolle geschaffen hatte, aus. Sehr wirksam war dagegen Herr Pittschau als Staatsanwalt Wagret, und vor allem, nach langem Schweigen endlich wieder hervortretend, Frau Niemann Raabe als Janetta. Wunderbar gelangen ihr die sanften rührenden Accente, aber nicht in demselben Maße die Ausbriche der elementaren Leidenschaft. Herr Wehrlin war ein guter Elschegare und Herr Tonnard ein ausgezeichneter Deputierter.- ―dt.
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Central Theater. Gegenüber der Jnternationalität, die unfre moderne Musit durchzieht, und die teils auf die Natur der Tontunst, teils bielleicht auch auf weltgeschichtliche Berhältnisse zurückgeht, bilden gewisse als niedriger" angesehene Arten muusikas lischer Berke eine interessante Ausnahme. Zumal die Operette ist nationaler als man glauben möchte. Von der spanischen Barzuela" abgesehen, die vielleicht für uns unübersehbar" ist, hat Frankreich oder genauer Paris von seinem Hervé, Offenbach , Lecocq, Audran jene auch schon international herumgekommene Operettenform er erhalten, der in Wien ein Johann Strauß und neben ihm Geringere wie Suppé , Millöcker , Genée , Zeller.. dann in England ein Sullivan, Jones und andre das Jhrige zur Seite gestellt haben. Ein Schaffen, daß sich fast noch unter unfren Augent entfaltet hat! Ob da auch Berlin mitzählt? In der Reproduktion jedenfalls. Und doch wenn wir uns jetzt mit einem Zauberschlag zurückverseßen tönnten in das Offenbach - Treiben der Bouffes Parisiens " vor 40 und in das Theater an der Wien " vor 30 Jahren, an dem seit 1868 Richard Genée fapellmeisterte, komponierte und für sich wie auch für Andere librettierte- würden wir uns da nicht als Angehörige eines bronzenen Zeitalters gegenüber einem goldenen Kunsts Zeitalter fühlen?
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Seine Geister heraufzubeschwören, dazu geben sich unsre atvei oder( mit dem des Westens) drei Operettentheater vielfache Mühe. Das Friedrich- Wilhelmstädtische bereitet einen weitangelegten Offens bach- Cyklus vor, und das Central- Theater hat in eine jüngere, just 25jährige Vergangenheit zurüdgegriffen. Aus dem Jahre 1876 ftammt Der Seetadett" des vorgenannten Genée, also aus einer Beit, in der„ Handlung“ und„ Melodie" noch geschätzter waren als in besagtem Bronce- Zeitalter. Weniger als andre Operetten jener Zeit hat sich diese der Entwidlungsstürme von einem Zeitalter zum andern erwehren können. Der anfängliche Erfolgsschlag hielt nicht lange vor. Heute, angesichts der Neu- Einstudierung, die sich Verantwortlicher Redacteur: Carl Leid in Berlin .
Völkerkunde. tánd
tim - Aberglauben am Kongo . Der Antwerpener„ Matin" veröffentlicht folgende Stellen aus dem Tagebuche des Belgiers Albert Courboin, Vorstehers der Station N'Tongo( Französisch- Kongo ): 28. August 1901. Heute großes Leichenfest wegen des Todes der Lieblingsfrau des Häuptlings Lusambo. Die ganze Nacht Singen, Tanzen und Weinen. Bei Tage dauert das Getöse fort; dabei reiche Balmweingelage. Die Tote wird zur Jtundu- Ceremonie geschmückt. Man legt ihr Messinggeschneide in Form von Armbändern an, schminkt ihr das Gesicht und legt ihr Brust und Leib bloß. Der Ganga, ein Zauberer, schlißt diese Teile mit einem für den Brauch bestimmten Messer auf, durchstöbert das Innere der Leiche mid befragt die Eitgeweide. Aber der Jlundu( Geist) ist schlecht, ein Belveis, daß auch die Empfindungen der Verstorbenen schlecht waren und eine Fortsetzung der Ehrungen lluheil bringen würde. Alles Tanzen und Singen wird daher eingestellt, und man spricht von der Favoritin des Häuptlings 30. August 1901. Durch einen ganz nur noch mit Verachtung. besondern Zufall ist mein Einfluß auf die Bewohner, die mich GangaBouta( Zauberarzt) nennen, ganz beträchtlich gestiegen. Häuptling Lujambo hatte mir den Tod seines Lieblingsweibes angekündigt und mich zu dessen Totenfeier eingeladen. Da ich aber Arbeiten beauffichtigen mußte, war ich fortgeblieben und gedachte heute hinzugehen. Uebrigens hatte ich einige Geschenke Bulver und Kapseln ge= schickt. Als dann der Jkundu für schlecht erklärt wurde, meinten die Eingeborenen, ich hätte in meiner Eigenschaft als Bauberer dies schon vorher gewußt und daher nicht kommen wollen. Mein Capita bestätigte diese Anslegung, schmückte sie noch fräftig aus, und so verbreitete sich das Gerücht durch die ganze Gegend.
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c. Ein boykottierter Kritiker. Wie aus New York berichtet wird, ist zwischen dem„ Theatrical Trust" und mehreren großen Blättern ein schwerer Konflikt entstanden. Die allmächtige Theaterorganisation stellte an den„ Commercial Advertiser" das Ansimen, seinen Kritiker, den sehr geachteten Norman Hapgood , der die Leistungen des Synditats sehr ungünstig beurteilte, zu entlassen, und dies wurde das Signal zum Kampfe. Sofort stellten die fünfzehn Theater, die zu dem Trust gehören, alle Verbindungen mit der Beitung ab und kündigten die bestehenden Verträge über die Anzeigen. Andre Blätter, die auch dem Trust feindlich gesinnt sind, wurden offiziell benachrichtigt, daß sie das gleiche Schicksal erivarte, wenn sie ihre Haltung nicht änderten.
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Björnsons Drama Paul Lange und Tora Barsberg" hatte bei der Aufführung im Breslauer Lobe= Theater einen großen Erfolg. Von der Censur verboten wurde die Aufführung von Karl Bleibtreus neuer Komödie„ Die Edelsten der Nation" im Residenz- Theater zu Hannover .
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Diejenigen Komponisten, welche ihre Werke in den Strauß- Konzerten des Berliner Tonkünstler Orchesters zur Aufführung gelangen lassen möchten, werden gebeten, sich nicht an Herrn Hoffapellmeister Nichard Strauß, sondern an die Direktion des Orchesters( Lucauerstr. 15) direkt zu wenden.
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Ju Arnold Bödlins Nachlaß fand sich eine Kompo iition zu Goethes Lied:" Wer nie sein Brot mit Thränen aß"; die Komposition wird demnächst veröffentlicht werden.
Die Schauspielkunst mit Thee und Kuchen. Eine Neuerung im Londoner Theaterleben, die vor kurzem an gekündigt wurde, ist jetzt eingetreten: das Brigton Theatre bietet seinem Publikum in den Pausen Thee und Kuchen an. Alle Zuschauer, mit Ausnahme des„ pit"( Barterre), haben das Recht, am aftermoon tea", der im Foyer stattfindet, teilzunehmen. Im Royal Ducheß fingen die Schauspieler in den Baufen einige Nummern" von der Art wie in den Singspielhallen, während Diener Schüsseln mit Kuchen und Bonbons herumreichen.