und wanderte nach dem Hotel zurück.

885

Ford. Nicht

auf Cressys fünftige Thorheiten einen gewissen Einfluß ge-] Sie wissen, was ich meine, Herr Ford. Nicht ihm wonnen habe. Dann fiel ihm bei, daß Onkel Ben, welchen gleich. Sie sind allemal so gut wie er," fuhr er mit rückhalt­er im Dorfe gesehen hatte, wahrscheinlich mit den andren loser Naivetät fort, aber wenn so' ne Elster zu' was kommt, feiern würde, und so entschloß er sich, nicht länger zu warten, warum nicht ich?" Selbstverständlich machte der Lehrer Rupert auf den Als er sein Zimmer im Hotel betrat, fand er Rupert Mangel an Logik und die Wohlthat[ von Geduld und Arbeit Filgen mürrisch am Fenster stehen, während Hans vor aufmerksam, wie sich das bei ihrem Verhältnis als Lehrer Müdigkeit und Ueberfättigung in dem einzigen Lehnstuhl und Schüler ziemte, aber er ließ dabei eine gewisse schlief. Ihre Anwesenheit war nichts Ungewöhnliches, da Sympathie merken und erzählte einige amüsante Erlebnisse Herr Ford, voll Mitleid mit der Verlassenheit der mutterlosen aus seinen Knabenjahren, welche Ruperts Grübchen wieder Snaben, sie verschiedentlich eingeladen hatte, auf sein Zimmer hervortreten ließen. Nach Verlauf einer halben Stunde war zu kommen und sich seine Bücher und illustrierten Journale der Junge wieder besserer Laune, und indem er sich zum anzusehen. Heimweg fertig machte, näherte er sich mit einer gewissen Resignation seinem schlafenden Bruder. Hans war durch den Schlaf in eine schwerfällige Masse verwandelt worden, bei der es der vereinten Bemühungen des Lehrers und Ruperts bedurfte, um ihn dem letteren in die Arme zu legen, wo er, einen Arm um seinen Hals gelegt, ungestört weiter schlummerte. Der Lehrer wünschte Rupert Gute Nacht" und kehrte in sein Zimmer zurück, während jener mit seiner Last die Treppe hinabstieg.

" Nun?" fragte er gut gelaunt.

Rupert rührte sich nicht und gab auch keine Antwort. Ford sah genauer hin und gewahrte finstern Zorn in seinen schönen Augen, die von einer Thräne feucht waren. Indem er die Hand Rupert auf die Schulter legte, fragte er freundlich:

"

Was ist los, Rupert?"

,, Nischt," entgegnete der Junge verdrießlich und starrte die Fensterscheibe an.

Jst- Frau Tripp( die schöne Besitzerin) unfreundlich gewesen?" forschte er weiter.

Keine Antwort.

,, Du weißt, Rup," fuhr Herr Ford ernst fort, fie muß sich vorsehen vor den Leuten wie heute. Sonst gäbe es allerlei Mergernis."

Rupert beobachtete hartnäckiges Schweigen. Doch das Grübchen( das er als etwas Weibisches verachtete) auf der Wange zunächst dem Lehrer schien sich zu glätten. Indes nur für einen Augenblick; die dunklen Augen wurden wieder trübe.

" Ich möcht' am liebsten tot sein, Herr Ford." Ra, na!"

Oder was thun."

Oder

-

-

" Das ist schon besser. Was möchtest Du denn thun?" Arbeiten mir' was verdienen. Von hier fort: nicht mehr kochen und Bett machen wie' n gelber Chinese, und nicht mehr Kinder warten und aus und anziehen wie' n Frauenzimmer. Sehen Sie den," damit wies er auf den füß schlummernden Hans, sehen Sie den an. Wissen Sie, was das heißt? Das heißt, daß ich ihn, wie er da ist, bas durchs ganze Dorf nach Haus tragen muß und Feuer anmachen und ihm' s Essen kochen, waschen und ins Bett bringen, nachher kann ich schlafen gehen, und indes treibt sich Vater mit den andern im Dorfe herum und redet von Fortschritt" und" Zukunft von Indianerbrunn". Hat sich ' was mit Zukunft für unser Haus und uns, Herr Ford!"

Dem Lehrer, dem solche gelegentliche Zornesausbrüche Ruperts nichts Neues waren, lächelte, wenn auch mit ernſten Augen, die seine Lippen Lügen straften, und tröstete den Knaben, wie er es schon oft gethan. Aber er war begierig, die Ursache dieser neuen Gemütsbewegung und ihre etwaige Beziehung zu der reizenden Frau Tripp kennen zu lernen.

Ich denke, darüber haben wir bereits früher gesprochen, Rup. In ein paar Monaten bist Du mit der Schule fertig und ich werde Deinem Vater raten, daß er Dich irgendwo unterbringt, wo Du vorwärts fommen fannst. Nur Geduld, alter Junge, es wird sich schon machen. Und dann- vergiß nicht Deinen Schüler, Onkel Ben."

" Oja, O ja, das ist auch so' n großes Kind, das ich in der Schule warten muß, wenn ich zu Hause nichts zu scharwerken habe."

Aber ich sehe wirklich nicht, was Du sonst in Indianer­brunn thun tönntest," fuhr der Lehrer fort.

ch auch nicht," versetzte Rupert traurig, aber ich könnte nach Sacramento gehen. Juba Bill sagt, sie nehmen da Jungens, nicht größer wie ich, beim Telegraphenamt und der Bant und in ein paar Jahren sind sie dicke durch und friegen gut bezahlt. Da war eben einer hier, nicht älter wie Sie, Herr Ford, und nicht halb so klug, und mit Juwelen be­hängt, und alle knirten und machten' nen Straßfuß vor ihm. Es war zum Totärgern."

Herr Ford hob die Augenbrauen. Ach. Du meinst den jungen Mann von Benham und Compagnie, der mit Frau Tripp sprach?" fragte er.

Bornesröte stieg in Ruperts Antlik auf. ist ja überall."

Kann sein; er

Und ihm möchtest Du also gleich Herr Ford.

sein?"

meinte

"

Doch hier schien die Vorsehung, welche gelegentlich alle menschliche Moral mißachtet, Rupert nach seinen thörichten Wünschen belohnen zu wollen. Frau Tripp stand am Fuß der Treppe, als Rupert langsam herabkam. Er sah sie und schämte sich; sie fah ihn und seine Bürde und war tief ge­rührt. Ob sie Ruperts Verehrung für sie kannte und dafür nicht unempfindlich war, bleibe dahingestellt. In einem Tone, der ihn beben machte, sagte sie:

-

-

er fann ja heute nacht hier

Was, Rupert, Du gehst schon? " Ja, Ma'am wegen Hans." ,, Aber gieb ihn mir doch bleiben." Das war eine schwere Versuchung, doch Rupert war stark genug, ihr zu widerstehen, freilich mit niedergeschlagenen Augen und den Hut tief auf der Stirn.

,, Armer Junge, wie müde er aussieht." isip din hig Sie näherte ihr immer noch frisches und hübsches Gesicht Rupert und drückte ihre Lippen auf Hansens Wange. Dann erhob sie ihre munteren Augen zu seinem Bruder, schob ihm den abgetragenen Basthut von den Locken und füßte ihn mitten auf die Stirn!

"

, Gute Nacht, lieber Junge."

Der Knabe taumelte zurüd und schwankte dann blind in die Dunkelheit hinaus. Doch mit dem Zartgefühl des Mannes bog er sofort in eine Seitenstraße, als wolle er die ihm gewordene Weihe den Augen der Menge entziehen. Der Weg, welchen er gewählt hatte, war uneben und rauh, die Nacht finster und Hans abscheulich schwer, allein er hielt tapfer stand, der Kuß der Frau erschien dem thörichten Stnaben wie ein heller leuchtender Stern an seiner Stirn. ( Fortsetzung folgt.)

s

( Nachdrud verboten.)

Typhusepidemien.

die

Nach jahrzehntelanger Pause ist in den letzten Wochen wieder der Unterleibstyphus in beträchtlicher Ausbreitung in Deutschland aufgetreten; aus China sind einzelne Truppentörper durchfeucht von der Krankheit zurückgekehrt und mußten sich zunächst einer strengen Absperring und leberwachung unterziehen, che sie in ihre Heimat entlassen werden konnten, und in dem westfälischen Städtchen Gelsen­firchen ist vor furzem eine gewaltige Epidemie ausgebrochen, die zahlreiche Opfer gefordert und deren Krankheitsziffer Bahl 1000 bereits überschritten hat. Ein Zusammenhang dieser Epidemie mit aus China eingeführten Krankheitsfeimen dürfte wohl faum anzunehmen sein, und bei der Wachsamkeit der Gesundheits­behörden und unfrer heutigen genauen Kenntnis der Verbreitungs­wege ist eine weitere Ausdehnung auch kaum zu fürchten; immerhin lehrt das Gelsenkirchener Beispiel, wie selbst unter unsren heutigen Einrichtungen, in der Zeit der Schwemmkanalisation und der centralisierten Wasserwerke auf einem kleinen Raume noch umfangs reiche Seuchen zur Entstehung und Ausbreitung kommen können. Eine furze Betrachtung der Entstehung und Verbreitungsweise des Typhus dürfte darum gerade unter den gegenwärtigen Umständen nicht ohne Interesse sein.

Es hat eine Zeit gegeben, wo man die Mehrzahl der seuchen­artigen Krankheiten auf sogenannte Miasmen zurückführte, auf übelriechende Gase, die, durch Zersehung organischer Materie entstanden, in die Atmosphäre dringen und zur Einatmung gelangen sollten. Die Anhäufung menschlicher und tierischer Abfallstoffe in der Nähe der Wohnungen galt darum als eine der wesentlichsten Ursachen für die Verbreitung der Seuchen. Auf diese