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lief schon jetzt zu den Lieferanten und machte Einkäufe. Diese Nach diesen Worten entfernte sie sich schnell, während Mathilde, Entdeckung beruhigte sie vollständig. Sie wollte Le Houssin davon die ihr mit einem langen Blick des Mitleids folgte, die Achseln zuckt. Mitteilung machen, doch dieser unterbrach sie bei den ersten Worten: und traurig vor sich hin murmelte:„ Arme Leute!" „ Sprich mir nicht mehr von ihr; ich habe keine Tochter mehr!
Nie werde ich sie wiedersehen!
„ Aber, mein Freund, ehe Du fie nuwiederruflich verdammst, müßte man doch wissen, mit wem!"
„ Ich weiß, daß meine Tochter eine Kokotte ist! Jch, ein Unter- Kleines Feuilleton. chef im Ministerium, habe eine Tochter, die eine Kokotte ist! Damit weiß ich genug!"
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Aber sie hat sich doch nicht dem ersten Besten an den Hals geworfen; sie sagt, sie hätte sich einem Manne hingegeben; man ist doch keine Kokotte, wenn man anständig mit einem Herrn lebt." „ Eine ausgehaltene Frau und eine Kokotte ist dasselbe!" Vielleicht ist es ein ganz netter Herr, der sie heiraten wird! Mathilde ist dazu gut genug erzogen, und vornehm ist sie auch. Wenn Du ihr eine Mitgift hättest verdienen können, hätte sie Dich nicht kompromittieren brauchen, um sich reich zu verheiraten. Spiele nur nicht so den Vornehmen, denn Du bist doch eigentlich nur schuld daran."
" Was fällt Dir ein! Du trägst die Schuld! En wustest, was ich verdiene; hättest Du sie nicht wie eine große Dame erzogen und ihr Prinzessinnenmanieren beigebracht, so würden wir heute
nicht entchrt dastehen!"
„ Aber so warte doch erst ab, che Du ein Urteil fänft!" " Ja, und was willst Du inzwischen den Freunden, den Nachbarn und dem Portier sagen? Was sollen sie von uns denken? Wie sehen wir aus, wenn sie je erfahren... Und meine Vorgesetzten und meine Kollegen.
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Mißlungen.( Nachdruck verboten.) Ilja Sergjeitsch Beplot. und dessen Frau, Cleopatra Betrowna, standen an der Thür un horchten eifrig. Hinter der Thür erfolgte offenbar eine Liebes erklärung, und zwar machte der Gemeindeschullehrer Stschuptin ihre Tochter, Nataschenka, jeine Liebeserklärung. Er beißt an," flüsterte Peplow, dabei zitterte er vor Ungeduld und rieb sich die Hände.
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" Paß auf, Petrowna, sobald sie von Liebessachen zu sprechen beginnen, dann nimm sofort das Heiligenbild von der Wand unt Wir werden sie bedecken wir segnen sie Der Segen mit dem Heiligenbild ist heilig und unantastbar. Daus taut er nich zurück, und wenn er selbst au's Gericht ginge." Judessen wurde hinter der Thür folgende Unterhaltung geführt: feinen forierten Veinkleidern ein Zündholz ansteckte. Ich habe Ihnen " Hören Sie auf zu trogen!" sagte Stichuptin, während er au gar feine Briefe geschrieben!"
„ Ach nun! Als würde ich Ihre Handschrift nicht kennen!" ficherte das Mädchen, pfiff dabei und zierte sich und besah sich immer wieder im Spiegel. Ich habe die Schrift sofort erkannt! Und wie sonderbar Jhr seid! Schönschreiblehrer sind Sie und haben eine Handschrift wie ein Huhn! Wie lehren Sie schreiben, wenn Sie selber so schlecht schreiben?"
Ich habe Vertrauen das wird sich schon alles einrenten; Mathilde ist nicht dumm... Du wirst schon sehen." Madame jagte noch nicht, daß ihre Tochter recht gethan, aus. Das thut nichts. Beim Schönschreiben ist die Handzurücken, aber innerlich war sie über diese unvorhergesehene Lösung schrift nicht die Hauptsache, das wichtigste ist, daß die Schüler sich froh und noch einigen Tagen freute sie sich darüber. Dieses Ver- gut betragen. Der eine bekommt mit dem Lineal cins an den Kopf. hältnis würde Mathilde sicherlich glücklich machen und ihr die Pforten in andrer über die Knie!... Was liegt an der Handschrift 1 eines Kreises cröffnen, auf den Fräulein Le Houssin nic Anspruch Unsinn! Nekrajow war Schriftsteller, und es ist eine Schande, seine hätte erheben können und in dem sie ihren Play sicherlich sehr gut Handschrift zu sehen. In der Sammlung der Aufsätze wird seine ausfüllen würde. Sie fürchtete und wünschte gleichzeitig, in allen Handschrift gezeigt." eleganten Dämchen ihre Tochter zu erkennen; die Klatschblätter hatten feine eifrigere Leserin als sie, und eines Tages sah sie sie in Gedanken thatsächlich aus einem mit Wappen geschmückten Coupé steigen.
Einige Zeit darauf kam ein neuer Brief, der wieder die Firma jenes großen Magazins trug. Mathilde verlangte darin eine Zujammenkunft mit ihrem Vater oder ihrer Mutter, um sie über die Situation aufzuklären und sie um die Einwilligung zu ihrer Verheiratung zu bitten.
„ Eichst Du," rief die Mutter triumphierend und vor Rührung weinend; sichst Du, fie regelt ihre Stellung. Ich sagte Dir ja, es würde so enden. Ach die liebe Kleine! Nein, diese Freude!"
Lange vor der festgesetzten Stunde wartete Madame Le Houffin in großer Toilette auf der Terrasse der Tuillerien und beobachtete die Equipagen. Plöglich sagte eine Stimme hinter ihr:" Guteit Tag, Mama! Es war Mathilde in einem kleinen bescheidenen Arbeiterinentostim." Ihre Mutter betrachtete sie vom Kopf bis zu den Füßen
und blieb verdugt.
„ Das ist Nekrajowy, aber Sie...( Seufzer). Einen Schrift: steller würde ich gern heiraten. Er würde mir fortwährend Gedichte aus dem Kopf schreiben!" „ Gedichte kann auch ich Ihnen schreiben, wenn Sie wollen." „ Worüber können Sie denn schreiben?"
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,, leber Liebe... von Gefühlen... von Ihren Augen... Sie werden es lejen- davon gerührt sein. Eine Thräne wird fallen! und wenn ich Ihnen ein poetisches Gedicht schreibe, so werde ich Ihnen das Händchen füssen dürfen?"
„ Große Sache. Meinetwegen füssen Sie jetzt gleich!" Sischuplin sprang berbei, öffnete die Augen weit und stürzte sich auf das runde, nach Mandelseife riechende Händchen.
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Nimm das Bild herunter!" mahnte der Mann zur Eile, stieß seine Frau mit dem Ellenbogen an, wurde ganz bleich vor Erregung und tuöpfte seinen Rock zu.
Ohne eine Minute zu zögern, machte Peplow die Thür auf. thränengefüllten Augen zwinkernd. Der Herr fegne Ench, meine Kinder"... stammelte er. die Hände erhebend und mit den pflanzt Euch fort! auch ich Teque Euch... fügte die Mama hinzu Werdet glücklich, meine Teuren! O, Sie
Kinder.
Lebt
„ Auch und weinte vor Glüd.
vermehrt Euch
세
„ Ich begreife Deine Verwunderung," versette Mathilde ruhig, „ aber ich will Dir alles erklären. Ich war weder für das Cölibat des unbemittelten Bürgermädchens, noch für das Bummeln ge- berauben mich meines einzigen Schayes!" sagte sie, indem sie sich schaffen; den lignerischen Toiletten, den eleganten Wohnungen, all an Stschuplin wandte. Lieben Sie meine Tochter, scien Sie gut dem geschminkten falschen Lugus, dem ich mein Leben opferte, habe ich einen Mann vorgezogen, und dieser Mann ist arm." zu ihr." Aber," fragte die Mutter, es ist doch wenigstens ein Mann
von Welt?"
Stschuptin öffnete den Mund vor Staunen und Schrecken. Der Ueberfall der Eltern geschah so urplötzlich und kühn, daß er kein
Wort sprechen fonnte.
Ach nein, das ist er nicht; übrigens kennst Du ihn. Du erinnerst Dich doch an jenen Schlosser, der im vorigen Winter das Hereingefallen! lleberrumpelt!" dachte er, vor Schrecken ganz schwach werdend. Jetzt bist Du gefangen, Bruder! Sieh zu, wie Geländer an unserm Balkon ausbesserte und sich so lange bei den Du herauskommist!" Reparaturen zu schaffen machte? Du hättest erflärt, er fäbe sehr interessant und vornehm aus; ja Du meintest sogar, wenn er ein Herr wäre, würde er einen schönen Kopf haben."
„ Ein Arbeiter!" rief Madame und ließ sich in ihrer Vestürzung auf eine Bank finken.
„ Ein Arbeiter, den man hat, ist immer besser als ein Prinz, auf den man wartet."
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Und ich hatte Dich so gut erzogen!
Und er hielt dentsvoll feinen Kopf hin, als wollte er fagen: Nehmt mich hin, ich bin besiegt!"
" Ich se... segne..." fuhr der Papa fort und weinte ebenfalls. Nataschenta, meine Tochter... stell Dich daneben. Petrowa, gieb mir das Bild her..."
Hier aber hörte der Erzeuger plötzlich auf zu weinen, sein Ge ficht erzitterte vor Zorn.!
" Schafskopf!" iagte er mit erger zur Frau.„ Dumm bist Du
" Das geniert mis nicht, im Gegenteil. Und ich versichere Dich, aber! Jit das denn ein Heiligenbild?" wir sind so glücklich, wie man es nur sein kann.
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Wenn es wenigstens noch ein Beamter wäre!"
noch schlimmer."
" Ach nein, das ist auch nur ein verkappter Bourgeois; die sind " Ich werde es nicht länger dulden, daß Du Deine Gesellschaftskreise und Deine Eltern beschimpfft!" erklärte Madame würdevon und erhob sich. Du bist eine schlechte Tochter, ein herzloses Mädchen ohne Moral, ohne Principien, ohne Grundfäße! Welch cin Kreuz für eine christliche Mutter! Ich will nichts mehr hören!
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Lebe mit wem Du willst, heirate den Liebhaber, den Du Dir aus
dem Rinnstein aufgelesen, oder heirate ihn nicht, das fümmert uns sehr wenig! Du hast weder die weißen Haare Deines Vaters noch feine Stellung als Unterchef respektiert, Du hast Deiner Mutter das Herz gebrochen und die Ehre Deiner Familie mit Füßen getreten wir tennen Dich nicht mehr!" quidnung Ho C
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,, Ach, du heiliger Himmel"
Was ist geschehen? Der Schönschreiblehrer erhob ängstlich die Augen und fah, daß er gerettet war. Die Mama hatte in Gile anstatt des Heiligenbildes das Porträt des Schriftstellers Ljases tschnikow von der Wand heruntergenommen. Der alte Peplow und dessen Frau Cleopatra Petrowna standen mit dem Porträt in den Händen verlegen da und wußten nicht, was sie thun und sprechen sollten. Der Schönschreiblehrer benutzte diese Verwirrung und machte Anton Tsche chow.
sich davon.
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