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Der Selbsttutiierer( auf der Rückfahrt): Hurra! leines Feuilleton. Weizenzölle, Roggenzölle, Fleischzölle! Hoch, Hurra!( Ueberfährt die alte Frau.) Die alte Frau: Jezt schmeißt der Kerl mich sogar rück­wärts um. Aber ich hab's satt ich bleibe liegen und strample mit den Füßen. Das wärmt wenigstens.

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Der Selbsttutschierer: Borwärts, mein Gaul! Der Automobilist: Mehr Soldaten, mehr Schiffe, mehr Steuern, mehr Schulden

Der Selbsttutschierer: Hurtig, rückwärts, mein Gaul! Die alte Frau: Und wenn ich auch hier liege und nur mit den Füßen strample, so tröstet mich doch eines: Ich strample aus eigner Kraft, nach freiem Willen, wie Ehre und Gewissen es mir gebieten. Der Selbstkutschierer: Bravo ! Das ist eine Wahrheit. Ich fahre vorwärts, weil ich so will, ich fahre Hopp hopp hopp hopprüdwärts, weil ich so will. Ich folge meiner leber­zeugung und meiner eignen freien Energie! Ich habe Charakter. Der Automobilist: Ich kam zwar nur in der Runde seid überzeugt fahren und nur einen Sah lallen, aber folge lediglich meiner unbeeinflußten Gesinnung Mehr Soldaten, mehr Schiffe­

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th. Borberatungen.„ Ach, am nächsten Mittwoch ist ja schon Bußtag!" rief Lotte. Sie war beim Abstauben und gerade an das Jetzt drehte Baueelbrett gekommen, unter dem der Kalender hing. sie sich um und sah nach dem Frühstückstisch, an dem die Eltern und der Bruder noch die Sonntagszeitung lasen:„ Habt Ihr Worte, schon wieder mal Bußtag!"

„ Ist ja doch die Zeit dazu", meinte die Mutter, aber nächsten Mittwoch? Mittwoch über acht Tage wohl."

Nee, diesen Mittwoch. Mittwoch den zwanzigsten November, da steht es."

Kinder, das ist ja aber gräßlich, wir haben ja noch gar nicht überlegt, was wir anfangen sollen."

" Das mußt Du erst noch überlegen?" fragte der Sohn. " Na erlaub' mal, weißt Du es schon?"

Selbstverständlich, büßen und beten sollst Du."

„ Och herrjeh!" lachte Lotte, das mach' Du uns aber erst vor, ja? Wo wirst Du denn büßen? Bei der schwarzen Mizi auf Eurer ich Studentenkneipe?" Lotte, Du sollst nicht immer so unpassende Neden machen!" berwies sie die Mutter. Wie oft soll man Dir denn das noch fagen?"

Die alte Frau: Herrlich, dann sind wir also einig. Frei find wir geboren, frei leben wir und frei wollen wir st

( Plötzlich hört die alte Frau auf zu strampeln, der Automobilist hält still und der Selbstlutschierer erstarrt nebst Roß und Wagen. Es wird finster.)

Der fremde starte Mann( ruft gewaltig durch den düsteren Rebel): Freeßte Wunder der zivehlefierten Welt. Allens bloß Blech und looft doch' ne halbe Ewichkeit. Neiste Nowoteht der Säsong. Scheenstet Weihnachtsjeschenk. Jarantierte Naturtreie.( Er nimmt die alte Frau, den Selbstkutschierer und den Automobilisten in die Hand und zieht sie auf. Die Ecene beginnt bou Neuem.)

II.

Auf einem Schlachtfeld. Personen: Der Deutsche , der Engländer, der Franzose, der Nusse, der Italiener . Chor der Leichen.

DerDeutsche: Ich bin die zivilisierteste Nation, ich humanisiere sogar den Krieg. Ihr andern seid ja verfluchte Schweinehunde, aber ich fämpfe im Geiste Goethes und Lessings; wir machen nicht einmal Gefangene und demütigen uufre Feinde nicht durch Pardongebeu.

Der Engländer: Nie hat jemand mit solcher Menschlichkeit Krieg geführt wie wir. Wenn ich daran denke, was diese Deutschen 1870, diese Russen, Franzosen, Italiener in ihren Feldzügen an Schandthaten verübt haben, so sage ich mit berechtigten Stolz: Wir find Gentlemen .

Der Franzose. Barbaren sind sie alle. Sie verstehen nicht, den Krieg zu adeln. Wir allein find die ritterliche Nation! Weh dem Armen, der einem Engländer, Deutschen , Nussen oder Italiener in die grausamen Hände gerät!

Der Russe: Wir sind das einzige Volk des Friedens und der christlichen Liebe. Unser Väterchen verschmäht alles Blutvergießen. Wir überreden, aber wir töten nicht. Würde diese Brut der Deutschen ,

Engländer, Franzosen, Italiener nicht ihren mörderischen Gelüften fröhnen, die Erde wäre ein Baradies.

Der Italiener: Euch fehlt eben die alte Kultur, die wir besitzen. Ihr seid Schlächter, nicht Helden. Wir, mr wir verbinden Humanität und Patriotismus. Ihr andern aber schändet den Namen der Menschlichkeit und vereitelt umire Bestrebungen. Jeder unsrer Feinde hat uns noch das Zeugnis ausgestellt, daß wir ihn auf au­ständige und civilisierte Weise unschädlich gemacht haben.

Der Deutsche: Ihr ligt! Der Engländer: Ihr ligt! Der Franzose: Ihr lügt! Der Russe: Ihr ligt!

Der Italiener: Ihr ligt!

hod duif,

RC. In in R

Aber Lotte schien der Vorwurf nicht zu fümmern; sie warf den Flederwisch auf einen Seffel, schüttelte den diden Zopf in den Nacken und setzte sich mit an den Tisch, da stemunte sie die Ellbogen auf: " Ja, aber was fangen wird den Bußtag an?" Es tlang so kläglich, daß die andern lachten.

Nimm Dir' n Buch und sted' die Nase rein, dann lernst Du was 1" sagte der Bruder.

" Na ja, borg' mir eins von Deinen juristischen Büchern, dann hat es wenigstens Einer gelesen, wenn Du's Examen machen mußt!" Du bist einfach naseweis," fuhr der Bruder auf.

"

Ruhe!" gebot der Vater und legte die Zeitung fort. Hans fann ja nach'm Cirkus gehen und uns zum Mittwoch Billets be­stellen."

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Ach je, Cirkus ," schrie Lotte, am Bußtag Billets für' n

Cirkus!"

"

Warum denn nicht?"

Giebt's ja jar nich," lachte der Bruder. Bußtag ist doch alles zu 1"

Aber doch nicht die ernsten Sachen," meinte die Mutter." " Auch die ernsten; das ist Totenfonntag, wo sie die Possen nur als Lustspiel geben dürfen, Bußtag sind bloß die Kneipen offen."

Na um Himmels wiffen nur nicht in ne Kuteipe gehen!" Die Mutter machte ein entsegtes Gesicht.

"

Was soll man denn da?"

Wenn's' n gutes Glas Bier giebt, wäre es noch nicht das

schlimmste," meinte der Vater, im Schultheiß zum Beispiel-" Na geh' mir bloß mit'm Schultheiß, Männe! Ich hab' noch genug voi vorigen Sonntag; so voll wie es da immer ist."

Und nu erst am Bußtag," fam Lotte der Mutter zu Hilfe, am Bugtag wird es noch viel voller und denn sind sie am Bußtag auch

alle betrunken."

"

Dann macht meinetwegen, was Ihr wollt," sagte der Bater. „ Geht doch in die Kirche," schlug Haus vor, das wäre doch einmal ganz was Neues für Euch!"

" 1

" Ja, Du hast natürlich schön spotten!" Lotte wurde wütend. „ Du gehst in Deinen Studentenbums, wir können sehen, wie wir uns langweilen."

Ich will Euch einen Vorschlag machen," fagte die Mutter. 23 Ich werde Kanzleirats bitten, daß fie zu uns fommen. Ist es Dir recht? Vielleicht zum Abend?" Sie sah ihren Gatten an. „ Kanzleirats hmm!" Er nickte.„ Den Nettor fönnte man auch noch bitten, dann wären wir gleich drei Mann zum Stat." „ Na ja und Rektors müssen ihre Käthe mitbringen, damit Lotte ' n junges Mädchen hier hat."

( Sie geraten aneinander und balgen fich.) Chor der Leichen: Ihr sprachet die Wahrheit! III

Das Schiedsgericht im Haag.

Der Vorsigende( verliest das Erkenntnis): Das Schieds­gericht hat als erwiesen anerkannt, daß der Beklagte ohne jeden Grund und jedes Recht den Kläger überfallen hat. Er hat ihn zum Strippel geschlagen, sein Haus angezündet, sein Eigentum geraubt, seine Frau geschändet und seine Kinder getötet.

Alle diese Handlungen sind lediglich durch verbrecherische Raub­gier und Mordlust zu erklären.

Der Beklagte hat sich schuldig gemacht vor der Menschheit und Geschichte. Das Schiedsgericht ist einstimmig der Meinung, daß er fich durch seine Handlungsweise selbst aus der Kulturgemeinschaft gestrichen hat.

In Erwägung aller dieser Umstände erteilt das Schiedsgericht dem Beklagten eine ernste Verwarnung und richtet an ihn das herz­liche Ersuchen, sich, wenn nur irgend möglich, zu bessern.

Die Kosten des Verfahrens fallen dem Kläger zur Last, da das von ihm angerufene Schiedsgericht von dem Beklagten nicht anerkannt und infolge dessen unzuständig ist.-

Joc.

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Au ja," sagte Lotte. Darf ich Erna Riedel nicht auch ein­Taden?"

H

Meinetwegen. Auf einen mehr Tommt es auch nicht an." Aber dann muß Hans auch hier bleiben und noch' n Freund einladen oder zwei, damit wir' n Herrn hier haben." Stann er ja machen," brummte der Vater.

Aber dann werden wir bald zwanzig Menschen, das wird ja' ne Gesellschaft."

„ Na, was schadet denn das, Muttchen? Ach nee, da mußt Du nichts gegen haben, Muttchen, ich helfe auch' n Tisch decken." Lotte fagte die Mutter um, die lachte:„ Wird was Nettes werden, aber fchreib' nur die Einladungen, Lottchen. Hans, Du kannst Deine Freunde allein einladen. Willst Du?"

Hände.

Machen wir!" nickte der Student.

Und nach dem Abendessen wird getanzt." Lotte flatschte in die Nein, das geht nicht, das ist am Bußtag verboten." Der Vater machte ein ernstes Gesicht.

Ach wo, doch nur für die Kneipen, im Hause kann man machen, was man will."

甘!

„ Na, das sollte ich auch meinen," fagte die Mutter, Warum sollen sich die jungen Leute denn nicht amüsieren? Wir rücken im