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ohne weiteres auf diesen Tausch ein, sondern fandten erst Kund- die Thatsache, daß eine Holztaube 800 Getreidekörner ober schafter ins Gouvernement Ilha ab, wo die ihnen angebotenen Län- 600 Erbsen, oder 180-200 Buchnüsse, oder 60 große Eicheln zu sich dereien liegen. Ihre Boten kehrten mit guten Nachrichten heim, und nahm. Ein Reiher im Gewicht von 1260 Gramm verzehrte zwei von denen die eine 540 Gramm, die andre fo beschloß denn die kleine Gemeinde, ihr Dorf zu verlassen und in Forellen, den Ural auszuwandern. Einige wenige Bauern bloß find zum Leid: 720 Gramm wog; er nahm also Nahrung im Gewicht seines wefen des Landkönigs" noch so balsstarrig, an ihrem Besitz festzu- eignen Körpers zu sich! Um sich fich zu vergegenwärtigen, halten. In der Geschichte des Großgrundbesitzes steht dieser merk was das bedeutet, denke man, ein Mensch von 11½ Centner Gewicht würdige Fall ganz vereinzelt da. Der im russischen Volkscharakter vollte zu einer einzigen Mahlzeit 150 Pfund Nahrungsmittel tone wurzelude nomadische Trieb erklärt indessen diese ungewöhnliche frei fumieren! Den Nekord in dieser Hinsicht scheint das Rotbrüftchen ge willige Massenauswanderung. Der russische Bauer kennt das schaffen zu haben, denn ein solches Tier im Gewicht von 30 Gramm fogenannte Schollengefühl nicht. Ein abenteuerlustiger Zug ist ihm frißt in furzer Zeit 75 Gramm Regenwürmer. Wenn junge Vögel eigen. im Nest von den alten gefüttert werden, sieht es so aus, als erhielten Musik. die kleinen Tiere wirklich nur so winzige Mengen von Nahrung, wie Das Mozart Fest, das in diesen Tagen vom fönig- fie unfrer Vorstellung vom Vogelappetit entsprechen, aber es wurde lichen Opernhaus veranstaltet wird, vielleicht mit dem Ge- festgestellt, daß z. B. Blaumeisen in den Frühstunden eines einzigen danken an Mozarts 110. Geburtstag( 5. Dezember), scheint wieder Tages 475 mal zu Neste flogen und dabei den Jungen jedesmal einer der Versuche jenes Theaters zu sein, den Schein besonderer eine große oder zwei kleine Raupen brachten, also eine ganz respektable eigner Leistungen zu erwecken. Bum Teil soll es Dramatisches Buttermenge. bringen, zum Teil bloß Musikalisches fürs Konzert. Auf jene Seite des Festes kommen wir am nächsten Sonntag zurück. Von dieser Seite hinwieder bildete die vorgestrige Aufführung einer lange halb verschollenen Messe in C- moll den Hauptpunkt. Das Werk war un vollendet zurückgeblieben und wurde von dem Dirigenten des Dresdener Mozart- Vereins, Alois Schmitt  , auf Grund von Materialien des Komponisten ergänzt. Am 3. April d. J. fand zu Dresden   die erste vollständige Aufführung statt. Für die hiesige waren der Dresdener   Dirigent und größtenteils auch die damaligen zusammengekommen?" Soliſten gewonnen worden; im übrigen gab es aus dem Eigenſten außer dem Opern­

orchester fremde Mitwirkung. Eine Leistung Leistung unires Opernhauses war es also nicht. Der Dank für die Bekannt­machung mit diesem Werk soll deshalb nicht minder aufrichtig sein. Und zwar schon deshalb, weil die vorbeethovensche Musik heute leicht ungerechterweise zurückgesetzt wird. Mozart dürfte ebeu doch von allen Musikgrößen der im specifisch musikalischen Sinn Größte und Bielseitigste sein. Jene Messe zeigt ihn abermals als den, der so eigeus musikalisch fühlte und ein so einziges uusitalisches Stömten besaß, wie schwerlich ein Zweiter- ettua mur Bach ausgenommen. Allein man fonte doch den Eindruck haben, daß die negativen Seiten von Mozarts Kunstpersönlichkeit gerade hier, gerade neben folchen unfagbar schönen Schöpfungen wie dem" Benedictus" und einigen andren Teilen dieser Messe, deutlicher Hervor treten als sonst. Erstens ist es viel mehr eine ausgezeichnete Musit, als eine tiefgreifende Charakteristit, und am wenigsten ein Werk im historischen Sinne der Kirche, der es dienen will. Zweitens drängt fich das Konventionelle der damaligen Zeit sehr merklich auf. Mozart  war eine weiche, hingebende, mit den ihn umgebenden Verhältnissen leicht befreundete Natur, kein Kämpfer, kein absichtlicher( und darum bielleicht ein um so größerer) Reformator.

Zwei Tage früher hatten wir mit einem Gegenstüd zu thun, mit dem 2. Großen Sinfonischen Abonnements Stout= zert des Berliner   Toutünstler- Orchesters unter Richard Strauß  . Dort wurde eine Reihe älterer und besonders neuerer Orchester- Kompositionen gebracht, die vorwiegend dem Zug der sinfonischen Dichtungen" im Sinne Liszt's   angehören. Zufällig war an den Saaleingängen ein Heft einer Musikzeitschrift fäuflich, das wohl wegen des Anscheins, als enthalte es programmatische Erläuterungen zu dem Konzert, viel gekauft wurde; thatsächlich ent­hielt es u. a. einen Artikel über einen Komponisten ganz andrer Art, Sen Heute die Machthaber eben nicht zu Wort tommen lassen.

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Sumoristisches.

Naiv. Mutter:" Mimia, wenn Du Dich abends vou einem Herrn nach Hause bringen läßt, darfst Du Dich aber nicht auf der Treppe tüssen lassen."

Tochter: Wodenn?

- Tropen- Latein. Dame: Sagen Sie, Herr Doflor, sind Sie auf Ihren Reisen schon einmal mit Menschenfressern Afritareisender: Gewiß, meine Gnädige, ich stand sogar

ſchon einmal auf der Speisekarte."

- Der Renom mist. A.: Bei meiner Hochzeit haben wir über 50 Flaschen Champagner getrunken!" B.: Ach, soviel sind bei der meinigen allein verschüttet worden!" ( Lust. Bl.").

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Notizen.

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Anton Bettelheim   stellt in der Beilage der Münchener  Allg. 3tg." fest, daß er niemals dem Bauernfeld- kura­torium angehört, und Dörmanus Stück niemals gesehen, ge­schweige denn gelesen habe. In der Zuschrift werden die Namen der Preisrichter angegeben. Es waren dies: der Unterrichtsminister Hartel, Alfred Frhr. v. Berger, Hofschauspieler Joseph Lewinsky  , Professor J. Minor und Hof- und Gerichtsadvokat Weissel. Eine Grabbe   Feier wird am 11. Dezember, dem 100. Geburtstage des Dichters, im Schauspielhause ver anstaltet; zur Aufführung kommt Grabbes Heinrid) VI." Leo Tolstoj   arbeitet gegenwärtig an einem neuen Schauspiel.  ­

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- Die amerikanischen   Schauspieler, denen unter dem Vorivande, daß sie keinen festen Wohnsiz hätten, das Wahl­recht bisher verweigert wurde, haben einen bemerkens werten Sieg davongetragen. Ein Schauspieler strengte nämlich einen Prozeß gegen das Wahlbureau seines Viertels an, und die Richter haben ihm Recht gegeben, indem sie das Bureau verpflichteten, seinen Namen auf die Wählerlisten zu setzen. Als die Entscheidung, die als Präcedenzfall dienen wird, bekannt wurde, haben die drei Schau­Spieler- Klubs, die New- York   zählt, illuminiert.

Von

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Ob wir es bedauern sollen, daß wir nicht über genug Raum Der tote Mann", ein einattiges Fastnachtsspiel von berfügen, um auf jene Novität näher eingehen zu können?! Raum zu etwas mehr thematischer Erfindung hätten diese Komponisten Joseph Forster, ist die nächste Novität der Wiener Hof= jedenfalls gehabt. Neben einem Bauberwald" des Franzosen   oper. Kurz darauf wird auch Tschaikowskis Oper Pique Dame  " Vincent d'Indy  , dann einem nicht einmal besonders originellen an derselben Bühne in Scene gehen. Violin Divertimento von Ch. Löffler( Solo: Prof. Halir) und dem alten, aber gern wieder gehörten Tasso" Lists ragte cine Ballade des mun schon unvermeidlichen Russen Tschaikowsky  besonders hervor. Außerdem gab es eine Dionyfische Fantasie" des bereits gut eingeführten S. v. Hausegger, auf Grund eines fagen wir: Gedichtes. Dent lauten Pathos der Weltfreude, das da der Komponist entfaltete, tann man jedenfalls wünschen, daß cs mehr wäre als Privatsache des Komponisten  .-

Aus dem Tierleben.

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SZ.

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den Meisterbildern fürs Deutsche Haus"( München  , Georg D. W. Callwey  , Kunstwart= Berlag) find Blatt 13 bis 18 erschienen. Die Serie enthält: Tizian  : Ueberredung zur Liebe( Himmlische und irdische Liebe"); Velazquez: Bildnis eines Herrn; Hans Holbein   d. J.: Erasmus von Rotterdam  ; Albrecht Dürer  : Die Feldschlange; Rembrandt  : Die Berkündigung an die Hirten; Beter Cornelius: Die apokalyptischen Reiter.- Die Ausführung des Wagnerdenkmals für Berlin   ist dem Professor Gustav Eberlein   übertragen worden.

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Die moderne Skulptur um 1800 und 1900" heißt das Thema, über das Dr. Berth. Daun   am 23. No­vember, abends 81/2 Uhr, im Seunstgewerblichen Verein Albrecht Dürer  "( Dorotheenst. Realgymnasium) einen Vor trag mit Lichtbildern halten wird. Der Eintritt ist frei. Der deutsche Bildhauer A. F. Kraus, der einst den preußischen Rom  - Breis erhielt, später in Amerila eine Anzahl großer Stulpturen schuf, ist im Danvers Irrenhaus bei Jyde Park ( Massachusetts  ), 51 Jahre alt, gestorben.

u. Gefräßige Vögel. Man nimmt gewöhnlich an, daß Bögel nur sehr wenig Nahrung zu sich nehmen, ja, diese Annahme hat sogar zu einer Art von sprichwörtlicher Verwendung des Wortes Vogelappetit  " für Personen geführt, die sich mit geringen Mengen von Nahrung begnügen; geht man der Sache aber auf den Grund, So findet man, daß die Vögel nicht nur nicht geringen Appetit zeigen, sondern sogar starke Esser find. Man hat be­obachtet, daß ein Steinlauz seinen Jungen ganze cine Maus brachte, Beitlang in jeder Viertelstunde in ganzen etwa 24; ein alter Steinfauz verzehrte unmittelbar nach einander und mit anscheinend gutem Appetit 7 Mäuse. Eulen ver zehren täglich 30 Mäuse oder ein dieser Nahrungsmenge entsprechendes Quantum au Käfern, kleinen Vögeln und dergl. Man könnte nun Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am vielleicht meinen, daß die genannten Vögel als Raubvögel sich eines besonders guten Appetits erfreuen; das wird aber sofort widerlegt durch Sonntag, den 24. November. Verantwortlicher Redacteur: Carl Leid   in Berlin  . Druck und Verlag von Mag Bading in Berlin  .

leber, Indische Kunstschöpfungen"( erläutert durch Projektionsbilder) wird Prof. Dr. Grünwedel am Sonnabend, abends 8 Uhr, im Hörsaal des Museums für Völkerkunde sprechen. Karten zu 10 Pf. find in den Verkaufsstellen des Vereins für BoItsunterhaltung zu haben.