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Einer ihrer glühendsten Verehrer war der Kunstgewerbe­Schüler Jakob Schwalb. Als Courmacher den gewandteren Kameraden gegenüber seine Plumpheit herausfühlend, fuchte er derart auf das Mädchen Eindruck zu machen, daß er sich als Sohn eines begüterten hessischen Dekonomen aufspielte und Thaler um Thaler springen ließ. Dafür erhaschte er manch feurigen Blick. Und Tag für Tag in der Kneipe verkehrend, paßte er die Gelegenheit ab, mit dem Nettchen ein Stünd­chen allein zu verplaudern.

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daß er in wohleingerichtetem Lokale ein trinkbares Bier etwa der Bau eines Kopfes, feine Umrisse, seine Licht- und und eine reichhaltige Speisekarte bot. Unter den Gästen Schattenverhältnisse, sein Ausdruck, oder bei ganzen Figuren raunte es einer dem andren zu, daß Scheuer mit doppelter die Haltung, so wie sie im Bilde gebraucht wreden sollte, firiert Kreide schrieb, doch sah man duldsam darüber hinweg, weil wurden. Wie wir aber heute überhaupt dazu gelangt find, in einem der Mann ein lustiger Vogel und im Borgen nicht be- individualität zu fragen, die hinter dem Werke steht, so ist uns die Kunstwert immer die subjektiven Werte zu suchen, nach der Künstler­denklich war, vor allem, weil seine bildhübsche Tochter die Zeichnung ein besonders wichtiges Mittel dazu geworden. Wenn der Aufwartung hatte. 3 Nettche" war eine kokette Blondine, Maler ein Motiv mit wenigen wichtigen Strichen zu Papier bringt, die das Liebäugeln aus dem FF verstand. Heut rühmte so wird das Ergebnis in der That in viel höherem Grade die Bes sich der ihrer Gunst, morgen jener. Kam ihr lüstern jemand sonderheit seiner künstlerischen Anschauung, seiner Art zu gestalten, zu nahe, wich sie schäfernd aalglatt aus. So nahm sie den fennzeichnen, als wenn er ein Bild ausführt, das nicht nur in einer Gästen die Zehrung ab und führte alle am Narrenfeil. mühsameren Technik geschaffen wird, sondern bei dem sich auch die typischen Kompositionsgesetze viel stärker durchsetzen. 700 Nummern umfaßt Eine Aufzählung alles dessen, was die Ausstellung die gegen an Beachtenswertem enthält, kann hier natürlich nicht versucht werden. Eine Anzahl der Blätter ist, nament lich soweit es sich um Vorlagen für Reproduktionen handelt, auch schon bekannt. So genügt es, darauf hinzuweisen, daß die Gruppe der Jugend" und" Simplicissimus"-Zeichner in einer Reihe von Originalen gut vertreten find; von den letzteren haben besonders Th. Th. Heine   und Wilhelm Schulz  ( Charlotten­ burg  ) eine größere Sammlung ihrer Blätter gesandt. Auch von Er war jetzt in die Fachklasse für Dekorationsmaler auf Hans Thoma   und Hanns v. Voltmann, den Karlsruhern, Graf aldreuth, der jetzt nach Stuttgart   übergesiedelt ist, von gerüdt, malte nach plastischen Vorbildern, entwarf auch schon von Gotthard kühl aus Dresden  , von den Worpswedern selbständig Wand- und Deckengemälde. Daß der Professor sieht man schöne Blätterzeichnungen, Radierungen und Lithos Wahrmund sich weggemacht, hatte ihn besonders hart ge- graphien in ihrer bekannten Art. Natürlich sind auch troffen, denn der hielt große Stücke auf ihn. Mit dem Assistent, die Mitglieder der Berliner Secession   vollzählig vertreten. dem Herrn Fliegenschmidt, war nicht viel los. Das war ein Am zahlreichsten find zahlreichsten sind die Blätter von Mag Klinger  ; eingebildeter Mensch, sah gar in der Klasse auf militärische es find neben Aktstudien in der Hauptsache Radierungen der Brahms- Phantasie" Zucht. Das ließ man sich wohl beim Kommiß gefallen, in der aus feinen großen Cyklen, der Stunstgewerbeschule pfiff man drauf. Und weil der Assistent ihn zu ihren großen Radierungen Carmagnole" und Aufruhr" aus " Bom Tode". Von Käthe Kollwis find Skizzen und Studien immerfort kegerte, hatte er sich's in den Kopfgesetzt, dem Menschen gestellt, die besonders intereffant find, weil sie die Entstehung und Widerpart zu halten. Er schwänzte einfach den Unterricht. das Reifen einer künstlerischen Jdee im einzelnen verfolgen lassen. Fast noch kraftvoller wie in der fertigen Radierung erscheint der Zug der Aufrührer auf dem Skizzenblatt, noch elementarer in der ersten Anlage die gigantische Gestalt, die die Fackel schwingend über ihnen schwebt. Mit derselben Aufmerksamkeit wird man auf dem Blatt " Carmagnole" die verschiedenen Etats vergleichen, in denen der

( Fortsetzung folgt.)

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Die 4. Austellung der Berliner   diftere Eindrud der Scene immer packender herauskommt.

Secession.

mungen auf keine

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Sehr angenehm überrascht steht man vor den Arbeiten Ludwig von Hofmanns. Der Künstler hatte durch seine anspruchsvollen Die Berliner Secession   hat in ihren Ausstellungsräumen beim Dekorativ im schlechten Sinne. In diesen kleinen Studien und Ent­Bilder in den letzten Jahren mehr und mehr befremdet; sie wirkten Theater des Westens   für die Wintermonate eine Ausstellung der würfen erkennt man wieder seine koloristische Begabung; es sind zeichnenden Künste" veranstaltet. Sie will damit, wie im Vorwort des Katalogs betont wird, eine Ehrenschuld einlösen, da besonders sorgfältige Att- und Landschaftsstudien in Bastell, in denen eine bei den bisherigen Veranstaltungen aus Mangel an Raum die ist und sehr anmutig wirkt. Auch der Reichtum an Motiven, die weiche Farbe sehr zurückhaltend gebraucht graphischen Künste nicht ihrer Bedeutung gemäß hätten gezeigt ille an originellen Einfällen in den kleinen phantastischen Blättern werden fönnen. Sie hat eine fehenswerte Ausstellung übt einen großen Reiz. Das Wesen der modernen Zeichnung in zu stande gebracht, die wieder einmal lehrt, daß das zeichnerische Schaffen im dem oben angedeuteten Sinne kennzeichnen am besten die Arbeiten allgemeinen bei uns in einer erfreulicheren Entwicklung ist, als das malerische. Es ist auch wohl Lehrer, der durchaus nicht zu den alten Knaben gehört, wurde neulich von Max Liebermann  . Von einem sehr geachteten akademischen gut, daß man sich bei der ersten derartigen Ausstellung auf die erzählt, daß er einem Schüler ganz im Vertrauen mitgeteilt habe, deutsche Kunst beschränkt hat, um so zunächst einmal von dieser ein Liebermann habe eigentlich keine Ahnung vom Zeichnen". Diefes geschloffenes Bild zu geben. Man braucht bei der Berliner Secession   Diftum zeigt den tiefen Gegensatz zwischen dem akademischen nicht zu fürchten, daß sich in ihr je derselbe Geist geltend machen Beichnen und dem, was ein Liebermann darunter versteht. Es ist fönnte, wie namentlich bei einer Dresdener   Clique, die am liebsten begreiflich, daß des letzteren Art in den Augen desjenigen Einfuhrverbote" für ausländische Kunstwerke durchsetzen möchte, nicht besteht, der das Hauptgewicht auf korrekte zeichnerische um ja den heimischen Markt" von der für solche Künstler Durchbildung legt. allerdings vernichtenden Konkurrenz" zu befreien. Liebermann   geht auch in seinen Zeich Für die andren Ziele, als in seiner Kunst über folgenden Ausstellungen muß man es dringend wünschen, haupt. Ihm kommt es nur auf den Gesamteindruck an, in ganz daß auch die lausländischen Zeichner stärker herangezogen werden; wenigen großen Strichen läßt er etwa eine weite Dämmerlandschaft das Bild würde dann noch viel reicher, die Mannigfaltigkeit der vor unfren Augen erstehen; der Eindruck der Weiträumigkeit ist da, Stile noch viel größer werden, da beute jeder begabte Zeichner sich auch ohne jede Durchführung. Oder er zeigt ein Menschengewühl seinen individuellen Stil schafft. Ein Bedauern fann man nicht am Strande, ohne auch nur eine einzige Gestalt durchzuzeichnen, er unterdrücken, daß in einer solchen Ausstellung, wie die Verhältnisse führt in einem Bastell in eine Storbmacherwerkstatt, und wieder ist liegen, Adolf Menzel   nicht vertreten sein konnte, der vor allen es nur das eigentümliche Leben des Raumes, der Lichteinfall, die andren hierhin gehörte. Die Ausstellung faßt den Begriff der Zeichnung fehr weit; Bilde zusammenfaßt. In Liebermanns Beichnungen ist die Ur allgemeine Bewegung der Arbeitenden, die er zu einem lebensvollen fie zieht eigentlich alles heran, was nicht Delmalerei ist, nicht nur die eigentliche Beichnung mit Blei, Feder, Streibe Sprünglichkeit des Temperaments am stärksten gewahrt.- oder Kohle, sowie die Radierung, Lithographie usw., sondern auch Aquarell, Bastell und Gouache. Es wird ausdrücklich darauf hin­gewiesen, daß allen diesen Techniken gegenüber die Malerei mit Delfarben schwerer zu bewältigen ist, so daß in ihr viel von der ursprünglichen Frische verloren geht, während die Zeichnung einen mehr unmittelbaren Einblick in das künstlerische Schaffen giebt. Bielleicht wäre die Ausstellung noch reizvoller geworden, wenn man in dieser Beziehung wirklich strenger gewesen wäre. Viele der ge­zeigten Arbeiten, namentlich Gouache und Pastellbilder, unter scheiden sich hierin von ausgeführten Delbildern kaum, nur daß die andre Technik natürlich auch einen andern Charakter bedingt. Gerade wegen ihres ursprünglicheren Charakters und ihres individuelleren Gepräges wird der Zeichnung in der modernen Kunst eine ganz andre Beachtung gewidmet als in jeder früheren Periode. Von alten Meistern sind ja auch zahlreiche Zeichnungen er halten, die sich heute der höchsten Schätzung erfreuen, aber für ihre Urheber selber hatten sie einen so großen Eigenwert nicht. Für diese waren es Studienblätter, Vorarbeiten zu Gemälden oder für die vervielfältigenden Künste, in denen bestimmte Einzelheiten,

Kleines Feuilleton.  

-hl.

Mumpit. Wer zwischen Berlin   und Wien   pendelt, weiß, daß Mumpis soviel wie Pflanz" ist, einfach Pflanz". Gleichwohl haben östreichische Richter in mehreren Instanzen den armen Mumpit einer hochnotpeinlichen kriminellen Untersuchung unterzogen, weil er mit der katholischen Stirche farambolierte. Und fürzlich war der oberste Gerichtshof von Oestreich als Kaffationshof mehrere Stunden lang mit Mumpitz beschäftigt. Man schleppte Lerika herbei, die wenig Auskunft gaben. Man hat sogar drei verschiedene Mumpig entdeckt, den berlinischen, den sächsischen und den nordböhmischen von Leitmerig. Nach vergeblichen Anstrengungen wurde der Mumpik, der in Leitmeriz zut acht Tagen strengen Arrestes verurteilt worden war, vom Kaſſationsa hof wegen Bedenken gegen die Richtigkeit des Urteils" an die erste Instanz zurückgewiesen, doch vor andre Richter, die nochmals die zweifelhafte Erklärung des Wortes Mumpit prüfen sollen. Auch