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über's Wasser und habe ihn gänzlich aufgegeben. Judes habe erstreckt. Und die Sonne bescheint das Ganze so mild und bläulich fie still ihre Arbeit gethan und nicht nach rechts und nach weiß, so zahnlos und kraftlos, wie das Lächeln eines alten Weibes. lints geguckt. Der Flurschütz sei aber gar liebreich gewesen, Am Meeresufer liegt eine kleine Stadt. Sie verdankt den und was sie voll Schrecken vorausgesehen, das habe sich gestern wie wachfame Augen nach dem kleinen Steinbruch, wo die Versorger Klippen ihre Existenz, und die Häuser wenden ihre kleinen Fenster abend ereignet: er habe um sie angehalten. Dieweil sie's der Familie arbeiten. ihm nun verreden mußte, habe er's mühsam hinuntergewürgt selbst der Stein wird Brot und giebt von Woche zu Woche, was Die Erde ist mager, meistens Steine; doch und sei in Erbitterung fortgegangen. Seit gestern habe sie man zum Leben braucht, manchmal weniger, doch nie mehr! ihn nicht mehr gesprochen, doch sei's ihr ernstlicher Vorjah gewesen, heute Abbitte bei ihm zu thun, daß sie verheimlicht, wer sie sei und alsogleich Adjes zu sagen.

Die Dächer der kleinen Stadt schimmern rötlich durch den weißen Schnee, rot und weiß; es sieht aus, als hätte man für die Armut geflaggt.

tommt einen leichten rosigen Schimmer. Von jedem Schornstein in Die Sonne ist dem Untergange nahe, und das weiße Land be­der Stadt steigt auch auf, blauer Rauch, das einfache Opfer, das tommt einen leichten rosigen Schimmer. Von jedem Schornstein in den Göttern des Hauses dargebracht wird.

Die Kochtöpfe klappern, das dünne Holz knistert, und das die Hausväter unterwegs eingekauft haben. Die Kinder stecken die Gefichter in die Flamme, die in ihren großen Augen blitt und ihnen die Nasen tigelt, während die Mütter unruhig hin- und her. laufen. Jezt ist die Sonne untergegangen, jest müssen sie schon unter­

wegs ieint!

werden, doch wo bleibt die wandernde Linie, die sich um diese Zeit Der Weg tann in seinen Zidzadlinien fast bis zum Wall verfolgt des Tages immer herunterbewegt?

Mit weit aufgerissenen Augen hatte Jakob zugehört. Nun sprang er von Sorge und Furcht ergriffen auf. Ein Reumütiger war er heimgekehrt, begangene Schuld zu fühnen. Christine hatte ihm verziehen, hatte ihm die Treue gewahrt. Würde sein Vater sich versöhnen, da sich versöhnen, da er als Neben- Sonntagsfeuer flammt auf, als wollte es jetzt schon verzehren, was buhler vor ihn trat? Er kannte des Mannes Sinnes­art. Erfuhr, der die Wahrheit, geriet er in Flammen. Er würde sich bei Gott nicht getrauen, den Wütenden zu be­fänftigen. Vielleicht, daß es der Christine gelang. Auf der Heimfahrt hatte er sich vorgeredet, fobald er mit feinem Mädchen einig, wollten sie hurtig Hochzeit halten. Bei seinem Lehrherrn, dem Weißbinder Möhl, hatte er einen Stein im Brett. Der Alte war wohlhabend und kinderlos. Gern möglich, daß der ihm sein Geschäft verkaufte, dafern der Flurschüß den Beutel zog. Dann trieb man die Weiß­binderei nur nebenher, die Hauptsache war die Dekorations­malerei. Ein reicher Mann würde sich auch wohl finden, der sich eine feine Villa bauen ließ. Da wollte er Wände und Decken bemalen, daß die ganze Stadt zusammenlief. Und die Rede ging von Mund zu Mund: Das ist das Werk des Jakob Schwalb, so leicht macht ihm das keiner nach. Und die Leute kamen von außerhalb, die Arbeit des jungen Meisters zu sehen, und waren alle des Lobes voll. Er aber gelangte zu hohen Ehren und erfüllte das Land mit seinem Ruhm.-

An diesen Phantastereien hatte er sich förmlich berauscht und Luftschlösser über Luftschlösser gebaut. Jegt war er aus allen Hinimeln gefallen und den Thatfachen gegenüber mutlos und schwach.

Jusgeheim freute sich Christine seiner Niedergeschlagen­heit, diese galt ihr als untrügliches Zeichen, daß er seines Leichtsinns ledig, ein andrer Mensch geworden sei. Ihr weiches Herz wollte überwallen, doch hielt sie an sich und sprach zur rechten Zeit ein verständiges Wort.

" Guck Jakob, man muß alles von zwei Seiten be­trachten. Dein Vater thut nig unversonnen und hat sich das gründlich überlegt. He steht in voller Mannhaftigkeit und braucht sein Leben nicht zu verfeßen. Auf Dich hat er feine Gedanken mehr gegeben, und wann er sich wieder berheiraten will, fann's ihm, weiß Gott , feins übel nehmen. Eh kann er meine Absag' gar nicht befappen. He sagt sich, er braucht bloß die Hand auszustrecken und hat an jedem Finger eine. Und's ist auch so. Dann die Mannsleut, die's mit den Mäderchen ehrlich meinen, die sein barbarisch rar heutzutag."

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( Schluß folgt.)

Sonntagsplandevei.

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Die heutige Sonntagsplandevei, die von der Siegesallee handelte, ist wie ich mich überzeugt habe gegen das Straf geiez geraten, und wird deshalb dreißig Jahre nach meinem Tode zur Veröffentlichung gelangen.

Lohntag.

Joc.

( Nachbruc verboten.)

Von Martin Andersen Nexö .

Ueber den Bergen erhebt sich der Wald und schläft, weiß und umförmig, in weichen, reinen Winterschnee eingehüllt; nur, wo ein Bogel sich hingesetzt und den Schnee fortgescharrt hat, erhebt sich ein magerer Zweig, schwarz und tahl und unheimlich. Die tiefen Schluchten sind überschneit, ebenso wie das dürre Heidekraut und die tahlen, grauen Klippen. Die schlanken cypressenartigen Wachholder fträucher lugen unter einem Berg weißer Krystalle hervor.

Der Schnee liegt hoch in dem tiefen Steinbruch unter der Berg­spige, und die Arbeiter müssen ihn fortschaufeln und hinunterwerfen, um an die Klippe kommen zu können. Auch über dem Lande, so weit man sehen kann, liegt Schnee,- an dem Gestrüpp vorüber, auf den weiten Flächen, wo die Knaben Schlittschuh laufen, und auf der Stadtiviese unten am Meere, die, von Treibeis bedeckt, sich eine halbe Meile weit

Man müßte fie eigentlich doch schon sehen, sollte ihnen unters wegs was zugestoßen sein? Gott verhüte es!

So manche Frau faltet in aufsteigendem Kummer die Hände oder stößt eine bittere Verwünschung aus, und hier und da weint ein Kind vor Hunger, daß man es weithin hört.

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Die Arbeiter haben die Sonne in den Bergen untergehen und den Rauch aus den Hütten auffteigen sehen. Sie haben aufgeräumt und warten auf den Bauherrn. Dort hinten am Ende der Klippe und das Werkzeug fortgelegt und jetzt stehen sie in fleinen Gruppen liegt das Hauptgebäude, von dort muß er kommen. Den Teufel auch, wenn man seine sauer verdienten paar Schillinge nicht zur rechten Zeit bekommen soll! Wenn er nur nicht wieder fortgefahren ist, wie amt legten Lohntag!

Endlich kommt er, von seinem großen Hunde begleitet. Er hat den Lederbeutel in der Hand, also ist heute Geld zu erwarten. In einer guten halben Stunde kann man mit dem Wochenlohn zu Hause einem leicht zu Mute. sein, der Weg ist nicht weit und mit 8 Kronen in der Tasche wird

Da plöglich ertönt Schellengeläute vom Berge her, ein fleiner Schlitten mit einem kräftigen Pferde davor kommt vom Haupt­gebände herangefahren. Ein schneidiger Bursche in Belz und Pelz­müße der Sohn des Besizers springt aus dem Schlitten und tommt auf sie zu. Willst Du mit in die Stadt fahren, Vater? Im Hotel ist große L'hombrepartie!"

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" Hab' heute abend kein Geld," versetzt der Vater.

Der Sohn zeigte mit dem Beitschenstiel auf den Leder­bentel, doch der Befizer schüttelt mit dem Kopf und sieht auf seine Arbeiter.

Ach, Unfinn, Vater, die Arbeiter warten schon noch bis Montag. Heute abend ist Geld zu verdienen, der reiche Schlächter kommt und ein neuer Mann, ein Großkaufmann. Du mußt doch an dem Schlächter Revanche nehmen."

Der Alte steht einen Augenblick im Zweifel. Dann steckt er die Hand in den Beutel, um den ersten Mann zu bezahlen, doch in demselben Augenblick bemerkt er die fast drohende Angst, mit der aller Augen ihn anstarren, und plöglich macht er ein barsches Gesicht und sagt:

Wir warten mit der Bezahlung bis zum Montag, Leute!" Dann springt er zu dem Sohne in den Schlitten, der mit lustigem Klingeln wieder an dem Hauptgebände vorbeifährt.

Die lange Arbeiterreihe bewegt sich die Zickzacklinien des Land­weges hinunter, auf die Häuser am Meere zu, in denen jetzt Licht angezündet wird. Eine Gestalt nach der andren schleicht sich fort, gebeugt und müde, wie traurige Illustrationen zu dem Saße, daß das Gehen nur ein beständig unterbrochenes Fallen iſt.

Da ertönt wieder Schellengeläute hinter ihnen, das schnell näher kommt, und der große Hund des Arbeitgebers läuft vorüber. Einer nach dem andern nehmen sie stumpfsinnig und mißmutig die Müzen ab, noch ehe der Schlitten neben ihnen aufgetaucht ist, denn fie kennen den großen Hund des Herrn.

Und einer nach dem andern richten sie sich langsam wieder auf, bedecken das Haupt und senden dem Schlitten, der wie in einem Spalier einem Spalier graner, gebeugter Nacken graner, gebeugter Naden vorübergefahren ist, einen müden, gleichgültigen Blick nach. Nur der letzte in der Reihe, der mit düsterer Miene hinter den andern herschreitet macht teine Miene, das Haupt zu entblößen.

Er ist ein Krakehler," sagt der Besizer zu seinem Sohn; ber Kerl gehört zu den Socialisten, von denen wir hier so viele oben haben. Aber in den nächsten Tagen, sobald wir ihn entbehren können, be­fommt er seinen Abschied!"

Doch der Sohn ergreift die Peitsche, läßt sie über den Kopf des Arbeiters knallen und schlägt mit der Schnur dem Manne die Müze herunter, daß fie in den Graben fällt.