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Nun, schweige!" sagte Foma streng.
alterlichen deutschen Kaisers führt, so bringt Multatuli auch Jung und Versuchungen des größeren Lebens treten an ihn heran...
" Ich werde schon schweigen... das ist aber nicht in der Walter aus dem engen Elternhause ins Weite. Die Erfahrungen Ordnung!"
"
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Was denn?"
In Amsterdam ist hoher Besuch angelangt, eine ganze Menge Fürstlichkeiten, unter ihnen sogar der Kaiser, weilen in den Manern Unser Leichtsinn... Unser Schiff ist rein und gut ge der Stadt. Das giebt dem Dichter Anlaß, wieder, wie in den halten.. und plötzlich ein Frauenzimmer! Und wenn's Millionenstudien, ein Kapitel„ Monarchologie" zu schreiben, das sich noch ein andres wäre! Diese da verdient ja nicht den Namen allerdings mehr, mit der Erziehung Erwachsener, als mit Schuleiner Frau."... jungen Erziehung beschäftigt. it's ihm doch in Wahrheit mit all Foma machte ein strenges Gesicht und sagte zu dem Ka- feinen Werken um Menschenerziehung, und auch im Walter pitän, indem er die Worte gebieterisch betonte: nicht nur um Kinder erziehung zu thun! Giebt's doch auch ers wachsene Kinder, unerzogene Männer und Frauen genug in der Welt! Dentlich genug hat Multatuli diesen Gedanken schon an einer Stelle im ersten Teile ausgesprochen, daß alles Menschliche auch bei dem Kinde schon in Erscheinuing fritt. Da lesen wir:
Du, Jefim, merk's Dir, und sag es allen andern, wenn ich von jemand irgend ein zweideutiges Wort über sie höre, werfe ich ihm ein Holzscheit an den Kopf!".
So etwas!" sagte Jefim ungläubig und fah seinem Herri neugierig ins Gesicht. Doch er wich sofort vor Foma zurück. Der Sohn Ignats fletschte wie ein Wolf die Zähne, feine Pupillen vergrößerten sich, und er brüllte:
,, Lach mir! Ich werd' Dir's zeigen!"
Jefini sagte mit Würde, trotzdem er erschrocken war: Wenn Sie auch Fomia Ignatjitsch und mein Herr ... man hat mir aber gesagt: paß auf, Jefim... und ich bin hier der Kapitän."
find.
" Der Kapitän?!" schrie Foma zitternd und erbleichend.
Und wer bin ich?"
"
Also schreien Sie nicht! Wegen einer Kleinigkeit wie ein Frauenzimmer.
Fomas blasses Gesicht hatte sich mit roten Flecken bedeckt, er trat von einem Fuß auf den andern, versteckte mit einer trampfhaften Bewegung die Hände in den Taschen seines Rodes und sagte mit gleichmäßiger, fester Stimme:
" Du! Kapitän, Du! Hör mal, wenn Du mir ein Wort erwiderst, kannst Du zum Teufel gehen! Fort mit Dir! Geh' ans Land! Ich und der Lotse werden schon vorwärts tommen. Verstehst Du? Du ivirst mich nicht fonumandieren. Nun?"
Jefim war verblüfft. Er sah seinen Herrn an und blinzelte komisch mit den Augen, ohne eine Antwort zu finden. Hast Du verstanden, frage ich?"
" Ja- a... ich verstehe!" sagte Jesim gedehnt. Um was ist eigentlich der Lärm? Also wegen..."
Schweigen!"
Fomas wild funkelnde Angen und sein vom Zorn verzerrtes Gesicht gaben dem Kapitän den glücklichen Gedanken ein, sich so bald wie möglich aus dem Staube zu machen, er wandte sich rasch um und ging.
Alle Tugenden, Neigungen, Leidenschaften, Verirrungen, die Bunfte eines notwendigen Studiums in der wirklichen Gesellschaft bedeuten, findet man auf kleiner, besser zu übersehender Skala auf den Schulbänken wieder, und die hochgerühmten Künste so manchen Staatsmannies laufen, recht bejehen, einfach hinaus aufs„ BeinStellen", das das A und O ist bei der Taktik der Macchiavellis von drei Fuß Höhe!"
Der Besuch der vielen Fürstlichkeiten giebt dem Dichter Gelegenheit, feine nicht eben hohe Meinung vom Gottes- Gnadentum auszusprechen, zugleich einen ergöglichen Beitrag zur Naturgeschichte des Janbagels, der sogenannten Hurrakanaille zu liefern.
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Natürlich fehlen auch in Amsterdam zur Zeit Walters die bei solchen Haupt- und Staatsaktionen obligaten Verkehrsstörungen nicht: „ Die guten Frauen, die gewöhnt iyaren, Oelkuchen zu verkaufen auf dem Damm ein Bläschen, das die städtische Regierung als Markt zu vermieten sich erlaubte bedrohten die Stadt mit einem Prozeß. Es war denn auch sehr hart, tagaus, tagein Bachtgeld für Play- und Luftbennzung zu bezahlen für die Möglichkeit, ein paar Delfuchen an die Straßenjugend zu verkaufen und nun auf einmal verjagt zu werden, weil S. M. fich dem„ Volke" zeigen sollte auf, dem Ballon des ehemaligen Stadthauses. Ihre Krämchen wurden weggeräumt, und die verjagten Industriellen behielten nur das Recht, sich privatim unter die Menge zu mischen, die alsbald rufen mußte: Es tebe... dies oder das!" je nach Erfordernis des Augenblids. Sie durften sogar mitschreien."
Daran knüpft der Dichter die nachdenkliche Bemerkung:„ Es ist eigentlich höchst sonderbar, daß Fürsten sterben. All diese Vivats scheinen ohne Wirkung zu bleiben."
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Warum sie d. h. das Volk sich eigentlich freuen? Je nun, hören wir den Dichter:
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der Prinz
„ Da war wie man aus den Blättern vernahm von Caramanien, der Anspruch auf die besondere Sympathie des Volkes hatte, weil man ausbaldowert hatte, daß einer seiner Borfahren Kapitän gewesen war im Dienste des Staates( Holland ), und also..." sein Blut vergossen hatte für die niederländische Freiheit."
" Hui!" Der zeigt's einem aber, was? Der Apfel scheint nicht weit vom Baum gefallen zu sein," brummte er spöttisch, indem er über das Deck ging. Er war auf Foma böse und" Dies Blut- und vielleicht auch die Freiheit-war eine hielt sich für grundlos gekränkt, zugleich spürte er aber eine geitungserfindung. Judes, daß unser Brinz einen grünen feste, echte Herrenhand über sich. Er, der seit Jahren das Rod trug mit dicen goldenen Achselschnüren, war wahr... Man Gehorchen gewöhnt war, fand an der über ihn geäußerten konnte also bei der ersten Gelegenheit durchaus mit Fug rufen: Es Macht Gefallen, und als er in die Kajüte des alten Schiffs- lebe der Prinz von Caramanien!" führers trat, erzählte er ihm die Scene mit dem jungen Herrn schon mit einem gewissen Vergnügen.
„ Unter den hochgeborenen Persönlichkeiten befand sich auch ein gewiffer Herzog, der wegen seiner Tugenden aus dem Lande gejagt
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worden war. Der Mann war sparsam und häuslich. Niemals hatte " Hast Du so was gesehen?" schloß er seine Erzählung. er sich selbst zu kurz kommen lassen. Dennoch war er von dem " Ja, ein junger Hund von einer guten Rasse ist gleich bei dummen Böbel entthront und mit einem Scheffel Diamanten über der ersten Jagd tüchtig Und wenn man ihn so ansieht, die Grenzen gesetzt worden. Von diesen Diamanten sollte er min ift er ja ein Mensch von trübem Verstande Nun, zu Amsterdam ein paar Dußend sehen lassen und zwar in der Eigendas macht nichts, er soll sich nur amüsieren; bei solchem schaft von Rockknöpfen und Stockknöpfen. Die Zeitungen ermahnten Charakter wird dabei wohl nichts Schlimmes herauskommen. alfo das Volt zu dem allerwohlgemeintesten Ruf: Es lebe der Nein, wie er mich angebrüllt hat! Ich sage Dir, wie so eine Herzog mit seinen Diamanten!" Trompete... Und hat sich gleich als der Herr gezeigt. als hätte er die Macht und Strenge aus einem Kruge ge ( Fortsetzung folgt.)
trunken."
( Nachdruck verboten.!
Don Multatulis Erziehungs
roman
Die Abenteuer des kleinen Walter", ist vor kurzem in der Spohrschen Uebersehung der zweite Teil erschienen.*) Ich messe dem prächtigen Werte sehr hohe Bedeutung und Wichtigkeit bei für jeden Erzieher, für jeden, der sich für Erziehungsfragen interessiert; darum halte ich es für angemessen, auch diesem zweiten Bande eine empfehlende Besprechung zu widmen.
Wie Goethe seinen Faust aus der kleinen Welt von Gretchens Gärtchen und Kämmerlein in die große, an den Hof eines mittel
*) Bei J. C. C. Bruns, Minden i. W.; beide Bände zusammen Toften 10 M. broschiert, 12 M. gebunden.
Weiter war da der Großherzog von Island , der wohlgeratene Entel eines Krughalters( Gastwirts). Seine Verdienste waren drei Beitungs- Kolumnen lang... in Petit und eng gesezt"... und so geht es eine ganze Weile lang fort mit der Vorführung der Fürstlichteiten.
Auch eine Illumination fand statt. Herr Johannes Hagel ist start vertreten. Es war Kraft, Pracht und Prunk. Es war Gedränge. Tas Bolt hat etwas von Kindern an sich, die ihren Spaß haben an Umzugswirrwarr, an einem Sterbefall, an Fenersbrunst, an allem, was Getümmel und Wirtschaft verursacht."
Auch Klein- Walter ist von der Partie. Er ergab sich darein, das dumme Geficht zu ziehen, das bei solchen Gelegenheiten ge= bräuchlich ist, und hörte die Redensarten von den Menschen, die ihn umdrängten, ohne auf die Leere dieser Redensarten besonders zu achten."
Zuweilen fallen aber auch nachdenkliche Bemerkungen. So findet im Theater, wo den Fürstlichkeiten das urpatriotische Stück eines Nationaldichters" aufgetischt wird, folgende Unterhaltung statt:
„ Wir wollen hoffen, daß der Dichter für eine deutliche französische Uebersegung gesorgt hat.
Wenn S. M. nur weiß, an welchen Baffagen er danken muß mit einem Nicken."
Unser Bürgermeister wird ihm schon einen Wink geben."