„ Gewiß: Sire, passen Sie auf, das geht Sie an!" Und dann muß der Kaiser so thun, als wenn er was von dem Stück verstände. Was für ein trauriges Metier!"
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Was muß er nur denken von uniren Dichtern?"
„ Und von unsrer Vaterlandsliebe!"
" Und von unsrem Charakter!"
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„ Ach solche hochgestellte Personen sind an Niederträchtigkeiten. gewöhnt. Was nicht friecht, tommt nicht zu ihnen."
Es muß ihnen sehr schwer fallen, die Menschheit zu achten. Sie sehen immer das häßlichste davon, und sind wohl genötigt, den Rest danach zu bemessen..."
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Wir werden bald sehen, wie Klein Walter über dieses Kapitel noch weitere Belehrung erhält.
Zunächst gerät er noch in der Nacht der Illumination in schwere Anfechtung. Schon hat er sein Lager aufgesucht, als außer sich vor Aufregung und scheinbarer Angst vor Einbrechern und Mördern die alte Jungfer Laps sich unsren Helden als Ritter ausbittet, der ihr für diese gefährliche Nacht voller Festtrubel und Gefahren zum Schutze dienen soll. Der romantisch gestimmte Junge ist sofort bereit, obwohl ihn die mucerisch lüsterne Jungfer Laps sonst höchst unsympathisch ist, die denn auch in der That auf ihrer Wohnung mit lustigen Freundlichkeiten und mit Hilfe von süßem Liqueur ein Attentat auf Walters Tugend zu unternehmen sucht.
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Bei dieser Gelegenheit macht der Dichter die treffende Bemerkung: Vielleicht hätte Fräulein Laps die„ Tugend" unfres Kerlchens in Ruhe gelassen, wenn man anstatt mit Gott, Israel und historischer Theologie ihre ärmliche Seele genährt hätte mit Gedanken. Waschen, Scheuern, Wischen."
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Zur rechten Zeit aber erblickt der Knabe, mit seiner Be- wouldFreundin aus dem Fenster das Menschengetümmel betrachtend, Fendre, den Gegenstand seiner Backfischliebe, die Tochter der WaschTrau wie er glaubt; in Wahrheit ist's die tolle Prinzessin Erika, dns enfant terrible unter den Fürstlichkeiten, die sich darin gefällt, unterm Volk zu verkehren und den Naturburschen zu spielen.
daß Du Dich nicht um sie fümmern dürfest und an nichts andres denken müßtest als an Deine Arbeit.
„ ich will's! Ich will's!".
" Noch wohl zehn Jahre lang."
Zehn Jahre Zehn?"
Ja, io sagte sie."
" Zehn Jahre?"
Nun ja, so sagte sie. Vielleicht acht, oder
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zwölf, oder
avanzig, denn Du begreifst wohl, daß man so etwas nicht so ganz genau bestimmen kann."
" Behn Jahre?" So fagte fie." „ Ich thu
es!"
Klein- Walter kommt in die Kaufmannslehre zu den Herren Oldatied mid Kopperlith.
Die Erziehung durch das Leben beginnt.
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Die hochpreisliche Firma des Lehrherrn Walters, der mun eine ganze Menge Herren und Gebieter und Ausbeuter seiner Arbeitskraft bekommt selbst die verschiedenen Damen des Hanses; inklusive der höheren Dienstboten aller Art kommandieren ihn! stellen so ungefähr das stritte Gegenteil von dem Hause T. O. Schröter in Freytags Soll und haben", diesem Hochgesang auf die KaufmannsGroßbourgeoisie dar.
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Man kann nicht sagen, daß die edle Kaufmannschaft dem Dichter in rosigem Licht erschiene, ein gesunder Beinbruch" erscheint ihm minder gefährlich als das Ersticken in solcher Muffigkeit".„ Glaubst Du nicht mit mir, Leser, daß da viele Menschenseelen zu Grunde gehen in einer Atmosphäre wie die der Kopperliths? Mache lieber einen Handwerker aus Deinem Jungen oder einen Matrosen!"
Multatuli schildert, wie unsrem jungen Helden auferlegt war, das Große nicht aus dem Auge zu verlieren... rein zu bleiben in Berührung mit Schizz. sich bückend und beugend nicht zu brechen.. stets bereit zu stehen zum kräftigen Aufspringen, wie eine gebrochene Feder... immitten von so viel Ansteckungsstoff gefund zu bleiben in einem Wort: immer er selbst zu sein. Dies gelingt Wenigen!"
Die weitere tolle Nacht" mit allen aus dieser Verwechselung sich ergebenden Abenteuern des von Liqueur, Abneigung und Liebe aufgeregten Walter kann hier nicht nacherzählt werden. Prinzessin Unirem jungen Helden gelingt's! Obgleich die Erzählung BruchErika hat, um ihn und die Leute aus dem Volke, die sie imgeben, stick blieb, hat ihn der Dichter gewiß zum Siege führen wollen über Tos zu werden, ihn Bruder" genannt. Daraus ergiebt sich wieder alles Niedrige und Gemeine. eine Verwechselung Walters mit dem wirklichen Bruder der Prinzessin, dem Prinzen Erich.
Da trifft sich's glücklich, daß Doktor Holema mit den Seinen auf Walter stoßen, ihn nach ihrer Wohnung und dann in die FestTheatervorstellung mitnehmen.
Sonderbares erfährt Walter bei dieser Gelegenheit: Holema, der mit Fendre und ihrer Mutter, der armen Waschfrau Claus, verwandt ist, zählt auch Prinzessin Erita zu seinen weitläufigen
Verwandten.
Wir haben alle Aehnlichkeit miteinander", meint der freidenkende Arzt;„ recht betrachtet, ist die Welt viel kleiner als Du glaubst: alles berührt sich!"
Walter ist jedoch von seinem Irrtum um so weniger zu heilen, als auch Prinzessin Erika, die im Theater erscheint und auf der höchsten Galerie fich zu schaffen macht, ihn erkennt und ihm eine Rosenknospe ins Parterre herabwirft, ohne daß das Publikum von dem Vorgang etwas bemerkt.
Holsma bemerkt wohl den Sturm, der Walters Seele anfwühlt, und nimmt ihn mit sich heim und läßt seine Mutter verständigen, die sich nun vor Eitelfeit kaum lassen kann, daß ihr Sohn bei den vornehmen Leuten gespeist und übernachtet hat.
Run nimmt Holsma Klein- Walter vor und bewährt sich als ein wahrhaft idealer Pädagoge: er benugt eben die Backfischneigung des jungen Burschen, um ihm die Medizin schmackhaft zu machen, die ihn von dieser Kinderkrankheit turieren soll: Arbeit, trene regelmäßige, fleißige Thätigkeit.
Diese ganze Partie ist eine Musterstudie der Seelenkunde und Erziehungskunst und Wissenschaft, wie deren wohl wenige selbst in der Fachlitteratur zu finden sein dürften.
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Holsma benugt dabei jenes charakteristische Merkmal der Liebe: die Sucht, gut zu sein."
Auch Walters Liebe zu Fendre behandelt er als eine ganz gewöhnliche Sache. Um all dieser Geringschägung den Stachel zu nehmen, zog er beständig seine eigne Erfahrung heran und erklärte sich selbst schuldig der Fehler, die er an Walter meinte rügen zu müssen, eine Methode, die noch immer vielen Eltern und Erziehern unbekannt zu sein scheint. Auch Jesus hat nicht beachtet, daß man sich bücken muß, um aufrichten zu können." Holsma ist offenbar Multatulis Mustertypus eines Erziehers,
wie er sein soll!
„ Ein Perlentaucher fürchtet den Modder nicht."
Diese Anführungen werden dem Leser eine Vorstellung geben von der reichen Gedankenfülle, von der umfassenden Menschenfenntnis und tiefen pädagogischen Einsicht, welche in diesem prächtigen Erziehungsroman von Multatuli niedergelegt find. Hier weht auf jeder Seite, in jeder Zeile echte, große, schöne Menschlichkeit, der Geist eines Sokrates und eines Pestalozzi. Jedem Vater, jeder Mutter, jedem echten Lehrer und Erzieher von Beruf und Neigung muß beim Lesen der Abenteuer Klein- Walters das Herz im Leibe lachen. Es ist ein Buch, das jeden fühlenden und denkenden Leser herzlichst erfreut und belehrt, glücklich macht, flüger und besser macht Es kann und muß und wird viel Segen stiften-
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Kleines Feuilleton.
M. W.
Von dem Federwerke der Hawaiier haben sich nur wenige dürftige und vielfach von den Motten beschädigte Stoffe in den europäischen Museen erhalten, während zur Zeit der Entdeckung der Sandwichinseln" durch Cook Mäntel, Helme, Gößenbilder usw. in kunstvoller Weise meistens aus schönen roten und gelben Federn hergestellt wurden. Mehr birgt noch das Bishop Museum für polynefische Ethnographie und Naturgeschichte in Honolulu , welches jetzt, wie der„ Globus " berichtet, auch Memoiren herausgiebt, deren erster Band( Honolulu 1899) eine Arbeit von W. T. Brigham über Hawaiian Featherwork bringt, die mit zahlreichen Abbildungen und 15 Tafeln versehen ist. Die Vögel, von denen die Federn stammen, werden aufgeführt und alles, was in älteren Reiseverken um so wichtiger ist zur Beleuchtung der Sache, als heute jede Anfich auf den Federschmuck der Hawaiier bezieht, wird mitgeteilt, was fertigung von Federwerk aufgehört hat. Leis hießen die Feder= fönigliche Abzeichen dienten, ahuula die Mäntel der Vornehmen, gestränge, die man im Haare trug; kahilis die Federn, welche als tragen bei Staatsaktionen; mahiole die schönen Helme in der Form der klassischen; kukuilimoku die auf Korbflechtverk hergestellten grotesten Menschenköpfe aus Federwerk, deren schönstes, von Cook flammendes Exemplar sich im Wiener ethnographischen Museum be
findet.
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„ Unmögliche Pflicht ist keine Pflicht, und das Jagen danach Nutzen des Frostes und Schnees im Obstgarten. Viele steht der Erfüllung unsrer wirklichen Pflichten im Wege Es Obstzüchter find der Meinung, daß starter anhaltender Frost dem ist bequemer, sich einzubilden, man schwebe über Berge als in Ungeziefer argen Abbruch thue. Dem ist aber nach neueren ErWirklichkeit seinen Fuß aufzuheben, um über ein Steinchen zu fahrungen nicht so. Die leberwinterungsformen der Juickten wie schreiten Benute nicht die Eingenommenheit für das vermeintliche Eier und Puppen sind ebenso wie viele ausgebildete Jufekten wohl Höhere als Vorwand für die Verwahrlosung dessen, was Dir im stande, auch beim stärksten Frost am Leben zu bleiben. Frost niedriger erscheint... Frage Dich bei jeder Gelegenheit, was ist und Schnee können aber dazu benutzt werden, um ein zu frühes meine nächst liegende Pflicht. Die echte Erhabenheit ist, Treiben der Bäume zu verhindern. Man häuft um die Stämme daß man thut, was man thun muß, selbst das Geringe... der Obstbäume gegen Ende des Winters, wenn die Erde noch So ungefähr spricht Holsma mit Walter. Willst Du nun gefroren ist, so weit die Baumkrone reicht, eine dicke Schicht von durchaus etwas von Fendre wiffen... munwohl, fie fagt auch, Mist, der viel Stroh enthält, oder Eis und Schnce. Diese vers