Unterhaltungsblatt des Vorwärts
the told on 10
Nr. 16.bel Donnerstag den 23 Januar.
( Nachdruck verboten.)
@sid horm
( bij send dant. 16] Foma Gordjejew.dylln Roman von Maxim Gorki . Deutsch von Klara Brauner 3111 Foma dachte oft an Palageja, und anfangs wurde er traurig, wenn ihr Bild in seiner Phantasie auftauchte. Doch die Zeit verstrich und verwischte allmählich die hellen Farben diefer Frau, und unmerklich für ihn nahm die kleine, engelgleiche Medinskaja ihren Plak in seinen Träumen ein. Sie tam fast jeden Sonntag zu Ignat mit verschiedenen Bitten, die im allgemeinen das eine Biel hatten, den Bau des Nachtasyls zu beschleunigen. In ihrer Anwesenheit fühlte sich Foma plump, riesengroß, schwer; das tränkte ihn, und er errötete tief bei dem freundlichen Blick von Sofja Pawlownas großen Augen. Er hatte bemerkt, daß jedesmal, wenn sie ihn anblickte, ihre Augen sich verdunkelten, die Oberlippe zuckte, sich kaum merklich in die Höhe zog und die winzigen, weißen Zähne entblößte. Das erschreckte ihn immer. Der Vater, der seine Blicke auf die Medinskaja bemerkt hatte, sagte zu ihm:
„ Gloze dieses Fräßchen nicht zu sehr an. Paß nur auf, fie ist wie Birkenkohle: von außen ist sie ebenso bescheiden, glatt und dunkel und scheint ganz falt zu sein; wenn Du sie aber in die Hand nimmst, verbrennst Du Dich."
Gulf 1902
Die Sonne war eben aufgegangen, und ihr Licht, das fich über Ignats weißes Leinenhemd ergoß, hatte seine rosige Färbung noch nicht eingebüßt.
„ Es ist früh," sagte Foma und streckte sich.
"
Schon gut... kannst Dich später ausschlafen."
Frma wickelte sich träge in die Decke ein und fragte: ,, Brauchst Du was?"
„ So steh' doch auf, mein Lieber, ich bitte Dich!" rief Ignat aus und fügte gekränkt hinzu:„ Wenn ich Dich wecke, werde ich schon was brauchen."
er,
weiß
Als Foma das Gesicht des Vaters näher anblickte, sah daß es grau und müde war. Indeed, 19. " st Dir nicht wohl?"
"
Ein wenig
wenig..."
Soll ich den Arzt holen?"
Laß das!" sagte gnat. Ich bin ja nicht jung und auch so, woran ich bin."
Was ist denn?"
" Ja, ich weiß schon!" sagte der Alte geheimnisvoll und blickte sich seltsam im Zimmer um. Foma kleidete sich an, und sein Vater sprach langsam mit gesenktem Kopfe:
" Ich fürchte mich vor dem Atmen. Ich habe das Gefühl, daß, wenn ich jetzt aus voller Brust aufatmen würde, mir das Herz springen müßte. Heute ist Sonntag. Laß nach der Frühmesse den Popen holen!"
Was Dir einfällt, Papa!" sagte Foma lächelnd. „ Das macht nichts. Wasch Dich und geh in den Garten ich habe den Samowar dorthin bringen lassen... wir wollen in der Morgenkühle Thee trinken... Ich habe solchen Beeile Dich Appetit nach starkem, heißem Thee .
VI
Der Alte erhob sich schwer vom Sessel, trat unsicher mit den kloken Füßen auf und ging gebückt aus dem Zimmer, Foma blickte dem Vater nach, und die stechende Kälte eines Angstgefühls trampfte sein Herz zusammen. Er wusch sich schnell und ging eilig in den Garten.
Medinstaja erregte in dem Jüngling feine sinnlichen Begierden, denn sie hatte nichts, was an Palageja erinnerte, und war überhaupt anders als alle Frauen. Er wußte, daß man häßliche Dinge über sie erzählte, doch er glaubte nicht daran. Er änderte aber sein Verhalten ihr gegenüber, als er sie einmal im Wagen an der Seite eines dicken Herrn jah, der einen grauen Hut trug, und dem lange Haarsträhnen auf die Schultern herabfielen. Sein Gesicht glich einer roten, auf gedunsenen Blase; er hatte weder Schnurrbart noch Sinnbart, Ignat jaz in einem großen Lehnstuhl aus Eichenholz und der ganze Mensch war einer Frau ähnlich. Man sagte unter einem alten, breitäftigen Apfelbaum. Das Sonnenlicht Foma, das fei ihr Mann... Dann flammten in ihm dunkle, fiel durch die Zweige des Baumes in dünnen Bändern auf einander widersprechende Gefühle auf: er hatte Lust, den die weiße Gestalt des Alten, der noch in Unterkleidern war. Architekten zu beleidigen, und zugleich fühlte er, daß er ihn Es war so feierlich still im Garten, daß selbst das Rascheln beneidete und achtete. Medinskaja erschien ihm weniger des Zweiges, den Foma aus Versehen mit seinen Kleidern schön und leichter erreichbar, fie that ihm leid und doch dachte ftreifte, ihm als ein lautes Geräusch erschien und er zuer schadenfroh:
"
Es efelt sie wahrscheinlich, wenn er fie füßt." Und bei alledem empfand er manchmal eine bodenlose, quälende Leere in sich, die durch nichts ausgefüllt werden Tonnte. Sie beunruhigte ihn: in ihrer dunklen Tiefe vermutete er das Lauern einer ihm feindlichen Macht, die vorläufig noch formlos war, doch schon vorsichtig und beharrlich sich zu verkörpern strebte.
Unterdessen wurde Ignat, der sich äußerlich wenig ber ändert hatte, immer unruhiger und brummiger und klagte immer öfter über schlechtes Befinden,
" Ich hab' den Schlaf verloren früher hab' ich so geschlafen, daß man mir die Haut abziehen konnte, ohne daß ich es gemerkt hätte. Und jetzt wälze ich mich von einer Seite auf die andre und schlafe erst gegen Morgen ein. Ich wache immer auf, das Herz schlägt ungleich, bald eilt es, als würde es verfolgt, und tict so oft... und dann erstirbt es wieder; es scheint dann, als wolle es sich gleich losreißen und irgendwohin in die Tiefe stürzen, mitten in die Eingeweide hinein. Behüte mich, o Herr, in Deiner großen Güte!"
Er seufzte ruevoll und erhob seine strengen, schon trüben Augen, die ihren lebendigen, klugen Glanz verloren hatten, zum Himmel.
Der Tod lauert irgendwo in der Nähe auf mich," sagte er düster, aber resigniert. Und in der That steckte der Tod feinen großen, fräftigen Störper bald zu Boden.
sammenfuhr. Auf dem Tisch vor dem Vater stand ein Samowar, der wie ein satter Kater schnurrte und einen Dampfstrom in die Luft aufsteigen ließ. In der Stille und in dem frischen Laub, das sich am vorhergehenden Tage in dem reichlichen Regen gewaschen hatte, erschien Foma dieser grelle Fleck des herausfordernd blinkenden, lärmenden Kupferfamowars als etwas unnötiges, dem Moment und dem Ort nicht Angemessenes, gleichsam als ob er gegen das Gefühl verstoße, das der franke, zusammengesunkene, weißgekleidete Greis in ihm hervorrief, einsam wie er dort saß unter dem schweigsamen, unbeweglichen, dunkelgrünen Laubdach, in dem rotbäckige Aepfel sich bescheiden versteckten.
"
"
Seh Dich," sagte Ignat.
Du solltest doch den Arzt holen lassen," riet ihm der Sohn unschlüssig und setzte sich zu ihm.
,, Das ist nicht nötig. In der Luft ist mir leichter geworden. Und jetzt werde ich Thee trinken, dann wird's vielleicht noch besser werden," sagte Ignat, indem er den Thee in die Gläser einschenkte, und Foma sah, wie die Theekanne in der Hand des Vaters zitterte.
Trink
Foma schob schweigend das Glas zu sich her, bückte sich darüber, um den Schaum von der Oberfläche des Thees fortzublasen, und hörte dabei mit schweren Herzen dem lauten, furzen Atmen des Vaters zu.
Auf einmal schlug etwas so laut auf den Tisch hin, Es war eines Morgens früh im August. Foma schlief daß das Geschirr tlirrte. Joma fuhr zusammen, warf den fest und fühlte plöglich, wie er an der Schulter geschüttelt Stopf zurück und begegnete dem erschrockenen, fast wahnwurde, dabei hörte er über seinem Ohr eine heisere Stimme: sinnigen Blick des Vaters. Ignat sah den Sohn an und „ Steh auf!" flüsterte heiser: Ein Apfel ist herabgefallen, der Kuckuck hor's! hat ja gedonnert wie ein Schuß aus einem Gewehr... fo
Er öffnete die Augen und sah seinen Vater auf dem Seffel neben seinem Bett siken, wobei er eintönig wieder holte:
„ Stch auf, steh' auf!"
"
was!"
Es
,, Du solltest Cognac in den Thee thun," schlug Foma vor.