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Beit nicht aufhalten... nientand, der gescheit ist, handelt zu| Auffinden des Einzelnen dem Fremden schwer wurde, um neben seinem Nachteil, mein Bruder, und im Leben ist viel Verstand gesammelt... Hörst Du zu?"
" Ja, ich höre
"
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,, Und was verstehst Du davon?" „ Alles..."
,, Das ist wohl nicht wahr?" sagte Majakin zweifelnd. ,, Aber das eine. Warum muß man sterben?" fragte
Foma leise.
Der Pate blickte ihm mitleidig ins Gesicht, schnalzte mit den Lippen und sagte:
dem Namen die Bezeichnung der Stadtgegend notwendig zu machen. Als es geschah, war zumeist die erste Bezeichnung das Gewerf. Ju den Städten wohnten die Bürger nach den Gewerken, die sie ausübten; die Schuster, die Gewandschneider, die Leineweber, die Goldschmiede u. a. wohnten zusammen, weil in der Zunftzeit einer des andren Stütze war und die Marktverhältnisse zum Zusammenwohnen zwangen. So entstanden Ortsbezeichnungen innerhalb der Städte nach den Gewerken. Die Fischerstraße thut uns noch Kunde vom Erwerbszweig der ersten Bewohner Berlins ; die Schustergasse, Schmiedegasse usw. zeigen die weitere Gewertsentwicklung. Daneben entstanden Häuserbauten, deren Bewohner nach ihren Erwerbszweigen vermischt waren, „ Ein fluger Mensch würde nie so fragen. Ein fluger die man nicht nach den Gewerken gliedern konnte. Die Straßen Mensch sieht selbst, daß, wenn ein Fluß da ist, er auch erhielten Bezeichnungen dort liegender markanter Gebäude: der irgendwohin fließt... Denn wenn er stehen bliebe, würde seir che, des Spitals( Spittel), später der Geistlichen häuser er versumpfen." ( Bischof, Probst usw.). War die städtische Siedelung von einer oder mehreren Heerstraßen durchzogen, so tauchten die Richtungen dieser großen Wege in den Straßennamen auf: Frankfurters, „ Es nimmt alle Flüsse in sich auf, und es hat Oranienburger , Stralauer, Landsberger- Straße. heftige Stürme... So wird auch das Lebensmeer durch Als die Städte bis zu ihren Mauern bebaut waren, tritt auch die Wellen der Menschen gespeist, und der Tod erneuert dies im Charkter der Straßen hervor und Straßennamen wie seine Gewässer, damit sie nicht muffig werden... Wenn die Mauerstraße, Wallstraße, Linienstraße tauchen auf. Menschen nicht sterben würden, während sie sich doch immer bürgerliche und militärische Entwickelung der Städte läßt dann Bezeichnungen wie Stallschreiber, Schüßen, Kajernen= oder Dragoner Straße aufkommen.
,, Sie spotten grundlos über mich." sagte Foma finster. „ Das Meer fließt ja auch nirgends hin."
vermehren
"
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Was macht das alles? Der Vater ist ja tot..." ,, Auch Du wirst sterben.
"
"
Was geht's mich also an, daß die Menschen sich vermehren?" sagte Foma bange lächelnd.
„ Ach!" seufzte Majakin.„ Das geht niemand an... Deine Kleider denken wohl auch so: was geht es uns an, daß es auf der Welt allerlei Stoff in Menge giebt? Du hörst aber nicht auf sie,- Du trägst sie auf und wirfft sie weg."
Foma blickte den Paten vorwurfsvoll an, und als er ihn lächeln sah, fragte er erstaunt und mit Ehrfurcht:
st's möglich, Vater, daß Sie den Tod nicht fürchten?" Mein Kindchen, ich fürchte am meisten die Dummheit," jagte Majakin mit giftiger Denut. Ich bin der Meinung. daß. wenn Dir ein Dummer Honig giebt, Du darauf spucken mußt; wenn Dir aber ein Weiser Gift giebt, dann trinke! Und ich will Dir was sagen: der Barsch hat wohl eine schwache Seele, denn die Schuppen stehen ihm zu Berge..." Die spöttischen Worte des Alten beleidigten Foma und machten ihn zornig. Er wandte sich ab und sagte:
., Sie können nicht ohne Faren reden." " Ich kann nicht?" rief Majakin aus, und seine Augen liefen erregt hin und her. Jeder spricht die Sprache, die er tann. Ich sehe wohl rauh aus? Nicht wahr?"
Foma schwieg.
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Ach Du... Wisse das eine derjenige liebt, der lehrt. Präge Dir das ein... Und denke nicht an den Tod Es ist wahnsinnig, Bruder, wenn ein lebendiger Mensch an den Tod denkt. Der Prediger Salomo hat sich das am besten überlegt und hat gesagt, daß selbst ein lebendiger Hund besser daran ist als ein toter Löwe."
Die
Als die Mauern die weitere willkürliche Ausdehnung der Städte hinderten, begannen die Häuser eng aneinander zu rücken. Die Garten- und Wiesengrundstücke wurden verkauft und bebaut, die Gänge zwischen den einzelnen Häusern bildeten die Front für neue Hausbauten, die oft so eng gegen einander rückten, daß fanm zwei Mann neben einander marschieren konnten. So entstanden die Gassen und Gäßchen. Die aus dem Althochdeutschen" gazza" gebildete Bezeichnung Gaffe" wurde von von unfren Altvordern fast ausschließlich gebraucht.
Erst die neuere Beit machte
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sie verschwinden und ersetzte es durch Straße". Solche Seiten gassen erhielten meist ihre Bezeichnung von dem Eckhause, von welchem fie abzweigten, denn in den Gassen wohnten meist zu armselige Leute, als daß der Sprachgebrauch auf sie hätte Bezug nehmen fönnen. So sprach man denn wohl von dem Gäßlein bei Meister Hoffmanns Hause", von dem Gäßlein bei Joachim Belings Hause". Die Personenbezeichnung wurde dann der Gaffe vorausgestellt und es entstanden Namen wie: Hoffmannsgasse, Belingsgasse, Siebergaffe u. a. m.
Recht interessant ist es, der Geschichte der Entstehung einzelner Straßennamen nachzugehen. Mau dente an It Moabit. Der Stadtteil Moabit war noch unter Friedrich I. Tiergartenteil. Dann tamen die wegen ihrer Religion aus Frankreich vertriebenen Kolonisten nach Berlin , und die Regierung, die alles that, die dünne Tiergartenteil Baustellen zu, woselbst sie Maulbeer- Plantagen anBevölkerung des Landes zu mehren, wies ihnen gern auf jenem legten. Der Boden war aber unfruchtbar und der religiöse Witz der Kolonisten taufte es deshalb pays de Moab ", Moabiterland, weil die Bibel das letztere als unfruchtbares Land anführt. Die Bes zeichnung hat sich erhalten als: Moabit. editalis
Durch die moderne Umtaufung der Gaffen in Straßen und dieser wieder in Straßen mit flingenden Namen, geht allmählich die Erinnerung an den ursprünglichen Charakter jener Stadtteile vers loren. Wer weiß z. B. noch, daß die im Centrum Berlins gelegente Rosenstraße bis ins 17. Jahrhundert hinein den Namen Hurengasse" führte, weil dort die öffentlichen Dirnen wohnten, die in allen Städten ein wohlweiser Rat gerne fasernierte, um die Stadt sonst sittenrein zu erhalten. Als sie im 17. Jahrhundert in Rosenstraße" umgetauft wurde. hatte sie sich auch nicht gebessert. Shre Unsauberkeit war so bekannt, wie der schlechte Ruf ihrer Bewohner. Der Rat hatte sich einen Scherz gemacht, als er den an arüchigen Gaffennamen in Rosenstraße umwandelte.
Sie langten zu Hause an. Die ganze Straße vor dem Hause war mit Wagen angefüllt, und aus den offenen Fenstern drang lautes Sprechen heraus. Sowie Foma im Saal erschien, pacte man ihn bei den Armen und schleppte ihn zum Tisch mit dem Imbiß, indem man ihm zuredete, zu trinken und etwas zu essen. en dan data
( Fortjeyung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Fischer- Straße 1" Flüchtig verteilt unfer Auge auf dem kleinen Straßenschilde an der Ecke, dann haften wir weiter dem Ziele unfres eiligen Weges zu.
Wer kümmert sich im Getriebe der Stadt auch um die Straßen namen. Und zumal in der Großstadt, an deren Peripherie alljähr lich ganze Straßenzüge neu aus der Erde hervorwachsen? Sie müssen doch eine Bezeichnung haben, damit man sich auskennt im Häusermeer der Städte, und so wird ihnen eben ein beliebiger Name gegeben.
Wer freilich aufmerksamer zu sehen gewohnt ist, dem sind die Straßenbezeichnungen ein gewichtiges Stüd Kulturgeschichte. Sie tennzeichnen eine Entwicklung, welche in allen Städten gleich war. Die Straßennamen sind die Geschichte der Stadt und es verlohnt fich schon, sie zum Gegenstande einer fnappen Stizze zu machen. Straßenbezeichnungen entstanden erst in einer bereits ziemlich weit vorgeschrittenen Entwicklung der Stadt. Es mußten schon so biele Niederlaffungen von Stadtbewohnern vorhanden sein, daß das
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Ihren ursprünglichen Charakter haben aber im Namen noch gewahrt: der Mühlendamm, genannt nach den hier gelegenen Mühlen, die mit zu den ältesten Anlagen Berlins ges hörten. Die heutige breite Straßenflucht was früher ein fchmaler, mit hölzernen Buden besetzter Gang, welcher erst 1687 einer breiteren Anlage wich. Dann der Köllnische Fischmarkt. einer der ältesten Pläge Berlins . Dagegen hat die Köllnische Straße ihren Namen gewandelt. Ursprünglich war sie ein freier Raum beim Waffer mit einem Schlachthause" Küterhof" oder„ Wursthof" benannt. Als der Plazz bebaut wurde, entstand die Bezeichnung Stöllnischer Wursthof", die 1886 erst in Köllnische Gaffe" id 1862 in Straße" umgewandelt wurde. Auch der älteste Marktplatz Berlins , der, Moltenmarkt", führte bis Ende des 13. Jahrhunderts einen andren Namen:„ Der alte Markt". Bom 17. JahrHundert ab führte der Play, nach den nahegelegenen Mühlen- Mollen, den Namen„ Muldenmarkt". Ein Teil der Häuser, nach der Wasserfeite, hieß: Bei der Salzhalle, weil diese dort lag. Jm 18. Jahr hundert hieß er eine Weile: Königsplatz.
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Recht gruselig flingt die Bezeichnung, welche noch bis 1861 der heutige Gartenplatz" hatte. Er war Galgenplatz", auch „ Gerichtsplay" genannt, weil auf ihm früher das Hochgericht stand. Erst nach langen Gesuchen der Bewohner erhielt der Platz seine heutige Bezeichnung.
Die heutige Kleine Burgstraße" hat ebenfalls eine