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Kunft.

SZ,

Doppelgenius. Er hat etwas von Joachim und etwas von zeichnet. Nach diesem Gesichtspunkte betrachtet enthält ein Waffer­Sarasate: von jenem die Trockenheit, von diesem die Ausdruckslofig- tropfen schon eine ungeheure Zahl von Wasserteilchen. Lord Kelvin  , teit. der große Physiker, hat darüber einmal eine anschauliche Rechnung aufgestellt. Wenn ein einziger Wassertropfen unter einem Ber Von der Berliner Secession  . Der erwartete größerungsglas so start vergrößert werden könnte, daß er die Aus­Krach ist eingetreten. Folgende Erklärung ist uns mit der Bitte dehnung der Erdkugel einähme, so würde die ihn zusammensetzende um Veröffentlichung zugegangen: Moleküle doch nur in der Größe von kleinen Billardkugeln leber die innerhalb der Berliner Secession   entstandenen Diffe erscheinen. Professor Hele- Shaw, der neulich einen fesselnden Vor­renzen, die zum Austritt der unterzeichneten Mit- trag über Das Fließen des Waffers" hielt, führte diesen Gedanken glieder geführt haben, sind ohne unser Zuthun Mitteilungen in etwas weiter durch. Er wies darauf hin, daß es eine Million von die Breffe gelangt. Aus diesem Grunde erscheint eine öffentliche Jahren dauern würde, wollte man ein Glas Waffer Teilchen für Slarlegung der Angelegenheit geboten. Teilchen entleeren. Nach der sogenannten Stromlinien- Theorie ist es möglich geworden, die Lage der Wasserteilchen zu einander und ihre Bewegungen zu erkennen und so in das Geheimuis des Wasser­fluffes einzudringen. Auf diese Erkenntnis war die Lösung der im Wasserdruck enthaltenen Rätsel und die Ausnutzung dieser Kraft möglich, und damit hängen noch viele andre wissenschaftliche und praktische Fragen zusammen: die Wirkungen von Ebbe und Flut, das Nagen der Fluß- und Meereswellen an den Ufern, das Ver­sanden der Flüsse und Häfen und auch das Steuern der Schiffe und die Ausnutzung der Wasserfälle für die Industrie.­

Die Berliner Secession   hat, nach unsrer Ansicht, das nicht er füllt, was von ihr erwartet wurde und was in der Vorrede des Kataloges der ersten Ausstellung in Aussicht gestellt war. Sie ist nicht eine Stätte geworden, an der sich jede Richtung der Kunst gleichmäßig aussprechen konnte. Sie hat durch zu starke Betonung einer Kunst bestimmter Richtung und durch übermäßiges Heran­ziehen des Auslandes nicht genügend die Interessen ihrer ordent­lichen Mitglieder und der deutschen Kunst gefördert.

Ein weiterer Beschwerdepunkt ist die Stellung des Geschäfts­führers. Nachdem diesem durch einen fagungswidrigen Beschluß des Vorstandes, mit der beratenden Mitwirkung an der Jurh ein in­direkter Einfluß auf die Auswahl der Kunstwerte eingeräumt worden ift, erscheint es bedenklich, daß der Inhaber eines tapitalfräftigen Kunstsalons zugleich Geschäftsführer der Secession ist, deren Interesse mit dem des Kunsthändlers foflidieren kann. Es muß insbesondere befürchtet werden, daß der Geschäftsführer, ohne es zu wollen, auch in der Secession derjenigen Kunstrichtung eine besondere Förderung zu teil werden läßt, die er in seinem Salon vorzugsweise pflegt. Die letzten Ausstellungen der Secession, ebenso wie die in der Januar- Hauptversammlung vorgenommene Wahl des Vorstandes und der Ersatzmänner, die eventuell als Jury fungieren, haben eine derartige Verschiedenheit der fünstlerischen Grundfäße ergeben, daß ein weiteres Zusammenarbeiten aussichtslos erscheint.

Aus ähnlichen Gründen sind seit Gründung der Berliner Secession   bereits achtzehn Mitglieder, von denen der größere Teil uns fünstlerisch nahe steht, ausgetreten.

Willi Döring. Otto H. Engel  , Ostar Frenzel. Victor Freudemann. Richard Friese  . Hermann Hendrich  . Paul Hoeniger  . Felir Krause. Karl Langhammer. Hugo Lederer  . Franz Lippisch  . Hans Loosch e 11. Martin Schauß  . May Schlichting. May Uth. Julie Wolf- Thorn  .

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Technisches.

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u. Transparente Photographien. Die Amateurs photographie ist jetzt so entwickelt, daß eine große Zahl von Amateurs Photographien liefert, die in Bezug auf Schönheit und vollendete Herstellung durchaus nicht hinter den Leistungen der Berufsphoto= graphen zurückstehen. Es ist hiernach durchaus begreiflich, wenn die Liebhaberphotographen immer neues ausfindig zu machen bestrebt find, um das Gebiet, auf dem sich ihre Kimstfertigkeit bethätigen faun, immer weiter auszudehnen. Deshalb geben sich viele von ihnen auch Mühe, transparente Photographien zu machen, und dies ist in der That viel einfacher, als es zu sein scheint, und jedenfalls viel einfacher, als viele andre Manipulationen, die zu Zwecken der Haltbarkeit, des schönen Aussehens und andrer Vorzüge der Photographien vorgenommen werden müssen. Zunächst werden, um transparente Photographien zu erzielen, die Negative in der ge­wöhnlichen Weise hergestellt, und auch die Kopien, die transparent sein sollen, werden in der üblichen Weise hergestellt und firiert. Sind diese Kopien nun getrocknet, so werden sie nochmals in ein Bad gelegt, welches auf folgende Weise hergestellt ist: Man nimmt 40 Gramin Paraffin und erwärmt es; dazu, noch während das Paraffin warm ist, giebt man 10 Rubikcentimeter Leinöl und erwärmt die Mischung so lange weiter, bis beide Bestandteile sich gut mit Kulturgeschichtliches.hung einander gemischt haben. Dort hinein also steckt man die Photo­graphie auf turze Zeit und trocknet sie dann zwischen zwei Bogen Eine Gesundbeterei aus dem 16. Jahr Fließpapier unter Druck, damit die überschüssige Flüssigkeit entfernt hundert. Der Berliner Volks- geitung" wird geschrieben: Die wird. Sind die so behandelten Kopien dann getrocknet, so sind sie märkischen Chronisten wiffen von einem sonderbaren Fall einer schön transparent; man kann sie dann noch auf Glas kleben, ohne Krankheitsheilung zu erzählen, die sich im Jahre 1536 zugetragen daß sie ihre Transparenz verlieren. Als Klebesubstanz verwendet haben soll. Damals lebte in Lebus   eine Dienfimagd Gertrud Fischer, man hierzu zweckmäßig eine Mischung, welche aus 100 Stubik Sie alle Geldmünzen, die sie in die Finger bekam, in den Mund centimetern Syndetikon und 26 Gramm Zucker zusammengesett steckte und verschluckte; ja man wollte sogar wissen, daß dem Mädchen wird. aus der Luft, aus Wänden und Mauern Geldstücke zuflogen, die sie dann verspeiste. Die Angelegenheit lag für die Aerzte jener Zeit ebenso flar wie für die Geistlichen: der leibhaftige Satanas steckte hinter der Sache, hatte eine Liebschaft mit der Dienstmagd an geknüpft und suchte unnatürliche Begierden in ihr hervorzurufen. Die fatholischen Priester ließen einen würdigen Vorgänger des Paters Hedwig BanIh vom Schiller- Theater ist für das Aurelian von Wemding  , einen Teufelsbanner kommen, aber alles Deutsche Theater engagiert worden. Beschwören und Wannen wollte nichts helfen, sogar das Baden der Mutter Anne", Marg Möllers neues Drama, wird Kranken in Weihwasser erwies sich als muglos. Das sensationelle" Borkommnis bewirkte, daß die Patientin nach Frankfurt   a. D. ge- gegen Oftern mit Noja Poppe in der Titelrolle erstmalig im bracht wurde, allwo der weise Magistrat verfügte, daß die Magd Schauspielhause in Szene gehen.- unter strenge Bewachung gestellt würde und die Geistlichen vers-Georg Engels Stüd, leber den Wassern" wird fuchen sollten, durch fleißiges Beten mit der Kranken dieser Hilfe zu am 22. Februar im Lessing Theater aufgeführt werden. bringen. Aber so viele Gebete auch gesprochen wurden, Beelzebub - Im Jm Trianon Theater" geht am 15. Februar ließ sich nicht stören und Gertrud Fischer schluckte ihre Geldstide weiter. Darob allgemeines Schütteln des Kopfes. Da die katholischen Coralie u. Co." in Scene. Gebete der Kranken nicht die Gesundheit wieder verschafften, so ver­Hans Brennerts fleine Komödie Die indische suchte man es nunmehr mit lutherischen. Es wird sogar behauptet, Amme ist von der Censurbehörde zur Aufführung am der evangelische Brediger Ebert in Frankfurt   a. O. habe sich an Alegauderplay- Brettl freigegeben worden.- Luther gewandt und von ihm die Weifung erhalten, eine Fürbitte"- Drei Einalter von Julius Gans Lubassy dieses Mittel; dieses Mal war es erfolgreich und man betete schließ- Mädchenliebe"," Frauentrene" und Mutterherz" find lich die Patientin gefund. Sie soft dann noch jahrelang in vom Deutschen Schauspielhause in Hamburg   zur Auf­Frankfurt a. O. als Dienstmagd thätig gewesen und als große führung erworben worden. Sehenswürdigkeit angestaunt worden sein. Offenbar hatte man es Mascagni   arbeitet gegenwärtig an einer neuen Oper mit einer sehr gefchickten Taschenspielerin zu thun, die sich in Marie Antoinette  ". origineller Weise eine Sparbüchse anlegte und recht wacker über die Gefundbeter gelacht haben mag. Vielleicht hätte sie noch mehr ge­lacht, wenn sie gewußt haben würde, daß nahezu vier Jahrhunderte später der Schwindel auf diesem Gebiete noch die größten Triumphe feiern könnte.

der ganzen Gemeinde zu veranstalten. Jedenfalls wählte der Bastor

Physikalisches.

en. Die Größe eines Wassertropfen 8. Nach der Anschauung der heutigen Physik und Chemie ist jeder Stoff aus tleinsten Teilchen zusammengefeßt, die man im allgemeinen bei den Grundstoffen als Atome, bei den Berbindungen als Moleküle be­Berantwortlicher Redacteur: Carl Reid in Berlin  .

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Notizen.

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- Anton Rüdaufs Oper Die Rosenthalerin" hatte bei der Erstaufführung im Neuen deutschen Theater zu Brag einen schönen Erfolg.

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- Die ägyptische Abteilung des Museums hat die Warmorfigur eines liegenden Widders erworben. Die Skulptur stammt aus der Dafe Siwa, wo sich das Drakel des widderköpfigen Ammon befand.

Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Somtag, den 16. Februar.

Druck und Verlag von May Bading in Berlin  .