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Technisches.

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SZ.

einer allen Traditionen widersprechenden Selbstüberwindung sozusagen sowohl dem lebenden wie auch dem vor 30 Jahren verstorbenen als minniglichen Ritterdienst, als Probe auf die Aufrichtigkeit feiner Künstler zu respektieren und zu bezahlen wissen. Gesinnungen. Schuldenmacher und Spieler, fo behauptet sie, feien Solche Gedanken fnüpften sich uns an einen Vortrag an, den auch in der Liebe unzuverlässig. Sobald von dem Ver- am Sonntag Professor Dr. Richard Sternfeld im Ber­liebten der Geldbrief ant den Schneider abgesandt ist, liner Tonkünstler Verein" über jenes Bühnenweihfestspiel befennt die schöne Unbekannte fich als des Schneiders Richard Wagners hielt. Er trat in dem eingangs erwähnten Sinn Frau. Der junge Elegant ist der Gefoppte. Das ist der entschieden für weiteren Schutz des Parsifal " ein eine Aus Inhalt des kleinen Capusschen Einatters: ein spitfindig und etwas einandersetzung mit den Gegengründen hätte doch nicht fehlen sollen. frostig ausgeflügelter Spaß, aber in der Ausführung nicht ohne Ge- Im übrigen war der Grundgedanke feiner, durch Beispiele am Klavier schick und einige feine Ironie. Bei aller ihrer Unbeträchtlichkeit gefchickt illustrierten, Betrachtungen mit Recht der, daß Wagner nicht nahm sich die Plauderei gegenüber dem Bissonschen, zu drei langen vom musikalischen Ende an kennen gelernt werden darf, sondern Aften breitgetretenen Schwanke, der nun folgte, fast geistreich aus. vom Wort, vom Drama aus. Jedenfalls erfah man auch aus diesent Nach dem Titel und den ersten paar Scenen fonnte es scheinen, als Vortrag, wie eben diefer Standpunkt den eigentlichen Schlüssel zu habe man vielleicht etwas Originelles, ein Seitenstück zur Roten Wagners Schaffen darbietet. Robe" zu erwarten, einen Versuch, das von Brieur tragisch behandelte Thema richterlicher Ueberhebung und Streberhaftigkeit ins Schwank­haft- Satirische zu übersetzen. Doch das ist nur ein Aushängeschild, en. Die größte elektrische Kraftübertragung, ein dünner zu Reklamezwecken aufgetragener Firnis. In Wahrheit die bisher jemals ausgeführt worden ist, hat jegt der amerifanijde bewegt sich der Schwank in den ausgefahrensten alten Geleifen, und Staat Kalifornien aufzuweisen. Es wird dort die in Elektricität den eingeftrenten satirischen Ausfällen nimmt die finnlos plumpe, umgewandelte Wasserkraft des Flusses Yuba 320 Kilometer weit bis auf die billigsten Boffenwirkungen abzielende Uebertreibung jedes zur Stadt Redwood geleitet und von dort noch durch eine Zweig Salz. Der Untersuchungsrichter, Herr Leplantois, läßt auf gut leitung 32 Stilometer weit bis Burlingame im Süden von San Glück alle Welt einsperren. Je mehr er verhaftet, um so größer die Francisco, so daß die Gesamtlänge der Uebertragung fast 360 Kilo­statistische Wahrscheinlichkeit, daß unter den Verhafteten sich auch der meter erreicht. Ansichtlich dieser erstaunlichen Leiſtung scheint es Schuldige befinden wird. Im übrigen ist er eifrig beschäftigt, den angezeigt, mit furzen Worten an die Geschichte der elektrischen Straft schönen weiblichen Beugen, die auf die Vorladung erscheinen, den Hofübertragungen zu erinnern. Bisher war der großartigste Versuch zu machen. Dafür verliebt sich seine Frau hinwiederum in die schönen dieser Art die Leitung von Lauffen am Neckar bis Frankfurt , die im männlichen Untersuchungsgefangenen, die sie auf Wunsch ihres Gemahls Jahre 1891 gelegentlich der in letzterer Stadt abgehaltenen chriftlich zu ermahnen und dabei auszuhorchen hat. Vor allem ein at Elettricitäts- Ausstellung ausgeführt wurde. Die Entferming be Mädchenmörder und Diamantenräuber verhafteter Journalist, der sich trug 175 Kilometer und der Versuch war für die damalige Elektro­bei dem Verhöre Bubi" nennt und Herrn Leplantois nach allen technik eine Großthat ersten Nanges. In Lauffen war eine Dynamo­Regeln der Kunst veralbert, hat es ihrer romantischen Seele angethan. maschine für dreiphasigen Strom aufgestellt, der in Frankfurt durch Schließlich fällt der böse Richter einem Racheplan, den diese beiden andre Dynamomaschinen aufgenommen wurde. Die Spannung des schmieden, zum Opfer. Er, der Verhaftungsluftige, wird von einer Stroms wurde auf 13 000 Bolt festgesetzt, der größte Betrag, den miteingeweihten Beugin zu einem Stelldichein gelockt, dort von der ganzen man bis dahin jemals zu erzeugen gewagt hatte. Allerdings ver Gesellschaft überrascht und, da man ihm gefälschte Banknoten in die mutete man schon damals, daß sich die Spamung noch weiter würde Tasche praktiziert hat, von der herbeigerufenen Polizei beinahe selbst steigeru laffen, aber man hielt 24 000 Bolt für die äußerste Grenze berhaftet. Dabei ist diese Fabel noch ein Muster von Logik und des Zulässigen. Die Luftlinie bestand aus drei Kupferdrähten von Wahrscheinlichkeit, verglichen mit dem Drum und Dran der einzelnen 4 Millimeter Durchmesser, die an Pfählen mit Delisolatoren befestigt Scenen. Und wenn die Unmöglichkeiten wenigstens lustig wären, waren. Um Unglücksfällen nach Möglichkeit vorzubeugen, wurden wenn Phantasie und Laune in ihnen stedte! Aber nirgends wird man die Bewohner des von der Leitung durchzogenen Gebietes dadurch den Eindruck des mühselig und gewaltsam Herangequälten los, auch nicht im Schlußatt, der beim Publikum einen äußerlichen Lacherfolg hatte. Das Natürlichste in dem ganzen Stüd waren noch die Bauchgrimmen, die Herr Bagay von Zeit zu Zeit mit großer Beobachtungsgabe markierte.- -dt.

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Mufit.

gewarnt, daß auf den Pfählen das bekannte Zeichen eines Totenkopfes mit zwei darunter gekreuzten Knochen aufgemalt wurde. Der weitere Berfolg der elektrischen Kraftübertragung ist seitdem besonders in den Bereinigten Staaten zum Ausdruck gekommen, und dort hat man sich mit Spannungen von 30-40 000 Bolt zu solchen Zwecken schon durchaus vertraut gemacht. Californien gilt als ein besonders vor zügliches Verfuchsfeld, da der Brennstoff, dort teuer, das Klima völkerung des Landes erleichtert wird." Man rechnet darauf, daß dort auch Spannungen bis zu 60 000 Bolt anwendbar sein werden. Diese Nachrichten berühren den Fachmann alvar auch heute noch als etwas ungewöhnliches, aber sie sehen ihn doch nicht mehr in Er­staunen.

Humoristisches.

- Unangenehm. A.: Ich war letzthin auf sechs Wochen verreist." B. Ja, ich habe es unter Gerichtssaal" gelesen."

Das Wagner- Schlachthaus unter den Linden hat nun schon ungünstig ist und das Verlegen der Leitungen durch die geringe Be gefähr alle Opern und Musildramen Richard Wagners aus geschlachtet. Nur den Parsifal " bekommt es noch immer nicht; auch kein andres Opernhaus tann ihm mit diesem Werk den Rang ablaufen darin ist es wirklich unübertrefflich. Denn jene leyte intimste Schöpfung hat der Meister einzig für Bayreuth vorbehalten. Nur Bruchstücke in Stonzertaufführungen find bisher in die weitere Deffentlichkeit gedrungen; und auch in Berlin bekommt man hier und da folche Darbietungen zu hören. Nun läuft aber 30 Jahre nach dem Tode des Komponisten die Schutzfrist" für seine Werke ab, und dann sind sie ebenso für jede Veröffentlichung und Aufführung frei, wie heute etiva die Mozarts und Lorgings vogelfrei sind. Der Gedanke, daß nach wenig mehr als einem Jahrzehnt, von 1913 an, der Barfifal" überall wird herum­gezerrt werden können, vermag die Freunde einer ernsten Stunst geradezu schaudern zu machen. Zwischen der Carmen" und dem " Zigeunerbaron ", oder zwischen der Fledermaus" und der Cavalleria rusticana " das einzigartige Gralsdrama herunterfingen lassen, etiva mit Bequemlichkeitsstrichen oder gar mit einer Einlage von Franz Abt oder von Proch um das zu hindern, möchte man fast zu den Mitteln eines Privilegs greifen. Thatsächlich ist denn auch seit längerem eine Bewegung im Gange, jene Schußfrist für den Barfifal" zu verlängern; und ein lebhaftes Hin und Wider ist dem Borschlage Bayreuths gefolgt.

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Der Sportsmann. Weiß der Deibel, mit meinem Automobil habe ich schon diverse Hühner und Enten, mit meinem Fahrrad sogar schon einen Köter aur Strede gebracht, nur mit der dummen Flinte will mir dies bei einem lumpigen af en nie gelingen!" el rell Add laid d

- Boshaft. Sausfrau( zum sich vorstellenden Mädchen); Berstehen Sie denn auch zu frifieren?" Mädchen: Gewiß, ich kann sogar rafieren." ( Meggendorfer- Blätter.")

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Notizen.

Coquelin beginnt am 10. März sein Gastspiel im Schauspielhause.­d'Annunzios Schauspiel Giaconda" wird dem­nächst im Berliner Theater in Scene gehen.

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Um hierin zu einem Urteil zu gelangen, beachte man zuvörderft, daß Kunstwerke durch ihr Freiwerden nach jenen 30 Jahren einen Vorzug vor andrem Privateigentum befizender Park, den jemand besaß, verbleibt ja auch nach 30 Jahren bei den Erben. Es wäre also nicht übel, auch Kunstwerke für immer Privateigentum sein zu laffen, und zwar um fo eher, als sie ihrer Natur nach ohnehin den Zug nach der Oeffentlichkeit in fich tragen, wie denn selbst der Hermann Bahrs Etüd Wienerinnen", das am " Parsifal " der Oeffentlichkeit an Ort und Stelle nicht entzogen ist. 8. März im Berliner Theater in Scene gehen sollte, ist für Jedoch ihn allein zu bevorzugen, während dann andren Werken doch die nächste Spielzeit zurückgelegt worden. wieder die Herumzerrung bevorsteht, scheint uns eine Ungerechtigkeit Schnapphähne", ein Sommerspiel von Walter zu sein. Oder aber man läßt Privateigentum überhaupt nicht über Bloem, ist vom Berliner Schauspielhaus zur Aufführung den Tod des Eigners hinaus dauern, beschränkt es etwa schon zu angenommen worden.- seinen Lebzeiten; dann ist die Freigebung jenes Werkes erst recht Albert Roderichs Lustspiel" Der Liebeskontrakt" eine Forderung der Gleichheit. Uns scheint mit solchen Verboten fand bei der Erstaufführung im Hamburger Deutschen und Freigebungen der Kunst recht wenig gedient zu sein. Wenden wir Schauspielhaus eine freundliche Aufnahme. lieber alle Kräfte an, um das Niveau unsrer Kunstbildung und Kunst­J. V. Widmanns Drama Die Mufe des Aretin" pflege zu heben: dann wird auch der Barfifal" entweder ruhig erzielte bei der Aufführung im 3üricher Stadt Theater freizugeben sein, oder man wird jegliches fünstlerische Privateigentum einen starken Erfolg.

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Berantwortlicher Redacteur: Carl Zeid in Berlin . Druck und Verlag von May Bading in Berlin .