-

216

-

wie

ein paarmal zu entwenden. Dann pflegt die Miß unter Zurück- Riavier Fis- moll in drei Säßen dürfte das Beste oder wenigstens laffung von Mantel und Hut mit lauten Rufen davon zu stürmen, Abgerundetste sein, was uns fein Konzert geboten hat. Sie befitt und die jeweils am Blaz befindliche Dame schlüpft regelmäßig, um auch Melodie"( das Feldgefchrei der Dilettanten", der Entdeckung durch die Nachkommende zu entgehen, in das Maler- R. Schumann sagt), aber nicht die Marsch- und Springmelodie, fostüm. So geht's im tollen Durcheinander der Liebespaare weiter, sondern die recitativische; und sie hat auch Begleitung", wie unter den Kastanien des Figaro, bis endlich die Entlarvung manchmal sogar mit recht geläufigen Wendungen, aber nicht die leiernde, erfolgt. Der Schlußakt hat dann das bedrohte Gleichgewicht wieder- sondern die selbstthätige, die geschwisterliche. Von seiner Sinfonie herzustellen. Die beiden Ehemänner, die sich grimmigen Herzens für großes Orchester Es- moll in drei Säßen gilt, soweit sich ver­scheiden lassen wollen, schmelzen unter der neuerwachten Gunst ihrer gleichen läßt, Gleiches. Da blüht es im Instrumentenklang, als Frauen wie Schnee bein Sonnenschein und Herr Champerah müßte die ganze Welt in Orchesterfarben umgesetzt werden. Als vor erhält unter allgemeiner Zustimmung die bewußte Nichte, der er im dem Spiel eine Harfe nach der andren anrückte im ganzen vier Herzen immer treu geblieben ist. fomite einem vor dieser Modernität bange werden. Allein es tam nicht so sehr das moderne Raffinement, das mit allen erdenklichen Kombinationen Parade macht, sondern eher ein naives Schwelgen in einem Farbenreichtum, der den Komponisten so sehr nicht losläßt, daß dieser auch uns durch ermüdende Ewigkeiten hindurch nicht los läßt. Die Formung der Toufolgen ist dem gegenüber bei Bumde noch ziemlich unreif: feine oft intereffanten Motive zu großen Linien zu­fammenfassen ist seine Sache nun einmal nicht.

Alles in allem ist es ein Schwank der besseren Sorte. Er hat jedenfalls nicht das matt Ausgetüftelte und Gequälte, das an dem " galanten Richter" abstieß. Und die Engländerin mit ihrer Glode, die den Erfolg des Abends entschied, ist eine wirklich lustige Er­findung. Gespielt wurde, wenigstens in den Hauptrollen, mit frischer Lanne. Sehr drollig war vor allem Jos. Giampetro in der dankbaren Rolle des blonden Titelhelden.- -dt.

-n. Freie Boltsbühne. Wilhelm Tell", Schauspiel von Friedrich Schiller . Das alte Schillersche Schauspiel, das die Befreiung der schweizerischen Waldstätten von ihren Unter­drückern schildert, wirkte auch diesmal zündend auf die Zuschauer. Man merkte es dem Publikum an, daß es mit seinem Schiller doch vertrauter war, als es mit modernen Autoren zu fein pflegt. Jeder Auftritt, jeder Aftschluß gab Anlaß zu reichem Beifall. Den Höhe punkt bildete die meisterhaft infcenierte Apfelschuß- Scene.

-

-

Verfall des Kunstgejanges finden ihr relatives Recht auch darin, daß Aber nun der Gesang! Die gegenwärtigen Klagen über den unsre Komponisten viel mehr instrumental als vokal denken. Von Bunde gilt dies in gesteigertem Maße. Einen poetischen Gehalt in was er da fingen ließ, von dem hätten die Texte und die Ver­Menschenstimmentlang zu wandeln ist seine Sache ebenfalls nicht. tonungen, felbst Anfang und Ende einzelner Lieder, ruhig mit einander vertauscht werden können. Es waren lauter Stüde mit Daß das Berliner Theater, in dem die Aufführung der Freien Harfenbegleitung, und diese schien nun wieder des Komponisten Volksbühne stattfand, in der Inscenierung Bedeutendes leisten würde, eigentümliches Sprachmittel zu sein. Oder haben uns die schlechten war vorauszusehen; ebenso vorzüglich war aber auch die Darstellung Gesangskräfte, die er sich zum Vortrag ausgesucht, eine richtige und das Zusammenspiel. Bittschau als Tell war in Sprache und Würdigung dieser Kompofitionen versperrt? Merkwürdig: für die Bewegung jener biedere, unerschrockene Mann, als den ihn der Klarinette fand er in Herrn O. Schubert und für die Harfe in Dichter zeichnet. Nur in den Hauptscenen ging fein Organ mit ihm Herrn A. Holy die richtigen Männer. durch, so daß die Worte einen Beigeschmack von Uebertreibung befein Gasparone " in der Neu- Einstudierung vom Theater Umgekehrt fann der alte Millöcker von Glück sagen, daß ihm tamen. Waldens Rudenz und Sieberts Melchthal waren die beiden besten Leistungen, denen fich Connard( Geßler) fast Berhältnis! Eine Musterstätte für Gefang ist dieses Theater nun des Westens so gut gesungen worden ist! Das heißt: sehr im ebenbürtig zugesellte. Alle drei hatten den Versuch gemacht, die Schillerschen fünffüßigen Jamben, die gerade im citaten - einmal nicht; aber wo haben wir die?! Kämen doch Vorzüge wie reichen Tell" zur Deklamation herausfordern, zu sprechen. die der genannten Aufführung einem künstlerischeren Werk zu gute, Dieser Versuch gelang glänzend. Siebert charakterisierte den jungen, einem muſikaliſchen Drama, bei dem man nicht etwa froh ist, wenn nicht lange überlegenden Draufgänger lückenlos; Walden verstand die Musik schweigt und Gelegenheit läßt, Herrn R. Wellhofs es ſehr fein, die Umwandlung des höfischen Nitters zum Beschützer vollendetes Komiterspiel zu betrachten- einem Bühnenſtüd, deſſen der Heimat, der sich seinem Volle zugehörig fühlt, dar: Juhalt nicht sozusagen über sich selber lachen muß zustellen; Connard war in jedem Judessen können wir uns Wort und in jeder Musizieren, das nicht ulkt, sondern. Miene der finstere Gewaltmensch, der in falter Grau ichließlich auch nicht immer wieder bei einer Welt aufhalten, die den samkeit in der Apfelschußscene aur schauspielerischen Größe Nachkommen hoffentlich nur mehr als ein Sturiofum gelten wird. heranwuchs. Weniger bedeutend war das Spiel Wehrlins Das sind wir unsrer Gesundheit schuldig" d. h. unsrer künst ( Stauffacher), Grauls( Attinghausen ) und Schefranets( Walter lerischen Gesundheit.

Fürst). Marie Frauendorfer als Stauffachers Gattin und Franziska Dassow als Tells Frau stellten die weiblichen n Hauptrollen des Stückes lebenswahr und überzeugend dar. Auch Tells Knaben fanden reichen Beifall; Edgar l'Allemand spielte den Walter, Friz Heister den Wilhelm; der hellen Kinderstimme des letzteren hatte die Scene in Tells Haus einen guten Teil ihres Erfolges zu danken.

136150

-

Mufit.t

A Notizen.

-

SZ.

einem

MIle. Chérel wird mit dem Ensemble des Pariser Palais Royal am 10. April im Neuen Theater ein vierwöchiges Gastspiel eröffnen.

-

Dr. Conrad Schmidt ist von der Leitung der Freien Woltsbühn e" zurückgetreten. - Die Bauernfeld - Stiftung hat Karl Schönherr tunasikajuitfür seinen Sounwendtag" Sounwendtag" einen Ehrenpreis 4000 Stronen zuerkannt. Das Drama wird anfangs April im Gegen Dir unbekannte Komponisten hege kein Vorurteil!" Jch Burgtheater zum erstenmal aufgeführt. weiß im Augenblick nicht, von welchem der musikalischen Lehrmeister Das zweite Märzheft der neuen Zeitschrift, Die Musik" dieser Rat stammt, und habe jetzt nicht die Zeit, um die Suche in( Berlin , Schuster n. Löffler), ist eine Beethoven- Nummer. R. Schumains Schriften danach fortzusetzen. Gemung, daß wir gut Dem Heft find ein bisher unbekannt gebliebenes Adagio und daran thun, den Rat zu befolgen mag der Unbekannte auch Beethovens Heiligenstädter Testament "( Facsimile- Nachbildung) bei­Bunce heißen. Leicht wird uns diese Befolgung nicht. Erstens gegeben. möchten wir nicht gern die Kaze im Sad faufen" und hören lieber Adolf Wilbrandts Schauspiel, Der Unters eine längst bekannte Sinfonie, bei der wir wissen, wofür wir unser staatsjettetär" wird im Schiller Theater als nächste Geld ausgeben. Zweitens hat uns die übergroße Mehrzahl unsrer Novität vorbereitet. Konzerte verwöhnt. Und dritteus ist die Zeit noch lange nicht Aloys Brasch hat das Theater des Westens vom. überwunden, δα man über junge Künstler lächelte, das 1. September 1908 an auf 5 Jahre gepachtet. Dichten für einen Iyrischen" oder sonstigen Schnupfen", das Komponieren für etwas ebenfalls Neberflüssiges zumal ja schon so viel komponiert sei hielt, usw. Daß dem Menschen die Künstlerische Wiedergabe der Welt( der äußeren oder inneren) nicht ein Augus, sondern eine Lebensnotwendigkeit ist; daß dem zum Schaffen in der Kunst Geborenen sein Treiben nicht einen Müßiggang, 1. sondern eine innere Not bedeutet; daß ihm die Welt tönt, Der Michael Beer Preis( 2250 M. zu einer eins leuchtet usw., wo sie audren stumm und finster bleibt; daß dieses jährigen Studienreise nach Italien ) wurde diesmal dem in Wien ge= Tönen und Leuchten, kurz gejagt heraus muß", weil eben der bürtigen Maler David Moses, genant Mosé , zuerkannt, die Mensch auch dazu Mensch ist das beachtete und beachtet man Neue Welt" brachte vor einiger Zeit Reproduktionen von Moséschen zum Teil selbst heute nicht genügend. Die Erscheinungen der Natur, Bildern: Begrabene Hoffnung"( Jahrg. 1898) und In der Man­einschließlich der eignen Seele, find dem gewöhnlichen Menschen das, sarde"( Jahrg. 1899). was sie uns allen sind; dem Tonkünstler sind sie das ebenfalls, doch außerdem noch ein Klingen wie von Harfenton oder Klarinetten Flang oder wie er es sonst gerade hört. Herr Gustav Bum de, der junge Mann, der vorgestern bei Kroll ein eignes Kompositionskonzert gab, ist ein Mensch, den ich mir etwa in einer schönen Landschaft gar nicht anders denken kann, als daß ihm jedes Rauschen, ja jedes Licht, jede Farbe, und erst recht jede Stimmung sofort zum Klingen eines Instrumentes wird. Besonders bie Harfe und die Holzblasinstrumente find es, in deren Tönen er mit Vorliebe denkt. Seine Sonate für Klarinette und Verantwortlicher Redacteur: Carl Leid in Berlin . Druck und Berlag von Mag Bading in Berlin .

-

-

Die fönigliche sapelle veranstaltet ihren neunten Sinfonie- Abend unter Weingartners Leitung am 22. März. Oeffentliche Hauptprobe mittags 12 Uhr desselben Lages.

-

-

Ueber ein amüsantes, Jubiläum" berichtet der Seefener Beobachter" aus Gandersheim . Ein Huhn des dortigen Schuls dieners Albert Probst hat in einem Zeitraum von etwa sechs Jahren 1000 Gier gelegt. Aus diesem Anlaß hatte die Straße, in der Herr Probst wohnt, Flaggenschmuck angelegt. Abends vereinigte der glückliche Gierjubilar seine Freunde zu einem opulenten gewaltigen Rühreiermahl um sich und brachte einen schwungvollen Toast auf die fleißige Henne aus. Komisch. Der beflbezahlte Berliner Journalist ist ein

Tag" Töhner.

-