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,, Ah! Das bist Du..."
grahajans, al
forschenden Blick auf dessen Gesicht. Ljuba konnte ihre Ver-] Zaraz Majatin sprach so langsam und gedehnt, als sei legenheit nicht verbergen und sagte unzufrieden und zugleich es ihm selber unangenehm und langweilig zu sprechen. Und sich entschuldigend zu Foma: Ljubowi hörte ihm mit gerunzelten Brauen und, sich zu ihm beugend, mit gieriger Aufmerksamkeit in den Augen zu und war bereit, alles in ihre Seele aufzunehmen und einzusaugen. ,, Nun, und wenn einent Menschen alles widerwärtig ist," sprach auf einmal Foma mit tiefer Stimme, indem er Laraß ins Gesicht blickte.
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Es war von mir die Rede," dachte Foma, indem er sich an den Tisch setzte.
Taraß wandte seine Augen von ihm ab und setzte sich bequemer in seinen Sessel. Eine Minute lang dauerte das unbehagliche Schweigen, und das war für Foma angenehm.
„ Gehst Du zum Festessen?" fragte endlich Ljuba. " Bu was für einem denn?"
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,, Weißt Du das nicht? Kononow weiht sein neues Dampfschiff ein... Zuerst wird eine Messe abgehalten und dann fährt man die Wolga hinauf..."
" Das heißt, was ist denn dem Menschen widerwärtig?" fragte Taraß, ohne Fonia anzublicken.
Dieser senkte den Kopf, stützte sich auf den Tisch und begann in dieser Stellung seine Auseinanderseßungen:
Wenn alles nicht nach dem Herzen ist... Die Geschäfte und die Arbeit... Alle Menschen und Handlungen... Wenn ich zum Beispiel sehe, daß alles Betrug ist... Daß die Arbeit nur ein bloßer Zeitbertreib ist... Wir verstecken dahinter unsre Herzensleere. Die einen arbeiten, die andern mehr. Warum ist denn das so? Was?"
,, Man hat mich nicht eingeladen," sagte Foma. Man hat niemand eingeladen... Er hat einfach auf der Börse erklärt: jeder, der mich beehren will, ist will- kommandieren nur und schwißen dabei... bekommen aber
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fommen!"
" Ich habe keine Lust dazu."
So? Es wird aber ein grandioses Trinkgelage werden," fagte Ljuba und blickte ihn von der Seite an.
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Ich kann für mein eignes Geld trinken, wenn ich will." " Das weiß ich," ſagte Ljuba und nickte vielfagend mit dem Kopf.
Taraẞ spielte mit einem Theelöffel, indem er ihn zwischen den Fingern drehte und warf den beiden ab und zu
einen Blick hin.
Wo ist der Pate?" fragte Foma.
" Ich kann Ihren Gedanken nicht erfassen," erklärte Taraß, als Goma schwieg und Ljubas geringschäßigen, zornigen Blick auf sich fühlte.
,, Sie verstehen das nicht?" fragte Foma und blickte Tarag lächelnd an." Nun... ich will's anders sagen: ein Mensch fährt in einem Kahn über den Fluß. Der Kahn ist vielleicht fest, barunter ist aber doch immer die Tiefe. Der Kahn ist siche:. wenn der Mensch aber diese dunkle Tiefe unter sich spürt... fann ihn sein Kahn nicht mehr
retten."
„ Er ist in der Bant. Heute ist die Sigung des Ver- dabei und flopfte mit den Fingern auf den Rand des Tisches. waltungsrats. Es werden Wahlen stattfinden."
Man wird ihn wieder wählen."
,, Gewiß."
Taraß blidte Foma gleichgültig und ruhig an. Er schwieg Ljuba rückte unruhig auf ihrem Sessel herum. Der Pendel der Uhr schlug mit einem tonlofen, seufzenden Laut die Sefunden. Und Fomas Herz pochte langsam und schwer, als fühlte es, daß niemand hier ein warmes Wort für seine schweren Zweifel hatte.
Das Gespräch stockte wieder. Foma begann den Bruder und die Schwester zu beobachten. Taraß hatte den Löffel hingelegt und trant den Thee langsam in großen Zügen, ,, Die Arbeit ist noch nicht alles für den Menschen," sagte dann schob er der Schwester das Glas schweigend hin und er mehr zu sich selbst als zu den Anwesenden, die an die lächelte sie an. Auch sie lächelte freudig und glücklich, griff Aufrichtigkeit seiner Worte nicht glaubten. Es ist nicht wahr, nach dem Glas und begann es eifrig auszuspülen. Dann nahm ihr Gesicht einen gespannten Ausdruck an, sie schien sich auf etwas vorzubereiten und fragte den Bruder halblaut und fast andächtig:
" Darf ich unser Gespräch wieder cufnehmen?"
Bitte!" erteilte Taraß furz feine Erlaubnis. ,, Du hast etwas gesagt. ich habe aber nicht verstanden, wie Du es meinst. Ich habe gefragt: wenn das alles Deiner Ansicht nach unausführbare Träume und Phantasiebilder sind, was soll dann ein Mensch beginnen, den die gegenwärtige Form des Lebens nicht befriedigt?"
Das Mädchen streckte fich mit ihrem ganzen Körper ihrem Bruder entgegen, und ihre Augen blieben mit gespannter Erwartung an seinem ruhigen Gesicht haften. Er blickte sie müde an, rückte auf dem Sessel herum und begann ruhig und eindringlich mit gesenktem Kopfe:
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daß die Arbeit eine Rechtfertigung ist. Die Menschen, die ihr ganzes Leben gar nicht arbeiten, leben besser als diejenigen, die arbeiten... wieso tommt das? Und die Arbeitenden sind einfach unglückliche Laftpferde! Man reitet auf ihnen herum, fie leiden, und das ist alles. Sie haben aber ihre Rechtfertigung vor Gott . Man wird sie fragen: wozu habt ihr gelebt? Dann werden sie sagen: wir haben keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken.. wir haben unser ganzes Leben gearbeitet. Was für eine Rechtfertigung habe ich? Und wodurch werden sich alle Menschen, die das Kommando führen, rechtfertigen? Wozu haben sie gelebt? Ich bin der Meinung, daß alle durchaus mit Bestimmtheit wissen müssen, wozu fie Icben!"
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdrud verboten.)
Der Heros der Aufklärung auf dem Gebiete des Schulwelens.
Die ehrentverten Leute, die nicht müde werden, uns den Gottes
Man muß es fich tlar machen, aus welcher Quelle die Unzufriedenheit mit dem Leben stammt. Mir scheint, sie rührt erstens von dem Unvermögen zu arbeiten her, von dem Mangel an Achtung vor der Arbeit. Und zweitens von der falschen Vorstellung von den eignen Kräften. Das Unglück der Mehrzahl der Menschen liegt darin, daß sie sich zu etwas fegen eines starten Königtums- möglichst ohne parlamentarisches Größerem befähigt glauben, als sie thatsächlich vollbringen Feigenblatt- anzupreisen, als wenn fein Märzensturm je über können. Und dabei wird von einem Menschen nicht viel ge Breußen dahingefahren wäre, berufen sich bekanntlich mit großer fordert er soll sich eine Arbeit nach seinen Kräften aussuchen Vorliebe auf den alten Fritz, wie fein persönliches Regiment auf und sie möglichst gut und aufmerksam ausführen. Man muß allen möglichen und unmöglichen Gebieten so herrliche Früchte gedas lieben, was man thut, dann erhebt sich selbst die gröbste zeitigt habe. Die sogenannten Geschichtsschreiber, deren Werke zum Arbeit zur Kunst. Ein Stuhl, der mit Liebe gearbeitet Beweise dafür angezogen werden, haben es denn in der That sogar worden, ist ein guter, hübscher und haltbarer Stuhl... fertig bekommen, Friedrich II. auf dem Gebiete der JugendUnd so geht es bei allem... Hast Du Smiles gelesen? erziehung reformatorisch thätig sein zu lassen. Einer von diesen fundigen Auguren, Georg Weber, nennt deshalb den Preußen Lies ihn mur. Es ist ein sehr vernünftiges und gesundes fönig den Heros der Aufklärung auf dem Gebiete des Schul Buch. Lies auch Lubbock . Vergiß überhaupt nicht, daß die wesens". Kronzeuge hierfür ist vermutlich der alte Frig selber, der Engländer das arbeitsamste Volk sind und daß ihre erstauneinmal bei Gelegenheit von Ausführungen über das Finanzwesen lichen Fortschritte auf dem Gebiete der Industrie und des die Jugenderziehung als einen Hauptzweig der Negierungsthätigkeit Handels nur dadurch zu erklären sind. Bei ihnen ist die bezeichnet und also fortfährt: Dieser so interessante Teil war vorher Arbeit fast ein Kultus. Die Höhe der Kultur steht immer im direkten Verhältnis zur Liebe zur Arbeit. Und je höher die Kultur ist, desto vollkommener werden die Bedürfnisse der Menschen erfüllt, und desto weniger Hindernisse findet die weitere Entwicklung der menschlichen Bedürfnisse... So ist es also... Wie Du siehst, ist das Glück des Menschen durch fein Verhältnis zu seiner Arbeit bedingt."
vielleicht zu sehr vernachlässigt worden, besonders auf dem platten Lande und in den Provinzen. Die zu reformierenden Schäden bestanden in folgendem: In den Dörfern der Junker versahen Schneider das Schulmeistergewerbe, und in den Gebieten der Krone wählten die Schultheißen sie ohne die nötige Vorsicht. Um einen so ver derblichen Mißbrauch einzuschränken, ließ der König aus Sachsen gute Schullehrer fommen, erhöhte die Gehälter und sah darauf, daß die Bauern ihre Kinder zum Unterricht schickten. Gleichzeitig wurde