223

Biege und meinen Säbel! Seht ihr noch nicht, worauf ich hinaus will, ihr Dummföpfe? Ein Pferd braucht einen Fußtritt, aber für einen Mann muß ein Wort genug sein."

und grinste von neuem. Da drinnen lagen die sechs Flinten und das dicke Polizeibuch der Schenke von Howli. Er war bei Nacht in feinem Teufelswagen gekommen, der ohne Geräusch ist wie ein Ges spenst, hatte sich inter uns, die wir schliefen, geschlichen und die Flinten und das Buch fortgenommen. Zweimal war er nach der Schenke gekommen und hatte jedesmal drei Flinten genommen.. Des Sergeanten Leber wurde zu Wasser, und er fiel in den Schmutz vor Juntum Sahibs Stiefeln und zappelte und schrie:" Habe Guade!"

Wir von der Schenke begriffen schnell, was der Sergeant im Sinne hatte, und da wir große Furcht hatten, unfren Dienst zu verlieren, brachten wir schnell die Ziege in den inneren Raum und paßten auf die Worte des Sergeanten auf." Zwanzig Räuber famen," sprach der Sergeant, und wir paßten gut auf und wiederholten seine Worte nach unsrer Gewohnheit." Es gab ein großes Gefecht," sagte der Sergeant, und kein Mann von uns Und ich? Sahib, ich bin ein Pathan von Delhi und ein junger blieb unverlegt. Die Fensterstangen wurden zerbrochen. Suruj Mann mit kleinen Kindern. Des Sergeanten Stute stand auf dem Bul, mach' Dich einmal daran; und Ihr Männer, beeilt Euch mit Hofe. Ich rannte hin und ritt los; der schwarze Zoru des Sirdars war Eurer Arbeit, denn ein Bote muß schnell mit den Nachrichten zu dem hinter mir, und ich wußte nicht, wohin ich mich wenden sollte. Bis sie Tiger von Gokral- Seetariin." So lehnte fich denn Suruj Bul mit niederfiel und krepierte, ritt ich die rote Stute, und bei der Gnade' der Schulter gegen die Fensterstangen und zerbrach sie, und Gottes, der ohne Zweifel auf der Seite aller rechtlichen Leute ist- ich prügelte des Sergeanten Stute mit einer Peitsche und ließ ich entkam. Aber der Sergeant und die übrigen sigen nun im Ges sie auf den Melonenbeeten herumtrampeln, bis sie ganz mit Huffängnis. spuren bedeckt waren.

Als ich hiermit fertig war, ging ich zur Schenke zurück. Die Ziege wurde totgeschlagen, und die Wände wurden hier und da mit Feuer geschwärzt, und jeder Mann tauchte seine Kleider ein wenig in das Blut der Ziege. Der Sahib muß wissen, daß eine Wunde, die sich ein Mann selbst an seinem Leib beibringt, von den Lenten, die in solchen Sachen bewandert sind, leicht von einer Wunde unterschieden werden kann, die ihm ein andrer Mann geschlagen hat. Deshalb nahm der Sergeant seinen Säbel und schlug dem einen von uns leicht in das Fleisch des Vorderarms, den andern aufs Bein und dem dritten auf den Handrücken. So machte er es mit uns allen, bis das Blut kam; und Suruj Bul, der noch eifriger war als die andren, raufte sich noch eine Menge Haare ans. O Sahib, niemals wurde eine Sache so fein eingefädelt. Ja, selbst ich hätte schwören mögen, daß es der Schenke so ergangen war, wie wir erzählten. Da waren Rauch und zerbrochene Sachen und Blut und zertrampelte Erde.

Reite mun, Maula Baksh," sagte der Sergeant, nach dem Hause des Unter- Sahibs und bringe ihm die Nachricht von der Räuberei. Und Du, o Afzal Khan, renne auch dorthin, und seht zu, daß Ihr gehörig voll Schweiß und Staub seid, wenn ihr ankommt. Das Blut wird dann schon auf Euren Kleidern trocken sein. Ich will hier bleiben und dem Ober- Sahib einen ausführlichen Bericht schicken, und wir wollen auch noch damit Ihr es wißt ein paar von den Dorfbewohnern fangen, damit alles fertig ist, bis der Ober- Sahib tommt.

-

So rift Maula Baksh also, und ich rannte nebenher und hielt mich am Steigbügel fest, und in fehr übler Verfassung famen wir beide vor den Tiger von Gokral- Seetarum in Rohestri.

Unfre Erzählung war lang und ausführlich, Sahib, denn wir nannten selbst die Namen der Räuber und erzählten vom Ausgang des Kampfes und baten ihn, hinzukommen. Aber der Tiger sagte gar nichts und grinste nur, nach der Art der Sahibs, wenn sie eine Bosheit in ihrem Herzen verborgen haben. Beschwört ihr den Bericht?" fragte er, und wir sagten: Deine Diener schwören. Das Blut vom Kampfe ist eben erst auf uns getrocknet. Sieh selbst zu, ob es das Blut der Diener des Gebieters ist oder nicht." Aber er rief nicht nach seinem Pferde oder dem Teufelswagen und scharrte nur mit dem Fuße auf der Erde, wie es seine Gewohnheit war. Er sagte: Bleibt hier und eßt ein Stück Brot, denn Ihr seid müde. Ich will warten, bis der Ober- Sahib kommt."

Nun ist es befohlen, daß der Sergeant der Schenke von allen Räubereien fofort einen ausführlichen Bericht an den Ober- Sahib senden soll. Gegen Mittag kam er an, ein fetter und alter Mann, und obendrein noch sehr herrisch, aber wir von der Schenke fürchteten uns nicht vor seinem Zorn. Wir hatten mehr Angst vor dem Schweigen des Tigers von Gofral- Seetarum.

Mit ihm tam auch Ram Baksh, der Sergeant und die anderen, und sie bewachten zehn Männer aus dem Dorfe Howli, alles Leute, die übel gesinnt waren gegen die Polizei der Regierung.

-

-

Ich bin ein Taugenichts? Wie es dem Gebieter beliebt. Gott wird den Gebieter zum Lord machen und ihm eine reiche Memsahib zum Weibe geben, so schön wie eine Peri, und viele starke Söhne, wenn er mich zu seinem Bedienten macht. Die Gnade des Himmels sei über dem Sahib! Ja, ich will nur nach dem Bazar gehen und meine Kinder nach diesem Hause bringen, das so herrlich wie ein Palast ist, und dann ist der Gebieter mein Vater und meine Mutter, und ich, Afzal Khan, bin sein Stlave. Ohe, Sirdar jil Nun gehöre ich auch zum Haushalt des Sahib.

-

Kleines Feuilleton.

er. Die Sippe. Es war gesagt worden, daß man nach der Beerdigung im Eisenbahnhotel Staffee trinken würde, und so ging die Der Kaffee duftete recht verlockend und der Kuchen sah sehr ganze Gesellschaft dahin. Das große Herrenzimmer war reserviert. appetitlich aus. Alles so gemütlich wie möglich; es wollte aber doch teine Stimmung aufkommen. Es waren viele Auswärtige da, Ver­wandte aus Schlesien und aus Sachsen , Menschen, die sich kaum dem Namen nach kannten.

Das gab der ganzen Gesellschaft etwas frostiges.

Man saß und stand in Gruppen, zu zweien und zu dreien, mur die hiesigen Vettern und Vafen" waren zahlreicher vertreten. Leute und große, oder doch solche, die sich für groß hielten. Der Es war im allgemeinen eine recht gemischte Gesellschaft: Kleine Zahlmeister aus Justerburg war offenbar der Vornehmste. Er hatte Alliiren wie ein Lieutenant und hielt zu einer eleganten Dame in Krepp mit einem Madonnenscheitel, irgend eine weit entfernte Tante aus Berlin . Sie kannten sich von vor zehn Jahren her". Da hatten sie auf einer Hochzeit zusammen getanzt, mun tauschten sie beim Leichenschmaus alte Erinnerungen aus und musterten die An­wesenden. Der Zahlmeister strich seinen Habybart: Sagen Sie mal, verehrte Cousine, wer sind eigentlich alle diese Leute?" ,, Weiß ich's? Berivandte!"

" Hoffentlich so entfernt wie möglich."

"

Die Entfernten erben ja auch mit."

Als ob ich es darum gesagt hätte!" Er that beleidigt. Nein, ich weiß schon. Aber die Verwandtschaft!"

Die Madonnenhafte lächelte mokant. Schuster, Schneider und Handschuhmacher! Es ist ja unglaublich, was zu uns gehört. Und gekommen sind sie bloß wegen der Erbschaft."

"

Wenn's nur überhaupt' ne Erbschaft giebt."

" Na erlauben Sie mal Better, wo soll denn das Geld sein? Und all das alte Familienfilber?"

" Was ist mit dem Familiensilber?" fragte eine junge Frau. Ach, da ist Thereschen", lächelte die Madonnenhafte und reichte ihr die Hand. Cousine Thereschen aus Dresden . Better, vor zehn Jahren war sie aber noch viel jünger!"

"

"

Wird sie wohl!" sagte der Zahlmeister.

" Ich wollte sagen noch ein Kind", verbesserte sich die Madonnen­Was ist mit dem Familienfilber?" wiederholte Cousine Thereschen, die Frage interessierte sie augenblicklich offenbar mehr, als alle alten Erinnerungen.

Als Gefangene kamen sie, die Eisen an den Händen und um Gnade schreiend Imam Backsh , der Landmannt, der dem Sergeanten fein Weib veriveigert veriveigert hatte, und andre, alles schlecht geartete Lumpen, gegen die wir von der Schenke hafte. schon lange Groll hegten. Es war wohl gethan, und der Sergeant war stolz. Aber der Ober- Sahib war zornig gegen den Unter- Sahib, weil dieser nicht eifrig genug gewesen war, und sagte: Dam- Dam" nach der Weise des Volkes der Engländer. Aber den Sergeanten lobte und pries er. Yunkum Sahib lag still in seinem langen Stühl. Haben die Leute geschworen?" fragte Junkum Sahib. Gewiß und die Nebelthäter gefangen", sagte der Ober- Sahib. Es werden noch mehr in Ihrem Bezirk sein. Nehmen Sie Ihr Pferd, reiten Sie und machen Sie sich auf im Namen der Regierung!"

"

"

Sicher werden noch mehr lebelthäter da sein," sagte Yunkum Sahib, aber ein Pferd brauchen wir dazu nicht. Kommt alle mit mir!"

1

Wir reden von Tante Hettys altem Silber", erklärte die Berliner Tante, es war sehr viel und sehr wertvoll."

"

Es muß auch ein Diamantenschmuck da sein", sagte Cousine Thereschen und ihre Augen funfelten. Gar nichts soll da sein", knurrte der Zahlmeister, in den Schränken sollen Plundern hängen und in der Kommode liegen lauter zerrissene Strümpfe."

Aber zwei Strümpfe waren vollgestopft mit lauter alten Gold­dukaten. Und die beiden Strümpfe hat Onkel Töpple genommen." Wissen Sie das genau?" fragte der Zahlmeister; seine Stimme

Ich sah, wie an den Schläfen Ram Bakshs die Adern hervor- flang beinahe heifer. traten. Weiß der Gebieter, wie es ist, wenn es einem falt" Ich hab' es vorhin am Grabe erzählen hören", flüsterte über den Rücken läuft? Ich sah auch das Gesicht des Tigers Thereschen." Ich konnte aber nicht genau verstehen. Der Prediger von Grofral= Seetarun, das schlimme Grinsen war darauf, sprach gerade den Segen und er sprach ja so laut." und ich stand ganz im Hintergrunde, dessen gewärtig, Er schrie ganz unverschämt", bestätigte die Madonnenhafte. was tommen würde. Es ivar gut, Sahib, daß ich Aber Onkel Töppte... sieh mal einer an. Ich habe zu Emma das that. Yunkum Sahib machte die Thür zu seiner Badestube auf schon vorhin gesagt, man wird ihm auf die Finger sehen müssen; er