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Majakins schriller, zitternder Aufschrei rief ein betäubendes, Er hob sich auf die Fußspiken, fah mit ausgestrecktem Halse begeistertes Brüllen der Kaufleute hervor. Alle diese großen, irgend wohin an das Ende des Tisches, und seine Augen fleischigen Körper, die vom Wein und von der Rede des Alten glänzten seltsam, als habe er dort etwas Angenehmes erblickt. erregt waren, fuhren auf und ließen einen so einigen, massiven Schrei aus ihrer Brust dringen, daß alles um sie herum sich zu bewegen und zu zittern schien.
" Jakow! Du bist Gottes Posaune!" schrie Subow und streckte sein Glas Majakin hin.
Die Kaufleute stürmten erregt, manche mit Thränen in den Augen, die Gläser in den Händen, auf Majakin zu, wobei sie die Sessel umwarfen und gegen den Tisch stießen, so daß das Geschirr und die Flaschen klirrten und fielen.
,, Weißt Du, was da gesagt wurde?" fragte Kononow, indem er Robustow bei der Schulter packte und ihn schüttelte. ,, Begreife nur! Das war eine bedeutungsvolle Rede!"
Jakow Tarassowitsch! Erlaube, daß ich Dich umarme!" " Hoch Majakin!"
,, Musikanten spielt..."
„ Einen Tusch! Den Persischen Marsch!"
,, Wir brauchen keine Musik, zum Kuckuck!"
Hier ist die Musik! Ach, Jakow Tarassowitsch! Der hat einen Verstand!"
"
Gering war ich unter meinen Brüdern, ich war aber mit Verstand begnadet..."
Du lügst Trofim!"
" Jakow! Du wirst bald sterben..
Es ist gar nicht zu sagen, wie schade!"
"
"
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ach, das ist schade!
Aber was das für eine Beerdigung sein wird!"
Meine Herren, wollen wir einen Majakin- Fonds stiften? Ich gebe einen Tausender her."
"
Schweigt! Wartet!"
" Meine Herren!" begann Jakow Tarassowitsch zitternd wieder zu sprechen. Und wir sind auch noch darum die lebenstüchtigsten Menschen und die waren Herren in unsrem Vaterland, weil wir Bauern sind!"
" Das ist wahr!"
„ So! Ist das aber ein Alter!" " Wartet! Laßt ihn sprechen!"
" Wir sind Urruffen, und alles, was von uns kommt, ist urrussisch! Es ist also das Richtige, das Nützlichste und Notwendige!"
"
Wie zweimal zwei vier ist!"
Das ist einfach 1"
,, Er ist flug wie eine Schlange!" ,, Und sanft wie...
"
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Ein Geier! Ha ha!"
Gordjejew..." sagte Jona Juschkow leise.
Alle Köpfe wandten sich nach der Richtung, wohin Jakow Majakin blickte. Dort stand Foma und stützte sich mit den Händen auf den Tisch. Sein Gesicht war vor Zorn verzerrt, er fletschte mit den Zähnen und blickte mit flammenden, weit Seine untere offenen Augen schweigend auf die Kaufleute. Kinnlade zitterte, die Schultern zuckten und die Finger, die sich an den Tischrand festkrallten, trakten krampfhaft am Tischtuch. Beim Anblick seines wolfsähnlichen, zornigen Gesichts und seiner erregten Stellung schwieg die Kaufmannschaft von neuem eine Weile.
Was glokt Ihr fo?" fragte Foma und begleitete seine Frage wieder mit einem kräftigen Schimpfwort. ,, Er ist betrunken!" sagte Bobrow topfschüttelnd. ,, Warum hat man ihn nur eingeladen?" flüsterte Resnikow
leiſe.
" Foma Ignatjewitsch!" sagte Kononow ernst.„ Mache keinen Skandal. Wenn es Dir etwa schwindlig ist, geh' still und friedlich in die Kajüte und leg' Dich dort hin, Bruder! Leg' Dich hin, mein Lieber, und..."
( Fortsegung folgt.)
Die verhängnisvolle Wurff. Ueber ein Zollfuriosum erster Ordnung berichtet aus Aachen das dortige Politische Tageblatt" in folgenden amüsanten Dar legungen:
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Fräulein Müller in Aachen besuchte vor einigen Wochen ihren Bruder Müller, der seit langem in Neapel ansässig ist. Sie macht dort, wie selbstverständlich, einige Einkäufe, Geschenke für Angehörige usw., und fandte einen Teil des Gepäckes nach Aachen voraus. Im letzten Augenblick stellt sich nun heraus, daß der Handkoffer der Dame wohl noch Baar Stiefel aber feinen Raum mehr bot. Fräulein Müller ließ nun die nötigen täglichen Gebrauchsgegenstände aufnehmen konnte, für zwei diese Stiefel zurück und fam mit ihren fämtlichen Sachen, von denen nichts zu verzollen war, imangefochten nach Aachen . Ihre Stiefel standen aber in Neapel und Harrten der Rücksendung.
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Herr Müller in Neapel steht geschäftlich mit einem in Aachen wohnenden Schwager Namens Meier in regelmäßiger Verbindung. In der Familie des Herrn Meier verkehrt num Fräulein Müller. Und so ist es wohl begreiflich, daß sich Herr Müller in Neapel sagte, es sei richtiger, die Stiefel der Schwester statt an Die Kaufleute bildeten einen engen Ring um ihren deren Privatadresse an die des Schwagers zu senden, der Redner; sie blickten ihn mit glänzenden Augen an und konnten ja, wie er wußte, außer italienischen auch englische, franwie er vor Aufregung seiner Rede nicht mehr folgen. Um ihn herum zösische und belgische Waren empfing, und dem also ein Ers erhob sich ein Stimmengewirr, das mit dem Lärm der Maschine scheinen an der Zollabfertigungsstelle teinerlei Unbequemlichkeit und mit dem Plätschern des Wassers unter den Rädern ver- bot. Außer einigen frischen Citronen legte Herr Müller den Stiefeln schmolz und einen Wirbelwind von Tönen bildete, der die noch eine Hochfeine geräucherte Wurst bei, von der er sich mit Recht zitternde Stimme des Alten verschlang. Die Aufregung der eine angenehme Bereicherung des schwesterlichen Frühstückstisches versprach. Kaufleute wuchs immer mehr; alle Gesichter strahlten vor Herr Meier in Aachen erhielt nun am vorigen Donnerstag, Genugthuung. Hände mit Gläsern streckten sich zu Majakin morgens, von der Zollabfertigungsstelle die offizielle Benachhin; man klopfte ihm auf die Schultern, stieß ihn, füßte ihn richtigung, es sei für ihn eine Sendung aus Neapel angelangt, und blickte ihm gerührt ins Gesicht. Jemand quietschte vor die der Abholung harre. Herr Meier sandte daraufhin einen seiner Entzücken: Angestellten, der mit den zollamtlichen Geschäften immer betraut wird, am Donnerstagnachmittag zur Zollbehörde, aber statt mit dem erwarteten Stiefelpaket kommt der Angestellte mit dem Bescheid zurück, Herr Meier müsse selbst kommen, in dem Paket befinde sich eine Wurst, die nicht ausgeliefert werden tönne, sondern vernichtet werden müsse. Herr Meier glaubte an irgend ein Mißverständnis und eilte schleunigst zum Hauptzollamt.) Dort wurde ihm der überraschende Bescheid, es befände sich bei der Sendung neben gebrauchten Stiefeln und frischen Citronen eine italienische Wurst. Legtere dürfe auf Grund des Fleischbeschau-. Gesetzes vom 3. Juni 1900, das die Einfuhr zerkleinerten Fleisches aus dem Auslande verbietet, nicht ausgefolgt werden. Auf die Frage des verblüfften Herrn Meier, der bis dahin von der Existenz dieser widrigkeit nicht die mindeste Ahmung hatte, was denn nun geschehen Wurst im Stiefelpaket und erst recht von deren Gesetz- und Polizeisolle, erfolgte die Antwort: Entweder müsse die Wurst an Ort und Stelle vernichtet werden, oder aber der Empfänger müsse sich zur Wiederausführung verpflichten.
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Die Komarinskaja! Den Nationaltanz!"!
,, Das alles haben wir gemacht!" schrie Jakow Taraffo witsch und wies auf den Fluß hin. Das alles gehört uns! Wir haben das ganze Leben aufgebaut!"
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Blöglich erklang ein lauter Ausruf, der alle Leute über
tönte:
So! Ihr seid es? Ach ihr..." Und gleich darauf drang deutlich durch die Luft ein gemeines Schimpftort, das in großem Zorn mit dumpfer, doch fräftiger Stimme ausgesprochen wurde. Alle hörten es auf einmal und schwiegen eine Sefunde lang, indem sie mit den Augen denjenigen suchten, der sie beschimpft hatte. Man hörte jetzt nur das schwere Stöhnen der Maschine und das Knarren
der Ruderfetten.
,, Wer schimpft da?" fragte Kononow mit gerunzelten Brauen.
,, Ach! Es kann bei uns nie ohne Skandal abgehen!" sprach Resnikow und seufzte bekümmert.
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Wer hat grundlos geschimpft?"
Diese lettere Bedingung wurde Herrn Meier dann wie folgt erläutert: Er möge sich zu einer von ihm zu bestimmenden Stunde im Hauptzollamte einfinden, dort würde man ihm die Wurst übergeben, ein Zollbeamter würde ihn bis zur holländischen Grenze nach Baals Die Gesichter der Kaufleute spiegelten Unruhe, Neugierde, nur sei ein Rücktransport auf deutsches Gebiet ausgeschlossen. Durch geleiten, und was er dann mit dem Objekt beginne, sei seine Sache, Erstaunen und einen Vorwurf wider, und alle Anwesenden diese Erklärung, die sich völlig mit den gesetzlichen Vorschriften deckte, gerieten in Verwirrung. Nur Jakow Tarassowitsch war tam Herr Meier zur richtigen Würdigung der tragikomischen Situation. ruhig und schien von dem Vorfall sogar befriedigt zu fein. Bu ändern war die Sache nun einmal nicht, und deshalb jagte er