-
248
-
Und auf andren Seiten ist unser Publikum so nachsichtig, so gleichmäßig beifallsbereit, daß man ihm noch manches Ungewohnte bieten könnte. In einem neulichen Solistenkonzert in der Singakademie mochte man fast an die zur Mufit heulenden Hunde denken. Am Klavier spielte Herrn Robert Erbens feine Künstlerhand Liederbegleitungen; und da hinein mußte ein„ Tenor" John Sobolski sein Heulen loslassen anders konnte man dieses Töneschmeißen schon nicht mehr nennen. Man thut oft so, als wollten die Kritiker durchaus immer schimpfen. Nein, fie loben eher zu sehr, und dies mit Recht, wo es ein innerhalb der Kunst stehendes Streben gilt. Wo aber auch das fehlt, dort hören die dementsprechenden Rücksichten auf; da kann es nur heißen: Hinaus!"" Wesentlich anders stand es mit einem in dem näm lichen Stonzert wirkenden Violoncellisten Friz Becker. Auch er ist unvollkommen, hat neben mancher Schönheit auch manche Rauhigkeit des Tones, spielt ohne rechte, geistige Gestaltung und hat wenig von dem, was man den göttlichen Funken" nennt. Allein er steht mit redlichem Streben innerhalb der Kunst, bringt eine gewisse Art getragener Stücke älterer Art nicht übel heraus und wird sich wohl noch beträchtliches hinzu erwerben. Da schließt man gern mit einem freundlichen Wort ab.
Sizfläche ein Schlitz angebracht, durch den die Münzen in einen liche Reichtümer musikalischer Schöpfungen bereit liegen, aus denen Hohlraum unter der Bank fielen. Kleine bronzene Büchsen mit den kaum hie und da kleinere Gesangswerke von diesem oder jenem Bildern der Gottheiten, für die sie dienen, sind mehrfach vor- historisch interessierten Musiker wiedererweckt werden; Reich gefunden worden. Nach dem Muster der Sammelbüchsen für die tümer der mannigfachsten Art, der verschiedensten zeitgeschichtlichen Gottheit sind mun schon sehr früh auch in den Privathäusern kleine Färbungen! Geschähe ihre Vernachlässigung zu Gunsten der modernen Geldbehälter zum Sparen aufgestellt worden, die meist aus Thon Produktion, so würde es ja noch angehen; doch sie geschieht zu hergestellt wurden. Viele Münzfunde sind durch Aufdeckung solcher Gunsten einer bestimmten späteren Zeit, und dies ist mindestens Spartöpfe gemacht worden. Wohl die älteste erhaltene Haus nicht folgerichtig. sparbüchse ist die bei den deutschen Ausgrabungen in Triene aufgefundene Terracotte. Sie ahmt auf der Vorderseite die Front eines Tempelschatzhauses nach, das von zwei Halbsäulen umgeben ist und durch drei hohe Stufen zugänglich ist. Im Giebelfelde ist der Schlitz zum Geldeinwurf und in die Rückseite ist ein vier eckiges Loch eingeschnitten, das durch ein hölzernes oder metallenes Plättchen verschließbar wvar. Eine größere Anzahl von Sparbüchsen hat sodann Pompeji wiedergeschenkt. Sie sind teils den Geldtruhen nachgebildet, teils sind sie einfache runde, oben geschloffene Thontöpfe mit Geldeinwurf, ganz wie bei uns noch heute thönerne Sparbüchsen gemacht werden. Auch im heutigen Italien find sie gebräuchlich und führen den Namen dindarolo. Auch in Deutschland sind zahlreiche römische Sparbüchsen aufgefunden. So stieß man in Worms bei Verfolgung einer römischen Wasserleitung auf ein ganzes Nest von mehr oder minder zerstörten Sparbüchsen, wohl die Reste einer Töpferei. Auch schalenförmige Sparbüchsen, den thönernen Lampen ähnlich, finden sich, darunter eine in Rom mit bildlichem Schmuck, aus dem hervorgeht, daß sie zum Neujahrsgeschent bestimmt war. Denn man erkennt allerlei Süßigkeiten, auch Kerne des Pinienzapfens, und kleine Kuchen, dazu einen As, der als ganz besonders glückbringende Neujahrsgabe galt. Andre tragen ein Bild Merkurs , des Schutzgottes für den Handel und jeglichen Ertverb, der also für die Sparbüchse ein besonders jinnreicher Schmuck war. Auch das Bild der Fortuna paßt sehr gut für die Sparbüchse. An die Stelle dieser Glücksgötter ist auf einer bienenkorbförmigen Sparbüchse im Museum zu Gotha ein Cirkustutscher gesetzt. Vielleicht sollte das Bild des siegreichen und infolge dessen schnell reich gewordenen Wagenlenkers von guter Vorbedeutung für den Besiger der Sparbüchse sein.-
Musik.
Humoristisches.
SZ,
- Der renovierte Nachtrat. Die„ Breslauer Zeitung" erzählt: Die ganze Geschichte passierte in einem posenschen Städtchen nahe der schlesischen Grenze und blickt nur während eines Zwischenaftes auch ein wenig nach Breslau . Da wurde eines Morgens der Bürgermeister besagten Städtchens mit der Nachricht überrascht, der Nachtwächter hätte aufgehört zu pfeifen. Erst wollte er etwas so unerhörtes nicht glauben. Aber da ehrenwerte Männer der Gemeinde es behaupteten, so durfte er billigerweise keinen weiteren Es ist jetzt, als wollte das Konzerttreiben alle Kräfte zusammen Bweifel hegen. Und in der ersten Erregung über diese Willkür wollte nehmen, um vor der sommerlichen Bause noch so viel wie möglich er den Sünder sogleich vor seinen Stuhl führen lassen. Doch der darzubieten. Zu den Abschlüssen der großen Serien, meist durch ein Bureaudiener, der in seinen jungen Jahren selbst Nachtwächter gewesen ,, außerordentliches" Konzert verstärkt, kommen die typischen Auf- war, machte den Herrn Bürgermeister darauf aufmerksam, daß es seiner führungen der Osterwoche. Von jenen Darbietungen war uns zwar durchaus numaßgeblichen Meinung nach durchaus nicht ansbesonders anziehend ein Extra- Konzert des Berliner Ton geschlossen sei, daß der derzeitige Nachtwächter noch nicht aufgestanden tünstler Orchesters, das sich ja uuter Richard Strauß fei, indem er wohl erst vor wenigen Stunden ins Bett gekrochen. aus feiner früheren Dufterkeit rasch zu einem auch den modernsten Der Herr Bürgermeister glaubte zu verstehen und verschob das Strafs Anforderungen gewachsenen Körper entwickelt hat. Als Neuig gericht bis zur Mittagszeit. Indeffen aber beruhigte sich sein Blut, teit stand auf dem Progranim eine Ouverture zu Till und er beschloß, sich diese Nacht doch erst einmal selbst zu überEulenspiegel" von Emil Nicolaus vont Rezzeugen. Pünktlich wie alle Abende jetzte er sich auch diesmal um nicet. Der Komponist, 1861 zu Wien geboren und fieben 1hr zum Abendbrot nieder, ging um acht Uhr ins Wirtshaus verschiedenen musikalischen Stellungen herumgekommen, hat sich und fehrte um halb zehn Uhr nach Hause zurück. Da aber setzte er bereits durch mehrere Opern bekannt gemacht; seine" Donna fich in seinen Lehnstuhl, ließ sich einen etwas weniger dünnen Kaffee Diana" ist über zahlreiche Bühnen und bruchstückweise durch Konzert- machen und wartete. Bis gehu 11hr und niemand pfiff. Bis fäle gegangen. Der Till" ist vielleicht seine jüngste Oper; wir elf Uhr und niemand pfiff. Bis zwölf Uhr wiffen nur, daß die Ouverture gemäß der beigegebenen Erklärung niemand pfiff. Zornig legte er sich zu Bett und schlief erst einerseits das Närrische Tills, gelegentlich zum Dämonisch Bös fünf Minuten darauf ein. Am nächsten Morgen ließ er den Nachtartigen gesteigert, und anderseits den läuternden Einfluß einer Gewächter direkt aus den Federn vor sein Anlig bringen und verlas liebten kennzeichnen will. So steht das Stück selbständig neben dem ihm seine Sünden, indem er um zehn, um elf und um zwölf nicht gleichnamigen von R. Strauß , das mehr zum Volksliedartigen und gepfiffen habe, wie solches doch sein Amt und einzige Bethätigung naiv Lustigen führt. An thematischer Erfindung ist dieses denn auch sei. Der Nachtwächter war für einen Augenblick verlegen. Dann jenem jüngeren Werk überlegen; dieses hinwieder hat durch aber begann er mit leijer Stimme zu explizieren, daß ihm am vorfrappierende Rhythmen Anspruch auf Achtung.
"
Der bes Aut
faunte Violinist Willy Burmester , vermehrte die ziehungskraft des( im übrigen mit bekannten Werken aus gestatteten) Stonzertes. Er steht technisch so vollkommen da, daß er darin keiner näheren Anerkennung bedarf; er spielt auch nicht ohne Ausdruck, doch darf man von seinem ziemlich starren Spiel nicht eben ein Muster freier Bewegtheit er: varten.
1
-
-
und
gestrigen Tage zu seinem größten Bedauern fein letter Bahn
ausgefallen und es ihm also unmöglich sei, seiner geliebten Pfeife auch nur den geringsten Ton zu entlocken. Da war denn auch der Herr Bürgermeister ratlos, und in der nächsten Sigung trug er den Fall vor. Peinliche Stille herrschte zuerst. Endlich ers hob sich einer, der überhaupt schon längst in dem Verdachte stand, zuweilen nach Breslau zu fahren, und sagte, er hätte gehört, daß Ganz der Sache hingeben konnte man sich, wenn man einige man Menschen, die keine echten Zähne mehr hätten, unechte einfegen recht überflüssige Nebendinge überfah, in der vorgestrigen Ba chtönnte. Und das könnte ein Mann in Breslau . Freilich, er wüßte feier des hiesigen, am 10. November 1899 gegründeten Bach es nicht, er hatte es eben gehört. Und nach langer Beratung wurde vereins, dessen Thätigkeit namentlich dem hundertfältigen Riesen beschlossen, jenen Mann in Breslau ausfindig zu machen und den schatz der Cantaten von Johann Sebastian Bach gilt. Diese Werke Nachtwächter zu ihm hinzuschicken. Und so geschah es. Mit einem führen uns anschaulich in eine Beit( erste Hälfte des 18. Jahr- blizenden Gebiß kam eines schönen Tages der Nachtwächter aus hunderts), in der neben dem damaligen Hochstand des Adels Breslan zurüd. Und mit freudigem Stolze blieb der Herr Bürgerlebens und dem Emporblühen des modernen Staatswesens die meister in der Nacht darauf wieder wach, um das lange entbehrte veiteren Volkskreise wenig mehr als eine mit Sanftmut Pfeifen zu hören. Bis zehn Uhr und niemand pfiff. Bis elf hingenommene Hoffnung auf ein besseres Jenseits hatten. Ihr und niemand pfiff. Bis zwölf Uhr und niemand pfiff. Es Ivar die Stimmung des:„ Mit Fried und Freud' Am nächsten Morgen stand der Nachtwächter wiederum vor dem hochfahr ich dahin". Wie mun Bach int den vier Cantaten, roten Herrn Bürgermeister. Jetzt hätte er doch ein Gebiß! lud die uns Professor H. Reimann mit einer großen Künstlerschar jetzt fönnte er doch pfeifen! Der Nachtwächter gab alles zu, und vorführte, diese Stimmung musikalisch versinnlicht, durch originellste ganz demütig fagte er nur: Ja, aber der Herr Doktor hat gesagt: Verwendung der Instrumente, durch tief heraufgeholte Melodit, durch Nachts soll ich's ins Wasser legen." die einschneidende Macht der Kombinationen von Stimmen alles zumeist eingezwängt in einen an enge Lebensformen gemahnenden Rhythmus das ist ganz einzig anzuhören. Und jedenfalls ist es wo wird denn hier die Eisenbahn hinkommen?" schon viel, daß wir durch solche Veranstaltungen beträchtlich weit über die gebräuchlichen Stoffe unserer Konzertwelt hinausgeführt werden. Bergessen wir aber nicht, daß hinter Bach noch unermeß Verantwortlicher Redacteur: Carl Leid in Berlin .
-
-
-
-
Ein Verkehrsfeind. Bauer: Nun, Herr Ingenieur, Ingenieur:„ Direkt durch Ihren Heustadel!" Bauer: Ja, glauben's denn, ich mach' jedesmal' s Thor auf, wenu a Zug durchfahrt?" ( Lustige Blätter".)
-