Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 67.

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Sonntag, den 6. April.

( Nachdruck verboten.)

Auf der letzten Schäre.

Roman von Gustav af Geijerstam.

Die Mutter war ihnen entgegengestürzt und hatte gerufen: Wo habt Ihr Olausson? Wo ist er?" Nie hatte Niels sie so heftig gesehen, und nie hatte er sie so rufen hören. Und als die Fremden nichts antworteten, da schlug sie die Hände vors Gesicht, und ihrer Brust entrang sich ein Laut, der einen der Männer ihren Arm ergreifen und laut schreien ließ, obgleich mit zitternder Stimme: Er ist nicht tot!" Dann kam eine Er flärung in wenigen kurzen, abgerissenen Worten, und eine Weile darauf wurde der Vater hereingetragen und in das große Bett drinnen in der Kammer gelegt.

1902

Trocknen ausgebreitet. Die Sonne beschien sie, und die Katzen schlichen sich heran, um zu naschen. Das ganze Fischerdorf roch nach eingesalzenem Fisch, und der Geruch stieg sowohl von den neuen Bootladungen auf, die jetzt vom Delphin  " ans Land geführt wurden, wie von den andren Fischen, die schon behandelt waren und sich jetzt in einem schlaffen Zustand zwischen trocken und frisch befanden, wodurch die Luft eine scharfe, starke Beimischung bekam, welche den frischen Geruch von von See und Wind durchdrang. Aber am allerschärfsten drang der Geruch aus den Seeschuppen, wo Frauen und Mädchen damit beschäftigt waren, die Fische zu pußen. Da war ein Plaudern und ein Schwazen, das wie ein Rauschen in die sonnenklare Luft aufstieg. Mit einem fräftigen Schnitt wurde der Fisch zerlegt. Behende schnitt man die Gräten aus, so daß die Eingeweide mit­Es wurde gleichsam stiller im Heim nach diesem Tage. famen, und in der Sonne aufglänzend, wurden die schweren Aber als der alte Olausson seinen künstlichen Fuß bekommen Körper in den großen Zuber geschleudert oder hinaus auf hatte, war er bald so beweglich und frisch wie nur irgend den Hügel, während man die blutigen Abfälle auf besondere einer der andern, und wenn er auch nicht im Dienste der Haufen warf, zur ungestörten Freude friedlich zusammen­Krone bleiben konnte, so konnte er doch auf andre Art seinen arbeitender Kazen und Hühner. Diese Arbeit erfüllte die Mann stellen. Darum nahm er einen gerade freien Anteil ganze Luft mit Freude. Sie wurde in einem Gefühl des am Delphin  ", und trotz Alter und Lahmheit machte er seine Erfolges, fast des Reichtums ausgeführt, und die ganze Reisen so gut wie nur irgend jemand, und die Bootgesell- Schar Frauen, junge und alte, wußten, wie sie da bis über schaft hätte ihn nicht vermissen mögen. Denn Olausson war die Ohren in Fischschuppen und Arbeit standen, daß mit den die gute Laune an Bord, und die Vergnügtheit folgte ihm, Fischen Wohlstand kam. Denn die Fische, welche hier lagen, wo er ging und stand. und die Bootladung um Bootladung von Männern in hohen Aber während des letzten Sommers hatte der Alte ein Seestiefeln und gelben Südwestern eingefahren wurden, diese bißchen zu tränkeln angefangen. Er war siebenundsechzig Fische bedeuteten nicht nur Nahrung für den langen Winter, vorbei, und die Jahre begannen nun doch auch auf ihn ihre Kleider für die Kinder und Holz in den Ofen. Sie be Rechte geltend zu machen, der sonst damit prahlen konnte, deuteten nicht nur, daß man jeglichem das Seine geben und daß er nie krant gewesen. In der Brust saß es, und obgleich Kirchspiel und Krone seine Steuer entrichten konnte. Sie be­Olausson selbst fest überzeugt war, daß das lauter deuteten außerdem, daß das Leben in dem Winter, der Lappereien waren, die vorübergingen, willigte er doch tam, leichter und heller werden würde, daß man die Hand ein, daß der Sohn, da er ja ohnehin frei war, an nicht so eng um den Beutel zu halten brauchte, daß Mutter feiner Statt ausfuhr, während er selbst daheim umherging vielleicht Gardinen für die Kammer bekommen konnte und und an dem Bau draußen auf der Landzunge am Meer half und arbeitete. Das hatte Mutter Beda mit ihrer ruhigen Kunst, alles so geschehen zu lassen, wie fie es wollte, herbeigeführt, und ihre Anordnungen waren dem alten Olausson gut bekommen. Denn nun es tiefer in den Sommer ging, fühlte der Alte sich frischer.

Als num er und der Sohn selbander den Hügel hinab­schlenderten, der von den Lotseuhäuschen ins Dorf hinab­führte, sagte er darum:

eine Kommode in die Wohnstube, daß Vater bares Geld bekam, das er in die Bank legen konnte, daß die Kaffee­fanne ein wenig öfter auf dem Tisch stehen durfte, daß sich für eine Flasche oder zwei Nat fand, wenn jemand hereinkam, um mit dem Hausvater zu sprechen, daß Weih­nachten fröhlich gefeiert werden könnte, und daß man Ueber­raschungen in Form von Kleiderstoffen, Broschen, Leinwand oder Kupfergeschirr erwarten durfte, wenn das Boot das nächste Mal im norwegischen Hafen lag und auf guten Wind wartete.

All dies kam mit den Fischen; die Fische waren es, die es mitbrachten, die Fische, die allen guten Arbeiterinnen ihre guten Gaben bescherten, darum gab es auch niemand, der sich darüber aufhielt, daß die Fische übel rochen. Fisch riecht immer gut", erklärte Fille Bumm, der Niels gerade unten bei der Brücke getroffen hatte und nun unter einer Last gesalzener Langfische einherkeuchte. Er riecht nach Geld, und für manche riecht er nach Hochzeit."

" Ich habe daran gedacht, die nächste Reise selbst zu machen. Du hast wohl nichts dagegen, daheim zu sein." Der Vater hatte dieses lettere mit einem Anflug von Schelmerei gesagt. Aber diesmal hatte der Sohn feinen Sinn für Scherz, weil die wunderlichen Gedanken ihn überkommen hatten, und er nicht Herr über sie werden fonnte. Obgleich er nie mit dem Alten davon gesprochen, daß er sich mit Heiratsgedanken trug, wußte er doch, daß Vater und Mutter, als er zu bauen anfing, sich ihr Teil dabei dachten. Er wußte auch, daß der Vater ihn nie Das legte sagte er mit einem verschmitten Blick auf die geradezu fragen würde, aber daß er doch gerne erfahren Mädchen, unter denen Märta augenblicklich die einzige war, wollte, wie es eigentlich stand. Und es lag auch für die sich getroffen fühlte. Sie sah auf den großen Fisch Niels kein Grund vor, den Geheimnisvollen zu spielen. hinab, aus dem das Messer eben das gewaltige Rüd­Doch in diesem Augenblick verspürte er keine Lust, mitteilsam grat lostrennte. Aber sie ließ es sich nicht einfallen zu ant­zu sein, und er ging darum stumm weiter und stellte sich, als worten, sondern hätte nur gerne gewußt, ob jemand merkte, hätte er nichts verstanden. In einer wunderlich schweigsamen daß die Farbe ihr über den bloßen Hals hinauf in die Stimmung traten die beiden Männer in die Hütte, wo das braunen Wangen stieg. Als sie aufblickte, sah sie, wie Frühstück mit warmem Kaffee, reinem Tuch und einem Mutter Albertina, die ihr gerade gegenüberstand, in sich hinein Schnäpschen zum Nachtisch sie erwartete, lächelte.

Mutter Albertina war so alt, daß sie sonst von der Inzwischen ging Märta zu Hause umher und dachte an Arbeit mit den Fischen befreit zu fein pflegte. Aber an allerlei und konnte nicht loskommen. Da war der Kleine, der diesem Tage hatte sie der Außergewöhnlichkeit halber es für gepflegt, Essen, das gekocht werden sollte, Ueberkleider, die richtig erachtet, ihren alten Körper aufzurütteln und an der man flicken, Wäsche, die man waschen mußte. Märta war die Arbeit teilzunehmen. Sie hatte dies gethan, weil sie durch. älteste der Geschwister, und sie hatfe jezt für das Ganze ein aus mit dabei sein wollte, die Fische zu pugen, die Algot zustehen, solange die Mutter im Beft lag und nicht gestört heimgebracht hatte. Außerdem wollte sie von dem Jungen werden durfte. Und als sie mit ihren Verrichtungen im sprechen, mit ihm prahlen, der ihr eigen Fleisch und Blut war, Hause fertig war, mußte sie hinaus, um bei den Fischen zu ihn den andern zeigen und ihn auch von ihnen rühmen hören. helfen. Denkt mur, der Junge mit seinen zehn Jahren war zum Fange ausgefahren und hatte Fische heimgebracht! Er hatte gearbeitet wie ein richtiger Mann, und jetzt war er wieder daheim und hatte Essen und Kleider für ein halbes Jahr ge

Alle Boote waren mit Mengen von Fischen Heim gekommen. Im ganzen Dorfe hatte man Fische bekommen, und auf den Felsen lagen die gereinigten Langfische zum