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Kirchentreiber und Polizei- Auffeher.

Gelübds- Formel.

Ihr N. N. und N. N. und Ihr N. N. sollet vermittels ablegender Handtreu an Eids Statt angeloben, daß Ihr diesem Eurem anvers trauten Amt wollet fleißig abwarten, nicht allein unter währendem Gottesdienst überall im Flecken vifitieren, ob nichts Aergerliches oder Ungebührliches sowohl in den Häusern als auf der Gassen vorgehe, sondern auch bei Nacht, an Sonn- und Feiertagen insbesonders, nach furpfälzischer Polizei- Ordnung gute Achtung geben, daß sich über die erlaubte Zeit niemand, ausgenommen fremde, reisende Leut, in denen Wirtshäusern betreten lassen, weniger einige Ungelegenheit anfangen, und dafern Ihr dergleichen verspüren sollet, so habt Ihr die Thäter erstlich in der Güte abzumahnen und zu warnen; da sie aber nichts darauf geben, noch davon abstehen wollten, solches sobald dem Herrn Schultheißen , in dessen Abwesenheit aber dem Herrn Anwalt anzuzeigen und diesfalls niemand verschonen, oder durch die Finger sehen, sondern alles dasjenige thun, was Euch diesfalls oblieget und Ihr gegen Gott und der Obrigkeit mit Eurem guten Gewissen getraut zu verantworten. Alles getreulich sonder Gefährde. Astronomisches.

falsche Meteorsteine. Da echte Steine in hohem Ansehen stehen, darf es uns nicht wundern, wenn bereits systematische Fälschungen Hiezu wird jedesmalen einer von katholischer und zwei von re versucht wurden; hierzu verlockt besonders der hohe Preis, denn formierter Seiten erwählet, welche sich nach dem Inhalt folgenden Meunier hat selbst einmal für einen echten Stein 25 Fr. Gelübdes zu verhalten haben. pro Gramm gezahlt. Die Fälscher waren Korsen, die aus dem Innern der Insel Felsblöcke holten, soweit sie Meteoriten ähnlich sahen, und sie künstlich mit der schwarzen Kruste versahen, welche eins der Merkmale echter Meteoriten ist. Sie schmolzen zu dem Zweck Schwefel, mischten ihn mit Kienruß, und überzogen die Steine damit, doch wurde die Fälschung leicht erkannt. Andrerseits giebt es aber eine große Zahl durchaus ehrenhafter Personen, welche von der Echtheit solcher von ihnen gefundener Steine vollkommen überzeugt sind, und gerade dann muß der Sammler doppelt vorsichtig sein. So berichteten zahlreiche Per­sonen über einen Meteorfall in dem livländischen Städtchen Igaft am 17. Mai 1855 und legten auch den angeblichen Meteoriten vor, der einen Baumzwveig abgebrochen und dann ein Loch in die Erde gefahren haben soll. Prof. Grewind von der Universität Dorpat sammelte die Bruchstücke, analysierte sie und verteilte sie an mehrere Museen, da er von ihrer kosmischen Herkunft überzeugt war. Neuerdings hat man sie aber als Schlackenstüde er­kannt und sofort aus den betreffenden Sammlungen ent­fernt. Handelte es sich bei den Augenzeugen nur um un gebildete Landleute, so führt Meunier in der Liste derjenigen Personen, welche dem Museum in voller Ueberzeugung allerlei-Der große Rebelfled im Orion. Dieses kosmische Steine als Meteorsteine anboten oder einsandten, Männer wie Gebilde ist das merkwürdigste und komplizierteste, das bei uns am Leverrier, Nicklès, Professor der Chemie in Ranch, Companho, Himmel sichtbar ist. Ueber seine Beschaffenheit und Stellung im Gründer des naturhistorischen Museums in Perpignan , den Mineralogen Weltenorganismus waren die Ansichten seit den Zeiten Herschels sehr Damour 2c. auf. Daß viele Leute Sternschnuppen und Meteore in geteilt, bis das Spektroskop den Beweis erbrachte, daß dieser Nebel geringer Entfernung von fich haben fallen sehen, beruht auf der be- thatsächlich eine glühende Gasmasse ist. In neuester Zeit hat Pro­kannten Täuschung, wobei unsre mangelhafte Schäßung bei fessor Keeler auf der Lick- Sternwarte den Versuch gemacht, aus der Ver­Gegenständen in der Luft, wo feste Vergleichsobjekte fehlen, schiebung der hellen Linien im Spektrum dieses Rebels seine Bewegung den Hauptanteil hat. Bei Nacht wie bei Nebel wird in der Gesichtslinie zur Erde zu ermitteln. Er kam zu dem ein Gegenstand stets filr näher gehalten, als er ist, Ergebnisse, daß solche Bewegungen im Betrage von 17,7 Kilometer und zwar für um so näher, je heller( bei Nebel je dunkler) er sich in der Sekunde stattfinden, und zwar entfernt sich der Rebel von uns bom Hintergrunde abhebt. Daher glauben viele, daß ein Meteor, um diesen Betrag. Im vergangenen Winter sind diese Unter­welches hinter einem Hause verschwunden ist, auch dicht hinter ihm fuchungen, wie die Kölnische Zeitung " berichtet, auf dem astrophysi­auf die Erde gefallen sei; suchen sie nun in der Gegend des ver- talischen Observatorium zu Potsdam mit vervollkommneten Hilfs meintlichen Fallortes und finden einen etwas feltsamer als ge- mitteln wieder aufgenommen worden, und es ergab sich im Mittel wöhnlich geformten Stein, so werden sie ihn sicher für den gesuchten eine Geschwindigkeit von 17,4 Kilometer in der Sekunde, um welche Meteorstein halten.- ( Umschau".) sich der Nebel von der Erde entfernt. Ferner ergaben die Pots­damer Aufnahmen, daß die Geschwindigkeit an verschiedenen Stellen des Rebels nicht gleich ist, daß also relative Bewegungen der Nebel­materie von nicht unerheblichem Betrage stattfinden.-

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Erziehung und Unterricht.

In. Die Kunst im Leben des Kindes" nennt sich ein neuer Verein, der am Freitag im Architektenhaus seine erste öffentliche Sigung hielt. Zu dem Dilettantismus auf den vers schiedenen Gebieten der Kunst ist mun glücklich auch der Erziehungs­Dilettantismus gekommen. Die Unverstandenen" haben wieder einen neuen Sport gefunden. Maler Otto Feld sprach über die Ziele und Bestrebungen der neugegründeten Vereinigung. Vor allen Dingen beabsichtigt man, die Kinder zum gebaut!" " Sehen" und Alvar zum Sehen der Schönheit" au er

Humoristisches.

Empfindlich. Angehender Schwiegersohn: Verehrte Frau, ich werd's mir doch noch überlegen, ob ich um Ihre Tochter wirklich anhalte! Gestern abend wollte ich ihr beim Weg­gehen einen Kuß geben, da hat sie mir gleich eine' runter­Mutter:" Aber, lieber Herr, das dürfen Sie doch nicht gleich ziehen. Man hofft dies zu erreichen durch künstlerische Ausgestaltung übel nehmen! Das junge Ding ist halt noch ein bißchen der Kinderzimmer, der Kindermöbel, der Bilderbücher, der Spielschüchtern!"

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Wie lebt denn eigentlich

fachen 2c. Haus und Schule sollen mit Schönheit" durchtränkt werden,- Arbeitsteilung. A.: neben dem Verstande sollen auch die Sie erzogen, furzum das ganze das junge schriftstellernde Ehepaar?" Erziehungswesen soll von einem neuen Geiste durchdrungen werden. Die Kinder, denen die Häuslichkeit wenig oder gar keine fünstlerische Schönheit bieten kann, soll das fünftllerisch ausgeschmückte Schulzimmer entschädigen. Durch ein derartiges inniges Zusammenwirken von Kunst und Leben hofft man das geistige Niveau des Volks zu heben und ein nach Schönheit strebendes, lebensfrohes Geschlecht heran­zubilden.

stellert und den andern Tag tocht er und sie schrift. B.: O, sehr gut! Einen Tag tocht sie und er schrift. tellert!"-

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Auch ein Kunstfreund. Maler: Wenn Sie den Hund mit auf dem Bilde haben wollen, kostet's mehr!" Ehemaliger Fleischermeister: Den könnten S' aber doch als 8uwa a g' malen!"( Fliegende Blätter.")

Notizen.

Diesen mehr oder weniger schönen Worten folgte ein durch Lichtbilder illustrierter Vortrag des Kunstschriftstellers Frig Stahl, in dem Kinderzimmer und Kindermöbel gezeigt und besprochen wurden, die bereits vom Hauche der Kunst im Leben des Kindes" gestreift waren. Da waren Kinderzimmer getrennte Wohn- und Schlafräume- mit limonadenfarbenen Wänden: Erdbeer, Himbeer, Citronens limonade, je nach Geschmack und Belieben. Da waren Zimmer mit Die Buchausgabe von Georg Hirschfelds nentem kostbaren Täfelungen, Atelierfenstern, grünem Fußboden, mit Märchendrama, Der Weg zum Licht" ist soeben bei S. Fischer japanischen Matten Zimmer, die an die Märchenpaläste von( Berlin ) erschienen.­Tausend und Eine Nacht erinnerten: alles zum leiblichen und geistigen Die Kunst", eine Sammlung tunstgeschichtlicher Wohlbefinden des Kindes. Und dann kamen die einzelnen Monographien, beginnt demnächst bei Julius Bard in Berlin Möbel: Bettgestelle, die wie Särge mit Riesenhenkeln aussahen, zu erscheinen. Herausgeber ist Richard Muther . Kleiderschränke in der Form von Baßgeigen, kurzum lauter moderne Berliner Großkoozen", eine Bosse von Alfred Kunstmöbel mit gelbem, grünem oder pfirsichfarbenem Anstrich. Eine Schmasow, wird die Sommernovität des Central Theaters laubenartige Spielede d. h. eine bunt bemalte Bretterkiste wurde schließlich als billigster und einfachster Ersatz den Eltern angepriesen, die sich fein eigues Kinderzimmer leisten könnten.-

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Kulturgeschichtliches.

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fcin.

Die Kirchentreiber" von Schriesheim ( Baden). Unter den Schriesheimer Beamten, die jährlich im Anschluß an die Bürgermeisterivahlen ernannt und durch Handgelübde verpflichtet wurden, befanden sich, wie folgender Auszug aus dem im Archiv des Altertumsvereins befindlichen Schriesheimer Aemterbesetzungs­protokoll von 1760 S. 42 zeigt, noch im 18. Jahrhundert die so­genannten Kirchentreiber und Polizei- Auffeher, über deren Funktionen das nachstehend abgedruckte Dienstgelübde näheren Aufschluß giebt.

Berantwortlicher Redacteur: Carl Zeid in Berlin .

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Gerhart Hauptmanns Schluck und Jau" hat es auch in Hamburg zu feinem rechten Erfolg gebracht. c. Der Komponist Luigi Arditi erhielt, wie ein englisches Blatt erzählt, nur 1000 m. für seinen Walzer Jl Bacio" ( Der Kuß). Der Parijer Verleger, der ihn erwarb, verdiente bei dem Geschäft 160 000 m., und das Verlagsrecht wurde vor kurzenr für 12 000 m. verkauft.-

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-In Berlin hat sich eine Vereinigung für Original­Lithographie gebildet; sie eröffnet heute im Künstlerhause ihre erste Ausstellung,

Eine deutsche botanische Expedition nach dem Sinai ist dieser Tage von Kairo aufgebrochen. Druck und Verlag von Max Bading in Berlin .