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er sich der gedungenen Mörder durch einen wahrhaft lasperlmäßigen| frei und wohllautend, manchmal durch Unebenheiten bei Sprüngen Possenstreich. Er tritt zwischen die beiden Banditen und bittet, wenn nach abwärts gestört; etwas Herbes in ihrer Vokalisierung mag auf

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die zu vermutende ausländische Abkunft zurückgehen; etwas Starres in ihrem Vortrag gehört wohl schon dorthin, wo der ästhetische Streit über Feinheiten der Vortragskunst und über Wärme" be ginnen mag.

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er nach Beendigung eines Stoßgebetes Feuer kommandieren wird, los­zudrücken. Er kommandiert und duckt sich dabei, so daß, statt ihn zu treffen, die bösen Buben sich wechselweis mit ihren Kugeln durch bohren; worauf er Gottes Güte und Weisheit sehr erbaulich preift, und mit der nächsten Post" zum dänischen Hof zurückzukehren be- Bereits treten wir auch in die Epoche der specifisch sommerlichen schließt. Hier stiftet der König  ( Herr Connard), der hinter der Beiträge zur Kunst oder auch Kunstarmut des Vortrages ein: d. i. Anmut eines zierlich- ceremoniöfen Menuettschrittes ein so räntevolles der heimischen und der reisenden Gesangvereine. Den Anfang machte Herz verbirgt, den Leonhardus- Laertes zu heimtückischem Zweikampf der uns noch unbekannte Quartettverein Rheingold" aus alt. Der Schluß ist, wie bei Shakespeare  , allgemeines Morden. Krefeld   durch drei Konzerte am Sonnabend, Sonntag und Montag. Indes der Dichter hat Moral. Nur mit der heilsamen Ermahmung, Als Solisten waren zum ersten und dritten Konzert Gesangsträfte, aus alledem sich ein Erempel zu entnehmen, wie Königsmord und zum zweiten das wir uns ausgesucht Juftrumentalisten zue sonstige Unthaten sich blutig rächen, entläßt er sein erschüttertes gezogen. Die paar Dutzend Herren, die im Gegensatz zu den Publikum. mitgliederreichen andren Vereinen diese kleine, feine Männergesangs­Es wurde viel gelacht und geklatscht. Hier und dort steigerte fich gesellschaft bilden, machen weniger den Eindruck eines viergeteilten die absolute künstlerische Impotenz auch wirklich zu unwillkürlicher Chores, als den eines verstärkten Solistenquartettes. Dazu noch Komit. In Summa aber überwog das bloß langweilig Oede. Ein eine sichere rhythmische Geschultheit, wie sie z. B. in der reich­Attus statt der fünf hätte reichlich genügt.- dt. haltigen Komposition Zöllners von den Drei Worten" aur Geltung kommit; dann eine besondre Klangschönheit der Bässe; -n. Freie Volksbühne. Die Hoffnung", See­stück in 4 Aften von Hermann Heyersmanns jr. und endlich die eigenste Kunst dieses Chores: ein geschmeidiges Als Abschwellen von Tönen das alles macht den Verein trop des das Drama des holländischen Dichters im vorigen Jahre seine erste typisch forcierten Klanges der hohen Stimmen sehr hörenswert. deutsche Aufführung erlebte, fand es wohl eine freundliche Aufnahme, Eine Komposition des Chorleiters Gustav Biellen: Das fonnte sich aber dennoch nicht dauernd auf dem Repertoire halten. Die Freie Voltsbühne" hat nun Die Hoffnung  " am Sonntag im Madrigal oder fagen wir madrigalartige Chorlied In stiller Nacht" Leffing Theater ihren Mitgliedern vorgeführt. Das Stüd machte bätte nicht sollen so fühl aufgenommen werden; seine gleichsam mit seiner traffen, aber doch lebenswahren Gegenüberstellung von ichlangenartigen Verschlingungen der Stimmen sind eine beachtens werte musikalische Sprache. Violinvorträge eines Herrn armen Seeleuten und einem hartherzigen Needer einen R. Lambinon aus Lüttich   und Klaviervorträge eines Fräulein gewaltigen Eindruck auf das Bublikum. Dieser Erfolg L Röhmeyer aus Strefeld boten in Programmwahl und war zu feinem größten Teile der guteu Darstellung zu danken, die es selbst bei dem schwächlichen dritten Alt zu einem Bortragsweise nichts Neues; doch sei beiden eine ernste Solidität des Spieles anerkannt. Hervorruf brachte. Grete Meyer als Jo gebührt der Haupt­anteil des Erfolges. Das war Kunst, die Leben geworden ist; da waren alle Töne der Leidenschaftlichkeit, der Liebe, der Lebens­freude und der Angst angeschlagen, die den Zuhörer mitreißen, ob er will oder nicht. Ebenso fein und lebenswahr wurde die alte Kuiertje, das Gegenstück der Jo, von Margarete Albrecht dargestellt: ein refigniertes, lebensscheues, altes Weib, dem die See den Mann und vier Söhne genommen. Winterstein spielte den gerade aus dem Gefängnis entlassenenen Geert, den Sohn der alten Stuiertje; er legte in seine Rolle jenen wilden, sich bei jeder Gelegenheit aufbäumenden Trotz, den nur eine lange, inverdiente Gefängnis­strafe wachrufen kann. Mitunter waren seine Zornesausbrüche jedoch ein wenig zu stark unterstrichen. Willy Grunwald   als Barend fegte im Anfang gut ein, wurde aber in den Angstscenen, als ihn die Schiffspolizei an Bord holt, weich und unsympathisch. Den reichen, hartherzigen Reeder Bos   stellte Julius Deppe vorzüg: lich dar; er spielte ihn ganz als den ewig profithungrigen Kapitalisten, der gewiffenlos feine Leute auf einem Brad in See schickt und zufrieden ist, die Verficherungsprämie in die Tasche stecken zu können, mögen auch sieben Familien zeitlebens ihres Ernährers beraubt fein. Gute schauspielerische Leistungen boten ferner noch Karl Waldo w( Cobus), Hans Senius( Simon) und Richard Vallentin  ( Buchhalter Kaps).-

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Musik.

Humoristisches.

SZ.

Nur Massenmörder." Der Wiener   Einspännerkutscher Florian Geyer   hatte sich unlängst beim Bezirksgericht Josefstadt  wegen Wachebeleidigung zu verantworten. Er soll einen Motorführer einen Gauner genannt haben.

nannt.

Richter: Sie sollen einen Motorführer beschimpft haben? Angekl: Aber gar keine Jdee, Herr faiserlicher Rat. Er hat g'ichimpft. Er hat zu mir g'jagt: Fahr weg mit Deiner Kragen, sonst fahr' i Di nieder." Richter: Und daraufhin haben Sie ihn einen Gauner ge 19 Angefl: Aber na. Gauner hab i net g'jagt. So a Wort tommt gar net über meine Lippen. I hab nur Massenmörder zu ihm g'jagt.( Heiterfeit.) Richter: Und das, glauben Sie, ist kein Schimpf? Der Angeklagte wurde jodann, nachdem noch der beleidigte Motorführer einvernommen worden war, zu fünf Kronen Geld­strafe verurteilt.

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Notizen.

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- Die französische   Operngesellschaft, die am 17. April bei Kroll ein Gastspiel beginnt, wird n. a. drei in Berlin  bisher noch nicht aufgeführte Mufitwerke, La Navarraise" und Manon  " von Massenet   und Mireille" von Gounod   spielen.

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Elbier" nennt sich eine neue Dresdener   Künstler gruppe, die im Mai im Salon Schulte eine Ausstellung veran stalten wird.

150000 Mart verlangt linger für seine Beethoven­

Statue.

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Die archäologische Kommission zu Athen   hat die Wiederherstellung des Erechtheions beschlossen.-

Die neuen Populären Musikabende" der Herren Die ton Dr. Otto Ule gegründete Zeitschrift Natur" wurde Hetting, Schnabel und Wittenberg   sind noch kein Ideal am 1. April mit der Naturwissenschaftlichen Wochen= von populärer Kunstpflege. Dazu ist erstens der Eintritt immer schrift" verschmolzen. noch zu teuer( Einheitspreis von 1 M.) und fehlt zweitens die instruktive Ausgestaltung und Erläuterung des Programms. Doch für ein mäßig wohlhabendes Publikum von Mufitfreunden, die an's Hören vornehmer Musik schon gewöhnt sind, bedeuten jene Abende in dem optisch und akustisch vorzüglichen Oberlichtiaal der Phil­harmonie ein höchst dankenswertes Unternehmen. Von den drei ge­nannten Herren ist der erste Konzertmeister des Violoncells im Philharmonischen, der dritte Konzertmeister der Violine im Berliner  Tonkünstler- Orchester, der zweite ein junger Pianist. Wir hörten den zweiten diefer Abende, können den Besuch des dritten( am 24. April), der noch dazu ein eigens erlesenes Programm bringen wird, mit Freuden empfehlen und wünschen dem Ganzen eine lange Fortführung. Jenes Konzert brachte zwei Klaviertrios, darunter das H- dur- Trio von Brahms   aus seiner Jugendzeit in der zweiten Fassung, die es von früheren Forciertheiten in lehrreicher Weise be­freit hat, und mehrere Lieder. Unter ihnen befand sich eine Rompofition des Klavierspielers Arthur Schnabel   Dieses ist ein rechter Morgen"( Text von Stefan George  ), die zu einer hübschen Gesangsweise in älterem Stil eine nicht gerade vom Streben nach Blühende Glodenhaide im Frühjahr. etwas Besonderem getragene Begleitung bringt, mud die dacapo be- schönen Frühlingsschmuck bergen die Nadelwälder und Waldblößen gehrt wurde. So gut sich Herr Schnabel in die Künstlerschaft seiner in der Gegend der Elsterquellen im Vogtland  . Denn dort begegnen Partner hineinzufinden weiß; so sehr wir bei seinem Uebersehen des wir sofort nach dem Schmelzen des Schnees einer blühenden Glocken­,, espressivo" im Andante espressivo" von Mendelssohns C- moll- haide, der Erica carnea. Die zierlichen, fleischroten Glöckchen über­Trio mit einem niedrigen Stand des Ausdrucks im heutigen raichen jeden, der nicht weiß, daß es auch blühende Haide im zeitigen Klavierspiel überhaupt rechnen müssen: so sehr möchten wir Frühjahr giebt, was um so leichter möglich ist, als die Schneebaide doch Herrn Schnabel nahelegen, fich in Spiel und in in Mitteleuropa   nur bei Brambach   im sächsischen Vogtlande, bei Komposition das Wesen einer instrumentalen Gejangsbegleitung Karlsbad   und bei Einsiedel im mährischen Gesente vorkommt. Das noch mehr zu eigen zu machen. Die Sängerin des Abends, gegen ist sie an vielen Stellen des Alpengebiets zu Hause. Die Frau Jeannette Grumbacher de Jong, gehört jedenfalls Blütezeit der fleischfarbigen Glockenhaide fällt in den April und zu den hervorragenden Gesangskünstlerinnen: ihre Töne sind sehr| Mai.

An der Südseite des Simplontunnels ist man des übermäßigen wasserandranges, der eine fünf­monatige Stockung der Arbeiten herbeigeführt hatte, durch Ableitung Herr geworden.

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Berantwortlicher Redacteur: Carl Leid   in Berlin  . Druck und Verlag von Mag Bading in Berttu.

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