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stieß man einen Bürger aus der Herrenstube aus, weil er mit gewesen. Diese war vielmehr mir ihre Ausartung. Je länger die Würfeln und Karten einmal 7600 Gulden verthat. Des Schenken Triukstuben bestanden, desto mehr wurden sie Organisationen streng Amt war nur, zum Spiel die Karten zu liefern, aber wenn's hoch abgeschlossenter Staften, ob es nun Patrizier, Zunftmeister oder Handberging, mußte er wohl Geld darleihen und Spielschulden an- wertsgesellen waren, zur Beratung ihrer Interessen. Nicht zur Gesellfreiden. Mit dem Verbieten des Spiels hatten die Ordnungen kein schaft der Trinkstube zugelassen zu werden, war eine Acht, die schwer Glück. auf dem Betroffenen lastete.
Wenn die Dunkelheit eintrat, erstarb in den engen winkligen Straßen der Städte alles Leben. Dann schloß sich auch die Thür der Trinkstube, denn es war strenges Gebot, daß nach Eintritt der Abendstunde nichts mehr verschenkt werden durfte. Dem biederen Stadtbürger, der mit den Hühnern aufstand, war jedoch auch diese Stunde spät genug, und er schwankte ebenso schwer geladen seinem Heim zu wie der Bierphilister von heute.
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Ihre höchste Blüte erreichten diese Trinkstuben des städtischen Herrentums in den Handelsstädten, in denen ein reiches Bürgertum saß. Die Vornehmsten desselben bildeten die Artusbrüderschaften", die sich um die Artushöfe" gruppierten, vohl auch kurz weg" Junkerhof" genannt. Sie knüpften an die glänzende Tafelrunde an, welche die Sage dem mythischen König Artus in England zu schrieb, der der Held des walisisch- bretonischen Sagenkranzes ist. Solche Artushöfe gab es nicht nur in England, Deutschland , sondern auch in den Niederlanden , Frankreich und Spanien . In Danzig , Thorn 2c. sind noch heute die Hallenartig gebauten Artushöfe zu fehen.
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Als Produktion, Handel und Verkehr die Schranken der Städte Ordnung und des Kastenwesens zerbrachen, verloren auch die Trinkstuben ihre Bedeutung. Der Tisch des öffentlichen Wirtshauses siegte über den Trinkstubentisch, seitdem die Standesunterschiede vers schwammen. Die Trinkstuben erhielten sich nur noch als altehrwürdige Ueberlieferungen des Stadtadels, der sich nun noch strenger abschloß wie ehedem. So wurde in Frankfurt a. M. in der Trinkstube Frauenstein gegen Ende des 18. Jahrhunderts der Adel zur Bedingung der Aufnahme in die Gesellschaft gemacht. In den Trinkstuben andrer Städte führte man wenigstens gesonderte Tische ein: für den Adel, die Natsherren, für fremde angesehene Gäste. Aber die alte Bedeutung der Trinkstube war längst verschwunden, E. R. weil die Zeit eine andre geworden war.
Kleines Feuilleton.
Wenn aus den einzelnen Städten, in denen mehrere Trinkstuben folche der Geschlechter und solche der Handwerkerbürger vor pr. Frühlingsgewitter. Die leidenschaftliche Stimme des banden waren, uns viele Fälle gemeldet werden, in denen sich die Frühlings hatte mich aus dem Schlafe geriffen. Er, der liebliche Trintstuben unter einander befehdeten, ja der Stadtadel jogar den und zarte, der in unzähligen Versen als fanft und friedlich Handwerkern die Errichtung von Trinkstuben untersagen wollte, so schmachtend besungene, hatte eine gar unparlamentarische Sprache an charakterisiert sich darin nur der ständische Kampf. Die Zunft genommen und benahm sich so plebejisch, wie ein ungeschliffener handwerker mit ihren Lohnarbeitern waren die eigentlichen Träger Revolutionär nur immer thun" tabel. Sein gewaltiges Organ des städtischen Lebens. die Geschlechter aber die bevorrechtete taste, donnerte in den grauenden Morgen und flammende Riesenpfeile die alle Macht in Händen hatte und sie einseitig zu ihrem Vorteil warf er mit mächtigem Arm in die widerstrebenden Schatten der ausnutzte. Dazu kam die Verachtung, die der Bevorrechtete dem Nacht. Handwerker gegenüber an den Tag legte. In manchen Trinkstuben Schivere, dicke Tropfen praffelten unaufhörlich hernieder und der Städte wurden, laut genehmigter Satzung, mir solche tränkten die durstige Erde und die kaum erwachten oder noch in ihr Bürger aufgenommen, die ihre Existenz ohne Ausübung schlummernden Keime mit dem fruchtbaren Lebenssaft, der, alles Handwerksthätigkeit hatten. Wußten die Handwerker, Entwicklungsfähige dort unten revolutionierend, die Poren der Aecker, Gärten und Wiesen durchdringt und zu buntem Leben das in tote Winternacht gebannt Gewesene treibt. So sah ich's vor meinem inneren Auge.
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daß auf der Trinkstube der städtischen Ehrbarkeit irgend ein nener Klingel beraten wurde, so tobte in der Zunftstube wilde Erregung. Freilich verhielten sich die Handwerksmeister gegenüber ihren Gesellen nicht besser, wie die Ehrbarkeit der Stadt ihnen gegenüber. Wo sie den Nat der Stadt und damit die Macht in Händen hatten, verboten sie ihren Gesellen die Trinkstuben, weil sie die Seele des organisierten Kampfes der Gesellen waren. In Mainz , Worms , Speier, Frankfurt ließen sie die Gesellen gar schwören, zu keinen andern als firchlichen giveden zusammen zu kommen. In der zu Straßburg beschlossenen Knechte- Ordnung einer großen Zahl von Städten lautete eine Bestimmung:" Es sollen auch alle Handwerksknechte und andre dienende Knechte hinfort keine Trinkstube oder gedingte Häuser oder Gärten, auch keine Gesellschaft mehr haben, in der sie zusammengehen, es sei zu Ehren und sonst in keinem Weg bedrohlich". Auch zu Frankfurt verbot der Rat ausdrücklich den Knechten und Tagelöhnern, Trinkstuben zu halten. Wer ihnen trotz des Verbotes ein Haus oder eine Trinkstube her: leiht, solle mit der hohen Strafe von täglich einem Gulden belegt werden. In einer Abschrift dieses strengen Verbotes find elf seitdem erlaubte Stuben eingetragen, darunter die der Gartenknechte und der Sachsenhäufener Knechte.
Thatsächlich stand ich am offenen Fenster und blickte in einen engen, noch von trüber Dämmerung erfüllten Hof, einen Hof mit hohen, schmutziggrauen Wänden und schwarzen Fensterlöchern, wie der Typus eines Berliner Hofes nun einmal ist. Auf einem kleinen Blumenbrett mir gegenüber ein paar verkümmerte Topfpflanzen mit frischen Trieben, sonst nichts, was an die gewaltige Umwälzung dort draußen im freien Gebiete der Mutter Natur erinnert. Ein einsamer Spazz hüpfte unruhig auf den Telephondrähten, welche den Hof überkreuzen, herum, im übrigen keine Spur von Leben. Erstarrt, gleichgültig, wie leblos alles umher. Kein Echo in den Bergen grüßt hier den zornigen Weckruf des Frühlings; von todesähnlichem Schlafe scheinen Dinge wie Menschen befallen. Doch die grollende Stimme dort oben schweigt nicht; wie ein einziges großes Feuermeer flammt zuweilen der ganze Himmel über mir auf und wirft einen rötlichen Schein auch in den trüben Hof hinab, daß er wie verklärt und belebt erscheint. Dann aber tobt und wettert es wieder mit kurzen Stößen in den dunklen Wolkenschwaden dahin und schmale, grelle Blige zucen herab.
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So wurden die Trinkstuben verboten, wo fie ernften Zwecken Im ersten Stock des Vorderhauses öffnet sich behutsam ein dienten, nicht etwa, um die Völlerei zu bekämpfen. Denn diese war Fenster; eine Nachtmüze kommt zaghaft zum Vorschein und zwei in jener trintfesten Zeit allgemein verbreitet und Fürsten und Adel verschlafene Augen und eine Nase wenden sich vorwirfsvoll zum gingen darin dem gemeinen Mann" mit mulöblichem Beispiele rebellischen Himmel. Dicke Tropfen flatschen respektlos auf voran. Als Wilhelm v. Oranien 1561 Anna von Sachsen heiratete, den neugierigen Gesichtsvorsprung. Ein zürnendes Schütteln die später im Säuferwahnsinn starb, gingen bei der Hochzeit des Stopfes und der im Schlummer gestörte Hauswirt zieht sich 3600 Eimer Wein und 1600 Fässer Bier auf. Kurfürst Johann unwirsch in die sichere Hut seines Schlafgemaches zurück. Friedrich von Sachsen veranstaltete oft Bettsaufen", bei welchem Der Manu von oft#Wettfaufen", bei welchens wollte heute eine fich mancher Teilnehmer Krautheit und Zod holte. Landpartie machen Der Landgraf Grund gemig, dein rücksichtslosen Benehmen des donnernden Sause Moritz von Hessen war zwar der Stifter eines Mäßigkeitsordens, verwindes seine Mißbilligung zu zeigen. Mein Hauswirt ist überhaupt gaß aber dessen gute Grundsäge fortwährend. Er besuchte einmal fein Freund einer lauten Zunge den Kurfürsten von Brandenburg in Berlin und der Chroniſt erzählt vereins sind ihm die liebsten, welche möglichst stumm und schnell in und die Sigungen des Bezirksvon ihm, daß Herr und Knechte nach zehntägigen Aufenthalte von gemütliche Statgruppen auslaufen. Wär's nur ein sachtes Dönnerdort so mächtig voll nach Spandau zogen, daß sie fast das chen, ein mattes Blizzchen er ließe es sich vielleicht gefallen; Spandanische Thor nicht finden konnten". aber das Leidenschaftliche, das Maßlose, das Getvaltige, alles, was in dem mietskontraktlich geordneten Hirne feinen Ausklang findet, ist ihm ein Greuel wie alleit forrekten Menschen. Und das Gewitter ist in juristischem Sinne eigentlich sogar ihm gegenüber im Unrecht; denn die Luft über dem Hause gehört bekanntlich dem Hausbefizer zehn bis zwölf Meilen hoch, bis zur Grenze der Erdatmosphäre, oder, wenn's sein kann, bis zu den Sternen.
Das Beispiel wirkt auf die Volksmassen und so ist es kein Wunder, daß die Chronisten aus allen Städten Aehnliches zu melden wußten. Das drolligste Beispiel dieser Art ist jener Beschluß des Rates von Nürnberg von 1540, nach welchem ein Wägelein" angefertigt wurde, um die täglich auf den Straßen umberliegenden zahlreichen Betrunkenen fortzuschaffen. Dies scheint auf den Durst der Nürnberger jedoch eher fördernd als hindernd gewirkt zu haben, denn 1550 mußte der Nürnberger Rat an die Gewerksmeister eine Mahmung erlassen, ganz väterlich und getreulich, sich des überflüssigen Bechens und Weintrinkens, sonderlich an Werktagen, zu enthalten." Selbst die Frauen beteiligten sich an dem Zechen. Dem Kurfürsten Christian II. von Sachsen riet sein Schenk, der Rheingraf v. Salm, da die Hofdamen stets bei der Tafel fäßen, so sei es billig„ daß sie an den Räuschen ebenso teilnähmen." Auch sonst wird uns viel vom Trinken der Frauen berichtet.
Doch würde es sehr irrig sein, aus einzelnen Beispielen zu folgern, die Trintstuben seien der Mittelpunkt der häufigen Völlerei
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Schärfer wurden die Schläge, anhaltender die Pausen; es war, als fammle fich die Kraft zu bewußtem, überlegtem Angriff, ehe sie mit der ganzen Intensität ihrer Macht sich in mächtig knallendem Schlage entlud. Die Erde schien zu beben; das Haus zitterte unter dem gewaltigen Luftdruck; der Regen peitschte in mein Fenster. Eine Wohlthat schien mir die aus allen Banden geratene, fessellose Leidenschaft der Natur; ein Sonntagsgefühl war mir's nach der grauen Einförmigkeit temperamentloser Alltage, die fast alle erhebende Stimmung verschlingen in ihrem gleichtönenden Geklapper und mit ewigtristen Anforderungen dem ins Weite strebenden Geiste