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leichten Kinderfüßen weiter, und fic verbreitete sich von Hütte| alten Gesichter meren noch älter und noch nachdenklicher gezu Hütte. Sie trat bei Mutter Albertina ein, und sie pochte worden als gewöhnlich.
an die Thür des alten Olausson und Mutter Bedas. Sie traf August Sjöholm, der auf dem Wege war, um Makrelen zumi Räuchern zu holen, und sie ließ sich im Pfarrhof nieder, wo der Pastor vor den Kirchenbüchern saß und bei seinen statistischen Berechnungen schwigte.
Und wohin die Nachricht fam, lockte sie Leute aus dem Hause. Das eine Fischerboot des„ Delphin " war heim. gekommen. Ohne Ruder war es umgestülpt auf dem Meere geschwommen. Es lag unten an Groß- Larsens Brücke, und alle mußten hinaus, um es zu sehen. Sowohl die, deren Lieben an Bord des" Delphin " waren, als die, welche sie in Sicherheit hatten, oder zum mindesten an Bord des" Polar sterns " oder irgend eines andren der Nordseeboote alle tamen sie, Männer und Frauen, und gingen hinab auf den fleinen grauen Steg und blieben dort stehen, um sich mit eignen Augen zu überzeugen, daß das Gerücht wahr gesprochen.
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Was glaubst Du, Vater?" sagte Mutter Beda. " Ja, was soll man glauben? Man weiß ja nichts." Mutter Beda feufzte.
„ Nein, das ist wahr. Man kann nichts wissen."
Und sie fühlte, wie ihr Herz sich zusammenschnürte bei dem Gedanken, daß sie es gewesen, die Schuld daran trug, daß Niels gereist war. Sie dachte nicht daran, daß, wenn Niels zu Hause geblieben wäre, sie vielleicht jetzt neben ihm gegangen sein würde und zu ihm über den Vater gesprochen hätte. Sie dachte nur daran, daß sie Niels fortgeholfen, und es ficl ihr ein, daß sie das Gebet für die Seefahrenden nicht andächtig in der Kirche hatte beten können, und daß ihr Herz nicht inbrünstig gewesen, weil ihre Gedanken durch irdische Dinge abgelenkt waren. Es gab ihr einen Riß, als sie daran dachte, und stumm ging Mutter Beda weiter und würgte die Thränen himunter, die aufsteigen wollten.
Daheim in Groß- Larsens Hütte ging Märta und half Denn sie mußten das Unerhörte mit eignen Augen sehen, der Mutter Wäsche waschen. Es gab jetzt so viel Wäsche, das Boot mit den Blicken messen, seine Schäden betrachten, die des Kleinen wegen. Sie war auch unten an der Brücke Köpfe zugleich mit den andern schütteln, die Unruhe, die gewesen, und sie hatte das Boot angesehen und war wieder Angst, die peinvolle Ungewißheit fühlen und wissen, daß sie fortgegangen. Jetzt sprach niemand von etwas anderm, und geteilt wurde. Die Kinder kamen mit den Großen und standen Märta hatte viele Vermutungen gehört, wie es zugegangen in Rudeln und horchten ihren Worten. Sie waren stumni fein konnte. Aber was Märta gehört, hatte sie nicht erbor Schrecken und hatten das Spiel vergessen. Ein kleiner griffen. Es hatte sie weder mit Angst erfüllt noch Reue Junge, der allein von zu Hause weggelaufen war, weinte in ihr erregt, es war beinahe, als hätte sie nichts gehört, laut nach seinem Vater. nichts verstanden. Der Punkt in ihr, den die Angst vor
( Fortsetzung folgt.)
Wie ein Seufzer des Schreckens ging es durch die Schar dem Meere hätte treffen sollen, diese besondere Angst, die auf der Brücke, als man das Kind weinen hörte. Das dem Küstenbewohner angeboren ist, schien für Schläge unWeinen des einsamen Kindes wirkte ansteckend; es gab empfindlich zu sein. Sie schlummerte, so wie ein Arm, gleichsam den Befürchtungen des Acrgsten vermehrtes Gewicht, der eingeschlafen ist. Sie gab keinen Laut von sich, die jenen Befürchtungen, die, obgleich unausgesprochen, mit Angst schlief auf dem Grunde ihrer Seele, und Märta offenen Augen aus all' den kurzen Worten und Urteilen ging wie im Traume umher. zu starren schienen, die die Männer fallen ließen. In diesem Boot pflegten mehrere der Besatzung hinauszurudern, um die Neße zu besichtigen, und so mußte es wohl gekommen sein. Sie waren vom Sturm überrascht worden und hatten sich nicht helfen können. Vielleicht hatten sie, während die See hoch ging, Versuche gemacht, das Garn zu bergen, dabei war eine Welle gekommen, die das Boot umgestürzt hatte, und so waren alle Mann von den Wellen verschlungen worden. Wenn nicht das ergste geschehen war
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wenn nicht der" Delphin " selbst seinen Untergang gefunden hatte! In jedem Fall mußte ciner oder einige untergefunken sein, ohne daß die Kameraden ihnen hatten zu Hilfe fommen können, und es gab nun abermals Witwen auf der Sonnenschäre, Kinderlose und Vaterlose. Dies war sicher, dies fam mit dem Flügelrauschen des unausweichlichen Todes und verbreitete ringsumher Entsetzen. Wie eine Angstwelle strömte es von Herz zu Herz, von Blick zu Blick. Aber wer ist es, den das Unglück getroffen? Bist Du es, oder bin ich es? Oder sind es viele?
Mutter Albertina stand in der Schar auf der Brücke, und rings um sie bildete sich ein kleiner Ring jener, die hofften, sie sprechen zu hören, für den Fall, daß sie etwas gesehen oder geträumt hatte. Heute wagte doch keiner, sie zu fragen, denn alle fürchteten, das Schlimmste zu hören. Aber Mutter Albertina schwieg hartnäckig, während ihre scharfen alten Augen genau das Boot untersuchten, als glaubte sie eine Lösung des Rätsels in dem beschädigten Holz oder im Steven zu finden, der gebrochen ward, als der Sturm das Boot an die Klippen des Landes warf. Sie schwieg, weil sie nichts zu sagen hattes, denn Mutter Albertina stand selbst da und grübelte über das Unerklärliche nach, daß ein Unglück eingetroffen zu sein schien während sie doch selbst nichts gesehen hatte. Langsam und nachdenk lich ging sie heim, ohne gesprochen zu haben, und hinter ihr wuchs das Entsetzen, weil alle glaubten, Mutter Albertina wüßte mehr, als sie sagen wollte. Stumm verschwand die gebückte fleine Alte hinter dem Seeschuppen, wo die Fische getrocknet zu werden pflegten, und still zerstreute sich die Schar nach ihr, und einer nach dem andern ging seinem Heim zu.
Stumm wanderten auch der alte Olausson und sein Weib über den steinigen Weg. Der künstliche Fuß des Alten schlug hart gegen die Steine und gab einen wunderlichen dumpfen Klang, wie wenn man auf etwas Hohles schlägt. Mutter Beda ging neben ihm, mit kleinen, unregelmäßigen Schritten, die sie gelernt hatte, in Einklang mit seinem hinkenden Fuß zu bringen. Beide gingen sie zu Boden gebeugt, und ihre
( Nachdruck verboten.)
,, Mann über Bord!"
Stizze aus dem Seemannsleben von Richard Heinze. Es ist Nacht. Gespensterhaft gleitet ein großer Hamburger Fracht dampfer durch die spiegelglatte See. Kein Lüftchen regt sich. Kerzengerade steigt der Rauch aus dem Schornstein. Vorn auf der Back des Schiffes lehnt lässig der Ausgudsmann und lugt scharf aus nach einem fich etwa zeigenden Schiffslicht. Auf der Kommandobrüde her dem hinter ihm stehenden Mann am Steuer von Zeit zu Zeit geht der wachthabende Steuermann in gleichmäßigem Tritt hin und einen furzen Befehl erteilend.
Vor zwei Tagen hatte der Dampfer, nachdem er seine Kohlenvorräte ergänzt, Las Palmas verlassen und strebte nun seinem Ziele, der Küste Südafrikas , zu.
Heiz- und Maschinenraum. Im frassen Gegensatz zu der Stille an Deck steht das Leben im Das Geräusch des ein- und auss strömenden Dampfes, der seine Kraft durch die Cylinder auf die Schraubenvelle überträgt, das Arbeiten der Pumpen, das Klappern der beweglichen Teile der Maschine übertönt die menschliche Stimme. Zwischen diesem scheinbaren Chaos bewegt sich der Schmierer; aus feiner Dellanne träufelt er bald hier, bald dort das erprobte Mittel gegen etwaiges Warmlaufen in die Lager.
Jm Heizraum arbeiten mit schweren Schlensen und Briggen riesige Mengen der schwarzen Diamanten in die gefräßigen Feuer. zivei halbuackte Männer. Immer und immer wieder werfen sie Die ausströmende Glut treibt ihnen den Schweiß aus allen Boren. Jede freie Minute benutzten sie, um unter dem Ventilator ein tühles Lüftchen für ihre erschöpften Körper zu erhaschen.
"
Aus einem niedrigen Tunnel, der den Heizraum mit dem Bunker verbindet, taucht ein schmächtiger, junger Mann auf. Bornübergebeugt schleppt er einen Korb Kohlen hinter sich her. Es ist der Trimmer. Dicker Kohlenstaub liegt auf seinem eingefallenen Gesicht, nach den kleinen Kohlenhaufen vor den Feuern. und auch er ist in Schweiß gebadet. Aengstlich gleiten seine Augen Wie Blei liegt es ihm in den Gliedern. Soll er fich frank melden? Aber nein! Im Geiste hört er den Maschinisten Fauler Hund" rufen und seine Arbeitsgenossen müssen ja dann seine Arbeit mit übernehmen. Und wieder schleppt er Korb auf Korb in den Heizraum. Die Kohlenhaufen werden immer Kleiner. Die Heizer sehen, wie fich der Trimmer quält, aber sie sind von ihrer Arbeit so in Anspruch genommen, daß ihnen teine Zeit bleibt, den Arbeitsfollegen zu unterstützen. Sie balten dünne Fener, un ihm auf die Strich. Kohlen! Kohlen!" rufen die Heizer in den Bunker hinein; Weise zu helfen, aber das Manometer fällt langsam Strich unt eine schwache Stimme antwortet ihnen.
Im Bunker sitzt der Kohlenzieher auf seinem Korbe, das Ges