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( Nachdrud verboten.)

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Auf der Borderseite des Hauses öffnet sich ein Fenster und ein bezipfelhaubter Männerfopf wird zwischen den Eisenstangen

Ein Nachtbild aus Guglmucken. fichtbar.

Stizze von Lina Leidl. 3

Gespenstisches, unheimliches Dunkel ringsum. Kaum die Hand fleht man vor den Augen. Die vereinzelten melancholischen Unfen­rufe, die aus einem schlecht umzäumten Teiche mit graslofen, von Wassergeflügel und Schweinen verwüsteten Ufern ertönen, ab= gerechnet, ist tein Laut im weiten Umkreis zu vernehmen.

Da schreitet eine lange, schwarze Gestalt fast lautlos über die vielen runden Holzbohlen, welche streckenweise des fumpfigen Unter grundes wegen quer über die ganze Straße liegen.

Mit einem fecken Schwunge setzt der lange Kerl über den niederen, fich längs der Straße hinziehenden Holzzaun, der die Um­grenzung des ersten der vier Bauernanwesen, aus welchen die Ort­schaft Guglmudken besteht, bildet. Leise, vorsichtig nach allen Seiten um sich spähend wie ein Dieb, schleicht der Eindringling an der offenstehenden Wagenremise entlang, nimmt die an der Außenwand an zwei vorstehenden Holzzapfen aufgehängte Leiter herab und hebt fie dann unter kaum zu unterdrückendem Busten vorsichtig über den Zaun, wobei ein leises Knacksen entsteht, was dem alten, mürrischen Hofhund ein kurzes, heiseres Gebell entlodt.

Nun nimmt der wieder glücklich außerhalb des Baunes Angelangte die schwere Leiter auf die Schulter und strebt damit dem zweiten, größeren, rundum abgeschlossenen Bauernhofe zu, der von der Straße etwas weiter zurüdliegt.

Dortfelbst angekommen entledigt er sich seiner schweren Last und lehnt die lange Leiter, die bedenklich hin und her schwankt, leise an die Hinterfront des Hauses.

Was giebts denn ab da drunten? Wer hat denn um meinen Hof umeinander was zu suchen?"

Keine Antwort.

Wanns nit gleich machts, daß Ihr weiter kommt, nachher hetz ich Euch den Hund nachi!" Grabesstille.

Mit dem Terzerol schieß ich abi!"

Nichts regt sich. Nur der Hund knurrt zuweilen unwillig über die gestörte Nachtruhe.

Klirrend fliegt der Fensterflügel zu.

Unmittelbar darauf nähern sich Klarls Kammer schlürfende

Tritte.

,, lar!!... Klar!!... Selaaarl!"

J000.. 00 000... was wollts denn?" fragt die in gut gespielter Schlaftrunkenheit." Ah soo... Du bist es, Voda?" " Hast Du nir gehört, Klarl, daß sich wer um unsern Hof rum­gefchlichen hätt?

" Ich?. Wie wär' denn dies möglich gewesen, daß ich was hören hätt können? Ich hab' ja doch schon geschlafen als wie ein Razz, dics hast ja eh gejeh'n!" bauer zu, aber mir ist's halt grad so vorkommen." Na ja es tann mich betrogen auch haben," giebt der Milch­

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flopft es leise ans Fenster. Kaum hat der Bauer sich wieder aus der Kammer entfernt,

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SelarlSelart! Geh' mach ein Bißl auf, ich bins!" Jeffeß na jezt weist der Kukezer" den auch noch daher !"

and her fawant, Leiſe on gent mit einem Saße ist die Maid and dem Bette und öffnet das

Nachdem der Bursche sich noch schnell von deren sicherem Stand­punkt überzeugt hat, klettert er die vielen Sprossen hinan, lautlos und behend wie ein Wiesel.

Zwei turz auf einander folgende energische Klopfer" am Kammerfenster bewirken, daß dasselbe im Nu von innen geöffnet wird, von einer jungen, stämmigen Bauerndirn, der Michlbauern­Klart", um die es angeht, wie im Winter um die Fäustlinge".

Alsbald entwickelt sich ein eifriges Gespräch und trotz der warnenden Abmahnungen Klarls wird dasselbe seitens des Besuchers ziemlich laut und erregt geführt.

Er ist einmal zu giftig", der Waftlhuber Xav, er muß sich ein wengerl Luft machen.

" Ich sag Dir gerad so viel: drauf kommen wann ich Dir thu, daß Du mich für den Narren hast..

Wie werd' ich denn dies thun!" beschwichtigte die Klart ängst lich. Wie Du mir nur gerad' eine solche Schlechtigkeit zutrauen magst! Ich weiß gar nit Xav, was Du allemal gleich für ein damischer Gispet bist!"

Fenster.

Ja han, Hartl, wo kommst denn Du noch her heut?" frägt sie verwundert.

"

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Hast

Wo werd' ich denn herkommen? Von daheim halt! mir's ja geheißen, daß ich heut auf d' Nacht kommen darf!" " Ja, ja, freilich" jezt fiel's der Klart erst ein. Na, da ist's aber doch ein reines Glück gewesen, daß der Xav nimmer zusammen getroffen ist mit dem, des hätt' weiters teine Gandi und ein Geräuf abgegeben mitten bei der Nacht!

Aber annehmen konnte sie den Besuch doch nicht, der Vater ist zu mißtrauisch, der schläft jetzt sicherlich noch gar wie lang nimmer ein

Leise bittend spricht sie deshalb auf den Burschen ein:

Mach' nur grad' gleich wieder, daß Du weiter kommst, Hartli Grad im Augenblick ist der Voda " bei mir in der Kammer her­hinten gewesen und hat nachgeschaut, weil er was gespannt hat. us wär's, wenn er Dich ausliften thät sein Terzerol hat er Wer hat Dir denn nur g'rad die Geschicht wieder einblasen Dich um Gotteschristiwillen, damit daß doch kein Unglück nit geladen. Also gelt, Hartl, gehst wieder gutwillig fort, ich bitt' daß ich den alten Wittiber heiraten that?" geschicht!"

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Das geht Dich nig an, hab' ich's inne worden wo in der Welt! Aber dassell' laß Dir gemerkt sein, Klart wahr, wann dies wirklich ist, daß Du einen andern heiratest, nachher sei Euch aber unser Herrgott gnädig Dir und Deinem schönen Hoch­zeiter!" Geh, hör auf Du Grantifus!. Es ist Dir ja doch nit so, wie Du Dich anstellt." Und den rabiaten Burschen den kräftigen, aber arg vernach lässigten Schnurrbart kranend, fährt die Dirn schmeichelnd fort: Wer wird denn dies alles glauben, was die Lent' sagen! Die schwagen gar wieviel daher, wenn der Tag lang ist. Ich hab' ja doch jonst keinen gern, als wie Dich, schau! Aber jetzt sei g'scheit und laß Dich nit auslachen! geh' fort jezt der

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Geh zu

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Klart geh weiter a so tannst mich mit fortschicken bent Taß mich ein fleines wengerl eini zu Dir!" fleht der nun wieder besänftigte Bursch.

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" Geht gar so ein sakrischer Zugluft da heraußen. Geh zu sei g'scheit!"

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Na, na nir Tabak da! Damit daß Du es auch weißt, warum Du voreh so faumäßig grob gewesen bist mit mir. Und überhaupt ist nit alle Tag Kirta", weißt!"

Geh, daß Du so sein kannst, klart! Dies hätt' ich samt dem nit vermeint. Nanachher gieb mir wenigstens noch geschwind ein Buffer!!"

"

muß ich freilich gleich wieder abschieben nachher." Ah sooo wohl-", macht der Abgewiesene enttäuscht. Ja, da

Und so schnell wie er gekommen, verschwindet der überflüssige Liebhaber wieder vom Schanplay.

Von mm an stört in dieser Nacht nichts mehr die heilige Stille zu Guglmuden.

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Kleines Feuilleton.

Thras hat schon wieder angeschlagen. Wenn uns der Voda " drunter Kalifornien , ist außerordentlich reich an Erdölbrunnen; der größte Das Erdöl in der kalifornischen Landwirtschaft. tommt, nachher staubt's 1" fäße der Eisenbahnen die Ausfuhr hindern. Dafür wird im Lande Teil davon wird noch gar nicht ausgebeutet, weil die hohen Fracht­selber um so mehr Erdöl verbraucht. Die Rokomotiven der Eisen­bahnen und die vielen großen landwirtschaftlichen Maschinen werden mit Erdöl geheizt." Auf einer Farm in der Weizen­gegend Coluja, etwa 380 Kilometer von Sakramento , sah ich so schreibt jemand der Frankfurter Zeitung " von dort eine Dampfmaschine von fünfzig Pferdekräften mit einem acht Fuß großen Schwungrad in Thätigkeit, welche täglich zwölf Fässer Del brauchte und sieben Mann Bedienung erforderte. Acht Pferde waren nötig, um ihr beständig Wasser und Brennstoff zuzuführen. Mit einem von dieser Maschine betriebenen Pfluge wurden in vier Stunden und fünfundvierzig Minuten gegen 30 Hektar Land gepflügt. Auf nur einem Wege wird eine Strecke von über 40 Fuß Breite gepflügt, in welcher der Pflug 55 Furchen zurückläßt. Durchschnittlich fann man mit dieser Maschine gegen 45 Hektar Land den Tag pflügen. Auch ist sie nicht nur etwa zum Versuch aufgestellt; denn schon im vorigen Jahre hat man sie gebraucht und damit 2800 Hektar Land für die Aussaat hergerichtet. Selbstverständlich bezahlt sie sich nur, aber dann auch hundertfältig, für größere landwirtschaftliche Flächen, wie sie in Kalifornien noch in großer Menge bestehen. Der Eigentümer der Maschine und des Landes, auf dem er sie verwandte, teilt mir mit, daß ein Nachbar von ihm im vergangenen Jahre mit

"

Du wärst gar nit gefchmalzen! Dies heb' ich Dir auf, der weil bis Du wieder kommst, da bist auch froh, wannst eins triegst." Aber daß es fein gewiß ist!" Gewiß ist's, da fannst Gift drauf nehmen 1" Daß ich Dich nit heirat" setzt die Falsche in Gedanken hinzu.

" 1

Ich trau Dir aber samt dem nit recht. Mit einem so grind falschen Weiberleut, da kennt sich der Teufel aus. Das Gescheitest wirds sein, ich nimm mir' s Busserl heut gleich mit."

Mit beiden Armen flammert der Liebegirrende fich an den effernen Fensterstangen fest.

Ein paar fräftige Schnalzer durchzittern die Luft. Dann geht's wie ein Windg'spiel" wieder die Leiter hinab und einer gleichartigen Maschine den Weizen von 400 Heftar Land an im selben Augenblick ist der ländliche Othello verschwunden. Da bellt der Hofhund zum drittenmal,

einem Tage mähte, drosch und siebte! Sie ersetzt vollkommen 70 Maultiere oder 100 Pferde bei der Arbeit. In Gegenden, in