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aus. Du bist meinethalben aufgeblieben. Das mußt Du wirklich nicht thun. Ueberdies beschränkt es einem auch die Freiheit."

" Das macht nichts, Philipp. Du sagtest. Du würdest nach Deinem. Befuche bei dem armen Deemster nach Hauſe kommen, daher blieb ich..."

Es steht schlimm um ihn, Tante. Der Trunk- Delirium ein graufiges Elend! Nun, gute Nacht."

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Hast Du die Briefe gelesen, lieber Junge?"

Nacht."

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Gewiß. Vaters Briefe. Ja, ich hab' sie gelesen. Gute

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" Sind sie nicht herrlich? Atmen sie nicht das edelste Streben und wahre Begeisterung? Und doch der arme Vater! Wie rasch war dieser Glanz dahin. Doch hat er niemals darüber gemurrt. Nein, nie. Im Gegenteil, er pflegte über unsre Luftschlösser und Träume zu lachen und zu scherzen. Du mußt nun alles allein vollbringen, Nannie, und be­kommst dafür auch allen Kuchen und Wein." Ja, als er schon dem Tod verfallen war, machte er noch solche Späße. Manch­mal aber wurde er ernst und dann sagte er wohl: Gieb' dem kleinen Philipp doch etwas ab. Er wird es mehr ver­dienen als ich. O Gott", sagte er oft, laß mich, wenn es mit mir zu Ende ist, wenigstens denken: Du hast das Gute im Leben verfehlt, doch dein Sohn hat's erreicht; du liegst in deiner Gruft, er aber steht auf den Höhen des Lebens; liege nur still, du armes, hochstrebendes Herz, liege nur still hier im Grabe und ruhe aus."

( Fortsetzung folgt.)

Kleines Feuilleton.

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mit hinzugefügter Polychromie; der wahrhaft monumentale, pracht voll energische Ausdruck eines ziemlich gut erhaltenen Kopfes läßt bereits erkennen, daß diese Werke überhaupt zu den besten Leistungen aller Tierbildnerei gehört haben müssen. In fast pitantem turen", die auf reichlich gesammelten Studfragmenten gefunden Gegensatz zu diesen monumentalen Arbeiten stehen Minia wurden. Diese Darstellungen geben sich als große festliche Redoutent, als Konservationsscenen mit elegant, ja tokett gen pugten Damen, die vor den nicht minder zahlreichen Herren durchs aus den Vorrang einzunehmen scheinen. Der Künstler, der sonst die feine, schwarze Umrißzeichnung mit Innenkolorierung anwendet, hat die dichten Ansammlungen durch ein originelles Abkürzungsverfahren ausgedrückt, indem er sich auf gedrängte Köpfe und Hälse beschränkte und bei den Gruppen der Männer gleich den ganzen Grund in dem braunrotenfleischton gab. So empfängt man den Eindruck einer unendlichen Menge, die auf Höfen, Gärten, vor Mauern und Kultbauten sigt, tauert, steht, gestikuliert und flirtet, auch Balkons und Fenster auszufüllen scheint.... Besonders sorgfältig coiffiirt erscheinen die mit langen 3öpfen aus­gestatteten Damen; auch ihr Stostüm erweist sich als ein geradezu raffiniertes Rokoko; der Oberkörper ist in der Regel bis auf die Wespentaille herab mehr als dekolletiert", denn in der Vorderansicht erkennt man als einzige Bekleidung desselben nur weite Puffärmel, die auf der Rückenseite verbunden sein mußten. Erst von den Hüften abwärts breitet sich ein bunter, mit Querstreifen, Bordüren oder Bolants bejegter Rod aus. Im Hintergrunde finden sich häufig Aufvanten und Geräte, die wohl durchweg religiösen Charakter tragen.­

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Litterarisches.

ie. Was ist Wachs? Die Bezeichnung Wachs wird gewöhn lich auf irgend einen Stoff angewandt, der dem Bienenwachs im Aussehen, in der Zusammensetzung oder in andren natürlichen Merk­malen gleicht oder für ähnliche Zwecke verwandt werden kann. Eigentlich aber sollte sie ausschließlich für Bienenwachs, Walrat und ähnliche Stoffe gebraucht werden, die in der chemischen Zusammensetzung und auch mit Bezug auf ihr specifisches Gewicht eine gewisse lebereinstimmung besitzen. Echtes Wachs ist verschieden von verfestigten Delen und Fetten, k. ,, Ans dem Reiche des Mino8" ist ein fesselnder Artikel deren einige auch ganz allgemein zum Wachs gerechnet werden. von Arthur Milchhöfer betitelt, den er in der Deutschen Rundschau" Das wesentlichste für die Unterscheidung find außer dem veröffentlicht. Er faßt darin die bisherigen Ergebnisse der für die specifischen Gewicht die Temperatur, bei der der Körper schmilzt und Kenntnis der ältesten Geschichte Griechenlands jo außerordentlich sich verfestigt, und die Löslichkeit in verschiedenen Flüssigkeiten. In wichtigen Ausgrabungen des Engländers J. A. Evans zusammen, den Apotheken werden fünf wachsähnliche Stoffe gehalten, nämlich die gerade jetzt wieder durch neue Funde das allgemeine Interesse gelbes und weißes Bienenwachs, Walrat, hartes Paraffin und Woll­auf sich lenfent. Ju dem gewaltigen Balaste von Knossos , dessen fett. Andre Stoffe von wachsähnlicher Beschaffenheit, die ebenfalls bereits ausgegrabene Hälfte allein über 100 Meter Länge und ziemlich allgemein benutzt werden, find das Carnauba- Wachs, das 50 Meter Breite hatte, nahmen die Reſte des bemalten Wand- von den Blättern einer brasilianischen Balmenart gewonnen wird, verputzes ganz besonders die Aufmerksamkeit in Anspruch Das chinesisches oder Jujekten- Wachs, japanisches Wachs und Myrtenwachs Beste, was von den Malereien hier erhalten ist, verdankt( aus den Beeren der Wachsmyrte). man zum Teil einer technischen Unvollkommenheit. Der Kalts steinmörtel der äußersten Stuckflächen war mit den Bruchstein­wänden durch eine schlecht haftende Lehmschicht verbunden, so daß e. k. Der Brettlkönig. Roman von vette Guilbert. fich größere obere Teile desselben während des Unterganges, der München , Albert Langen . Die durch ihre erfolgreichen Gastreisen zuletzt durch eine große Feuersbrunst herbeigeführt worden sein auch in Deutschland bekannte und viel gefeierte Disense Yvette muß, abzulösen und mit verdeckter Bildseite auf dem Fußboden zu Guilbert ist unter die Romanschriftsteller gegangen. Ueberraschen lagern vermochten. Da Evans beim Abtragen der Erde in horizontalen konnte dies Faktum eigentlich kaum. Denn fie figurierte ja seit Schichten alle erdenklichen Vorsichtsmaßregeln traf und die abgefallenen langem auf ihren Programmen als Dichterin" wirkungsvoller Stuckfragmente erst von der Rückseite durch Gipsverguß festigte, Chansons und Vortragsstücke. Ein Schritt weiter und Yvette glaubte gelang es, eine Reihe von Frescobildern aus dem höchsten Alterium tühn nach den Lorbeeren eines gola greifen zu dürfen. Es ist wieder zu gewinnen, die nicht nur zum Wertvollsten der Knossischen nichts Seltenes, daß Brettlleute zur Schriftstellerei verführt werden. Funde gehören, sondern auf dem Boden des griechischen Altertums Einmal treibt sie die Summe von allerband Erlebnissen, sich auszu­bisher fast einzigartig und jedenfalls unübertroffen dastehen. Die sprechen. Das andre Mal giebt ihre tünstlerische Bethätigung die erhaltenen Proben monumentaler, dekorativer und künstlerischer Aus- Resonanz für eine lebung, die ich schöngeistigen Flirt nennen möchte, stattung des Balastes schließen sich bereits zu einem sehr viel da jothane Schriftstellerei höchst selten über die Beherrschung der seitigen Bilde von dem Können und dem Geiste jenes Zeit: Grammatik und über eine gewisse angelesene Technik hinausreicht, alters Hauptbestandteile des Banes müssen bereits der Zeit um aber vom Jenseits des Sprachgeistes, wo das schöpferische Ingenium das Jahr 2000 angehören, die großen Wandbilder dent 15. Jahr wurzelt, keinen Hauch verspürt. Bei Yvette Guilbert wird man sich hundert, und die Zerstörung fällt faum später als in das zunächst zu befragen haben, inwieweit irgend ein routinierter Bariser 13. zusammen. Die, man darf sagen, sensationelle Thatsache Berufsschriftsteller mitgeholfen hat. Läßt man die rein schrift­bei diesen Malereien liegt auf fünstlerischem Gebiete. Die sichere ftellerischen Qualifikationen aber beiseite, jo bleibt doch ein gutes und lebensvolle Zeichnung, die Reinheit und das Ebenmaß der Züge", Stück der Schreiberin selber, das sich dem Leser in allem, was sie schreibt Milchhöfer, hebt diese Leistungen weit über den Stil und schildert, offenbart. Denn der Roman ist eigentlich Yvettens Leben. das Können egyptischer Maler hinaus; man muß nahezu den Sprung Sie selber hat sich, wenn ich recht unterrichtet bin, vom armen Lauf­eines Jahrtausends machen und vor den Ateliers des klassischen mädel bis zur einzig dastehenden Brettlgröße hinaufgeschwungen, die Griechentums anklopfen, um Ebenbürtigem zu begegnen, und es will auch allen deutschen Brettldamen als unerreichtes Ürbild erschienen viel bedeuten, wenn sich auch heute mancher Archäologe, dem die ist. Nur in Paris war möglich, was Herr v. Wolzogen nebst seinen attischen Meisterschalen" durch langjährige Beschäftigung ans Herz ge- Nachäffern bei uns einzubürgern sich vergebens bestrebte. Paris ist wachsen sind, das Geständnis abringt, daß diese Werke an feinempfundener die wahre Heimat der Kabaretts. Sie blühen nicht bloß im Stadt Ausführung seinen strengrotfigurigen" Basenbildern mindestens gleich- centrum in der Scala", im Eldorado", der Olympia "," Folies­kommen." Der" Thronjaal", der den ältesten Thron Europas , einen Bergère", Cigale", oder im Concert Européen "," Divan Japonais" steinernen, mit hoher Rücklehne versehenen Sessel von sehr bemerkens- und andre, wo sich die aristokratische Lebewelt beiderlei Geschlechts zu werter tektonischer Gliederung auf niedriger Basis, enthält, war mit tummeln pflegt. Sondern die kleinen Inftigen Kaffeekeller und Freskomalereien geschmückt, die, den erhaltenen Resten zufolge, die freie Schenken in den Stadtvierteln an der Grenze des Weichbildes bilden Natur durch Flußlandschaft mit Fischen, Palmbäumen und Gebirgs- recht eigentlich die Pflanz- und Pflegestätten der Chansons. Leute des motiven versinnlichten. Monumentale Wanddekorationen enthalten Arbeiter und fleinen Beamtenstandes sind es zumeist, die sich hier unter auch breite Zugänge, so besonders ein von Evans Corridor ihresgleichen eine Art bescheidenen. Nuhmes erwerben wollen. Denn of Procession" genannter Hauptweg, dessen beide Wandflächen in Paris singt das ganze Volt... die Unzufriedenen, wie die mit lebensgroßen Figuren gefäßtragender, mit einem Satten"; und mehr als ein bekannter Vortragskünstler begann in buntgemusterten Lendenschurz bekleideter Jünglinge mit Männern einem jener fleinen Lokale seine Laufbahn. Aus dieser Sphäre holte in reicher Festtracht und mit Frauen, deren Geschlecht nur fich Yvette Gilbert ihren Roman. Sonach ist wohl alles eignes Ge an der helleren Hautfärbung der nackten Teile enkennbar ist, bemalt schautes und Erlebtes. Der Lebenslauf eines solchen Sängers wird waren. Wiederholt findet sich die Darstellung eines Stiers, nicht hier geschildert. Ferdinand, der Schneidergefelle, legt Schere und nur in Malerei, sondern auch in reliefplastischer Arbeit in Gipsstua Nadel hin und erhob sich dank seiner Stimme und fraft der

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