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Wegtreiben städtischer Bichheerden, wenn sich des Junkers Reiters| Tente unbemerkt bis zu den Wiesen vor den Stadtthoren hinschleichen fonnten.

Diese alltäglichen Räubereien steigerten sich namentlich für Berlin und Cöln bis zur Unerträglichkeit, als die Macht der Junker Quizol ihren Höhepunkt erreicht hatte.

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Während dieser Zeit führten die von dem Junkerübernuf bis aufs Blut gequälten Bürger von Berlin und Cölln ununterbrochenen Krieg mit den Quißows, der erst 1412, durch die Vermittelung der Stadt Frankfurt, ein Ende erreichte.

Die Quißows, zwei Brüder, Dietrich und Johann, hatten vordem in Mecklenburg gesessen, waren dann aber in die Mark eingewandert, deren verwahrloste Zustände für das junkerliche Beutemachen den richtigen Boden abgaben. Sagt doch der Chroniſt Angelus von den Zuständen der Mark, daß je näher jemand der Mark fam, je fähr licher er gereijet oder gewandert hat. So hat sich auch ein jeder der Gewalt, so er gehabt, überhoben und nur, was ihn gelüftet, gethan." Für 2000 böhmische Groschen hatte der Junker Dietrich Quizow die Beste Friesack von Jobst v. Mähren an sich gebracht. Mit den reichsten und einflußreichsten Familien vervetterten fich die Quizows rasch. Auch waren bei ihnen die alten Charaktereigenschaften des Juntertums: ein brutales Draufgehen, ein rücksichtsloses Bulangen, kriege, den die märkischen Junker im Verein mit den pommerschen besonders ausgeprägt vorhanden. Dadurch kamen sie rasch vorwärts. Ihr Besitz dehnte sich aus, ihre Macht wuchs, fie wurden die Häupter des märkischen Junkertums.

Diesen Junkern beugte sich auch das Bürgertum in den Städten. War doch außerhalb seiner Mauern der städtische Kaufmann wehrlos und auf den Landstraßen plackte ihn auf Schritt und Tritt der beute machende Junker, dem es überdies ein standesgemäßes Vergnügen bereitete, die städtischen Pfeffersäcke zu schinden, wann und wo er nur konnte. Dieſe Junker konnten jeder Macht Troz bieten und es ist bekannt, wie Junker Dietrich selbst den zum Statthalter der Mark ernannten Grafen Günther v. Schwarzenburg am hellen lichten Tage bei dem Dorfe Fischbeck bei Langermünde an der Elbe über­fiel und, während der Statthalter auf einer Fähre über die Elbe fegte, fein ganzes, am Ufer gebliebenes Gepäd hohulachend als leichte Beute fortführte.

Im April des Jahres 1413 sah Berlin den gefürchteten Junker wieder. Dietrich und Johann Quizow waren mit vielen andern märkischen Junkern nach Berlin gekommen und ritten durch die menschenüberfüllten Straßen zum hohen Hause, um dort dem rechten Obersten, gemeinen. Verweser und Hauptmann der Mark", dem hierzu vom Kaiser ernaunten Burggrafen Friedrich von Nürnberg sich zu unterwerfen. Sie wurden von dem neuen Herrn, der wenig von dem Recken an sich hatte, als den ihn die zünftige Geschichts­schreibung darstellt, mit großer Freundlichkeit aufgenommen. Er versuchte dieses ruppige Jumfertum, welches sich mit all seiner Bähigkeit und wie ein Hamster wehrte, ein Tittelchen von seinen fleinen Herrenrechten fremder Botmäßigkeit zu opfern, durch Ent­gegenkommen zu gewinnen. Hatte er doch bereits in dem Klein­Herzögen wieder ihn anzettelten und in welchem sie ihm, und zwar in der Schlacht am Kremmer Damm, eine schwere Niederlage be­reiteten, deren, Entschlossenheit kennen gelernt. In Wirklichkeit dachten die Junker auch nicht an Unterwerfung. Ihre Macht erschien ihnen groß genug, um auch fernerhin Stadt und Land unter ihrer Fuchter zu halten. Sie unterivarfen sich deshalb bloß zum Schein und benutzten alsbald eine Fehde mit dem Magdeburger Erz­bischof, um aufs neue in den Dörfern zu plündern und zu brennen. die friedlichen Versuche des neuen Landeshauptmanns, den innker­lichen Räubereien ein Ende zu machen, begegneten sie mit dem trogigen Bochen auf ihr hergebrachtes Recht: ihre Privatsachen gingen den Landeshauptmann nichts an.

Wenn einmal aber die Raubjunker die Vergeltung ereilte, so war dies weniger dem diplomatischen und politischen Geschick des nenen Landeshauptmanns, als vielmehr der Thatsache zuzuschreiben, Eines der schimpflichsten Blätter aus der Geschichte des Bürger- daß die fürstliche Macht im Reiche diesem kleinen Herrentum längst tums ist die Art, wie sich selbst Berlin knirschend unter die nicht mehr wohl gesonnen war. Diese Kleine Adelsanarchie Faust dieser Junker beugen mußte. Der Stadtadel veranstaltete dem war der Entwickelung der Fürstengewalt im Wege, und Junker Dietrich glänzende Feste, wenn er in Berlin weilte, und das das Reich war deshalb bestrebt, die fleinen Räuber Bürgertum troch vor ihm, um sich die geringe Freiheit des Handels zu unterwerfen oder auszurotten. Es gelang deshalb dem und Verkehrs draußen auf den Landstraßen zu sichern. neuen Herrn der Mark leicht, auf die Häupter der Quizow, Rochow und Butlig des Reiches Oberacht" herabzubeschwören. Damit waren fie vogelfrei.

Das Junkerium aber hat zu allen Zeiten besser seine Rechnung im offenen Kampf mit der Stadt und den städtischen Gewerben ge­funden, als bei dem schiedlichen, friedlichen Vertragen. Auch Junker Dietrich sah alsbald, daß die Berliner Pfeffersäcke die Kosten ge­Legentlicher Tanzluftbarkeiten und Gelage, die sie ihm bereiteten, zehnfach bei ungestörtem Handel wieder hereinbrachten, und er fand, daß das Vertragen doch ein schlechtes Geschäft für ihn sei.

So begannen denn bald wieder die alten junkerlichen Place­reien und Prellereien des daherziehenden Kaufmanns. Die Berliner Fischer auf der Spree wurden von des Junkers Knechten mißhandelt, im Köpenicker Gebiet, auf welchem der Quizzow ein Schloß hatte, wurden dem Kaufmann die Straßen gesperrt und wer sie betrat, ward gefangen gejezt. Alles Betteln und Bitten des Berliner Rates nügte nichts, und schließlich war die offene Fehde da, während welcher der Junker in alter liebgewordener Weise rauben und plündern konnte.

Die Oberacht zersplitterte die märkischen Junker. Die Kämpfe mit den Städten und dem ihnen aufgezwungenen Landeshauptmann zu führen, fühlten fie fich hinlänglich start. Ein Eingreifen der Reichsobergewalt hätte sie vernichtet. Deshalb fanden sie nun, daß ihnen das Hemde näher sei als der Rock und ließen die Geächteten allein.

Gleichzeitig erhoben sich die Städte. Die Zustände waren un­erträglich geworden, und die Geschlechter in den Städten glaubten, daß fie, sofern sie dem Landeshauptmann halfen die Junkermacht zu vernichten, in der Zukunft die Hauptrolle in der Mark spielen dürften. So zogen denn ihre Fähnlein dem Burggrafen Friedrich zu, der durch solche fremde Hilfe start genug wurde, die Quizows und ihren Anhang zu vernichten.

Aber nicht vernichtet war die Macht des Junkertums. Zu allen Der Streit wurde schließlich durch den Schiedsspruch des Beiten besaß es eine bewunderungswürdige Aupaffungsfähigkeit. Als märtischen Statthalters, des Herzogs von Pommern , geschlichtet. es erkannt hatte, daß es den neuen Herrn nicht verdrängen könne, Selbst dieser, der doch gewiß der Junker Nechte" wahrte, mußte anerkannte es ihn und sicherte sich seine Vorherrschaft. Es wirt sich auf die Seite der mißhandelten Stadt stellen. Eine Forderung schaftete unter ihm, da es nicht ohne ihn wirtschaften konnte. von 1500 Schock böhmischer Groschen, die Junker Dietrich, um für Und auch der neue Herr in der Mark erkannte bald, daß seine seine Fehde einen Schein des Rechts zu haben, gegen Berlin geltend Interessen mit denen des unterworfenen Juntertums zuſammenfielen. machte und die er aus der Zeit datierte, da ihm von den Berlinern Wie er sich die Junker unterwarf. so unterwarf sich sein Nach der Oberbefehl bei einer Fehde mit den Bonimern anvertraut worden faffe das trozige Herrentum der Städte und machte diese von sich war, mußte der Schiedsrichter abweisen. abhängig. Die politische Entwickelung der Mark blieb dem Junter­Eine Weile schien nun Nuhe zu herrschen und die Berliner Kauf- tum günstig, und in allem Wandel der Zeiten hat sich der Junker Leute hatten sich nicht mehr über. Erpressungen auf den Landstraßen Troß und ihr gesegneter Appetit behauptet bis auf den heutigen zu beklagen. Doch an einem Septembertage des Jahres 1410, da Tag. die Berliner Hütejungen nichts ahuend die Viehherden der Stadt auf die städtischen Wiesen am Ufer der Spree getrieben hatten, rauschten plötzlich des Quißows Reiter daher, jagten die Hüter gegen die Stadt und trieben die Viehherden Berlins als gute Beute nach dem Schlosse Bözow, dem heutigen Oranienburg .

Das war für Berlin ein furchtbarer Schlag. Ohne Vich sein, bedeutete für die mittelalterlichen Städte, ohne Nahrung sein. 30g man doch das Vieh, dessen Fleisch man verzehrte, selbst und jeder Bürger mästete wenigstens einige Schweine, um damit seinen Fleisch bedarf zu decken. Das Wegtreiben des Viehes war gleichbedeutend mit Hungern. Eine unbeschreibliche Erregung durchtobte die Stadt, zumal der Junker durch den Raub in frecher Weise Tren und Glauben mit Füßen getreten hatte, denn seit dem Schieds­spruch des Statthalters lebte die Stadt mit ihrem Feinde in Frieden.

Auf Verlangen der Bürger mußte die Verfolgung des Räubers aufgenommen werden, und, den Ratsherrn Niklas Wynß an der Spize, zog ein bewaffneter Bürgerhaufen zum Spandauer Thor Hinaus, dem Räuber nach. Wirklich holten sie ihn auch ein, aber die überlegene Geschicklichkeit der Quizzowschen Knechte brachte den Kampf zu einem für die Berliner schlimmen Ende. Mit Toten und Ver­wundeten wurden sie heimgeschickt, und der Ratsherr geriet gar mit fünfzehn andern Bürgern in des Junkers Gefangenschaft. Zwei Jahre lag er in dem finsteren Verließ des Schlosses Bözow.

Ulla E. R

Kleines Feuilleton.

- Ueber die Volkspoesie der Dravidastämme( Südindien) berichtet int Globus" W. Gallenkamp nach einer englischen Quelle. Sehr häufig sind die sogenannten Arbeitslieder, welche bei der Arbeit gesungen werden: einer ist dabei der Vorsinger, während die übrigen immer in den Kehrreim einfallen, und zwar dann, wenn die Arbeit, das Heben, Ziehen usw., geleistet wird. Eines dieser Lieder möge hier Plaz finden:

An jeden Mann ist ein Weib geschmied't, Er wird sie nicht los, so lang' er lebt. Oho! Yellé!

Zwei Drittel vom Lohn nimmt fie uns weg, Meint aber, wir schaffen schon mehr noch herbei. Oho! Yellé!

Und geben wir einen Tag ihr nichts, Dann gerät sie in Wut schier endlos lang. Oho! Yellé!:

Wenn's dunkel noch ist, müssen wir hinaus, Sie selbst schläft fort in den Tag hinein. O hol Yellé 1