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fucht, wie er sie bisher noch nie gefühlt, war in seiner Brust| Organen als die wesentliche Macht bezeichnet, die Tiere und Pflanzen erwacht. Er hätte neben dem Kinde niederknieen mögen, um umändert und dadurch zur Entstehung neuer Arten Veranlassung es in die Arme zu nehmen, es an sich zu ziehen, es zu lieb- giebt. Auch Theodor Eimer billigt Darwins Ansicht nicht, daß von fosen, es sein eigen zu nennen, seinem Schmerz und seiner Liebe irgendwelchen Ausdruck zu geben, sei es auch nur in un verständigen Lauten, die sich ihm auf die Lippen drängten. Allein ein andrer kniete schon da, und trotz seines eifersüchtigen Verlangens ward ihm klar, daß seine leidenschaftliche Angst hier verstummen mußte.
Bete streichelte den Arm und die Stirne das Grannie im Schoße hielt, mit rührender „ Der füße Engel! Ihr ist jetzt leichter, Grannie? Ruhiger ist sie jedenfalls. Sie hustet so sehr, wie?"
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des Kindes, Zärtlichkeit. nicht wahr, nicht mehr Der Arzt kam gerade hinzu, und Cäsar trat hinter ihm ein mit einem Gesicht, wie ein Leichenbitter.
Sehen Sie, Doktor," rief Pete, wie ruhig Ihre kleine Patientin daliegt; seit länger als einer Stunde hat sie fast gar nicht gehuſtet."
„ Hm!" sagte der Arzt mit unheilverkündender Miene. Er untersuchte das Kind, stellte einige Fragen an Grannie, gab Nanch mehrere Vorschriften und richtete sich dann mit einem Seufzer in die Höhe.
,, Nun, wir haben alles gethan, was in unfren Kräften stand," sagte er.„ Wenn das Kind die Nacht überlebt, so fann es davonkommen."
,, Ach Gott , ach Gott !" riefen die Frauen und rangen die Hande. Philipp stieß einen leisen Schmerzensschrei aus; Bete aber, der schwer atmend die Kleine aufmerksam beobachtete und die Arme über sie ausbreitete, als ob er sie gegen Krankheit, gegen Tod und den Himmel selbst schützen wollte, geriet jezt ganz außer sich in seinem unendlichen Weh. Aber Doktor, bedenken Sie doch, was Sie reden," rief er. Alle Welt hält Sie für einen gelehrten Mann; doch was Sie da sagen, hat weder Hand noch Fuß. Sehen Sie denn nicht, wie behaglich das Kind jetzt schläft? Und habe ich Ihnen nicht gesagt, daß es seit einer Stunde so gut wie gar nicht gehustet hat? Glauben Sie, daß ein armer Teufel, wie ich, gar keinen Verstand hat?"
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Der Doktor war nicht nur ein geduldiger, sondern auch ein verständiger Manner verließ das Zimmer, ohne ein Wort zu sagen. Aber Cäsar, der Del auf die Wunde gießen wollte, ohne zu wissen, daß sein Del Vitriol war, sagte jegt: Wenn es des Herrn Wille ist, so ist es sein Wille. Die Sünden der Väter werden heimgesucht an den Kindern und auch die der Mütter. Gott sei ihnen gnädig."
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Da sprang Pete mit wütender Geberde auf.
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„ Sie lügen! lügen!" rief er. Gott straft den Unschuldigen nicht für den Schuldigen. Wenn er das thäte, wär' er fein guter Gott. Warum sollte er dies Kind da leiden und sterben lassen für die Sünde der Mutter? Oder auch für die seines Vaters? Beigt mir einen Menschen, der so grausam wäre, und ich will ihm den Kopf an der Wand zerschmettern.- Ein Gotteslästerer ich? Nein, Sie sind's, der ihn lästert. Gott ist gut, ist gerecht, ist im Himmel, Ihr aber macht aus ihm keinen Gott, sondern Ihr macht ihn schlechter, als es der schwärzeste Teufel der Hölle ist."
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Cäsar wendete sich entsetzt ab über Petes Ruchlosigkeit. Wenn der Herr nicht die Stadt erhält," sagte er im Weggehen, so wacht der Wächter umsonst."
es
vielem Nichtpassenden, das im Stampf ums Dasein untergeht, nur einiges wenige erhalten bleibt, das zufällig passend ist. Er meint vielmehr, daß es eine gewisse Gesetzmäßigkeit, einen Bufammenhang geben müsse zivischen der neu entstehenden Form und den Verhältnissen, für die sie passen soll. Er nennt diese Entstehung nach der Richtung zu, die für den Organismus zweckmäßig ist, Orthogenese. Von Theodor Eimer ist nach seinem Tode ein neues großes Werk über das Stelett der Wirbeltiere( Leipzig . Engelmann 1901) erschienen. Es ist das der dritte Band seiner„ Entstehung der Arten". Er will hier zeigen, daß die Variation nicht zufällig und willkürlich nach verschiedenen Richtungen hin erfolgt, sondern daß fie in vollkommener Uebereinstimmung steht zu dem Milieu. Allerdings ist Eimer nie so weit gekommen, den Organismus als das Abbild, gewissermaßen das Negativ des Milieus aufzufassen, das Milieu als die Macht anzusehen, die rein die mechanisch den Lebewesen die Formen aufdrüdt, selber besitzt. Aber er zeigt doch, daß äußere Verhältnisse und Organismus in Wechselbeziehung stehen, daß die Formen sich nach den Verfelbst, also Gebrauch und Nichtgebrauch, sind es, welche die Richtung hältniffen richten- Klima, Nahrung und die Thätigkeit der Lebewesen der Formveränderung bedingen. Das Skelett der Wirbeltiere ist nun ein äußerst günstiges Objekt für diese Betrachtungen. Denn taum irgend ein Organsystem scheint so plastisch, von jedem Druce der Verhältnisse beeinflußbar als das Knochengerüst, das zudem wegen seiner verhältnismäßig einfachen Konstruktion leicht in der Bedeutung feiner Formen zu verstehen ist. Wenn so die Knochen eine zweckmäßige Form erhalten, so ist es selbstverständlich, daß diese neu erworbene Form fich weiter vererben muß. Es besteht noch heute ein unbegreiflicher Streit darüber, ob man die Bererbung neu erworbener Formen annehmen darf oder nicht. Mitunter scheint es, als ob auch das Natürlichste und naheliegendste direkt deshalb verworfen würde, weil es das Natürlichste und Naheliegendste ist. Bei vielen Beispielen, die Eimer anführt, ist der Mechanismus der Formenentstehung ganz deutlich. Die Wirbelsäule ist die feste Achse, die den Körper der Wirbeltiere stügt, wo aber die einzelnen Teile des Körpers sich in ihren Funktionen genau abfondern, da entsteht auch eine Gliederung der Wirbelsäule in Hals-, Brust-, Lenden-, Kreuz- und Schwanzstück. Eine Ver fürzung des Halfes trat ein bei den Tieren, die im Wasser schwimmen und bei denen, die eine aufrechte Haltung haben, wie beim Affen und Menschen. Hier ist es der Druck gewesen, der umgestaltend wirkte, das Wasser, dessen Widerstand der sich fortbewegende Körper fand, und die Schwere des Kopfes, den der Hals über sich zu tragen hatte, wirkten verkürzend auf das Halssfelett. Eine Dehnung des Saljes trat ein, wo dieser die Funktionen des Armes übernehmen mußte oder wo die Nahrung von den Kiefern gewaltsam herbeigezogen wird, also z. B. bei den Vögeln und bei der Giraffe. Auf dieselbe Weise ist auch der lange Schwanz bei vielen Tieren entstanden, der Greifschwanz bei den Affen, der Wickelschwanz beim Wickelbären.
Die Wirbel nehmen nach der Thätigkeit, der sie ausgesetzt sind, verschiedene Form an. Die Schwanzwirbel sind bei Wassertieren nicht drehrund, sondern seitlich abgeplattet, was der Bewegung des Schwanzes im Baffer entspricht. Wenn die Salamanderlarven aus dem Wasser steigen und zum Landleben übergehen, so werden die abgeplatteten Wirbel wieder drehrund. Interessant ist, daß Eimer keinen Zu fammenhang der Rippen mit der Wirbelsäule annimmt, sondern jene als selbständige Knochenbildung, als eine Verknöcherung von bestimmten Bindegewebsscheidewänden, wie die Gräten der Fische ausieht. Auch den Kopf faßt er wieder als Wirbel, bezw. als Kompleg von Wirbeln auf.
Am leichtesten lassen sich die Formen der Gliedmaßen als Resultat des Gebrauchs erklären. So sind die vorderen Gliedmaßen der grabenden und scharrenden Tiere in ganz specifischer Weise Betes laute Stimme hatte das Kind geweckt. Es stieß der bei diesem Tiere zu einer breiten, glatten Schaufel geworden ist. umgebildet. Man denke nur an den Oberarmtnochen des Maulwurfs, einen kleinen Schrei aus und er war im Augenblick die Je nachdem Tiere mit den Fingern oder mit dem ganzen Arm Sanftmut selber. Die Frauen feuchteten der Kleinen die graben, je nach der Weise auch, in welcher fie graben und scharren, Lippen mit Gerstenwasser an und suchten ihr klägliches ist das Knochensystem des Armes zweckentsprechend umgebildet worden. Wimmern zu stillen.
( Fortsetzung folgt.)
Naturwissenschaftliche Uebersicht.
Bon Curt Grottewig.
Lang ist der Arm bei den Tieren geworden, die sich mit den selben auf Bäumen fortbewegen, so bei den Affen. Der Gibbon, der sich mit seinen Armen 12-13 Meter weit von Aft zu Aft schwingt, wobei diese durch die ganze Last des Körpers ausgedehnt werden, hat die längsten Vordergliedmaßen. Der Mensch hat weit türzere Arme, bei ihm sind die Hintergliedmaßen mehr ausgebildet,
weil sie anstatt der Arme die Bewegung von Ort zu Ort über
nommen haben. So enthält Eimers Buch noch eine reiche Zahl Die Männer, die Darwins Lehre weiter ausgebildet haben, die schöner Beispiele dafür, wie der Gebrauch, die äußeren Verhältnisse Hädel, Weismann, Hartwig find auch in naturwissenschaftlichen den Organen die Form gegeben haben. Streifen recht bekannt geworden. Dagegen dürfte ein so bedeutender In dasselbe Gebiet schlägt eine Arbeit von Döderlein in den Forscher wie Theodor Eimer nur wenigen bekannt sein. Er Zoologischen Jahrbüchern über die Erwerbung des Flugvermögens. ist einer von denen, die die eigne Forschung dahin bei den Wirbeltieren. Döderlein ist der Meinung, daß alle Tiere, brachte, Darwins Selektionstheorie zu bekämpfen. Und er ist die fliegen können, von Klettertieren abstammen, und in ihren vielleicht der erste, der den Gedanken Lamarcks wieder an- Flügeln nur eine mehr oder weniger größere Ausbildung des Fallgeknüpft, des großen Lamard, der die Abstammungslehre zum ersten schirmes befizen, der aus den Hautfalten von Klettertieren hervor male sicher erkannte und sie in seiner Philosophie zoologique flar gegangen ist. Bei Tieren, die auf Bäumen umherkletterten und unzweideutig aussprach. Lamarck , der in neuester Zeit immer und dabei von Aft zu Ast sprangen, konnten sich leicht mehr zu Ehren kommt, hatte den Gebrauch und Nichtgebrauch von beim Durchstreichen der Luft die Hautfalten aufblähen und