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Mit fühlem Gruß ging er an der Tischgesellschaft vorüber und hinaus.  ­

Na  , da habt Ihr's," platzte der Dichter unbändig lachend heraus. Endlich hat der Filou Farbe bekannt. Nun glaubt Ihr's doch, daß er ein Spion ist? Na, wart', Hallunke!"

Etwas beklommen trant man leer und brach auf. Wie als habe man die leibhaftige Best gesehen, verließen alle das Lokal..

ernstlich von mir hören! Ihre Späße" follen Sie gereuen, Herr schmeidigen Abstoßen und Anziehen, in dem triumphierenden Tanje, Pálfy in dem sie einsam, nachdem sie den Baron auf die Straße hinab= geschickt, ihre Schönheit lachend und berauscht genießt, in den weichen schlangenhaften Bewegungen der Arme, in den rasch auf­fladernden und verlöschenden Grimassen spöttisch- gemeiner Frechheit enthüllte, still und lautlos, sich die Seele bis in dunkelsten Tiefen: Natur, die sich im innersten zur Unuatur, zu raffiniertester, Verderben drohender Genußsucht verkehrt hat. Aus dem sinnlichen Feuer selbst wehte ein Hauch eisiger Kälte. Backend war auch der Uebergang zu ratlofem Entfeßen, die animalische Angst, die das zierliche Wesen mit den scharf geschliffenen Krallen befällt, als sie hinter dem Vorhang plöglich eine fremde Hand, die Hand des Einbrechers sieht. Natür­lich erscheint im rechten Augenblicke, grade als der Dieb der ohn mächtig Zusammengebrochenen die Ringe von den Fingern reißen will, echter Bantomimeneinfall!- ist von der Schönheit Bivettes so bezaubert, der abgewiesene Liebhaber als Netter aus der Not. Der Dieb ein daß er, den Schmuck rasch wegwerfend, mit einer Rose, die die Tänzerin an ihre Brust gedrückt hatte, sich fortmacht! Der wackere Liebhaber aber darf bleiben.

Kleines Feuilleton.

Die Katzenfreundin. Das Wiener Extrablatt" vom 13. September berichtet: Vor dem Richter der Josefstadt stand heute der Perlmutterdrechsler Franz Goll unter der Anklage des Mord­versuchs an einer Kage, strafbar als boshafte Sachbeschädigung. Die Verhandlung nahm folgenden Verlauf:

Richter:" Sie sollen gegen die Kaze der Frau Johanna Beffa zwei Schiffe abgegeben haben?"

Angetl.:" Ich? Erstens hab' ich gar keine Zeit zum Schießen und zweitens tann ich's gar nicht. ich hab' in meinem Leben noch nie geschossen!"

gange ertappt worden sein."

Angel.: Wenn ich a Katz' ermorden will, thu' ich's doch nicht bei hellichtem Tag auf'm Gang. Ich bin erst zur Kaz' kommen, wie s' schon blessiert war!"

Es wird die Zengin Frau Zeffa, Eigentümerin der Katze, vor­gerufen.

Richter:" Haben Sie den Angeklagten schießen gefehen?" Zeugin: Ein andrer kann's nit than haben, er is neben der Kay' g'standen und sie hat zwei Löcher im Nacken gehabt." Richter: Hatte er eine Waffe?"

8eugin: Nein."

"

"

meine

Richter, Da kann ja ein andrer geschoffen haben." 8eugin: Er war's! Er hat zu mir g'sagt:" Hängen ihr an Stan um'n Hals und werfen S' es ins Wasser" arme Katz' 1" Richter: Er hat's vielleicht gut gemeint, damit sie nicht so

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Komposition und Handlung anlangt, noch größere Ansprüche an die Die zweite Pantomime:" Der Puppenmann", stellt, was Gutwilligkeit des Zuschauers als der bekehrte Einbrecher der ersten. Herr Séverin- Mars  , der, wie es im Theaterzettel heißt, ein Schauspieler von hoher Begabung ist und die stummen Rollen in schauspielerischer Richter: Sie sollen bei der angeschossenen Katze im Haus- Fingern lange über die Stirn hin und her, zum Zeichen, daß er Auffassung spielt", tragiert hier einen Poeten. Er fährt mit seinen Die Ideen wollen keine Gestalt annehmen. Um nachzuhelfen, holt er von dorther allerhand Gedanken heranzulocken trachtet. Vergebens! er aus einer Rifte ein Paar veritable Puppen hervor. Diese Puppen vermöge seiner eingebildeten magischen Kräfte, Geist und Seele bedeutender Theaterzettel ist Benge feine Ideale, denen er, einhauchen zu können glaubt". Es ist tiefergreifend, mitanzusehen, wie sich der arme Mann mit den bunten Dingern abquält. Endlich sch lummert er ein und nun schleicht die Geliebte, die schon lange eifersüchtigen Groll auf all das Puppenvolk hegt, herbei. Um die Konkurrenz zu schlagen, will sie ihm selbst als Puppe ere scheinen. Die folgenden Scenen erinnern an eine japanische Sie war da eine Statuette, die, ähnlich wie in der Pygmalionfage, Bantominie, in der die Sada Yako im vorigen Winter auftrat. durch die Liebe des Künstlers befeelt, aus dem Rahmen sich ablöst, lang­sam zum Leben erwacht und dann wieder in leblose Erstarrung zurückfällt. Vielleicht, daß der Erfolg der reizenden Japanerin in den Wunsch erregt hat, ihre Kunst in ähnlichen Scenen zu versuchen der alten, wirklich phantasievollen Pantomime, Frau Wiehe zuerst drama" gedichtet wurde. Für den Boeten ist sie schließlich nicht vere und daß dann daraufhin dies so arg prosaisch anhebende Mimo­antwortlich, sie selbst aber braucht den Vergleich nicht zu schenen. Ihre blonde Buppe gehört ihr wirklich ganz und gar als eigen zu. es ist dasselbe Thea, aber in völlig selbständiger, ganz persön der Verwandlung, aber jedoch ihrer Trolligkeit haftete noch immer licher Variation. Auch die Yato betonte das ruckweise, drollige in etwas gemessen Feierliches an. Charlotte Wiehe ist in dieser Rolle ganz Ausgelaffenheit. Dort war es wirklich eine Statue, hier wirke wird sie zu dem nach immer neuen Puppen trachtenden Boeten lich eine Puppe, die man lebendig werden sah. In einem Kasten herangeschleppt. Und unter seinen früher stets vergeblichen Be schwörungsformeln, beginnen Arme und Finger der großen Menschenpuppe dann zu schlenkern und zu schnappen; es ist ein Spiel, in den Anmut und Eckigkeit aufs reizvollste sich einen. Dem glücklichen Boeten fallen im Arme dieses Puppen­

leiden soll?"

zu retten!"

8eugin( wehmütig): Aber Herr Richter! Sie war ja noch Angel.: Herr Richter! Die Katz' lebt noch heut' und is pumperlg'sund 1" Beugin: Sie war aber zwei Tage ohnmächtig( Heiterkeit) und was das Aergste ist... denten S' Ihnen nur fte hat erst am vorigen Tag entbunden( erneute Heiterkeit)... und die armen Jungen haben keine Mutter gehabt, die sie hätt jäugen Angefl.( verächtlich): Na... hätten Sie ft an Ihrem Busen genährt 1"

tönnen!".

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Richter:" Ich verbiete Ihnen folche Wize! Das ist ganz ungebührlich, Sie sind im Gerichtssaale!" Angel.: Entschuldigen Sie schon, Herr Richter, aber sie is gar so a Kazenfreundin. sie hat ja viel Kazen! Und wie lomme ich unschuldig dazu, daß ich die Stazz soll haben mördern

wollen!"

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Beugin: Behaupten kann ich's nicht!"

Der Nichter sprach den Angeklagten frei, da seine Thäterschaft wesens natürlich gleich die allerschönsten Verse ein. Und fomischer noch durch nichts erwiesen sei.

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Theater.

der Liebe selbst geborene Koketterie.

als das Erwachen ist dann die Rückverwandlung in das Puppentum. Der Poet, der für die Drolerie nur wenig Sinn beweist, will sich gerade aus Verzweiflung den Puls durchschneiden, da wirft sie die Ver­Lessing Theater. Charlotte Wiehe. Fast noch dieser Bantomime ist es im Grunde wieder der Triumph weiblicher fleidung ab und fliegt ihm als Geliebte an den Hals. Auch in fleißiger wie sonst, wenn irgend eine ausländische Berühmtheit ihr Koketterie, den die Wiehe   darstellt, die Augen blizen ihr von heim­Kommen zugesagt, war diesmal die Trommel der Reklame für die licher Durchtriebenheit, von Lust über die Sreiche, mit denen fie den dänische Pantomimin geschlagen worden. Und trotzdem überbot sie thörichten Manni besiegt, aber es ist hier die liebenswürdige, die aus die Erwartungen. Es scheint kein weites Gebiet, über das sie herrscht, ihre Verwandlungsfähigkeit mag in verhältnismäßig enggesteckte Grenzen gebannt sein, aber innerhalb derselben da ist sie wirklich Herrin, da giebt es keine noch so versteckte Nuance feelisch- törperlicher Empfindungen, für die sie nicht mit wahrhaft ver: blüffendem Instinkte den unmittelbar packenden Ausdruck fände. So beredt find die Bewegungen der Arme, die Windungen des Körpers, das Auf und Ab des stummen Minenspiels, daß die Sprache hier wirklich als ein Ueberflüssiges erscheint. als ein So wie sie auftritt, stellt sich Illusion und Spannung wie mit einem Bauberschlage ein, die flache, phantasielose und gekünftelte Unmatur der Mimodramen armselige Instrumente, auf denen sie spielt ist auf einmal vergessen.

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Als Mittelstück zwischen die beiden Mimodramen war Schnitzlers und fein die Wiehe   die Rolle der Annie spielte, erreichte sie in der fein pointiertes, Abschiedssonper" eingeschoben. So amüsant gesprochenen Komödie doch nicht, wie mir schien, denselben Eindruck beiden Pantomimen. Das Wiener Mädel, das ihrem Anatol den des Selbstverständlichen, des Nicht- anders- sein- Könnens, wie in den Laufpaß giebt, wird sich Schnitzler   sicher bedeutend einfacher und Bivette in diese Rolle mit, zuviel Raffinement und Spißigkeit. harmloser gedacht haben. Die Wiehe   brachte zuviel von ihrer Schon die glänzende Toilette störte. Schon die glänzende Toilette störte. Wie soll man, so gekleidet, dt. solchen urgefunden Hunger haben, wie die Annie?

Medizinisches.

Ihre Tänzerin Vivette in dem Berenyschen Mimodrama, Die Hand" war im Kleinsten Rahmen eine Charakterschöpfung großen Stils. Ob die etwas spigen, markanten Züge des blaffen, gar nicht Nasenverkleinerungen. In der Berliner   Klinischen mehr jugendlichen Gesichtes hübsch find, darüber ließe sich streiten. Wochenschrift" berichtet der orthopädische Chirurg Dr. Jacques Joseph Aber die Bewegung leiht ihnen eine fieghafte und verführerische Ge- über einige operative Nasenverkleinerungen, die er an Patienten der walt. Keine der vielen Schilderungen perverser weiblicher Koletterie verschiedensten Berufsklaffen ausgeführt hat. So erfreute sich ein in den Pariser Romanen kann sich mit dem lebendigen Bilde dieses junger Mann eines Niechorgans, das mit einem Entenschnabel Typus, das die Wiehe als Tänzerin hier in rascher Folge entront, überraschende Aehnlichkeit hatte. Nach der Operation wurde dem an Farbenreichtum und anschaulicher Ueberzeugungskraft messen. In ominösen Gesichtsvorsprung das komische seines Anschens ge dem tazenartig boshaften Spiele mit dem Liebhaber, in dem gea Inommen.. Die tolvenartig verdickte Nase einer jungen Dame