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Es ist schade, daß Du kein Maler geworden bist," sagte der mit trockener Miene.

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um einen Schutzoll für die Landwirtschaft handelt. Der Auftzoll| Was?" Start wurde begeistert und schrie: Ist das nicht nügt lediglich der Industrie, die flüssige und gefcorne Luft märchenhaft geradezu? Ist das nicht zum Malen?" Mit einem Herstellt. Wir Bauern brauchen mehr Luft, wir sind auf triumphierenden Blick wandte er sich zu seinem Schwiegersohn. Sind ben Import angewiesen, wir verlangen deshalb Bollfreiheit. das nicht Farben! Farben! Bum Rijsen?! Seitdem alle größeren Städte Flüssig- Luft- Leitungen haben, leiden wir auf dem Lande Wohnenden an Luftmangel, an zu heißer und berdorbener Luft. Alles strömt deshalb in die Städte. Gestern hat Gewiß! Ich hätt' Euch schon was zusammengepinselt! Wenn's mich mein letzter Arbeiter verlassen. Kein Landwirt ist mehr militär- bloß nich so'n elendiges Hungermetier wäre! Seht Euch bloß mal tüchtig. Wenn wir nicht das flache Land mit Kanälen( Hört! hört! diesen Schiffer an, diese Type!" Er setzte einen Krimstecher an die rechts) flüffiger Luft berieseln, so gehen wir zu Grunde. Uns fann Augen. Dieses Gesicht! Falten über Falten! Und braun wie' ne es ganz gleich sein, woher wir die Luft kriegen, wenn wir sie nur Kaffeebohne! Da, die Alte mit den wehenden Röcken! Ein jroß­haben. Um die Feinde der Landwirtschaft feststellen zu fönnen, be artiges Pendant dazu!" Er ließ das Glas sinken. Sind inter antrage ich, über unsren Antrag auf golfreiheit namentlich ab- essante Leute, die Schiffer." stimmen zu lassen.( Bravo ! bei den Soc.) matol of tho Ja. Es ist wohl der poetischte Beruf, den es giebt," niďte Reichskanzler Graf Bülow: Der Herr Vorredner hat die nachdentlich Frau Start. Ich kann mir wenigstens keinen schöneren mittlere Linie.( Schluß des Abendblattes; Fortsetzung in der denken." Parlamentsausgabe.) 116 stundu i Gundit Möchtest Du da hinten am Steuer stehen?" fragte der Schwiegerjohn.nisi Aus einem Roman. Finster traten Emilie und Das ja nun gerade nicht." Frau Start wurde Kleinlaut. Eduard in das Zimmer. Draußen schwälte die Glut eines August- Malvine hat ganz recht," fan der Gatte ihr zu Hilfe. Unser abends. Große Schweißtropfen und müde Entschlossenheit standen einer versauert da in der muffigen Stadt. Und so ein Schiffer ist auf ihren Stirnen. Das also ist das Ende unsrer einst so stürmi- wie ein König, ihm gehört die ganze Welt!" fchen Liebe," murmelte Emilie düster, schon nach kaum 35jähriger Ehe lieben wir uns nicht mehr."

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Hi Gru

Meinst Du?" Der Schwiegersohn spielte den Bedenklichen. Na, erlaube mal!" Start entrüstete sich. Ist das etwa nicht Es ist nicht anders," tiefatmete und achselzuckte Eduard.nfchön, stets im Freien dahinzugondeln, immer die herrlichsten Land Schweigen, brechendes, lähmendes, tnickendes, dröhnendes fchaftsbilder vor Augen! Ewig von der Sonne beschienen, auf dem Ok pruri Wasser zu schwimmen" mis Ich weiß nur noch ein letztes Mittel," stöhnte Eduard wie ein verwundetes Wild.

Schweigen

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Damit zog er aus seiner Westentasche ein fleines blinkendes Fläschchen und öffnete es hastig. Ein undefinierbares Etwas ent­strömte dem fleinen blinkenden Fläschchen.

Der Mann scheint aber doch von alledem nichts zu sehen." ju Gott , diese Leute, Robert 1" Frau Stark hob die Achseln. hr Gatte lachte verächtlich. Naja, wenn Du die in Be tracht ziehst! Die Sorte ist doch total stumpf, verdummt und ab­gebrüht. Die Menschen wissen eben Gottes herrliche Erde nicht zu schätzen." Gus pulsed aldouth Clubit

Der Schwiegerfohn hatte eine Bemerkung auf der Bunge. Aber Stark wehrte mit einer Handbewegung ab:

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D, welch reizendes Wunder umfängt mich plöglich," ausbrach jubelnd Emilie; ist es nicht dieselbe Maiennachtluft, die duftende, Vermutlich, weil sie zuviel schwißen müssen!" wie damals, als unsre Seelen sich in dem 170 Quadratruten großen Start streifte seinen phantasielosen Schwiegersohn mit einem Parte meines Vaters zum erstenmal fanden? Schlägt nicht dieselbe forschenden Blick. Ach so. Du meinst, weil ich von den Herings Nachtigall, riefeln nicht dieselben Mondscheinwellen, rauscht nicht coupés im Sommer sprach. Unsereiner ist eben das Schwihen nicht derselbe linde Wind? D, wie ich Dich liebe, Teurer, Angebeteter!..." gewöhnt." at out Wir lassen die Liebenden fünf Minuten allein in ihrer neu erblühten Seligkeit. Und mun wir wieder zurück zu ihnen. Sei man ruhig! Du bist'n ganz verknöcherter Prosamensch! fich noch gesteigert. Die Mailuft voll Mondschein, Liebe und keine Spur von Phantasie! Aber für mich giebt's nichts Schöneres! Nachtigall war schnell entschwunden, wie sie gekommen war. Ich komm, Mutter!" Er nahm seine seliglächelnde Frau unter der hatte in dem Fläschchen", bemerkte Eduard zutrffend, die Luft unsrer Arm, schlug den Schwiegerjohn auf den Rücken und schrie: Und ersten Liebesnacht flüssig aufgefangen, einschließlich des Zubehörs von mu gehn wir dadrüben in das Kaff und lassen uns einen guten Mondlicht, Nachtigall und Rauschen. Der Zauber ist bald wieder Happenpappen geben! Und dann rutschen wir in einem leeren verduftet. Der alte Ekel umfängt uns wieder, psychologisch noch Coupé nach Hause!" Stärter begründet als zuvor. Wir müssen ein Ende machen. Biſt

Düfterer denn zuvor saßen die Die beiden, getrennt. Die Schwüle hatte

b. of mine is that the " Ich bin's", entgeisterte Emilie. Damit drehte Eduard den Hahn der Flüffig- Luft- Leitung auf. Am nächsten Morgen fan man beide erfroren. Auf ihren Stirnen, am Haar, glänzten Eisperlen. Draußen grollten der erste Donner de ausbrechenden Ge­

witters

song.)

Kleines Feuilleton.

Joc.

p. Der Schiffer. Man tonunt viel zu selten' raus aus dem großen Steinhaufen," meinte der Rentier und ehemalige Kaufmann Start, welcher mit Frau und Schwiegerjohn am Rande des großen Sees entlang wandelte. Ich fliege für mein Leben gern aus. Und im Sommer ist er nicht aus der Stadt zu kriegen," wandte fich Frau Start an ihren Schwiegersohn.

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Die Comte war hinter den dunklen Tannenmaſſen verschwinden. Die Farben verblaßten; schwer und dicht stieg der Nebel von den Wiesen auf, talt und grau lag die stille Wasserfläche. Langsam, schwerfällig entfernte sich das weiße Segel und immer wieder fiel der Staten des Schiffers flatschend ins Wasser...

Neuen Wiener Tageblatt" berichtet: Der gegenwärtig in Süd­Wie Alexander Betöfi, endete. Aus Budapest wird dem amerifa lebende General Czecz, der seiner Zeit Generalstabs- Chef des Generals Bem in Siebenbürgen war, wird demnächst seine Memoiren veröffentlichen. Sie find in spanischer Sprache abgefaßt, und zwar, wie General Czecz hervorhebt, deshalb, weil er in den 52 Jahren, da er fern von seiner Heimat gelebt, seine Muttersprache fajt gänzlich berlernte. Diese Memoiren enthalten Ents hüllungen über den Tod des Dichters Alexander Petöfi , von dem bisher allgemein angenommen daß er als Adjutant Bems in der Schlacht bei Schäßburg von russischer Reiterei niedergemacht worden ist. Czecz behauptet auf das entschiedenste, daß Petöfi gar nicht Adjutant Bems gewesen, er habe sich damals nur provisorisch für einige Tage bei der Armee Bemis aufgehalten. General Czecz selbst habe noch die Bruch­Werd' mich hüten! Sich in die Heringstonnen von Bahn- sticke der ungarisch- siebenbürgischen Armee um sich versammelt coupés quetschen, was? Schwizen wie' n Holzhacker! Nee! Dazu es waren dies ungefähr 3000 Mann die aber vollkommen demo­find wir nich dämlich genug!" Start blieb stehen. Kann man ja ralisiert waren. Bei Szilagy- Szomlyo hielt er die letzte Naft und alles jezt viel schöner haben. Viel bequemer! Läuft einem nicht so forderte die Soldaten auf, Geschüße und Waffen zu vergraben und viel Zumpenpack zwischen den Beinen herum, und' s ist ebenso schön dann an den Familienherd zurückzukehren, da jeder Widerstand bereits toie im Somuner! Oder etwa nicht? Seht Euch bloß mal die Land- vergebens sei. Auch Betöfi befand sich in einem Trupp von Flücht schaft an!" Seine Hand mit dem Stock beschrieb einen weiten lingen, und Czecz habe lezteren nachgeblickt, bis sie in den Bergen Bogens verschwunden waren. Alexander Petöft sei somit nicht in der Schlacht von Schäßburg gefallen, sondern sei wahrscheinlich mit seinen Ge fährten zusammen im Gebirge von dort herumstreichenden wallachischen Räubern getötet worden. Alle übrigen auf den Tod Petöfis bezüg lichen Daten seien bloß Märchen.

Es war wirklich schön hier. Drüben, auf der andren Seite des Sees stiegen von den ufernahen Wiesen die ersten dünnen Schwaden des Abendnebels auf. leber ihnen, hinter den den tannen bestandenen Hügeln versant tiefrot die Sonne. Auf dem sanft bewegten Wasserspiegel zitterten langgestreďte goldige Lichter. Und ein purpurnes Wolfengebirge mit Hellen, leuchtenden Bergspigen fandte einen breiten rötlichen Schatten auf die stahlgraue Flut. Ein großes weißes Segel trieb langsam daher. Nur matt blähte der Wind das Zeug, und immer wieder mußte der alte Schiffer an dem Rande des breiten Steinfahnes entlang wandern. Und immer wieder stieß er flatschend den langen Staten in den Grund und stemmte die Brust dagegen. Am Steuer, über dem Heinen Wohngelaß der Leute, stand die nochige Frau des Sajiffers und lenkte das Fahrzeug.

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Die drei am Ufer verharrten ein Weilchen im Schweigen. Ein herrliches Panorama!" meinte Frau Start bann.

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Moth is Geschichtliches.

Die Hand des Allerhöchst e n." Die geschworenen Gegner des Gottesgnadentums behaupten gerne, daß der Abfolutismus Kulturfeindlich sei, auf dem Princip der Volksverdummung beruhe und der Entwicklung von Kunst und Wissenschaft feindlich gegenüber stehe. Zum Beweis dafür wird dann häufig die Geschichte de Landes angezogen, das bis heute dem Scepter von Autokraten ge horcht: die Geschichte Rußlands . Daß der Barismus aber nicht so schlecht ist, wie sein Ruf, dafür zeugt beispielsweise die Regierungs zeit des legten russischen Kaisers, der den Despotismus in voller Reinheit, strenger Folgerichtigkeit und selbstbewußter Sicherheit