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Buruf zu verständigen. Natürlich steht nichts im Wege, bei größeren| solange teine Nenderung, die den Sinn in unzulässiger Weise um Anlagen die Fahrgeschwindigkeit wesentlich gut erhöhen.

Besonders vorteilhaft hat sich dieses System beim Durchfahren von Brüden erwiesen, da man hier die freie Oeffnung durch Vor­fehen einer etiva 1,2 Meter hoch angeordneten Hilfsschiene fast gar nicht beeinträchtigt.

Rach aufgestellten Berechnungen ergiebt sich auf Grund dieser Versuche, daß bei Verhältnissen, wie wir diese bei dem projektierten Mittelland- Kanal zu erivarten haben, der elettrische Treidel- Trans­port pro Tonne und Kilometer auf 0,07 bis 0,1 Pfennig zu stehen fomunt, während für Dampfschlepperei 0,113 bis 0,165 Pfennig und bei Pferdebetrieb 0,25 bis 0,3 Pfennig in Rechnung zu sehen sind. Wenn also die elektrische Schleppschiffahrt in dieser Hinsicht gute wirtschaftliche Resultate liefern würde, so kommt noch in Betracht, daß eine derartige Anlage, da ja elektrische Energie billig zur Ber­fügung wäre, eine rege wirtschaftliche Entwidlung längs der Kanal­strede zur Folge hätte.- P. M. Grempe.

Kleines feuilleton.

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k. Die Theaterceniur in andren Ländern. Die lebhaften Er­örterungen über die Theatercensur, die gegenwärtig bei uns gepflogen werden, verleihen einer vergleichenden Studie über die Theatercenjur andrer Länder, die in der Revue Hebdomadaire" veröffentlicht wird, ein besonderes Interesse. In dem freien England haben die Theater feit langem nur durch Patentbriefe der Könige eröffnet werden fönnen. Covent Garden und Druch Lane erhielten sie von Karl II. Schon im Jahre 1628 hing von dem Oberceremonienmeister die Er­mächtigung oder das Berbot zur Aufführung von Stüden ab. Dem Oberceremonienmeister ist ein Sekretär beigegeben, dem die wichtige Aufgabe obliegt, die Stüde   zu prüfen. Sir Robert Walpole   richtete dieses Amt des Lektors ein, nachdem er in einem Lustspiel von Gay hart mitgenommen worden war. Das Amt wird zur Zeit von Mr. Redfort versehen, dem die Theaterdirettoren jedes Jahr unge fähr 200 Manuskripte bringen. Der Censor erhält 6400 M. jährlich. Wenn ein Direktor ein Stück aufführt, das noch nicht genehmigt oder vom Censor zurückgewiesen ist, so muß er 1000 M. Strafe zahlen, und er kann jich glücklich schäßen, wenn ihm seine Theaterlicenz nicht entzogen wird. Die englische Censur hat seiner Zeit Francillon" und neuerdings Monna Vanna" von Maurice Maeterlinc verboten. Troßdem haben die über die Censur befragten englischen Kommiffionen einstimmig ihre Ausdehnung gefordert.

Belgien   hat keine Theatercensur. In Frankreich   verbotene Stücke gehen deshalb oft über die Grenze und erleben in einem Brüsseler  Theater einen Triumph oder einen Durchfall. Die Beaufsichtigung der Schauspiele wird in Belgien   von den Bürgermeistern und Schöffen ausgeübt, und nur ein einziger beschränkender Artikel erlaubt das Berbot eines Stückes, das die öffentliche Ruhe stören würde. Sonst werden die Verbrechen oder Delifte der Dichter gegen den Staat, die Moral und die persönliche Ehre nach dem Landrecht bestraft. Die Macht des Censors ändert sich in Dänemart je nach der Nationalität des Verfassers und natürlich nach der Sprache, in der es geschrieben ist. Ein dänischer Dichter muß zur Aufführung seiner Stüde   in Dänemark   die Genehmigung des Juftizministers haben. Fremde Schauspielertruppen müssen vom 1. Oftober bis zum 30. April dem Kultusminister Luftspiele, Dramen, Opern und Balletts zur Ge­nehmigung vorlegen; Werte in norwegischer oder schrvedischer Sprache find dagegen von diefer Maßregel befreit.

geftaltet, vorgenommen wird. Führt der Direktor dagegen ein Stüc ohne vorherige Billigung der Censur auf, so thut er das auf seine Gefahr. Die Aufführung fann dann verboten werden, aber der JImprefario" kann immer noch an das Censurkomitee von vicc Schriftstellern unter dem Vorsitz des Ministers des Innern appellieren, das endgültig entscheidet.

Ir den Bereinigten Staaten hat wieder jeder Staat seine eigne Censur. Es giebt aber feine Präventivcensur. Dafür kann jeder mann eine praktische Censur ausüben; es genügt, das der erste bestel eine Antlage gegen dieses oder jenes Stüd bei den ordentlichen Ge= richten erhebt; die Justiz entscheidet dann. Als man in Amerika   das Leben Christi" nach der Aufführung in Oberammergau   geben wollte, fegte eine Privatgesellschaft bei den Richtern ein Berbot wegen Gottes lästerung durch! Die Repressivcensur wird in jeder Stadt von dent Bürgermeister ausgeübt, der wegen Erregung öffentlichen Berger­niffes provisorisch verbietet. Einzelne Personen fönnen also auf dieje Cenjur Einfluß nehmen. Als Olga Nethersole  , eine der be rühmtesten Schauffielerinnen der Vereinigten Staaten  , die Sappho  " von Alphonse Daudet   gab, erhob ein Yantee Antlage gegen sie weget Immoralität. Die Gerichte gingen darauf ein, verurteilten die Schau­spielerin und ordneten die Schließung des Theaters au, obwohl die ersten amerikanischen   Kritiker sich dagegen wandten. 10 30 Theater.d

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Schauspielhaus. König Laurin. Tragödie in fünf Aufzügen von Ernst von Wildenbruch  . Amalajunta, die Tochter König Theoderichs, der am Ausgang des fünften Jahr­hunderts Italien   erobert und dort das neue Gotenreich begründet hatte, wurde von ihrem gotischen Gemahl getötet. Der Mord bot Justinian  , dem oftrömischen Kaiser, einen willkommenen Vorwand zur Eröffnung des lange geplanten Krieges. Nach heldenmütiger Gegentochr, die in der Dichtung oft gefeiert ist, wurde endlich die Macht der Barbaren gebrochen, Totila und Teja   aufs Haupt ge­schlagen. Jtalien ward wieder eine Provinz des Kaiserreichs, bis dann nach wenigen Jahren die Longobarden siegreich in die Halb­insel einbrachen.

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Amalasunta ist die Heldin der Wildenbruchschen Tragödie, Amalrich, wie jene dem Herrschergeschlecht der Amalungen ent­stammend, ihr Held. Niemand wird dem Dichter, der geschichtliche Stoffe wählt, ein peinlich genaues Sichanpassen an überlieferte Thatsachen zumuten. Aber Wildenbruch, der gotische Kraft und gotischen Hochfinn- Dinge, für die gerade das Schicksal Amalajuntas doch gewiß nicht zeugt berherrlichen und mit byzantischer Tilde fontrastieren will, treibt die Freiheit bis zu wunderlichster willkür. Die Gotenkönigin, die der Gemahl ermordet, schickt Wildenbruch in seinem Drama nach Byzanz, und läßt sie dort als unschuldvolles Opfer jener Byzantinertilde fallen. Doch auch das möchte gern hingehen, wenn nur für die historische eine irgend Wahrheit vie menschlich= individuelle UNS geboten wäre. Statt deffen von Anfang bis zu Ende lauter hohltönende Theatereffette! Raum irgendtvo in diesem Rollen und Dommern der Jamben, in dem erregten Geschrei der Goten und Byzantiner, in dem fich überhaftenden Wirrwarr der Ereignisse und Handlungen ein tieferer Naturlaut, der zu Herzen dränge und zu nachdenklicheme Sinnen stimmte, ja faft nirgends auch nur der Ansatz einer Motivierung, die die das Verhalten der Personen einigermaßen glaubhaft erscheinen laffen tonite. Was soll man zum Beispiel von einer als föniglich und stolz geschilderten Amalasunta denken, die Justinian   nie gesehen hat, und die, ohne den leisesten Anhalt zur haben, ob der Kaiser sie begehre, ihre Hand ihm durch Boten an tragen läßt und mit den Boten fast zugleich die Fahrt zum kaiser­lichen Hoffitz antritt, wo sie schutzlos des Rivalen Gewalt auss geliefert ist.

Und auf diesem grundlofen Untergrunde baut fich, ihm stilgerecht entsprechend, das Uebrige auf. 1.00

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In Rußland   unterscheidet man taiserliche, städtische und ge­wöhnliche Theater. Die ersteren dürfen nur Werke spielen, die ihnen vom Hofminister angegeben find. Die andren Theater müssen für jedes Stück die amtliche Beglaubigung eines Senfurtomitees haben. Es tommt in Rußland   häufig vor, daß die Censur ihre schon gegebene Genehmigung zurückzieht und die Behörde ein Schauspiel aus Ver­waltungsgründen verschwinden läßt. Die russische Geistlichkeit ist sehr mächtig und seht das Verbot von Stücken durch, in denen nach Ehe die Königin abreißt, hört sie im Kreise der gotischen Edlen, ihrer Meinung der Glaube verletzt wird; an Festiagen und Vor- die zur Gedächtnisfeier Theodorichs sich versammelt haben, Amalrich abenden großer Feste finden keine Theatervorstellungen statt, wenn ein den starken, den schweigsam einfältigen, der, wenn Begeisterung hoher Geistlicher einen dahingehenden Wunsch ausspricht. Wenn ein ihn erfaßt, mit Prophetenzungen redet, das Lied vom König Direttor trotz der Censur ein nicht genehmigtes Stüd aufführte, so Laurin fingen, dem fagenhaften giverge, der, in feiners würde die Vorstellung eingestellt und das Theater geschlossen werden, Tarnkappe verborgen, dem Schwerthieb ehrlicher Reden tistig ohne daß der Direttor das Gericht anrufen könnte. Ein seltsames ausweicht. Jene Kaiser in Byzanz, fo tündet der Geschick hatte Tolstoj's" Die Macht der Finsternis  ". Das Stüd war Sänger, find von dem Geschlechte Laurins. Sie finment un von einem freien Theater angenommen worden und erhielt die Er sichtbar wie jener, Untergang dem Gotenvolle. Da kommt die laubnis des Censors nicht. Das Verbot erstreďte sich auf alle freien Nachricht, daß das Schiff der Königin zur Fahrt gerüstet sei. Die Theater... Da ließ der Minister Tolstojs   Wert auf den taifer Goten schreien Berrat, und lassen sie nach richtiger Theaterlogit lichen Theatern aufführen. mit Amalrich allein! Der Reiz Amalajuntas hat ihn beim ersten Blid bezwungen, er stammelt hilflos anbetend Worte der Liebe. Auch ihr Herz schlägt, aber sie zwingt es nieder und eilt dem Schiffe zu.

In Italien   giebt es eine piefföpfige Censurgelvalt, die außer den gewöhnlichen Gründen, ein Stück zu verbieten, noch eine Menge andrer Gründe haben kann, z. B. solche lokaler Interessen. Der Präfett jeder Provinz prüft die dramatischen Werte, er erteilt die Ge nehmigung oder verweigert fie. Die Verordnung muß begründet fein, falls der Präfelt der Probing fich der Aufführung widersetzt. Der intereffierte oder vielmehr geschädigte Direttor beschwert sich, wenn er will, bei dem Minister des Innern. Die Censur in Italien   erstrect fich nicht nur auf die Vorstellung, sondern auch auf die öffentliche Vorlesung.

In Portugal   ist die Cenfur fakultativ. Hat ein Direktor ihr ein Stück vorgelegt und die Genehmigung erhalten, so hat teine Behörde mehr das Recht, die Aufführung zu verhindern oder au suspendieren,

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Die vier legten Atte spielen in Byzanz. Vor den Thoren des faiserlichen Balajtes tobt Aufruhr. Das Bolt verlangt den Tod Theodoras, der kaiserlichen Geliebten. Schredensbleich wanit Justinian   in den Gemächern umber. Er zittert, daß die Wut der Menge sie schon zerriffen habe. Eine Dienerin verrät ihm, daß die, unn die er lagt, jedem, der ihre Gimst bezahlen konnte, gefügig gewesen. Der Kaiser rast natürlich, stedt sich aber ein Pantoffelchen der Geliebteit, das gerade am Boden liegt, für alle Fälle in den Mantel. So vorbereitet trifft ihr Amalafuntas Botschaft. Die Werbung erscheint ihm als Hilfe aus