890

-

Sommelie war nicht erschienen. Volimar ließ sich ihr an die State's harde filer, der dice immer lockerer. Der Weg Schuce Bis

mille te nicht cake

empfehlen.

Ströme von heißen, leidenschaftlichen Thränen wurden von jungen Augen ihm nachgeweint. Jetzt wußte er, daß er sich Liebe erworben hatte trotz alledem.

-

Aber nichts konnte ihn mehr beirren über den Weg, den er einzuschlagen hatte. Er war seiner sicher.

Zu Hause verschenkte er alle Dinge, die der Verderben ausgesetzt waren, die Vorräte aus der Speisekammer und ein paar Topfpflanzen, die Lene gepflegt hatte, an die Steigen­berg und den Schuster.

Dann packte er seinen Koffer, steckte alles Wertvolle zu sich, verschloß Schränke und Kästen und kettete die Läden zu. Der starfe Duft der Totenkränze, die in großen Mengen von den Mitschülern und Freunden Hans Martins geschickt worden waren, lagerte noch betäubend in den niedrigen halb­verdunkelten Räumen, die Richard Volkmars junges Glück und seine tiefste Schmach gesehen hatten.

Wie Abschied nehmend für immer, schritt er noch einmal hindurch. Und als er die Außenthür bschloß und die winkelige Treppe hinabschritt, wars ihm, als ließe er ein Stück Leben zurück.

Eine Stunde später saß er auf der Eisenbahn und fuhr den kürzesten Weg harzwärts. Und es war, als wenn die lange niedergedrückte Sehnsucht wüchse mit jeder Meile, er weiterfuhr, und Flügel bekäme.

Snie versant er jedem Schritt. Die Brust atunete schwer, aber er war voll Mut und Zuversicht.

Es wurde dämmerig. Vom dunkeln Himmel lösten sich neue, zarte, glimmernde Sterne, Flocke um Flocke, bis er in einem Wirbel steckte und den nächsten Schritt nicht sah. Weiter! Immer weiter!

Er arbeitete sich empor. Das Blut tobte in den Adern. Vor den Augen schwirrten ihm bunte Kreise, tanzende Sonnen und Sprühflammen wie ein Feuerwerk. Seine breite Brust feuchte röchelnd bei jedem Schritt. menga olin( Schluß folgt.),

sid Gi

01 sid brud Gulstur stigi( Nachdruck verboten.)

Noch einmal das Kinderfräulein.

In dem in Nr. 221 des Unterhaltungsblattes des Vorivärts" erschienenen Artikel Das Kinderfräulein " war in dankenswerter 2eije die Stellung des vielgejuchten Kinderfräuleins inerhalb der Familie, der sie ihre Arbeitstraft verkauft, erörtert worden. Hier­durch angeregt, will ich, geftüßt auf langjährige Erfahrungen, dieses Thema noch von einer andern Seite erörtern. die es ist gewiß ein schöner Beruf als Lehrerin und Erzieherin der heranwachsenden Generation zu fungieren, nur schade, daß den Beteiligten, so selten eine innere Befriedigung daraus erwächst. Die Verfasserin des vorigen Artikels hatte einige Gründe hierfür in sachlicher Weise angeführt. Die schlecht erzogenen Kinder sind es aber nicht allein, die der gequälten Erzieherin das Leben zur Hölle machen. Ich habe in verschiedenen Stellungen auch Böglinge angetroffen, die zu unterrichten eine Freude war. Diese mögen aber immerhin zu den Ausnahmen zählen. Das größere Uebel sind die wird das Kinderfräulein meist als ein Wejen betrachtet und be Eltern und sonstige Schutzpatrone der Familie. Von dieser Seite handelt, das gewissermaßen außerhalb der menschlichen Gesellschaft steht, eine Haussflavin, die keine andren Bedürfnisse haben darf, als zu arbeiten und zu gehorchen,

Er faufte auch am Untenteich vorüber. Aber der war fort, verschwunden unter der weißen Decke, die sich glatt und flimmernd über die ebene Landschaft breitete.

Was ging ihm auch der noch an! Er war wieder auf dem Weg von der Niederung zur Höhe! Zu seinem Weibe! Würde er sie finden? War sie dort?

Wie, wenn er vergebens suchte? Wenn sie nicht an gekommen, verschollen, vielleicht in den Tod gegangen war mit dem Kinde? Nachdem sie Tag um Tag, in langen, bangen, verzweifelten Nächten Stunde um Stunde gewartet chatte, daß er käme und sie heiniholte?

Das war eine Fahrt! Mit diesen Gedanken! Endlich die Berge, weiß, unter einem grauen Himmel, das Städtchen ganz bermummt, mit den hellen, sich kräuselnden Rauchwolfen, die aus den Schornsteinen krochen.

fönne.

Der kleine öde Bahnhof so winterlich menschenleer. Er fragte einen Beamten, der herumstand und ihn neu gierig aufs Korn nahm, ob er wohl einen Wagen bekommen Einen Wagen? Gi freilich!" sagte der Mann singend. Ei Wohiene denne, Herr?" ind Nach der Drosselburg."

Der Gefragte fah ganz erstaunt aus. Nach der Drossel­burg? Ei, da sind Se wohl weit här?" fragte er. Richard brannte vor Ungeduld. Nur keinen Aufenthalt, feine Zeit verlieren! ,, Wo bekomme ich einen Wagen?" fragte er heftig, schon halb im Weitergehu.mi

So traurig die allgemeine Lage der Arbeiter und Angestellten in der kapitalistischen Gesellschaft auch befchaffen sein mag, so ist fie immerhin glänzend gegenüber der der häuslichen Arbeiterinnen, der nischen Arbeiter haben vor jenen den Vorzug voraus, daß ihre Kinderfräuleins, der Erzieherinnen, Gouvernanten usto. Die tech­Arbeitszeit geregelt ist. Sie vermieten sich ihrem Arbeitgeber fün eine bestimmte Stundenzahl, während des übrigen Tages sind sie Herren ihrer Zeit. Die Arbeitszeit des weiblichen Dienstpersonals ist dagegen unbeschränkt. Ich habe Stellen befleidet, wo ich von morgens 6 Uhr bis abends 10 Uhr ohne Unterbrechung thätig ge­wefen bin. Da waren zunächst die Kinder zu besorgen und zur Schule zu begleiten, der Vormittag wurde mit häuslichen Arbeiten, mit Staubwischen und sonstigen Wohnungsverschönerungen aus­gefüllt.

Der Nachmittag gehörte dann wieder den Kindern. Es waren die Schularbeiten zu besorgen, Klavierunterricht zu erteilen. So ging es danr bis zum Abend, wo das Fräulein" sich zur Kammer­zofe der Allerkleinsten ummauserte. Dann trat die Gnädige" wieder in ihre Rechte, die nun als Tagesabschluß einen Haufen Kleidungsstüde zum Ausbessern vorseßte. Totmüde und abgeftumpft durfte dann das" Fräulein" ihr Zimmer( wenn der Schlafraune wenigen Stunden der Ruhe am nächsten Morgen wieder in die alte überhaupt diese Bezeichnung verdiente) aufsuchen, um sich nach spill sidTretinühle zu begeben.

,, Lieber Herr," sang der Mann ihn begleitend ,,, do is ja gor nich dran zu denken, daß Se jekt uf die Drosselburg nuf fommen. Die sind jo da oben eingeschneit. Do missen Se schonn warten, bis der Schnee weg is."

Richard stand wie in den Boden gewürzelt und starrte Man kann sich hiernach eine Vorstellung von der Vielseitigkeit den gutmütigen Hiobsboten an, als wollte er ihm an den des Fräuleins" machen. In besseren" Familien wird sogar als Hals springen. selbstverständlich vorausgesetzt, daß das Fräulein mindestens Klavier spielen kann und das Französische und Englische beherrscht, mag die Gnädige" selbst mit ihrer lieben deutschen Muttersprache auf dem Kriegsfuß stehen.

"

Giebt's denn keine Möglichkeit?" fuhr er verzweifelt heraus. Schockschiverenot! Ich muß hinauf!"

Der brave Mann, an die Zornausbrüche des Publikums durch seinen Beruf gewöhnt, lächelte mitleidig überlegen.

' s einzigste wär, uf Schusters Rappen, lieber Herr. Für die Pfärde wär's ne zu große Schinderei. Die giebt feener dazu här, wissen Se.".

Richard ließ seinen Koffer in den Lagerraum stellen, dann machte er sich auf den Weg. Auf der Chaussee, die durch den langgestreckten Ort führte, gings schnell vorwärts. Er sah nicht rechts, nicht links, bis er den Wald erreicht hatte.

"

10

Als Entgelt für ihre mannigfachen Dienstleistungen erhält damu das Fräulein Beköstigung im Hause bei besonders human denkenden Herrschaften darf es sogar am Familientische speisen!- und einen Monatslohn, der zwischen 20-30 M. schwankt. Hiermit hat sie alle andren Lebensbedürfnisse, Wäsche, Kleidung usw. zu bestreiten. Ich brauche nicht besonders zu betonen, daß der Lohn vollkommen für diese Zwecke draufgeht. Denn es wird außer der oben gekennzeichneten vielseitigkeit auch noch eine standesgemäße" Toilette vom Kinderfräulein als selbstverständlich vorausgesetzt. Das Kinderfräulein ist in jeder Hinsicht Sklavin des Hauses. Es giebt weder Ruhe, noch Festtage, noch irgend eine Abwechslung aus dem ewigen Einerlei der Tagesarbeit. Im allgemeinen wird dem Fräulein mur in jeder zweiten Woche ein halber Nachmittag zum Ausgehen bewilligt, natürlich muß es dann, wie es einem an ständigen Mädchen geziemt, bor 10 Uhr an die Arbeits- und Leidens stätte zurückkehren. Wenn ich einmal die Gnädige" um einen Er steckte die Beinkleider in die hohen, festen Stiefel. längeren Urlaub ersuchte, mit der Motivierung, daß ich ins Theater oder Konzert gehen möchte, habe ich nicht selten die Antwort ers Da schaffte er's schon. Den Mantel aus und über den Arm halten: Aber, Fräulein, wie tönnen sie nur allein ins Theater so stapfte er frisch darauf los, in Schweiß gebadet, wie an gehen, das schicht sich doch nicht für ein anständiges junges Mädchen!" einem heißen Sommertage. Geistige Bedürfnisse giebt es eben nicht.

Das war wie eine Märchenivelt. Die Tamten hielten ihre Aeste niedergesenkt unter der schweren, weißen Last. Der Boden tief bedeckt vom bläulich schimmernden Schnee. Das war ein Glizern und Gleißen, ein Flimmern und Flirren, daß ihm die Augen übergingen.

"