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Und das Ende! Nachdem das Fräulein sich ein bis zwei Jahr- sprucht; und die großen Instrumentalsäge vor der ersten und des zehnte im Dienste der Familie abgeplagt hat, ist es für sein Metier dritten Abteilung sind im Zuge einer traditionellen Musik nicht mehr recht brauchbar und es wird durch eine jüngere Straft schon für sich bemerkenswert. Der zweite nimmt einen späteren ersetzt. Tann beginnt abermals ein neuer Kampf um die Existenz. humoristischen Begrüßungschor vorweg, eine Uebersetzung des Liedes Wenn es dem Stinderfräulein nicht gelungen ist, die Versorgung in An der Saale hellem Strande" ins Philisterige.. der Ehe zu finden, dann ist es wiederum gezivungen, sich abermals in die Haussllaverei zu begeben, und zwar in Form der Gesellschafts­oder Repräsentationsdame, um schließlich freudlos als alte Jungfer dahinzuziehen.

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Wie wir es so häufig im Leben beobachten können, tragen die Menschen selbst die Schuld an ihren erbärmlichen Taseins bedingungen. In Sonderheit ist das gebildete weibliche Dienst­personal sich nicht bewußt, daß es von der Herrschaft" in derselben Weise ausgebeutet wird wie das ungebildete", die Köchinnen, Dienstmädchen usiv. Zieht man außerdem noch in Betracht, daß auch die bescheidenste Bildung mit nicht unerheblichen Zeit- und Geldopfern erkauft werden muß, so find die Gebildeten" im Grunde genommen schlechter gestellt, als die Ungebildeten. Darum fann nicht genug vor einem Beruf gewarnt werden, der viel Mühe und Arbeit erfordert, aber wenig Freuden bietet und, was noch trauriger ist, nicht die geringste Garantie für die Zukunft. Auch vor den Fröbelvereinen, die alljährlich tausende von jungen Mädchen als willige und bescheidene Arbeitstiere erziehen, kann nicht genug gewarnt werden. Wenn ich an jene Zeit zurückdenke, wo mir in cinem derartigen Verein die häuslichen Tugenden, die Bescheidenheit, Dienstwilligkeit und namentlich die elende Anspruchslosigkeit gepredigt wurde, dann kommt es mir heute vor, als wären jene Lehrstätten so eigentlich Gründungen der Bourgeoisie zur Erziehung eines billigen Hauspersonals.storati Mary Preiß.

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Aus der mufikalifchen Woche.

( Theater des Westens  : Das Heimchen am Herd". Konzert Rohde.)

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Harmlos und brav diese Signatur der Komposition gilt auch für die Aufführung. Die Regie verdient sogar noch eine Nuance Lobes mehr. Gesungen wird im Theater des Westens   durchschnitt­lich um eine Stufe schlechter als im Opernhaus und um eine besser als in den Operettenhäusern. Neues haben wir diesmal nicht eben zu verzeichnen. Einige gute Stimmen brauchen noch manche technische Verfeinerungen. Luise von Bonomi( Dot) zeigte in einzelnen Tönen Schöneres als im Gesamtvortrage, besonders in dem der Recitative, in denen manches verwischt lang; Camilla Gözl ( in der Rolle einer betrübten Braut) war umgekehrt im ganzen so gut, wie wir sie schon kennen, hatte aber in manchen Tönen einen gaumig gepreßien Klang; Marg. Beling- Schäfer besaß als Heimchen eine für ihre dünne, spite, fühle Stimme günstige Partie. Unter den Sängern erfreute uns ranz Bucar durch seine sehr helle Tenorstimme im ganzen noch mehr als in einer früheren Rolle; sie wird allerdings manchmal etwas gar wenig fonor und dadurch auch nicht recht warm und ausdrucksvoll beispielsweise möge der Sänger im ersten Aft, 4. Scene, den Klang des Wortes teuve" sorgfältiger herausarbeiten.

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Eine Gesangsstimme kann von Natur aus sympathisch sein und gefühlvoll behandelt werden und doch kalt lassen, weil es amr Technischen fehlt. Wenn in einem neulichen fleinen Konzert von Elise Rohde mein Nachbar meinte, erivärmt habe sie ihn nicht, troh einer weichen, flangreichen Stimme. aus der sich viel machen ließe oder viel hätte machen lassen, so wäre ich schon mit einer eis­falten Stimme zufrieden gewesen, falls wenigstens das Eis rein und flar wäre. Aber Brüche und Trübungen verderben auch dieses. Ez ist dann nicht der Mühe wert, über diese allabendlichen Bildungs­mängel Buch zu führen. Wenns nicht zur Lilli Lehmann   oder zur Therese Behr ist, so lohnt's gar nicht, in ein Konzert zu gehen" diese Antwort wurde mir neulich zu teil. als ich wieder einmal Sorge hatte, ein Billet gleich einem schwarzen Beter weiterzugeben. Das Ende vom Liede ist dann doch nur eine Bestätigung der Era tenntnis, daß ohne ein vollendet schön gebildetes Material auch das leidet, was erst jenseits des Technischen beginnt, und was doch ohne dieses so wenig leben kann, wie eine Kunst mit der Technik allein.

de 3 We ſt en 3, das ſeinen Dafeinstampf vorwiegend mit Bieber Kleines feuilleton.

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Seit der Opernkomponist Karl Goldmark  ( geb. 1830) mit seiner Stönigin von Saba"( 1875) einen Welterfolg errungen, der an Verdische und Meyerbeersche Erfolge erinnert, gilt er an scheinend als ein Mann aus der Zeit der großen Operneffetie. Viel leicht wird sich mancher wundern, dem Namen als einem gegen wärtigen wieder zu begegnen. Aus Berlin   entjinne ich mich feit langem feiner Goldmark- Aufführung. Und doch kam der zu Wien  lebende Komponist auch in späteren Jahren noch mit Neuschöpfungen. iu of ad y So 1896 mit dem Heimchen am Herd". Unser Theater aufnahmen heiterer musikalischer Bühnenwerte aus früherer Zeit führt, brachte uns nun( vorgestern, Mittwoch), auch dieses Stück, und zwar mit einem Erfolg, den die Komposition und großenteils auch die Aufführung redlich verdient haben. Es handelt sich um ein heiteres Werk, das in einer sonst nicht eben häufigen Meise sowohl unterhält wie auch künstlerische Kost darreicht. Und derlei brauchen wir deshalb, weil das große Publikum doch auf dem Wege der Unter­haltung am ehesten zu gewinnen ist und gewöhnlich leider gerade auf diesem Wege so Minderwertiges vorgesezt bekommt, daß es Kunst und Amusement zu verivechseln gewöhnt wird. Nun ist das Heimchen" allerdings ein Wert, das ins Große geht oder gar reformerisch auftritt, und an feiner Vornehmheit reicht es an die ihm äußerlich ähnliche Verkaufte Braut" von Smetana   nicht heran. Auch sein Text von A. M. Willner, wahrscheinlich einem Wiener   ist nur eben vernünftig und hübsch, hat sich aber die Hauptsache entgehen lassen: die innere Zusammenarbeitung seiner recht gewöhnlichen Liebes- und Verdachts- und Erkennungsgeschichte mit der Elfenwelt. Zu den Verdiensten des Komponisten gehört jedenfalls, daß er diese Lücke so gut wie möglich auszufüllen ver­juchte. Bei der Sorgfalt, mit der er die einzelnen Figuren musikalisch zu charakterisieren strebt, ist es interessant zu bemerken, wie zwischen manchen der menschlichen Figuren größere musikalische Verschieden heiten bestehen als zwischen manchem Menschlichen und dem Feen wesen: aus den freilich etwas fentimentalen Liedern einiger Per­sonen geht es zu den Elfenchören und aus dem munteren Gesang von Dot, dem Weibchen des Postillons Jolm, geht es zu dem Zirpen des Heimchens geschickt hinüber. Die zwei um eine Oftave entfernten Halbtöne, die dieses Zirpen darstellen, wird man so leicht nicht wieder vergessen. Im übrigen freilich bedeutet das Heimcher mit den ihm dienstbaren Geistern nicht viel mehr als Repräsentanz und Aus­stattung. Heinrich Zöllner   hatte mit seiner Vertonung von Haupt­manns Bersunkener Glocke" soweit eine würdigere Aufgabe vor fich, als diese Dichtung ein wahrhaftes Jneinanderspielen von Geister­welt und Menschenwelt darbietet. Man sieht an einem solchen Wor­gleich so recht, wie viel Wertvolles an dieser Dichtung nach Ab­rechnung seiner vielberedeten Fehler" übrig bleibt und wie seyr sich eine Wiederaufnahme der Zöllnerfchen Oper lohnen würde, die hier 1899 ungenügend vorgeführt worden war und seither anderswo Triumphe zu feiern scheint. Im übrigen hat Goldmark für einen inneren Zusammenhang seines Werkes ganz wohl zu sorgen gesucht. Hübsch plausibel entwickelt sich eins aus dem andern, und namentlich die Sologefänge und Ensembles entwachsen in natürlicher Weise dem jeweiligen Stande des Ganzen. Dazu ist die Mache" durchweg eine ernste tünstlerische Leistung, eine gute Musit", wenn man bei einer solchen Bezeichnung nicht auch eine besondere produktive Kraft bean- I

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16Z.

Vom alten Böcklin  . In dem seit längerer Zeit schiebenden Prozeß Carlo Böcklin   contra Muther war diejer Tage Termin vor dem Schöffengericht in Breslau  . In der Verhandlung, die mit einer Vertagung endete, erregte das Plaidoyer des Rechtsanwalts Dr. M. Bernstein großes Aufsehen. Wir bringen daraus, nach dem Bericht des Berliner Tageblatt" folgende Stellen:" Thatsächlich ist schon in den letzten Jahren in der ganzen Kunstwelt bezweifelt worden, ob die Bilder, welche die Familie Böcklin   angeblich aus dem Nachlasse des großen Meisters fortgesetzt in den Handel bringt, von Arnold Böcklin   herrühren. Wer mit den thatsächlichen Verhältnissen nicht vertraut ist, wird nun fragen: Wie konnte ein von seinem Sohne gemaltes Bild als sein Werk in den Handel kommen, während er noch lebte? Ich bin in der Lage, darauf eine Antwort zu geben. Thatsächlich ist Arnold Böcklin   in feinen letzten Lebensjahren so frant gewesen, daß er sich faum noch um seine fünstlerischen, feines­falls aber um seine wirtschaftlichen Verhältnisse kümmern konnte. Aus einem mir vorliegenden Briefe ist zu ersehen, daß die Regelung dieser wirtschaftlichen Verhältnisse in den letzten 5 bis 6 Jahren seines Lebens vollständig in andren Händen gewesen ist. In erster Linie befaßte sich damit seine Gattin, die bekannte Angela Bascucci. Sie hatte die Bilder, fie nahm das Geld, fie quittierte. Sie hatte mit ihrem Sohne Carlo überhaupt vollständig die geschäftliche Leitung in der Hand. Es hat zum Beweise dessen sich ein Brief Carlo Böcklins an einen Kunden gefunden, ich sage Kunden, weil der Gang der Sache ein vollständig geschäftlicher geworden war und Arnold Böcklin   nur noch als Geschäftsobjekt betrachtet wurde. In diesem Briefe schreibt Carlo Böcklin   dem Kunden, der sein Erstaunen darüber ausdrückte, daß alle seine an Arnold Böcklin   gerichteten Briefe von andrer Hand beantwortet wurden: Wundern Sie sich doch nicht, daß Arnold Böcklin   Ihnen nicht schreibt; er ist ja viel zu schwach und frank und hat uns Beiden vollständig die Erledigung feiner Geschäfte überlassen. Leider ist es dabei nicht geblieben, Teider, sage ich, denn Carlo Böcklin   und seine Mutter sind noch viel weiter gegangen. Der alte Herr hat figniert, was von ihm verlangt worden ist. Ich bestreite deshalb, daß die Thatsache der Signatur ettva betveiskräftig für die Echtheit der Bilder ist. Ich behaupte ferner, daß Arnold Böcklin   sich dabei in einem geistigen Zustande befand, der ihn nicht mehr erkennen ließ, zu welchen Machenschaften er sich hergab. Genaue Kenner dieses ganzen Treibens werden zeugeneidlich bestätigen, daß Carlo Böcklin   und seine Mutter bewußt gefälscht haben. Es ist vor dem Tode des Meisters und in der Zeit nachher überall, in München  , Berlin  , Dresden  , Karlsruhe  , und we man sonst sich mit Kunst beschäftigt, ganz allgemein gesprocher worden: Die Bilder, die gegenwärtig von Arnold Böcklin   im Hande  .