-
903
bereits getragen sein, sonst dörrt der Flachs aus. Jn Masuren Ich werde ihr mal gleich Bescheid sagen." Frau Hartwig saß glaubt man, wie M. Töppen in seinem Buch Aberglaube aus schon auf dem Bettrand und zog Schuh und Strümpfe an, dann Masuren " berichtet, daß der Leiche Schuhe oder Stiefel angezogen warf sie den Morgenrock über und stürmte hinaus. Es flingelte werden müssen, weil sie sonst zu spät zum jüngsten Gericht kommt; gerade zum fünften Mal, aber diesmal einen ganzen Triller. Frau in Baden dagegen darf es gerade nicht geschehen, da der Tode sonst Hartwig riß die Thür auf, ihre Augen sprühten:" Sagen Sie mal, so lange als Gespenst wandern muß, bis er seine Schuhe zer- sind Sie denn verrückt? Was soll denn das Sturmläuten hier am riffen hat. frühen Morgen? Ueberhaupt jeden Morgen die Bimmelei, das ver bitte ich mir, das lassen Sie bleiben."
Jm Altertum gab man den Toten einen Obolos mit, den man ihnen in den Mund steckte, damit sie dem Charon das Fährgeld für die Fahrt über den Acheron entrichten könnten. Auch heute noch wird in manchen Gegenden( Ost- und Westpreußen , Sachsen , Thüringen , Lausitz ) der Leiche ein Geldstück mitgegeben. In französischen Gräbeen hat man Schädel mit Geldstüden gefunden, die die Inschrift tributum Petri" trugen. Die Deutung, daß dem Toten durch das Geldstück sein Eigentum abgekauft werde, er daß er es als Lohn erhalte, ist neueren Ursprungs. Dem Toten wird bisweilen auch ein Licht in den Sarg gelegt, damit er beim Erwachen sehen önne; ja im Voigtland giebt man ihm sogar einen Regenschirm und Gummischuhe mit. Auch Dinge, die dem Verstorbenen lieb waren, legt man ihm wohl ins Grab, so kleinen Kindern vergoldete Nepfel.
-
"
Ach Jott, Frau Hartwig," die fleine Alte war ein paar Schritt zurückgewichen, sie schien ordentlich entsetzt,„ ach Jott Frau Hartwig, ' s is doch man von wegen dett Se hören, dett ick da war, im Fall dett mal Einer' s Blatt stiebißt und heute hab ick nu ooch noch de Quittung." Sie hielt ihr den Bettel entgegen.
Und damit fommen Sie jetzt auch noch? Darum fäfchern fie einen aus'm Bett? Na das sest ja allem die Krone auf." Jegt am frühen Morgen die Quittung!" Frau Hartwig fand thatsächlich keine Worte mehr.
Ra wenn soll man se denn bringen Frau Hartwig? Wo wir doch jetzt mit de Blätter laufen, und jeder will' s feinigte so früh wie möglich.". Die kleine Alte war völlig ratlos.
"
Am Tage sollen Sie die Quittung bringen," ſagte Frau Hart Zahlreich sind auch die abergläubischen Borstellungen, die mir wig,„ dos ist ja einfach unerhört, jezt am Morgen mit der Quittung dem Begräbnis zusammenhängen. She der Sarg auf die Bahre ge- zu kommen. Jegt bezahl ich nicht, komunen Sie vormittags setzt wird, wird er dreimal in die Höhe gehoben. Wenn er aus dem wieder." Hause getragen wird, sest man ihn dreimal auf der Thürschwvelle Jott nee, Frau Hartwig, wie Se nu auch find! Am Tage nieder, damit der Tote nicht wiederkomme. Der Sarg darf nicht mit hab' ich' ne Reinemachstelle." Die Alte schlug einen bittenden dem Kopfende voran hinausgetragen werden, sonst tehrt der Tote Ton an. wieder: übrigens ein uralter Glaube, der sich auch gegenwärtig bei" Ich bezahle jeßt nicht; was denken Sie denn; so früh am südamerikanischen Wilden findet. Die Bänke oder Stühle, auf denen Morgen geht man überhaupt nicht zu anständigen Leuten." der Sarg gestanden hat, müffen umgekehrt werden; die Hausthüc" Ra ick renne schon von Uhre Fünfe an und aufgestanden bin muß sofort bis zur Rüdkehr der Leichenbegleitung verschlossen werden, ich um Viere:" Die kleine Alte seufzte. Wenn man nu am Tag damit der Gestorbene nicht wieder erscheine und jemand nachhole. noch mal de Treppen rauf und runter rennen sollte." Das Herdfeuer muß sofort ausgegossen, das Wasser in dem Ofentopf Ach wollen Sie nun vielleicht auch noch frech werden?" Frau rein ausgeschöpft werden, sonst kehrt der Tode wieder. Der Hartwig griff nach der Klinte: Kommen Sie am Tage mit der Leichenwagen darf nicht mit zwei, sondern muß mit drei Pferden Quittung wieder, jetzt bin ich überhaupt nicht zu sprechen." Sie oder Ochsen bespannt sein. zog die Thür zu und schloß ab.
-
Auf dem Kirchhof muß man sich in acht nehmen, daß man nichts ins Grab fallen läßt, sonst muß man bald sterben. Ist das Grab nicht tief genug, so geht der Tote um. Ueber Sonntag darf kein Grab offen bleiben, auch nicht über Nacht, weil sich sonst böse Geister in ihm verstecken. Ueber ein offenes Grab muß man zwei Schippen freuzweise legen, dann haben die Heren feine Macht darüber.
Die Leiche eines Menschen, der sich dem Teufel ergeben hat, läßt sich nicht in der gewöhnlichen Stellung mit den Füßen nach Often beerdigen, sondern der Sarg dreht sich immer wieder nach Westen.
An den Blumen auf den Gräbern darf man nicht riechen, sonst bekommt man Kopfschmerzen, oder man verliert den Geruch; man darf sie auch, wenn man sie nicht selbst gepflanzt hat, nicht abpflücken; denn der Tote holt sich in der Nacht sein Eigentum. Wenn man Totengebeine von einem Kirchhof wegnimmt oder die Leiche beraubt, so kommt der Tote in der Nacht und fordert das Gestohlene zurück. Karl Quenze L
Kleines feuilleton.
bl. Früh am Morgen. Jeden Morgen so nach Sieben, wenn Hartwigs noch im schönsten Schlaf lagen, schlug an der Flurthiir leise die Glocke an. Jeden Morgen fuhr Herr Hartwig mit einem Fluch aus den Kissen:" Na zum Donnerwetter, die neue Zeitungsfrau! Haste ihr denn nu noch nich gesagt, daß se nich zu flingeln hat?" Wann soll ich es ihr denn sagen?" maulte Frau Hartwig unter der Steppdecke: Jch sehe sie ja am Tage gar nicht." Dann steh' jest auf und verbiete es ihr." olich werd mich schön hüten, so früh aus dem Veit und auf den talten Korridor rauszugehen." Sie kuschelte sich behaglich in die weichen Daunen.
"
Denn schreib es dem Spediteur, alle Tage bergißt Du es. Du vergißt alles!"
Na ja, u schimpf' mur schon am Morgen; ich vergeß es gar nicht, womöglich bekommt sie aber dann' n Trödel, das will man doch auch nicht solche arme Frau." Frau Hartwigs Stimme flang äußerst mitleidig, der Mann schien an das Mitleid aber nicht zu glauben, er fnurrte in seinen Bart.
-
" Ich sage es ihr, wenn sie die Duittung bringt," versprach Frau Hartwig, fie muß ja heut oder morgen damit kommen."
Die Zeitungsfrau tam aber weder heut noch morgen. Statt deffen flingelte fie in der Frühe weiter.
"
Dämliches Frauenzimmer!" schimpfte Herr Hartwig, ich weiß nicht, was sie sich dabei denkt!"
Als ob folche Weiber überhaupt denken können." Die Frau " Die war auch wütend geworden. Ich weiß auch nicht, das kann sie sich doch sagen, daß die Leute jetzt noch schlafen wollen."
"
Was läßte Dich denn bloß so lange mit der Frau ein?" Herr Hartwig brummte, als sie wieder in das Schlafzimmer fam. Laien Se's Klingein, tommen Se am Tage, dann bin ich doch fertig mit solcher Person."
Na fie quaddelte doch noch so viel." Frau Hartwig war auch übelgelaunt.
" Dann mach ihr die Thür vor der Nase zu."
" Hab' ich ja auch schließlich gethan. Ach ja, was ist denn die uhr? Halb achte durch." Frau Hartwig gähnte und recte die Arme. Legt man fich noch mal hin? Nee; das lohnt nicht, die Aufwärterin muß auch gleich hier sein. Ach," sie stampfte leicht mit dem Fuß auf einen so um den schönsten Schlaf zu bringen, mu bin ich wieder den ganzen Tag kaput und verstimmt, und das alles bloß um so' ne Zeitungsfrau."
cc. Der Barbierlehrling und die Gasglühlicht Beleuchtung. Von den bedeutsamen Erfindungen der letzten Jahrzehnte hat sich keine einzige so rasch und so allgemein einzuführen gewußt, wie die Gasglühlicht- Beleuchtung, die heute wohl in feiner mit einer Gasanstalt versehenen Stadt Deutschlands mehr fehlt. In der ersten Zeit des Auftretens des Gasglühlichtes war man dagegen durchaus nicht davon überzeugt, daß es sich für die Straßenbeleuchtung eignen werde, weil man glaubte, daß die zerbrechlichen und damals noch recht teuren Glühlörper die Erschütterungen, die mit dem Wagenverkehr unaus bleiblich verbunden sind, nicht würden ertragen können. Und die Versuche, die natürlich zuerst nur in fleinem Umfange angestellt worden waren, gaben den Bessimisten nicht Unrecht. Insbesondere waren die Versuche in Charlottenburg so wenig günftig ausgefallen, daß man schon nahe daran war, die Versuche als mißlungen wieder abzubrechen. Man hatte nämlich zunächst nur zwei Laternen mit Glühlichapparaten versehen, eine am Knie. die andre am Wilhelms= play. Während sich nun die Glühkörper der Laterne am Knie verhältnismäßig gut hielten, mußten fie am Wilhelmsvlah täglich erneuert werden. Der Beweis schien geliefert, daß bei weniger guten Bflafterverhältnissen, die Glühlicht- Beleuchtung unrentabel sei. Ein Steptiker jedoch, versuchte den wirklichen Ursachen des großen Glühtörperverbrauches am Wilhelmsplatz auf die Spur zu kommen. Ee beobachtete daher ganz systematisch die Erschütterungen, denen der Laternenpfahl ausgefeßt war. Bu feinem lebhaften Erstaunen entdeckte er nun, daß alltäglich, nach Oeffnung eines Barbierladens ant Wilhelmsplatz ein Barbierlehrling, dem die Reinigung des Fußabtreters oblag, auf der Bildfläche erschien, um diesen durch Anfchlagen an dem bequem nahestehenden Laternenpfahl gründlich auszuflopfen. Der Ordnungsliebe des Barbierlehrlings fiel leider dabei auch immer der Glühkörper auf diesem Laternenpfahl zum Opfer. Nachdem der Junge aber auf andre Mittel zum Ausklopfen von Fußabtretern verwiesen worden war, hielten sich die Glühförper nunmehr ganz ausgezeichnet, und die Stadt Charlottenburg konnte an die außerordentlich umfangreiche Einführung des Gasglühlichtes herantreten.
Schin
Und jetzt flingelt sie sogar zweimal. Na, da hört ja verfchiedenes auf." Herr Hartwig saß aufrecht im Bett. Er warf-Nur gescheit sein! Man schreibt der Frankfurter Zeitung feiner Frau einen wütenden Blick zu: Was haste denn nu nich an aus St. Wendel ( Reg.- Bez. Trier): Ein heiterer Fall von Bauern ben Spediteur gefchrieben? Soll die verfluchte Bimmelei hier den schlauheit ereignete sich dieser Tage am Billetschalter der hiesigen ganzen Morgen gehen?" Draußen tlang die Glede zum dritten Eisenbahnstation. Dort erschien eines Tages eine junge Bergmanns frau aus dem Dorfe Urtveiler, die nach ihrem neuen Wirkungskreise
und vierten Male.