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Bleibt trok allem

Der Verhaftete Winther vorgeführt. bei seinen ganz unwahrscheinlich klingenden Aussagen. Arrestant wurde abgeführt."

XIV.

Der

dan!

Spielwaren.

Bon Emil Rosenow  .

Nachdrud verboten.)

Es war noch früh am Morgen, über das Gebirge pfiff ein

Der Bantbeamte Winther war den dritten Tag im Arrest. scharfer Nordost. Er fegte über die leeren Felder dahin, über die Wieder war eine Nacht vergangen, in der er sicher und trodene Fläche der Gebirgsstraße und machte mit seiner Eiskälte den Lehm und Sand steinhart. Schließlich brach seine Gewalt heulend fest seine neun Stunden geschlafen hatte.o an der Fichtentvaldung, die seitwärts das Gebirge gleich einer Denn vom letzten Berhör war er in zubersichtlicher Mauer begrenzte, und während er sich im Walde verlor, schüttelte Stimmung fortgegangen. Im Umgang mit Kriminalisten er die Stämme, daß sie nadten und stöhnten. wird man schnell Psychologe.

Und es war Winthers Scharfsinn nicht entgangen, daß es von Lüge" bis zu mehr als unglaublich" ein Sprung war, Spielwaren- Industrie. Die Häuser regellos durcheinander stehend, sogar ein sehr bedeutender Sprung.

Die Stunde der Rechtfertigung war also nahe. So dachte Winther.

Jetzt hatte er feine Vormittagstour im Hofe gemacht und fehrte in seine Zelle zurück.

Um diese Zeit pflegte der Korb von zu Hause angekommen zu sein, und Schwanenmoos war dann zur Stelle, um beim Auspacken zu assistieren und sich jedes, auch das fleinste Stückchen Papier   zu sichern.

Heut gab es feinen Schwanenmoos, auch keinen Korb. Winther wartete eine ganze Weile, dann drückte er an den elektrischen Läute- Apparat.

Bald darauf hörte er den schweren Schlüsselbund rasseln, hörte das verhaßte Drehen im Schloß, der Schließer fam herein und blieb mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht stehen.

Ob noch kein Essen gekommen wäre?

Noch nicht, aber es tommt schon," beruhigte der Wärter. ,, Soll ich ein Stück Brot besorgen?"

Der Winter fam auf die Höhe des Erzgebirges. Drunten im Thal lag Seiffen  , ein Ort der erzgebirgischen große und fleine, die einen mit Schiefer, die andern mit Holz ge deckt, niedrige Fensterchen, aber alle fauber weiß gestrichen und mit dunklen Querbalfen. Hinter einzelnen Fenstern noch Licht, denn der Tag graute erst und die Hausindustriellen mußten früh aufstehen. Mitten im Ort der Kirchturm und seitab die wie ein Finger empor geredte Effe einer Holzwaren- Fabrit. So lag der Ort da, als hätte ihn selbst das sagenhafte Riefenfräulein aus der Spielwarenschachtel gepackt und dort hingestellt.

Auf der Straße schritten in langer Reihe Spielwarenmacher da hin, Männer und Frauen, große Tragkörbe auf dem Rücken, die fie feuchend dahinschleppten. Manchmal wurde dieser Zug von einem Leiterwagen überholt, der ebenfalls, hoch mit Spielwaren bepackt, die Straße hinauf, durch den Wald und dann hinunter zur Bahnstation nach Dittersbach- Seiffen fuhr.

Heute war Liefertag; alle diese Leute, Männer und Frauen, schleppten die Holzspielwaren, die sie die Woche über zusammen­geschnitzelt hatten, zur Bahnstation. Von da gings dann mit dem Buge nach Olbernhau  , wo die großen Fabrikanten, die Verleger wohnten, welche die Ware auftauften und waggonweise in alle Welt­gegenden versandten. Sie machen schon ihr Geschäft, denn so teuer to bid in oil auch die Fracht war, mit der Spottbilligkeit erzgebirgischer Holz­Spielwaren fonnte keine Industrie der Welt konkurrieren. Nein, ich will lieber warten." Als einer der Letzten in der langen Reihe lief ein schmächtiger Schwanenmoos war wieder fort, und der Gefangene Junge. Der große Storb, den er auf dem Rücken schleppte und wartete und wartete. Und Stunde auf Stunde verging.deffen Last ihn fast zufammendrüdte, ließ ihn noch fleiner und Winther begann sich ernstlich zu ängstigen. Sollte doch schmächtiger erscheinen, als er ohnedies war. Er feuchte, während etwas Besonderes geschehen, sollte Quise trant sein? Oder!... um feine inochendürren Beine scharfer, falter Wind strich. Mit jehn Hatte der Assessor doch die Wahrheit gesprochen? Befand süchtigen Augen blickte er nach der Höhe und zählte die Schritte. feine Gattin sich in diesem Augenblick hinter den Gefängnis- Seine Hände waren blau gefroren und die Kälte schüttelte ihn. Er hatte nichts im Magen als zwei Tassen Cichorientaffee und ein paar Kartoffeln in Salz getunft. Das war die regelmäßige Nahrung all der armen Schnitzersleute hier oben. Morgens Kaffee und Kartoffeln in der Schale, mittags vielleicht Kartoffelbrei in Leinöl gebacken und abends wieder Startoffeln. Fleisch kaufte die Mutter nur für den Sonntagstisch und dann war's meist ein Hering oder Blut- oder Leberwurst vom Fleischer. Brot aßen sie weniger, und selbst die Kartoffeln waren weil's zu teuer war, Er mußte sich eilen, um mit dem Erlös der aufgezehrt. Ware nach Hause zu tommen, damit die Mutter beim Bauer wieder ein Quantum Kartoffeln holen konnte. Jeßt, wo die Kartoffeln bald aus dem Schnee herausgewühlt werden mußten, thaten die Bauern gerade, als ob die Kartoffeln Gold seien.

mauern?

"

Er flingelte wieder, und Schwanenmoos erschien wieder. Meine Frau ist doch wohl nicht " Ich weiß nichts über Ihre Frau," sagte der Schließer eilig, und seine stramme Beamtenmaste machte plöglich seine Züge steif.

Dies flang weder gemütlich noch beruhigend. Und für einen Augenblick schnürte eine erstickende Angst die Kehle des Arrestanten zusammen. Seine frühere Sorglosigkeit in Bezug auf seine Frau wurde schroff von der bittersten Unruhe abgelöst.

Ruhelos maß er seine Zelle mit langen Schritten, lange, einsame, entsetzliche Stunden hindurch.

Seine Frau im Verhör, seine Frau verhaftet! Daß dies möglich war! Daß dieses Inquisitionstribunal zu solchen Mitteln greifen konnte und durfte!

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Das neue Teftament lag auf dem Tisch. Winther hatte vor ein paar Stunden flüchtig darin geblättert. Nun fiel es ihm wieder in die Hände. Rasend schleuderte er es gegen die Zellenwand.

Ja, hier war gerade Gelegenheit zu Betrachtungen, zu milden, versöhnlichen Gedanken!

Nein, war dies wirklich geschehen... das Undenkbare, das Unerhörte, das Schändliche...!

Endlich hatte der Junge die Höhe der Straße erreicht. Eine Weile gings noch eben fort, dann sentte sich der Weg in den Wald hinein und am Berg hinab, auf die Bahnstation zu. Die Häuschen bon Seiffen verschwanden, zulegt fant auch die Kirchturmſpite hinter den Berg. Nun schritt er auf ebener und dann auf abschüssiger Straße riftig fürbaß.

Unten hörte man den Zug pfeifen, und die Lieferleute beeilten sich, zur Sation zu tommen. Der Junge ging seinen gleichmäßigen Schritt und ächzte unter dem schweren Sorbe. Als er aber umten den Zug aus der Station puffen und die Lieferleute gemächlich in den Wagen sitzen fah, da seufzte er. Bei ihm langte es nicht zum Fahrgeld; die Mutter hatte gemeint, er habe ja junge Beine, er möge mur nach Olbernhau   hinein laufen zum Spielwarenberleger.

Winther ballte die Hände und gelobte sich selbst einen Er ging auf der Straße dahin, gen Olbernhaut. Ihn hungerie, Tag der Rache, sobald er nur aus dieser verdammten Belle und der Magen schmerzte ihn, als drücke ihn beständig eine rohe war. Koste es, was es wolle! Assessor Strog sollte sein Mann Faust. Er mußte an den toten Bater denken. Wie der noch lebte, sein! Er sollte die Merkmale dieser selben, geballten Fäuste hatten sie's beffer gehabt. Er hatte in Drehwerke eine Drehstelle tragen und andre Merkmale, so wahr, wie sich ein Appell gepachtet gehabt. Dort drehte er die Schnigreifen, aus denen dann an die öffentliche Meinung als legte Instanz gegenüber dem die Pferdchen, die Schafe, die Rühe, die Soldaten, die Männchen berantwortungsfreien, unantastbaren Assessor doch noch ver­fuchen ließ, ein Appell, nüchtern, ruhig, mur Thatsachen dar­stellend, nur reflektierende Worte, die gesagt, Handlungen, die geschehen waren ohne Uebertreibung, ohne Lyrik! Winther nahm das Buch, das flatschend zu Boden gefallen war und glättete mechanisch an einem Blatt.

Sein Blick überflog dabei flüchtig ein Citat, auf das sein Auge gefallen war:

Die Rache ist mein, ich will bezahlen, spricht der Herr." Fortfehung folgt.)

geschnitzt wurden. Das Drehwerk wurde durch Wasserkraft getrieben, und wenn auch der Vater viel Miete zahlen mußte, für seine Schnitz reifen bekam er immer noch hübsches Geld, und sie brauchten das Schnigen nur nebenbei betreiben.

Jezt aber war der Vater tot und die Mutter mußte selbst zum Dreher laufen und Schnigreifen kaufen. Dann spaltete fie bis in die sinkende Nacht Tierformen ab, und er und die Geschwister mußten Und wenn sie dann sie herausschnigeln, leimen, färben, malen. endlich als Arbeit einer Woche hundert Schock nach Olbernhau  brachten, gingen fie manchmal mit gefülltem Storbe wieder heim. Die Verleger hatten genug Elendsvich" und wußten nicht, wohin damit. Dann war die Mutter froh, wenn der Krämer an der Ecke die Ware zum Tausch für einen Spottpreis annahm und Salz und Bro und Cichorien dafür hergab.