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Aber er holte im Vorüberfahren gar noch mit der Beitsche aus. „ Dummes Luder, kannste nich' ausweichen, hä?! Ihr Balasche Ternt ooch erscht uffpassen, wann'r iebergefahren seid! Hüupp!" Und der Wagen rollte weiter.
Der Junge ging seines Weges. Er kam nach Grünthal und bald daraus nach Olbernhau.
se! Ho! Der Kleine Korbträger ging erschrocken bei feite,| Kunft beruhigend lehrt- daß das Schöne, Echte und Wahre siegreich unn ein im Trabe daher kommendes Korbwägelchen vorbei zu lassen. von selbst durchzudringen und sich zu erhalten vermag. Drin saß der Flinzner- Bauer, der nach Olbernhau fuhr, breit, fett Das, meine geehrten Herren, hat auch die öftreichische Kunstund dummstolz. Ja, wenn der ihn mitnähme! verwaltung in den letzten Jahren jederzeit gethan. Sie hat sich nicht, wie ihr so häufig zum Vorwurfe gemacht wird, einer speciellen Kunstrichtung ergeben, fie hat in ganz gleichmäßiger Weise, und ich wäre jeden Moment in der Lage, dies auch attenmäßig fonstatieren zu fönnen, unfre verschiedenen Künstlergruppen in ihren Bestrebungen wertthätig unterstüßt und hierbei die Zustimmung der maßgebenden Vertreter dieser Korporationen gefunden. Die anwesenden Vertreter Heute zum Liefertag war viel Leben in der kleinen erz- unsrer hervorragenden Kunstvereinigungen haben mir dies in zahlgebirgischen Fabrikstadt. Vor den Häusern der Spielwaren- reichen Zuschriften zum Ausdruck gebracht, und ich freue mich, bei Fabrikanten hielten Leiterwagen, hochbepadt mit Holz- und Schniß diesem Anlasse ausdrücklich mich darauf berufen zu fönnen. Wo waren aller Art. In den Hausfluren und den Liefer- immer auf fünstlerischem Gebiete, bei der Veranstaltung von Ausräumen aber drängten sich die Schnitzer, Männer, Frauen und stellungen, bei der Erwerbung von Kunstwerken, bei Erteilung von Kinder. Sie standen bei ihren abgehuckten Körben und warteten, staatlichen Aufträgen, bei der Verleihung von Subventionen und daß sie abgefertigt würden. Hinter den Häusern erhoben sich die sonstigen fünstlerischen Unternehmungen Anregungen aus der Mitte Fabriken, in denen die Holzbearbeitungs- Maschinen ununterbrochen der Künstlerschaft an mich gelangt find, habe ich dieselben bereitwilligst ratterten. Aber die Fabrikanten machten doch nur die besseren aufgenommen, sie geprüft, und wenn sie, was fast immer der Fall Artikel selbst; das billige Zeug, welches zu Spottpreisen umher- tvar, für gut befunden worden sind, zur Ausführung gebracht. Nur geworfen werden mußte, ließen sie von der Hausindustrie anfertigen. auf diese Weise ist es möglich geworden, speciell den österreichischen Da müssen denn Frauen und Kinder mitarbeiten, und so war es Ausstellungen im Auslande zu einem so großen Erfolge zu verhelfen." möglich, die Ware zu so niedrigen Preisen herzustellen, daß der Das flingt etwas anders als die Berliner Tonart! Fabrikant, der dem großen Markte die Ware vermittelte, immer noch einen erkledlichen Verdienst dabei hatte.
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( Schluß folgt.)
Kleines feuilleton.
Theater.
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Lessing Theater. Jad", Schauspiel in drei Aften von Henri Bernstein . Henri Bernstein hat in Paris Erfolge gehabt. Auch im Leffing- Theater fand sein" Jad" eine freundliche Aufnahme, die im ganzen wohlverdient war. Das Thema, das sich der Autor gestellt hat, ist in sauberer und geschickter Weise, ohne gefünftelte Intriguen, ohne Effekthascherei, ohne fade Bühnensentimentalität und hohles Bühnenpathos durchgeführt. Es ist ein fluger, aber auch ein sparsamer Haushalt, der, da bei aller Sparsamkeit der Fonds des Eignen nicht zureicht, bei aller Welt fleine Anleihen machen muß. Was, wenn man bon dem äußeren Arrangement der Scenenführung abfieht, als eigentlicher Inhalt der Erfindung und Charakte ristik übrig bleibt, hätte in einer fleinen Novelle, die kaum Beachtung finden würde, Play. Die Kunst ist wesentlich nur Kunst der fcenischen Ausnügung.
Ein Unterrichtsminister über die moderne Kunst. In der Testen Jahressißung des öftreichischen Kunstrates sprach der Unterrichtsminister u. a. folgendes:" In Oestreich hat es der Unterrichtsverwaltung an verschiedenartigen und schwerwiegenden Vorwürfen nicht gefehlt. Vor allem wird ihr zum Vorwurfe gemacht, daß sie die moderne Richtung zu fehr oder gar ausschließlich begünstige. Gestatten Sie mir, meine Herren, daß ich hier diesen Vorwurf auf seine Richtigkeit prüfe. Die staatliche Kunstverwaltung hat allerdings die Moderne nicht abgestoßen; sie hat vielmehr die Enttwicklung in der Künstlerschaft, die Ihnen ja allen bekannt ist, mit Jaqueline oder, wie sie von den Freunden ihrer leichtfinnigen pflichtmäßiger Aufmerksamkeit begleitet. Niemand wird es heute Mutter genannt wird, Jack, ist in der Sumpfluft der Pariser Demileugnen können, daß wir vor eine Bewegung gestellt worden sind, monde aufgewachsen. Sie ist unschuldig", doch ohne daß sie um welche durch die ganze Welt geht und welche die Künstlerschaft der ihre Unschuld irgend welche Kämpfe auszufechten gehabt hätte. Ein ganzen Welt erfaßt und in ihren Bann gezogen hat. Die Bewegung berzärteltes Pflänzchen, glaubt sie ohne den Lurus, in dem sie aufist nicht von Oestreich ausgegangen; sie datiert auch nicht erst von gemachfen, gar nicht leben zu tönnen. Sie schämt fich dem Zeitpunkte, in welchem in verschiedenen Staaten die Secessionen für die leidenschaftlich geliebte Mutter, aber sie nimmt, entstanden sind, sondern es ist Ihnen allen bekannt, daß diese Be- was sie ihr bietet, unbedenklich ant. Die wilde Em wegung in einem viel früheren Zeitpunkte, und zwar von Frankreich vörung, in der Maupassants Yvette, als als fie die schredliche und England ihren eigentlichen Ausgangspunkt genommen hat. Entdeckung macht, sich aufbäumt, hat die schmiegsame schwache Der gegen die traditionelle Kunstübung gerichtete Ruf: Um- Jaqueline nie gekannt, der Gedanke, um durch eigne Arbeit des fehr zur Natur!", das ist zu einer aus wirklichen Bedürfnissen und Lebens Rotdurft zu erwerben, liegt ihr weltenfern. Wenn sie von wahren Empfindung hervorgehenden Kunst, mit welchem diese Be- einer Befreiung träumt, erscheint sie ihr stets nur in der Form einer ipegung einseite, ging in der Architektur von England aus, wo man reich- bürgerlichen Heirat, die ihr das alte Wohlleben, doch ohne die von jeher von Stilreinheit im kontinentalen Sinne nichts wissen Entwürdigungen und Unsicherheiten der Existenz, mit denen ihre wollte und auch den Hausrat in Uebereinstimmung mit der dem Klima Mutter es erkaufte, sichern wird. Und wie die frivolen Anträge der und dem Brauche angepaßten Bauweise in wechselnden, aber immer reichen Lebemänner, weist sie die ehrliche Werbung eines armen echt empfundenen Formen gestaltete; er tönte aus Amerifa mit seiner Bohemiens, dem sie im Herzen selber gut ist, zurück. Ihr Wunsch feden Voraussetzungslosigkeit herüber; er kam von der Genre- und geht in Erfüllung. Ein junger Mann von gutem Haus, der sich Landschaftsmalerei, von der französischen Malerschule von Barbizon , mit Haut und Haare in Jaqueline verliebt hat, bittet um ihre Hand. von den Prärafaeliten und William Morris , ihrem Apostel im Kunst- Ein richtiges Gefühl hält sie zurück; sie warnt ihn, seine Eltern in handwerk. der Provinz würden einer solchen Heirat schwerlich zustimmen, und Wir find uns immer darüber klar getdesen, daß es uns als den sie ist offen genug, ihm rund heraus zu sagen, daß das Gefühl, das Zeitgenossen unmöglich ist, ein abschließendes Urteil über den Wert sie für ihn empfindet, teine Liebe ist. Doch er beharrt und dieser Kunstbewegung und ihrer Bedeutung in der Kunstpflege zu Jacqueline macht ihren Ausflug in das ersehnte Land geregelter fällen; wie alle neuen Erscheinungen mußte auch hier eine Periode Solidität. Mit feiner Psychologie läßt Bernstein das Experiment der Gärung, jagen wir sogar einer sehr heftigen Gärung, voraus sich unter relativ recht günstigen Bedingungen vollziehen. Es ist gehen, und vielleicht befinden wir uns heute noch inmitten derselben. guter Wille vorhanden bei Jaqueline, bei ihrem Gatten Wenn aber dieser Werdeprozeß, wie seine Ausbreitung und durch- und auch bei dessen Eltern, und doch wird das Verhältnis ihr greifende Wirkung ertennen läßt, ein natürlicher war, so lag es außer zur unerträglichen Qual. Der alte Herr Rousseau , in dessen dem Machtkreise staatlicher Einflußnahme, ihn abzuhalten oder im väterliches Haus das junge Paar hineinzieht, ist bei all' seinem unSteime zu zerstören, und die Unterrichtsverwaltung durfte sich am ausstehlich selbstgefälligen Rechtschaffenheitsgerede im Grunde doch wenigsten verleiten lassen, Erscheinungen dieses turbulenten Prozesses, feineswegs ein Heuchler, auch nicht ein Pharisäer von gewöhnlichem mochten sie den ererbten Geschmad tunstliebender Kreise noch so sehr Schlage. Nur jede Spur eines freien menschlich- liebenswürdigen befremden, verwirren, verleben oder ihren Urhebern mit vorgefaßter Fühlens geht ihm ab. Alles fezt sich bei ihm in exakt paragraphierte Sympathie oder Antipathie entgegenzutreten. In der glücklichen Pflichten und Rechte um, und nie versäumt er aufmerksam zu machen, Lage, feinem persönlicher Geschmad folgen und nach diesem Maßstabe, wie gründlich er an seinem Teil dem Uebernommenen nachkomme. was schön und nicht schön ist, bestimmen zu dürfen, ist der Kunst- Jaqueline ist ein anständige Mädchen- also darf Herr Rousseau junior mäcen, der seine Privaimittel dazu verwendet, um sein Balais zu fie heiraten, hat er entschieden. Jaquelines Mutter ist keine anständige schmücken, seine Sammlungen zu erweitern. In dieser Lage befindet Frau also darf sie nicht ins Haus; jeder Verkehr muß mit sich die staatliche Unterrichtsverwaltung nicht. Sie ihr abgebrochen werden. Und so ist Bunft für Punkt in dem Promuß, unvoreingenommen und wohlwollend, die gramun wohl vorgesehen und erwogen. Wird zum Beispiel eine Vorgänge auf tünstlerischem Gebiete nicht nur Bosheit gegen Jaqueline laut, so wird er, Herr Rousseau , der allim eigenen Lande, sondern auch in der übrigen verehrte Witbürger, aufstehen und mit feierlichem Nachdruck erWelt mit wachsamem Auge begleiten, was die klären, daß er das Mädchen troß der Herkunft würdig der Aufnahme Entfaltung der natürlichen Kräfte ermöglicht, in die Familie gefunden und sich alle Anspielungen verbitte. Dafür vorkehren, jeder ehrlichen Arbeit freie Bahn hat Jaqueline ihrerseits sich eines dankbaren und schweigenden Ge ichaffen und so nach Maßgabe ihrer Mittel die Interessen der horsams zu befleißigen. Daß diese Art talter und tattlos prahlender einzelnen Künstler oder ihrer Korporationen fördern. In das fünft- Gönnerschaft die junge Frau in tieffter Seele verlegen muß, tommt ferische Schaffen reglementierend eingreifen, das tann sie nicht und ihm nie in den Sinn. Kober gab diesen Alten mit seiner selbstbraucht sie nicht zu können, darauf bauend was die Geschichte der zufriedenen maschinenmäßigen Rechtlichkeit ganz ausgezeichnet.