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Neben dem Gönnerivesen des Aten steht heimtüdische Feindseligkeit Bankrott in eine tiefe Schuld. Um den leichtsinnigen Neffen, welcher des grundverlogenen und verdorbenen Töchterleins. Die Scenen eine Wechselfälschung beging, vor dem Zuchthaus zu retten, hat er zwischen ihr und Jaqueline find außerordentlich wirkjam in ihrer den Wechsel eingelöst, nicht mit eignem Gelde, da er ja selbst nichts Steigerung. Jaqueline flieht aus dem Hause. Sie haßt die ganze mehr übrig hatte, sondern mit der Sparkasseneinlage feines Meßners. Sippe, aber ebenso wie in ihrer früheren Lage denkt sie an teine Mit diesem tiefen Schuldbewußtsein im Herzen ist er von seiner Pfarre offene Auflehnung. Da bringt ein Besuch der Mutter den Stein fortgezogen und vergrämt sein Dasein als ärmlicher Pensionist. Doch ins Rollen. Wie man ihre Mutter beleidigt, da bricht der ganze, es vintt allen noch ein gutes Ende. Der junge Schroeder, der Weib Langverhaltene Groll ihres Herzens los. Sie schleudert und Kind verlassen hatte, fehrt nach Jahresfrist als gebesserter Mensch dem Herrn Rousseau junior   ihre Verachtung ins Gesicht, zurück. Die Lebensnot hat ihn nicht beten aber arbeiten ge= und er, dessen Liebe in dem Hin und Her der Konflikte schon lehrt und diese Umwandlung giebt Gewähr für ein neues, wenn auch zerrieben und zermürbt ist, beschimpft sie. Ersay ist schnell zur bescheidenes Daseinsglück. So menschlich diese Lösung des Konfliktes Hand. Unter dem Schutze jenes armen Burschen, den sie einst liebte anmutet, wird man sich doch schwer mit der etwas melodramatischen und verschmähte und den Herr Bernstein in der Zwischenzeit vor­forglich mit 200 000 Frant ausgestattet hat, sucht sie das Weite. Der Bogel fehrt zurück, woher er aufgeflattert war.

Die Vorstellung war frisch und lebendig. Herrn Kober nannten wir schon. Meta Jäger, die die Hauptrolle reizend spielte, hatte in den Herren Winterstein und Patry zwei tüchtige Partner. Sehr gut war Clara Kollendt in der kleinen Rolle als junges Fräulein Rousseau.- -dt.

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Die Erstaufführung am Tchten Sonntag stand unter einem günstigen Stern. Die Hauptdarsteller, allen voran Haus Neuert, dann Karl Schober, Theodor Kigler, Fränzl Hilpert und das Meßnerpaar, endlich im 2. Aft auch die fidelen Kneipkumpanci - bis auf die Hauptsprecherin, die sich total temperamentlos zeigte wetteiferten um das Gelingen einer auch künstlerisch nahezu einwand­freien Darstellung, welcher das ganze Haus mit innerlich gespanntem Interesse folgte und viel Beifall zollte.­

Humoristisches.

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Wendung abfinden. Vor allem darf angezweifelt werden, ob das junge Weib, das der tolllebige Gatte damals nächtlicherweile in den Streis feiner ausgelassenen champagnerisierenden Tafelfreunde und deren Dirnen brutal gerissen hat, den ihr angethanen Schimpf jemals wird vergeben und vergessen können. Nach der ersten Fassung des Schlußattes, läßt es der Dichter denn auch zu keiner Versöhnung tommen. Die vorstehende Aenderung ist aber, wie man weiß, auf Anregung Girardis der die Rolle des Leichtlebigen zuerst in Wien  berkörperte, im Interesse einer sicheren Bühnenwirkung vorgenommen Freie Volksbühne( Leffing- Theater):" Der Tartüff  " von und nun auch so belassen worden. Aber sieht man von mancherlei Jean Baptiste Poquelin Molière. Der Name diefer bühnentechnischen Mängeln ab, so befißt das Stück doch gerade hin­unsterblichen Lustspielsatire ist zum Gattungsbegriff für alle schein fichtlich der lebenswahren Menschenschilderung, wie auch einiger Heiligen Schurken geworden. Die Differenzierung des Lebens und dramatischer Accente mehr als Durchschnittsqualitäten, die von der menschlichen Gesellschaft unsrer Zeit hat aber jenen Gattungs- Schrottenbachs Talent jedenfalls noch Vollendeteres erhoffen lassen. begriff um einige neue Spielarten bereichert. Ein moderner Tar­tüff müßte ungleich weiter und psychologisch tiefer, lückenloser gefaßt Fein, als der Molières  . Dessen ungeachtet bleibt diefer eine alle Jahrhunderte überdauernde Meisterschöpfung der Weltlitteratur und wird noch viele Geschlechter ergößen. Für die Aufführung gelten meiner Meinung nach jedoch wesentlich andre Gesichtspunkte, als bei spielsweise für eine shakespearische Komödie. Was bei dem großen Briten voller, lebenssaftiger aus dem Born größter Menschenkenntnis und gleichzeitig tiefster genialster dichterischer Intuition entspringt, erscheint bei Molière nach einer gewissen mathematischen Geseßmäßig­feit abgewickelt. Der sozusagen in Spizen" denkende Geist der alt­französischen Verssprache nach Silbenzählung, des sechsfüßichen famoses Mittel gefunden, um dem socialen Elend ein Ende zu -Ein Boltsbeglüder. Polizist: Jezt habe ich ein Jambus, welcher ein durch die Cafur bedingtes Ausruhen oder furzes Verweilen in der Mitte erfordert, find auf die Darstellung von wesent- machen: ich arretiere jeden, der keine Arbeit hat." lichem Einfluß. Die Schauspieler und Schauspielerinnen in den Anrempelung.( Ein Bauer zum andern.) Du, Zacherl, reichen prunkenden Gewändern der Epoche des sogenannten Sonnen- ist jazt dös a Majestätsbeleidigung, bal ma an Hoflatai a Batschen fönigs" Louis Quatorze   müssen sich in abgezirtelter Grazie bewegen obihaut?" und doch auch voll espritsprühenden Lebens sei. Die meisterliche Ueber­febung von Ludwig Fulda   kommt nun dem deutschen   Sprach- und Darstellungsgefühl wundervoll entgegen und so läßt sich denn auch eine dem Geiste des Molièreschen Zeitalters entsprechende Vorführung ermöglichen. Das Ensemble des Leffing- Theaters hat sie in seiner legten Sonntagnachmittag- Vorstellung gegeben. Vor allem fand die Vers Sprache eine natürliche fließende Behandlung. Emil Höfers - Gerhart Hauptmanns neues Stück: Der arme Tartuff, schmiegsam, jalbungsvoll in Erscheinung und Sprechweise, Heinrich" hatte bei der Erstaufführung am Wiener   Burg­als brünstiger Anbeter, als heuchlerischer Freund, als racheschnauben Theater einen starken Erfolg. Die Neue Freie Presse" schreibt: der Egoist, endlich, als er entlarvt ist, in ein Nichts zusammenfinkend, Nach dem zweiten Aft ging ein so gewaltiger Beifallssturm durch darf sich fraglos den besten Leistungen beizählen. Sehr gut waren das ganze Haus und der anwesende Dichter wurde so oft vor den bann Carl Waldo w als Orgon, Lore Jona als zäh an Tartüffs Vorhang gejubelt, daß man glauben konnte, der Abend lasse sich zu Inantastbarkeit festhaltende Pernelle, Margarethe Albrecht als einem ganz ungewöhnlichen Erfolge an. Die Entwidlung entsprach rjolutes Kammermädchen Dorine und Joseph Klein als Cleant. nicht ganz der Erwartung. Es wurde zwar im Laufe des Abends Laura Heuser( Marianne) und Eduard von Winterstein   noch sehr viel gejubelt und gejohlt, auch wollte man den Dichter ( Waler), boten in der kleinen Schmollscene Ergößliches, Grete immer und immer wieder sehen, es war aber doch leicht zu Meyer( Elmire), Willy Grunwald  ( Tamis) und Julius spüren, daß der große Lärm mehr eine Ovation für die ver­Teppe( Loyal  ) zeigten sich vortrefflich in einzelnen Momenten.ehrte Person des anwesenden Gastes war, mehr dem Meister Das Zusammenspiel griff lobenswert in einander: Alles im allem als seinem neuen Werke galt. Und wie immer, geschah es auch dies­eine abgerundete Aufführung, die dem Publikum wirkliches Bergnügen mal: der allzu vorlaute Applaus reizte nicht selten zum Widerspruch. Alles in allem möchten wir aber doch den Ausgang des Abends als einen bedeutenden Erfolg tagieren. Die Buch ausgabe des Stüdes ist soeben bei S. Fischer in Berlin   erschienen.- -Das dunkle Thor", ein neues Schauspiel von Felix Philippi  , geht am 10. Dezember erstmalig im Schauspiel­hause in Scene.

bereitete.

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Notizen.

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( Simpliciffimus.")

Dr. Martin 3idel und Erich Paetel übernehmen am 15. d. M. das Bunte Theater in der Köpnickerstraße. Die Bühne soll noch im Laufe dieses Winters in ein regelrechtes Theater umgewandelt werden.

Oscar Wilde's Stück Salome" wird am 19. De­gember im Stuttgarter   Hoftheater aufgeführt. Gertrud Eysoldt   spielt die Titelrolle.

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elle Alliance Theater( Münchner   Ensemble- Gastspiel: Die Saroederischen". Bürgerliches Volksstück in 3 Aften von Haus Schrottenbach. Wieder ein neues Wiener   Volksstück und ein neuer östreichischer Autor, für dessen Bekanntschaft wir den Müchnern gern Dant wissen! Denn nicht die ihm vor Jahresfrist zu tei: gewordene Auszeichnung mit dem Raimund- Preis ist das Bestech­fiche, sondern fein gesundes starkes Talent, welches mit erfreulicher Selbständigkeit in Anzengruberschen Bahnen wandelt. Die ethische Idee, daß auf der seelischen Harmonie zwischen Eltern und Kindern wie auf der ehrlichen tüchtigen Arbeit das Glück der Familie und der innern Persönlichkeit beruht, durchzieht als leis mahnende Grund­stimmung das Ganze. Im Hause des Großindustriellen Bernhard Ein fünfaktiges Dialektdrama Der Prophet" bon Schroeder sehen wir hiervon das traurige Gegenbild aufgethan. Gustav Stostopf fand bei der Premiere im Stuttgarter  Schroeder ist das Prototyp des Hartherzigen Egoisten, des profit- Stadttheater eine freundliche Aufnahme. gierigen Spekulanten, der alles, was seiner Absicht dienen muß, sei es- Die Vereinigung Die Kunst im Leben des die tote Materie, sei es die lebendige Straft seiner Arbeiter, lediglich Kindes" veranstaltet am 13. Dezember, abends 8 Uhr, im als Rechenerempel, als Spese" behandelt. Für nichts anderes hatte Bürgersaale des Rathauses ihren dritten Vortragsabend; er Aug' und Ohr, um seinen Sohn fümmerte er sich nicht. So wurde Wilhelm Spohr   wird über Neue Bilderbuchhumst". der, obzwar nicht grundschlecht in seinem Wesen, ein Lump, der das C. 2. A. Prezel über Jugendlektüre" sprechen. Eine Erbteil der Mutter in leichtfüßiger Gesellschaft vergeudet und auch Ausstellung der von den Referenten empfohlenen Bücher ist eine den Ruin des Vaters beschleunigt. Denn Schroeder vergaloppiert Stunde vor Beginn des Vortrages zu besichtigen. Der Eintritts­fich in seinen Gewinnspekulationen, nicht einmal, sondern oft und Rud preis für Nichtmitglieder beträgt 50 Pf.- auf Ruck. So bricht sein Geschäft zusammen, und in geistiger Ver­blödung schleppt er die Tage des Alters dahin. Aber auch seinen eignen Bruder, einen Landpfarrer, der in edelster Menschlichkeit stets sein Alles an die Armen und Bedrängten hingegeben, verstrickt der Berantwortlicher Redakteur: Carl Leid   in Berlin  . Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW

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Die Neue Gemeinschaft veranstaltet die nächste größere Festlichkeit am 7. Dezember, nachmittags 4 Uhr in ihrem Heim, Schlachtensee, Seestraße 37. Der Zutritt ist nur auf Einladungs­karten gestattet.