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geweiht waren. In der Ferne auf der Hochebene lag noch| Sprengtechnik eine größere Rolle spielen wird, wenn auch die dahin Nebel, dort herrschte noch Dämmerung. gerichteten Versuche bisher nur geringen Erfolg hatten. Alerander ging schnell über die schwarzen, frisch nieder­Die hauptsächliche Bedeutung der flüssigen Luft für die Technik gebrannten Wiesen und dachte darüber nach, wo er Wrony besteht darin, daß sie ein Mittel abgeben soll, reinen Sauerstoff dar suchen sollte. Das Pferd war wahrscheinlich zur Herde ge- welchem neben verschwindenden Spuren andrer Gase ein wenig zustellen. Bekanntlich ist die Luft ein Gemisch mehrerer Gase, in laufen, es hatte Sehnsucht bei seiner schweren Arbeit nach dem Wasserdampf und Kohlensäure, dann aber vornehmlich Sauerstoff ungebundenen Steppenleben empfunden, und die Steppen-( etwa 1) und Stickstoff( etwa 4) enthalten sind. Auch die pferde waren nach fernen Weidepläßen weitergezogen, wohin flüssige Luft stellt ein Gemisch von Sauerstoff und Stick­das Feuer nicht reichte, das man häufig in der Nähe der stoff dar. Wie aber aus einer Mischung von Alkohol und Häuser ansteckte, um das herbstliche Gras niederzubrennen. Wasser der Alkohol schneller verdampft als das Wasser Es war also nicht leicht, das Pferd wiederzufinden. und die Mischung daher beständig wasserreicher wird, so In den Ansiedelungen, an denen er vorbeikam, schlief rajcher als der Sauerstoff, so daß die Flüssigkeit stets fauerstoffreicher verdampft aus der flüffigen Luft der Stidstoff bedeutend alles noch, er konnte also nicht um Rat fragen. Uebrigens wird und bald weit eher den Namen flüffiger Sauerstoff als flüssige traute er ihnen nicht. Nur in Tojs Jurte wollte er für einen Luft verdient.

ihn wedelnd.

Als er die Thür der Jurte öffnete, sah er Toi, die das Feuer ansteckte. Bei seinem Anblick verschwand sie im dunfelsten Winkel.

Augenblick gehen, da er im Vorbeigehen die Thüre knarren Sauerstoff aber ist das Lebenselement in unsrer Luft, er unter­hörte, auch glaubte er jemand zu sehen. So sprang er über hält den Atmungsvorgang aller organischen Wesen, er ist auch der den Zaun und scheuchte einen Ochsen auf, der mit großem Stoff, der bei jeder Verbrennung notwendig ist. Daraus erkennt Holzringe in der Nase mitten im Hofe lag. Das Tier man, wie wichtig für die Hygiene es sein muß, reinen Sauerstoff schnaubte laut, richtete sich auf, spitzte die zottigen Ohren und bequem zu erhalten; ebenso muß jede Industrie, in welcher man es mit sah ihn an. Auch die Hunde erkannten ihn und begrüßten Verbrennungen und hohen Temperaturen zu thun hat, ein großes Interesse an reinem Sauerstoff haben. Kann man diesen statt der gewöhn trächtlichen Wärmemengen, welche ganz überflüffigerweise auf die lichen Luft den Flammen zuströmen lassen, so spart man die be­Erhigung des Stickstoffes verwendet, vom ökonomischen Gesichtspunkte aus geradezu vergeudet werden. Die Heizungs- sowie die Beleuchtungs­industrie würden daher em nicht zu teures Mittel, reinen oder doch Das Mädchen antwortete nicht, aber der alte Stefan erheblich reinen Sauerstoff zu erhalten, mit Freuden begrüßen. Die ftedte den Kopf hinter dem perkalnen Vorhang heraus. Hoffnungen, die man an das Lindesche Verfahren zur Verflüssigung Was willst Du? Was kommst Du des Nachts? Wer der Luft knüpfte, haben sich in dieser Hinsicht nicht erfüllt; doch ist Dich nicht fennt, kann glauben, daß Du Vieh stehlen oder in in allerjüngster Zeit von Professor Pictet ein andres Verfahren die Speisekammer einbrechen willst. Kommst von der Jagd? angegeben worden, das vielleicht eher zum Ziele führen wird. Bist verfroren? Viel Enten geschossen?"

,, und der Vater? Schläft er noch?"

" Ich hab' keine Zeit zum Jagen, mir ist ein Unglück

schehen

Plötzlich kam ihm ein Gedanke.

ge­

Indessen ist die Frage nach der technischen Verwertbarkeit neuer untergeordnetem Intereffe. In die Augen springend ist allerdings Entdeckungen und Erfindungen in der Wissenschaft doch nur von nur die technische Anwendung, und für das große Bublifinn ist diese daher fast allein ausschlaggebend, wo sie fehlt oder zu fehlen scheint,

Hör', Stefan, vermiet mir Deinen Ochsen für heute wird häufig kaum Kenntnis von einer Entdeckung genommen. Und

zum Pflügen."

Zum Pflügen? Und Dein Pferd?"

"

,, Das Pferd ist fortgelaufen."

Fortgelaufen! Allein oder wie?"

Der Jafute blieb auf dem Rand der Kissen sitzen jah ihn aufmerksam an.

Soo!

und

Und was hat denn Kapiton gestern bei Dir ge­macht? Er war doch da?"

"

Gewiß! Was geht's Dich an? Uebrigens Du wirst's schon wissen und frägst nur unnüz. Vermiet' mir lieber Deinen Ochsen." Das geht nicht so leicht. Wir find arme Leute und haben mir einen Ochsen. Du wirst ihm noch was anthun. Bist doch nur gewohnt, auf Pferden zu reiten, und wer weiß, ob Du mit Ochsen umzugehen verstehst.. Warum bittest Du uicht Kapiton um ein Pferd? Er hat welche und wird Dir gern eins geben

"

" Ich bitte Dich und Du schickst mich zu einem andren! Wir haben doch bis jetzt gute Nachbarschaft gehalten und das war Dein Schaden nicht. Wenn ich heute nicht pflüge, picken mir die Krähen das Getreide auf. Bis ich ein Pferd bekomme, dauert's lange; und wer weiß, wo ich meines suchen soll.. Im Walde ist Wasser und Sumpf.."

( Fortsetzung folgt.)

flüssige Luft.

( Nachdruck verboten.)

Von der flüssigen Luft ist in den letzten Jahren recht häufig die Rede gewesen, vielfach ist dieser merkwürdige Stoff einem größeren Bublifum vorgeführt, seine Eigenschaften gezeigt worden, weiter hat man auch in technischen Zeitschriften phantastische Artikel über die Zukunft dieses Materials veröffentlicht, von wo sie ihren Weg in die Tagespresse fanden und zu den abenteuerlichsten Spekulationen Veranlassung gaben. Da sollte die flüssige Luft ein neuer Spreng­stoff von ungeahnter Furchtbarkeit sein, der gerade deswegen auch geeignet ist, die Triebfraft für Motoren zu liefern, die er auf eine wesentlich neue Grundlage stellen würde, usw. ins Endlose.

doch ist es gerade die Förderung richtiger Einsicht in den Zusammen­hang aller natürlichen Erscheinungen, welche allein auch unsre Herr­schaft über die Natur begründet, in letzter Linie ist ein Ausbau der die Technik ohne erweiternde beständig sich Wissenschaft gar nicht möglich. Aus uninteressierter Forschung sind überall die­jenigen Erkenntnisse erwachsen, die später der Technik die Anknüpfung und Entwicklung ermöglichten.

Auch auf dem Gebiete der flüssigen Luft ist es nicht anders gewesen, und gerade heute erscheint es passend, an die Anfänge dieser Entwicklung zu erinnern find es doch gerade 25 Jahre her, seit es zuerst emsigen Forschern gelungen ist, in der Stille ihres Laboratoriums die Luft oder vielmehr ihren wichtigsten Bestandteil, den Sauerstoff, zu zwingen, vor ihren Augen sich zu einer Flüssigkeit zu verdichten.

ständen eristiert, in denen sich die Materie uns zeigt, wußte man Daß ein engerer Zusammenhang zwischen den verschiedenen Zu­bereits seit sehr langer Zeit. In der ersten Hälfte des 19. Jahr­hunderts gelang es, Stoffe, die man bis dahin mur als gasförmig gekannt hatte, in flüssigem Zustande darzustellen. Changas, Schwefel­wasserstoff, ferner schweflige Säure, Chlor, Kohlensäure und andre Gafe wurden verflüssigt; das Mittel hierzu war die Anwendung hoher Drucke bei gleichzeitiger starker Abkühlung. Schließlich blieben mur sechs Gaſe übrig, die sich niemals flüssig zeigten; es waren das Sauerstoff und Stickstoff, welche unsre Luft bilden, sowie Wasserstoff, Kohlenorhd, Stidoryd und Grubengas. Bei 30 Grad Kälte wurden diese Gase immer stärkerem Drucke ausgesetzt, man steigerte ihn bis zu 2700 Atmosphären, d. h. auf jeden Quadrat­centimeter wurde mit einer Kraft von 2800 Kilogramm gedrückt umsonst, diese Gase zeigten keine Spur von Verflüssigung. Sie er­hielten daher den Namen der permanenten, d. i. der beständigen Gaſe, und es setzte sich die Ueberzeugung fest, daß sie überhaupt nicht flüssig werden können, daß hier eine besondere Konstitution der Materie fich zeige, durch welche diese Stoffe von andren ihnen scheinbar ähnlichen durchaus verschieden seien.

Juzwischen regten die mechanische Wärmethorie und ihre Erfolge zu weiterem Studium der Gase an; nach langen Untersuchungen fam ma im Jahre 1870 zu folgendem Ergebnis: Für jedes Gas existiert eine Temperatur, oberhalb deren es nicht flüssig wird, wenn man auch noch so hohen Druck anwendet. Wird Kohlensäure 3. B. auf mehr als 31 Grad erwärmt, so wird sie ebenso wenig flüssig wie Luft, selbst wenn man sie unter einen Druck von 1000 und mehr In Wirklichkeit ist die flüssige Luft erheblich harmloser. Aller- Atmosphären bringt. Diese sogenannte fritische Temperatur ist für dings hat sie ein starkes Bestreben, wieder in den luftförmigen Zu- die verschiedenen Stoffe ganz außerordentlich verschieden. Für Wasser stand überzugehen, und wenn man sie etwa in einem geschlossenen beträgt sie beispielsweise 364 Grad. Wird Wasserdampf Gefäße stehen lassen wollte, würden sich darin sehr bald Dämpfe, noch über diese Temperatur hinaus erhigt, Το bleibt d. h. luftförmige Luft von einem ungeheuren Drude entwickeln, die er auch bei den höchsten Druden immer ein Gas, ein. Sprengen sehr fester Gefäße in den Bereich der nahen, keines- wie die Luft; bleibt man aber unter dieser Temperatur, wegs harmlofen Wahrscheinlichkeit rücken. Läßt man die Luft so wird er bei um so niedrigerem Druck sich als Wasser nieder­aber in offenen Gefäßen an der freien Atmosphäre stehen, schlagen, je tiefer die Temperatur liegt, ja, unterhalb 100 Grad 10 fann alle verdampfende Luft bequem entweichen und wird Wasserdampf schon bei dem gewöhnlichen Druck einer Atmosphäre eine Erplosionsgefahr niemals eintreten. Immerhin kann nicht flüssig.

bestritten werden, daß die flüssige Luft vielleicht noch einmal in der Die Erforschung der kritischen Temperaturen gab einen Finger­