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gnädigen Frau

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Das schlechtgezimmerte Stüd wurde in der Hauptsache recht hübsch gespielt. Richard Tauber war ein würdiger Pfarrherr, pastoral und doch wieder schlicht und einfach im Zone, Josef Giampietro machte aus dem schemenhaften Baron, was besten­falls sich daraus machen ließ eine halbwegs amusante Bossenfigur. Sehr lebendig wirkte Claudius Merten in der Rolle des alten Erdmann, der bestgezeichneten des Dramas, und Leopold Turner als notgebeugter Landarbeiter. Das Publikum klatschte Beifall, der letzte Aft schien ganz besonders zu gefallen.

Medizinisches.

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Wie kann ein Gartenbefizer seine Pflanzengelvächse vor diesem und Freund den Ahnungslosen warnt. Als Hansen nach der Be­Frostschaden beschüßen? Antwort: Teils direkt durch Schutzmittel an endigung des Prozesses zurückkehrt, stößt er natürlich auf verschlossene den Pflanzen, teils indirekt durch zweckmäßige rationelle Stultur, Thüren. Baron und Probst sind glücklich, den unbequemen Mahner welche die Pflanzen gesund erhält und sie somit widerstandsfähig auf so billige Weise losgeworden zu sein. Das Pfarrhaus soll vers macht gegen atmosphärische Einflüsse. Unfre Obstbäume können schlossen, die Predigt in der Kirche ihm verboten werden. Dies ist wir vor Frostschaden durch Einbinden des Stammes mit Schilfrohr der große Augenblick für die Baronin. Sie erklärt, sie werde oder Stroh schützen. Gerade der Winter 1900/01 hat so recht ge- Hansen ein neues Haus, eine neue Kirche bauen lassen! Im zeigt, wie die Stämme erfrieren, um später im Sommer aufgu- Schlußalt großes Massenbild. Hansen predigt der Gemeinde springen. Diese Frostwunden befinden sich alle auf der Südwestseite unter freiem Himmel und kündet die rettende That. Be­der Stämme und nehmen nach oben zu ab. Diese Lage erklärt sich geisterter Choralgefang: Nun danket alle Gott ", dann finkt aus der verderblichen Einwirkung der Sonne an hellen Wintertagen. Der Vorhang. Die Stämme sind bei hohen Kältegraden während der Nacht gefroren Der Reformpastor siegend durch das Geld der und werden tagsüber bei Sonnenschein stark erwärmt. Auf der dreht sich die Tendenz ihm zu blutiger Parodie. ohne daß Herr Möller etwas davon merkte, ver­Südseite ist die Erwärmung am stärksten, deshalb auch die Unter­schiede in den Temperaturen, die je näher am Boden, umso größer werden. Dieser Wechsel zivischen Kälte und Wärme binnen vier­undzwanzig Stunden ist äußerst verderblich und bewirkt fast aus: schließlich das Erfrieren der betreffenden Pflanzenteile. Gerade bei jungen Obstbäumen, namentlich bei Kirschbäumen, ist das Einbinden der Stämme nur anzuraten. Bei frisch gepflanzten Bäuinen empfiehlt es sich, den Boden mit Dünger zu bedecken, damit der Frost nicht direkt die Wurzeln trifft. Von Spalierbäumen find es die Pfirsiche und Aprikosen, die eines Schutzes bedürfen, wenn sie nicht erfrieren sollen. Man deckt sie, je nach den Verhältnissen, mit Schilf rohr oder Tannenästen. Die Rosen bedürfen im Winter fast aus­ck. Ueber das Wesen der Schlafkrankheit bringt nahmslos einer guten Schutzdecke. Sie sind am besten geborgen, der Bericht einer englischen, zur Untersuchung derselben ausgesandten tvenn man sie hohl und trocken eindeckt. Erdbeeren und bessere Stommission bemerkenswerte neuere Mitteilungen. Britisch- Ost­Stauden sind besonders dankbar für eine geringe Schuhdecke. Feinere afrika , ein Gebiet von einer Million englischer Quadratmeilen mit Ziergehölze sind stehend leicht einzubinden, oder man macht leichte einer Bevölkerung von Millionen wird von der geheimnisvollen Schutzbanden, z. B. für Rhododendron, pontische Azaleen usw. meisten haben in dem kalten Winter die Nadelhölzer gelitten, und schwer bedroht. Dr. G. E. Low, der mit Dr. Castellani und Dr. Am Schlaffrankheit, die schon großen Schaden in Uganda angerichtet hat, zwar weniger infolge hoher Kältegrade, als vielmehr unter der Christy zur Untersuchung der Krankheit nach Uganda ausgeschickt Wirkung der Sonnenwärme. Will man derartige einzelne Exemplare schützen, so ist eine solche Vorrichtung zu treffen, daß sie die Sonne war, ist jetzt nach England zurückgekehrt. Ihr Bericht schildert die nicht trifft. Namentlich wo scharfe Winde um Ecken streichen, ist wütet seit vier Jahren in Uganda , und Dr. Low schäßt, daß 70 000 besorgniserregende und fortgesette Verbreitung der Krankheit. Sie dieser Schutz nötig. Man hüte sich aber vor zu dichtem Schuh und Eingeborene daran gestorben sind, die Mehrzahl davon in den letzten zu zeitigem und plöglichem Entfernen. Der Wein wird einfach beiden Jahren. Wie die Krankheit nach Uganda tam, kann nicht niedergelegt und mit Stroh oder Mist bedeckt; dies genügt. Dankbar genau festgestellt werden; aber sie ist in Portugiesisch- Westafrika erweisen sich auch für geeigneten Schutz der Spinat und Winter- häufig und kann über den Kontinent gekommen sein. Nicht weniger falat. Hier ist das Tannenreisig als bestes Deckmaterial zu empfehlen, als 15 000 Eingeborene sind jetzt davon befallen, und die Krankheit da es keinerlei Fäulnis verursacht und ebenso luftig wie reinlich ist thatsächlich immer noch todbringend. Ueberdies nimmt die Krank­heit in den neuen Gebieten an Bösartigkeit zu. Die Eingeborenen find so erschreckt, daß sie von einem Platz zum andern ziehen, und Die Schlaffrankheit bekundet sich Neues Theater. Pastor Hansen", Schauspiel in große Gebiete bleiben unbebaut. 5 Aufzügen von Ernst Möller. Man begegnet ihm jetzt öfters die so unbedeutend ist, daß die Eingeborenen sie eher als ein andrer, zuerst in einer leichten Veränderung im Geisteszustand des Opfers, in der Litteratur: dem Typus des aufrechten, freidenkenden, mit einem Tröpfchen focialen Dels gefalbten Pastors, den sein Gewissen felbst ein europäischer Arzt bemerken. Sie ergreift beide Geschlechter in Kämpfe mit der offiziellen Gesellschaft und einer von Gott ein- und jedes Alter. Dann wird der Patient schwermütig und schließlich gesetzten hohen Obrigkeit hinein treibt. Natürlich darf der Protest ganz blöde; er hat einen schweren Blick und Anschwellen der Lippen. nicht unbescheiden werden. Diese Pastoren in Romanen und Es entwickelt sich eine Abneigung gegen die Arbeit; der Kranke liegt Dramen sollen sympathische Empfindungen erwecken, ihre Liebe für Lethargie als Schläfrigkeit ist das äußere Zeichen. Es folgt Zittern umher und nimmt immer weniger Nahrung zu sich. Eher eine Art die Armen und Unterdrückten muß also wohlanständiger Art, der Arme und der Zunge, und schließlich verfällt der Kranke in einen d. H. vor allem rein von dem Verdachte socialdemokratischer Gesinnung schlaffüchtigen Zustand, der mit dem Tode endet. sein. Ein sanftes national- sociales Rosarot nimmt sich als Hinter- Stommission begab sich nach Entabbe, dem Sitz der Regierung in Die ausgesandte grund am allerbesten aus. Um jeden Zweifel auszuschließen, liganda auf der Westseite des Viktoria- Sees, und brachte dort fünf murmelt denn auch Pastor Hansen schon im ersten Aft, Monate mit dem Studium der Krankheit zu. als die Rede auf den Kampf der Konservativen und Social- ein besonderes Krankenhaus errichtet, das für sechszehn Stranke ein­Die Regierung hat demokraten kommt, etwas von Füchsen und Wölfen und giebt im gerichtet ist. Dort behandelten die drei Aerzte die Kranken mit ver zweiten Afte vor dem erbosten Junker, der ihn einen Socialisten schiedenen Mitteln, aber ohne eine Heilung zu finden. Sie konnten tituliert, die feierliche Erklärung ab, nach einem gründlichen Studium des Socialismus habe er den Zukunftsstaat" in feiner Nichtigkeit Dr. Castellani, der batteriologische Untersuchungen angestellt hat, nur das Leben der Kranken, die schließlich doch erlagen, verlängern. erkannt und darum sei er auch kein Socialist. Hierüber beruhigt, weilt noch in Etabbe, und man hofft noch, daß es ihm gelingt, den fann man sich gemütvoll freuen, wie tüchtig er dem leuteschinderischen, Krankheitsfeim zu finden. Die Krankheit ist nach Dr. Low ein feudalen Großagrarier die Leviten liest. Der Herr Baron bekommt nervöses Leiden, das aus einer Entzündung des Gehirns und der es ordentlich und zieht am Schlusse mitsamt dem bösen Probst, dem Gehirnhäute besteht, ähnlich der gewöhnlichen Hirnhautentzündung; Mann des Konsistoriums, als ein Geschlagener aus dem Kampfe heim. aber die bei dieser übliche Behandlung hat sich als nublos er­In der Wirklichkeit wäre es wohl anders gekommen, und Pastor wiesen. Hansen hätte, aus dem Beruf herausgejagt und boykottiert von allen Seiten, dann wohl Muße gefunden, sein Studium von neuem und diesmal vielleicht mit etwas weniger Naivetät und etwas ein­dringlicherer Logif, geschult durch die Erfahrung, aufzunehmen. Das Rosa hätte sich in ehrliches Rot verwandeln können. Doch auf, daß das Gute siege, giebt es neben dem Baron eine vieledle Baronin. Man sieht ihr ihren Edelmut in den ersten Akten nicht an, wo nur einige banale Elogen über die wunderschönen Predigten des Herrn Pastors dem Gehege ihrer Zähne entfliehen, aber um so er­schütternder ist dann die unverhoffte Seelenoffenbarung.

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Theater.

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Wie im Guten, so liebt auch im Bösen der Verfasser die Ueber­raschung. Wer hätte es der Frau Pastorin nach den paar Worten, die man von ihr hörte, zugetraut, daß sie im dritten Afte Knall und Fall mit dem Verwandten des Barons durchgehen würde? Aber sie thut es, das leichtsinnige Geschöpf! Und eben wie Hansen den Ab­fchiedsbrief der Treulofen gefunden und seinen Schmerz ausstöhnt, tritt der Probst ins Zimmer. Er soll ihn, gegen den Denunziationen eingelaufen sind, vor die Kirchenbehörde laden. Man ist an maß­gebender Stelle höchst unzufrieden mit dem neuen Pastor. Zur Freude des listigen Leisetreters sich Hansen gleich bereit, aus Gewissensgründen", so lange bis er seine Scheidung durchgesezt haben wird, das Amit niederzulegen. Vergebens, daß der biedere Christoph Erdmann, der alte, derbfrische Amtskollege Verantwortlicher Redakteur: Carl Leid in Berlin . Drud und Verlag:

Notizen.

Helden", Komödie in drei Aufzügen von Bernard Shaw , wurde für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg angenommen.

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-Haus Kößlers Oper Münzenfranz" wurde bei der Erstaufführung im Straßburger Stadt- Theater mit vielem Beifall aufgenommen.

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Franz Lehars neue Operette, Der Rastelbinder " hatte bei der Erstaufführung im Wiener Carl- Theater einen großen Erfolg. Was die Kinder singen. In der Gegend von Bitter­ feld in Westfalen sangen die Schulkinder am Grabe eines Schäfers die merkwürdigen Worte: Sie fressen Wachs an seinem Grabe." Es war der Refrain des Liedes. Später fragte ein Kor­respondent der Münchener N. Nachr." einmal einen dortigen Kantor oder Lehrer, was denn das für ein merkwürdiges Lied wäre, worauf ihm die beruhigende Erklärung wurde, es hieße in dem Liede: Cypreffen wachsen an seinem Grabe". Die großen Schul­finder lernen und fingen das Lied richtig, doch schließen sich bei den Beerdigungen im Orte auch Kleinere Kinder den Sängern an, die die Worte dann nachfingen wie sie es eben hören und verstehen.- Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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