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wieder, ich soll schneidern? Die Mutter Das mutet mir mein Sohn zu, daß ich Na, Mutter, Du verstehst es doch und wenn Du für' n Geschäft

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Aber Mutter, es bringt wenigstens Geld und wenn dann Hanna in Stellung ginge...

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Ach so, das heißt genießen. Es ist ja ungefährlich. Schußleute zu Hunderten halten Bache  , jederzeit bereit, einen allzu fecken Lustig- recte sich in die Höhe. macher festzunehmen. In statuarischer Größe und lassischer schneidern soll. Ruhe thronen auf hohen Gäulen die Reitenden  ". Die animierten Bassanten interviewen die Pferde, welche die Aufdringlichen aber mit Blusen nähst Ich soll schneidern!" rief die Mutter. Es ist unerhört! Ich stummer Verachtung strafen. Die Cafés, Bräus, Bars find geschlossen wie in einer belagerten Stadt. Man fürchtet die soll schneidern! Ich bin doch kein gewöhnliches Weib, ich bin doch Granaten dieser Vergnügtheit. Die Dirne knufft die Dame der' ne Beamtenfrau. Gesellschaft; sie läßt es sich mit einer Art spottender Herablassung gefallen und freut sich ihres Mutes. Im Schatten der Häuser aber, in den Thorwegen, an den Schaufenstern siehen, zahllos, bleiche un Heimliche Gestalten, ganz jung, fast wie Knaben noch. Um den Hals tragen die Burschen bunte Tücher, auf dem Kopf die Kapitänsmüßen der Automobilisten. Zerwühlt wie von der Verkommenheit der Jahr­Kein Lachen, ja kaum ein Leben taufende find ihre Mienen. schimmert auf diesen jungen Gefichtern. Sie starren ins Gewühl als warteten fie auf irgend etwas Entsetzliches. Dort drüben wird Er wehrt sich, flucht, kreischt, wird aber über­jemand verhaftet. wältigt und forttransportiert. Da werden die bleichen Burschen, die Geschöpfe hungernder Nacht, lebendig. Im Nu bilden sie das Gefolge des Verhafteten und zwischen den trunkenen Neujahrsgrüßen tönen grelle Pfiffe.

Beluftigt bleiben die Gutgekleideten stehen. Hei, man erlebt etwas in der Silvesternacht! Und sie grinsen über das Spelunken­gejohl der furchtbaren Ankläger, die plöglich aus der Finsternis der tiefsten Lasternot in den Glanz des üppigen Daseins emporgetaucht Joc. jind.... Alle Menschen werden Brüder!

Kleines feuilleton.

dr. Der Unterschied. Die Weckeruhr zeigte die fiebente Abend stunde. Ihr leises Ticken war der einzige Laut, der hörbar wurde in dem kleinen Zimmer.

Ein seltsames Zimmer. Eingerichtet mit jener schäbigen Eleganz, die etwas vorstellen möchte und es nicht mehr kann, weil ihr die Mittel dazu fehlen. Dunkle Portieren deckten die Fenster, sehr schwer und gefällig gerafft, aber in den Falten voller Mottenlöcher. Die grüne Plüschgarnitur war zerschliffen. Das Bett in der Ecke paßte wenig zu dem Salonschrank, auf dessen, freilich auch schon aus­geschwister Platte, Brotforb und Schmalzbüchse standen.

Alles in allem eine sehr heruntergekommene Pracht. So heruntergekommen sehen auch die Beiden am Tisch aus: eine ältere Frau und ein junges Mädchen von etwa achtzehn Jahren. Die Mutter häkelte Buppenkleider, vor der Tochter stand ein Karton mit Badepuppen, über deren nadte Körper fie die roten Häkelkleidchen 30g. Sie sah verdrossen drein und in der Art, wie sie die Puppen warf, lag ein verbissener Groll.

" Hanna, willst Du nicht den Tisch decken?" sagte die Mutter. ,, Ernst muß gleich hier sein."

Bloß noch das Dutzend Puppen, Mama."

" Ach, wohl als Ladenmädchen?" Hanna fam eben zur Thür herein. Das wär ja Dein Spaß, damit meine Bekannten mich auslachen." Laß sie lachen, wenn Du Geld verdienst..."

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Ich werde als Ladenmädchen gehen." Hanna sezte die Teller auf den Tisch, daß sie flirrten. Du hast wohl gar kein Anstands­gefühl mehr; man muß doch seine Würde wahren."

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Die wahrst Du Dir wohl bei Deinen Puppen und bei der Bettelei bei unsern Verwandten."

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Aber Ernst, das ist ja einfach ein Skandal! Jeht wirfst Du uns auch noch vor, daß wir Geld borgen müssen. Ich kann doch nichts dafür, daß Dein Vater nicht gespart hat, er hätte' n Vermögen sparen sollen

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" Das hätt er nur sollen, bei unsern zwei Dienstmädchen und der großen Wohnung für dreihundert Thaler." In Ernsts Stimme zitterte es wie Spott. Die Mutter und die Schwester schrieen gleichzeitig auf:" Das ist ja empörend, jetzt wirfst Du mir auch noch die Dienstmädchen vor." Die Mutter schluchzte. Das war doch nicht etwa zu viel, daß ich zwei Dienstmädchen hatte!"

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Wenn wir sie nur jetzt noch hätten," sagte Hanna, dann brauchte ich nicht so viel ordinäre Arbeit zu machen.

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Nun, was machst Du sie denn? Geh doch und such' Dir' ne Stellung, und wenn dann Mutter noch nebenbei schneidert, hat die Hungerei und' s Schuldenmachen mit einemmal ein Ende."

Ernst versuchte einen überredenden Ton. Allein Hanna warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Na ja, natürlich, ich weiß nicht wie Du bist! Nein, mein Lieber, ich bleib' bei meinen Puppen. Da durch unterscheidet sich ja der feine Mensch vom gewöhnlichen. Der Gewöhnliche macht alles, bloß um Geld zu kriegen, der feine hungert und wahrt seine Würde."

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- Die Schildpattgewinnung auf Madagaskar   ist, wie sie die Eingeborenen betreiben, für den Fang auf Beobachtung der Gewohnheiten und der Bünktlichkeit im Erscheinen der dortigen Karettschildkröten begründet. Sie werden nämlich beim Eierlegen, wozu fie gern decoupierte Ufer, Buchten und versteckte Stellen aber offene, sandige Küsten aufsuchen, überrascht. nicht Schildkröte kommt das erste Mal an den Strand, Die um die Gelegenheit auszutundschaften. Sie ist dabei schwer zu fangen, aber der Fischer, der ihre Spur im Ufersande gefunden hat, weiß, daß sie nach 12 bis 15 Tagen wiederkommen wird, um an dem Drte, den sie damals erkundet hat, ihre Eier ab­

" Dann wird's wieder Sieben und wenn der Junge aus dem zulegen. Dabei ist sie leicht zu überwältigen, aber wenn sie auch Geschäft kommt, ist nichts gemacht."

Na, dann wartet er eben' n bißchen."

Und macht wieder Krach." Die Mutter seufzte. Du kannst doch die Puppen nachher machen." Jawohl, kann ich auch. Dann hab' ich bis sieben Uhr also nicht mal drei Duhend Puppen fertig, nicht mal sieben Groschen verdient, es ist schon reizend.

" Ja, das ist es schon, wenn Du's so machst, ich kann nichts dafür, daß es so ist."

" Das hab' ich auch noch gar nicht gesagt." " Nun, werde nur nicht noch pazzig, Hannal Denk lieber an den Tisch."

Ach was ist denn noch an den Tisch zu denken, soll ich um unsre Schmalzitullen ettva erst großartig' ne Tafel deden?"

Du mußt auch noch' n paar Teller abivaschen." " Na ja, auch noch!" Das Mädchen sprang auf:" Erst zer­stichelt man sich die Finger und dann soll man sich die Hände noch mit Abwaschwasser verhunzen. Sich mal bloß meine Hände an." Was kann ich denn für Deine Hände?" Die Mutter wurde gleichfalls ärgerlich:" Beflag' Dich doch bei Deinem Vater, er hätt uns doch' n Bermögen hinterlassen sollen. Ich kann nichts dafür, daß er nichts gespart hat. Ich hab' auch nicht gedacht, daß ich mal als Witwe für's Brot nähen muß, wie' ne Arbeiterfrau."

Was ist denn schon wieder los?" fragte eine Stimme von der Thür her. Ein junger Mann trat über die Schivelle. Ach, je, Ernst!" rief Hanna, ich hole gleich die Teller herein." Sie ging nach der Küche.

Ernst warf den Hut auf das Bett und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Er musterte den Tisch und machte ein ärger­liches Gesicht: Na, steht schon wieder mal fein Abendbrot da? Kinder, dafür könnt Ihr doch aber sorgen, daß man Abendbrot findet, wenn man hungrig und müde nach Hause kommt."

" Nun schrei doch nur nicht, Hanna macht's ja schon. Du denkst wohl, wir haben nichts andres zu thun? Wir fihen hier schön und sticheln ums Brot."

Was stichelt Ihr denn Eure alten Funzel? Macht lieber' ne ordentliche Arbeit, wo man Geld verdient. Das ist ja Euch aber nicht fein genug!"

Biesmal noch entschlüpfen sollte, so weiß der Fischer, daß sie nach 17 Tagen noch einmal wiederkommt, und zwar immer mit der steigenden Flut eintrifft, um ein zweites Gelege ihrer Eier 40 bis 50 Meter vom Meere in 60 bis 70 Centimeter Tiefe einzufcharren. Sie sammelt in den beiden Gelegen 150 bis 200 Gier an; die fleinen Schildkröten kommen nach 20 Tagen aus den Eiern hervor und richten ihre Schritte fogleich nach dem Meere. Bei diesen Land­besuchen werden also die Karettschildkröten ergriffen, auf den Rücken Die wertlose Bruſt­geworfen und sogleich ausgeweidet. platte und meist auch das für ungesund geltende Fleisch werden weggeworfen und der gewölbte Rüdenpanzer dann einem schwachen Feuer ausgefeßt, wobei sich die Platten von einander lösen. Diese 20-25 Centimeter langen und 12-15 Centimeter breiten Platten werden dann mit dem Fett der Schildkröte eingerieben, da­mit sie nicht zu sehr eintrocknen und bis zum Verkauf in Sand ein­gegraben. Eine Karettschildkröte von mittlerer Größe, die 30-50 Centimeter Länge befigt, tann 1-1,5 Kilogramm Schildpatt liefern, dessen Preis bei bester Beschaffenheit 30-40, ja selbst 50 Frank pro Kilo erreicht, während geringere Sorten nur 10-20 Frank ein­bringen. Es sind besonders Eingeborene von Bohemar und Antfirane, welche diesen Fang betreiben.­( Promethens".)

Geschichtliches.

ac. Ein gerichtlicher Zweikampf. Der Duellunfug geht zwar in Deutschland   immer noch lustig weiter als ein Beweis, tie tief ge­Ein wiffe Gesellschaftsschichten noch jetzt im Mittelalter stecken. Fertschritt gegen vergangene Zeiten ist aber doch zu konstatieren, in­sofern der Zweikampf heute wenigstens formell durch das Gesetz ver­boten ist, während er ehemals sich geradezu gefeßlicher Anerkennung erfreute, für ein untrügliches Mittel galt, im regelmäßigen Rechts­verfahren die Wahrheit ausfindig zu machen, wenn die normalen Wege versagten. Aus der heidnischen Urzeit Deutschlands   über­nommen, zählte der gerichtliche Zweikampf während des ganzen chriftlichen Mittelalters zu den sogenannten Gottesurteilen. den Formen, unter denen er vor sich ging, giebt der Zweikampf zwischen Reinele Fuchs und fegrimm in dem Schlußgefang des deutschen Tier- Epos einen guten Begriff: freilich mehr von der

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