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neulich föstlich darüber, daß sie einmal beim Kaffeekochen die Bohnen vergessen habe. Cichorie hat sie aufgebrüht." Ein erlösendes Gelächter, getränkt von Galle , durchhallte das Zimmer. Else riß einer Tante das Bild aus der Hand und brachte es dem Vater: Wie gefällt denn Dir Frigens Brant?" Donnerivetter," sagte der. Nicht übel!" Elfe verzerrte das Gesicht.

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Naja," spottete die Hausfrau. Die Männer! Die urteilen bloß nach dem Aeußerent Nach der schönen Frazzel Ich möchte Dich mal mit einer Frau zusammensehen, die keinen Hafenbraten machen fann!" Hm. Allerdings. Wenn sie nicht lodhjen fann, ist's' ne böse Sache für den Frih."

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Na, sichst Du!" Seine Frau jauchzte fast. Wenn ich denke, was meine Else in der Beziehung leisten kann! Das sieht ja so' n dummer Junge nicht ein!" Mir ist doch die

Aber, Mama!" Else lachte gezivungen. ganze Geschichte furchtbar gleichgültig."

" Jaja," nickte Tante Linchen mit scheinheiliger Miene.

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dem Alten

und

die Sache vorgetragen werden, mit den Schweben im Kriege Able Erfahrungen gemacht. Seine Schwefter oder Frau, ich weiß nicht mehr, ist durch die Liebe zu einem der fremden Striegsleute unglief­lich getvorden. Damit der Tochter ein gleiches Schicksal eripart bleibe, hat er Waldine, die den fleinen Irrtum nicht bemerkt, als Junker Walter aufziehen lassen. Die Zumutung an unfren Glauben ist bei den 16 Jahren Waldinens zweifellos ein bißchen start, immerhin schließlich hätte man sich damit abgefunden, venn nur das Lustspiel aus der wunderlichen Annahme irgend etwas psychologisch Feines herausspänne. Aber so viel Kredit Herr Misch von uns verlangt, so wenig weiß er damit anzufangen. Die aller nächst liegenden, billigen Dußend Einfälle damit ist ihm das Thema erschöpft. Man merkt ihm die Verlegenheit an, mit der er in weitem Bogen um alle Scenen, wo mit den konventionellen Komödienmittelchen nicht auszukommen gewesen wäre, herum schleicht. Der Heine flinke Bursch, der auf dem Hofe herumläuft, gefällt dem hübschen Schivedenhauptmann, bei dem Grafen sich mit seiner Truppe einquartiert will, von ihm ermuntert, in enthusiastischer Bewunderung seines neuen Freundes als Fahnenjunker mit ins Feld ziehen. Der Herr Die Garderobe eines mittelfeinen" jungen Herrn. Im Papa, der unter diefen verdächtigen Umständen, follte man meinen, Neuen Wiener Tagblatt" macht ein Mitarbeiter eine Aufstellung am aufrichtigsten bedacht sein müßte, das Geschlechtsinkognito zu darüber, was in Wien ein junger Mann aus begüterter Familie wahren, beschließt geradezu umgekehrt, jetzt das Geheimmis zu an Kleidung braucht", um immer elegant auszusehen. Diese mittel offenbaren, worauf im legten Att dann die Verlobung der beiden elegante Garderobe eines Wieners umfaßt: Pelze: 1 Stadtpelz prompt erfolgen kann. Hauptfrage scheint: Wie wird Waldine bei der 1000, 1 Jagdpelz 500, 1 Automobilpelz 700, 1 Eislaufpelz 400, Enthüllung ihres Vaters sich verhalten, in welchen Lauten wird 1 Reisepelz 600 R.; leberkleider: 1 Winterrod, doppelreihig die aufgeregte Seele stammeln? Die Lösung ist verblüffend einfach: 200, 1 Winterrock, einreihig 200, 1 Winterulfter 180, 1 Frühjahrs- Das Mädchen hat mit hinter die Coulisse zu paletot, furz 170, 1 Frühjahrspaletot, lang 170, 1 Sommerpaletot, verfchivinden! Was dort geschicht, geht feinem weiter etwas an. dunkel 160, 1 Sommerpaletot, hell 160, 1 Staubmantel 130, 1 Reisels sie wieder erscheint, ist der Sturm, den wir hätten anhören mantel 150 S.; Sportlostüme: 1 Jagdkostüm( Winter) 160, mögen und der uns in der Borauslegung des Stückes doch eigent 1 Jagdkostüm( Sommer) 140, 2 Tennistostüme 280, 1 Neit- Sacco- lich versprochen war, fchon längst vorüber; zur Entschädigung jieht Anzug 150, 1 Reit- Jadett- Anzug 170, 1 Eislauffojtüm mit Stappe man den ehemaligen Jungen sich über seine engen Weiberröde ärgern 150, 2 Radfahrkostüme 240, 1 Automobilfostüm( Sommer) 140, und einige sonstige Allotria. Nur das niedliche Spiel des Fräulein 1 Automobilkostüm( Winter) 170, 1 Automobil- Lederjade 160 S.; ansner brachte ein wenig Leben in die langgezogenen und Anzüge: 2 Fradanzüge 440, 1 Smolinganzug 190, 1 Salonrod Anzug, offen 200, 1 Salonrod- Anzug, geschlossen 200, 1 grauer Salonrod- Anzug 200, 2 schwarze Jadettanzüge 360, 1 farbiger Jadettanzug 180, 1 grauer Jadettanzug 180, 1 blauer Sacco- Anzug ( Winter) 170, 1 Sacco- Anzug( Winter) 170, 1 lichtblauer Sacco Anzug ( Sommer) 160, 3 farbige Sacco- Anzüge( Sommer) 120, 6 Winterpantalons( Mode) 240, 6 Sommerpantalons( Mode) 240, 6.weiße Fradgilets 180, 2 seidene Fradgilets 140, 10 farbige Wasch gilets 300, 6 Winter- Modestoffgilets 240 Stronen. Dabei bemerle ich, daß diefe Ziffern nicht nur nicht univahrscheinlich, sondern im Gegenteil absolut verläßlich sind. Das Ganze ergiebt eine Gesamt­Ausgabe von 10,690 Kronen. Mit dieser Garderobe wird der Elegant drei bis vier Jahre, entsprechende Schonung der Kleider voraus gefeht, reichen; Belze und Mäntel können und sollen natürlich ein bis zwei Jahre länger aushalten. Die Garderobe muß durch einen Schneider in Ordnung gehalten werden, was jährlich 200 Stronen erfordert. Man kann also sagen, daß mit etwa dreitausend Kronen jährlich ein Mann in Wien stets elegant gekleidet ift. Rechnet man aber noch den Bedarf an Hüten, Schuhwert, Handschuhen, Krawatten und vor allem an Wäsche hinzu, so kommt man auf eine mehr als doppelt so hohe Ziffer.

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Theater.

pointelosen Scenen der Haupthandlung. So oft der Junker und fein Schwedenfreund von der Bühne verschwanden, hatte das utsverwalterpaar, Frau Schramm als böse Sieben und Herr Vollmer als eingeschüchterter, fenchttrauriger Gemahl, auf­3umarschieren. Der arme Teufel wurde, wenn er getrunken hatte und das war immer der Fall mit dem Befen bedroht, mußte Erbsen lesen uſtv., bis er dann, durch einen schwedischen Soldaten, einen der gestorbenen Männer Agathens, unterstügt, im Rausche eines kurzen Sieges auflebt. So plump der Zwischenscherz gezimmert var, gewann Bollmers prächtig trodener Humor der ärmlichen Figur des unterdrückten Gatten doch eine Reihe höchft drolliger tragikomischer Nuancen ab. Es wurde auch geklatscht und Herr Misch konnte erscheinen.-

Musik.

-dt.

Während wir unserm alten Opernhaus die Mängel seiner Gesamtführung vorhalten müssen, gebietet es die Gerechtigkeit, daß wir von Zeit zu Zeit auch der Leistungen gedenken, in denen es thatsächlich sein relativ Bestes bietet, und in denen namentlich sein Reichtum an einzelnen Tüchtigkeiten hervortritt. Es sind dies vor Callem die größeren Wagner- Borstellungen; in ihnen kommen die meistgenannten persönlichen Künstlerschaften von hier zur Geltung. Es ist allerdings ein trauriger Ruhm, daß als das vielleicht beste einer auf Weltruhat abzielenden Bühne eine Annäherung an Bayreuther Muster gerühmt wird so rühmt man an einem Brovinztheater die Ausstattung einer Gesangspoffe nach Berliner Mufter! Und eine wirkliche Nachbildung vom Bayreuther Vorbild ist ja gar nicht möglich. Dazu fehlt schon die Erhebung aus den Alltag wir stürzen mit einem von auderm vollen Stopf ins wir stürzen miteit schweben noch zwischen Gounod und Theater, und die Mitwirkenden

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Schauspielhaus. Krieg im Haus". Romantisches Lustspiel in vier Aufzügen von Robert Misch. Diese legte der unter der Intendantur Hochberg vorbereiteten Premieren war eine der schlimmsten, und das will bei dem hergebrachten Novitäten­niveau des Schauspielhauses wirklich etwas sagen. Das rechte Regen Abschiedswetter. Ein Lustspiel melancholisch- farblos wie der Himmel dieser Weihnachtszeit; um so trüber wirkend, als man durch die An­leihen, aus denen die Hauptkosten der Erfindung beftritten werden, Meyerbeer . Selbst scheinbare Aeußerlichkeiten hindern die Voll­an eine der heiterften Märchenschöpfungen Shakespeares erinnert fommenheit. Der vielleicht erste Anspruch an eine Wagner- Darstellung wird. Wie reizend ist die muntere, zum Pagen umgewandelte Viola ist die höchste Deutlichkeit der gesungenen Rede; doch die Lautheit in Was ihr wollt", die in der Seele des jungen Herzogs eine des unverdeckten Orchesters in den gewöhnlichen Opernhäusern über­Langweile fann nicht aus­Freundschaft, in der alle Keime der Liebe unter leiser llmhüllung tönt den Vortrag des Wortes, und die fchlummern, entzündet! Mit welchem Zartsinn und dann auch wieder bleiben. Allein man ist des 8 M. 50 Pf.- Publikums sicher, wenn mit wie viel ausgelaffener Zuftigkeit ist die Geschichte dieses Mummen man die Künstler vorführt, durch die dem Berliner Opernhaus die schanzes durchgeführt und in ein frohbewegtes allgemeines Masten- Ehre erwiesen wird, daß seine Mitglieder in Bayreuth wirken. spiel hineinvertvoben! Misch verpflanzt das Mädchen in dem Mit diesem Rüdhalt gehört die Aufführung des Ringes der Pagentleide aus dem Nirgendwo bes Shakespearefchen Jllyrien nach Nibelungen", jener viergliedrigen Tragödie der göttlichen Menschen Thüringen , aus dem Nirgendwann in die Zeit des dreißig und menschlichen Götter, des Geldes und der Macht, der Liebesnot jährigen Krieges, giebt ihr zum Vater einen deutschen Grafen und der Erlösung, zu den ständigen Hauptstüden des Opernhauses. und statt des poeficberauschten Märchenherzogs einen leeren Es genügt uns, von Zeit zu Zeit eine Stichprobe zu machen. Bor Fant von schwedischem Offizier zum Freunde, Das Drum längerer Zeit wählten wir dazu die Walküre"; aus der jebigen und Dran des üppigen Raufenwerks ist sorgsam abgekappt, der Wiederaufführung griffen wir den vorgestern( Sonnabend) aufge Bers zu genauer Wochentäglichkeit entfärbt, das Feuerwerk der Laune führten Siegfried" heraus, das musikalisch nicht reichhite, an ausgelöscht und durch ein paar hölzerne Boffenspäße erfegt. In dialogischen Breiten um so reichere Stück. An diefes civige Zanten einem Puntte freilich überbietet der sonst so nüchtern naturalisierende und Verhandeln und Fragen und Schimpfen uſtv. reichen die Berfasser sogar noch Shakespeares Phantasie, ist Thüringen darin fo berühmten Homerischen Helden weitaus nicht heran, reicht romantischer als jenes Fabelland Julyrien. Waldine vielleicht nur die Polemik heran, die Wagner in seinen Schriften mit nämlich. das sechzehnjährige Töchterchen des Grafen Truchseß, der bösen, bösen Welt führt. Es ist oft, als hörte man aus diesem täuscht durch ihre Jungenhosen nicht Jutr die Andren, fast elvigen Geschimpf ihn und seine Gegner selber heraus. Dieser sondern auch fich felbst. Das erflärt fich in der Eindruck und alles, was dem Siegfried" an Dede u. dgl. nachgesagt einfachsten Weise. Der Graf hat, wie er der alten Gutsverwalterin wird, schtvindet in dem Maß, wie die Darstellung jene erwähnte erzählt sie ist im übrigen 3tvar mir die komische Figin" des Deutlichkeit und natürlich auch die Größe der Ausgestaltung jeder Stides, aber irgendjemandem muß doch zur Aufklärung des Publikums Einzelheit erreicht. Soweit dies unter den gegebenen Verhältnissen

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