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Allein wer da

ist ferner das Drama zu seinem logischen Abschluß gelangt. Der Kunstbezirke verbreitet ist, hinzuweisen. Er besitzt zivar nicht die vierte mit seiner Lebensabrechnung zwischen Liebmann und Georg, Herenvirtuosität und füße Tonfülle Sarasates. Er hält sich auch die beide versöhnt den Tod finden, mutet doch überwiegend als stets in einem kleineren Kreis von Vortragsstücken, so daß man nicht theatralischer Effekt an, wofern der Dichterin, nach Grillparzers Vor- recht weiß, wie er andrem gerecht werden würde. bild, nicht das geheimnisvolle Schicksal vorgeſchwebt hat, das mun weiß, wie heifel schon die sozusagen rein gymnastischen Anforderungen Hier eingreifen mußte. Ein technischer Mangel ist endlich in einigen an das Violinspiel sind, welche entscheidende Bedeutung da vor allem zu viel redenden, zu wenig handelnden Nebenfiguren zu erblicken. die Beweglichkeit des Handgelenkes hat, der wird das Beobachten Dem schwindsüchtigen Annerl, welches durch zwei Afte bettlägerig von Joachims Bogenführung nicht für eine gleichgültige Sache phantasiert und stirbt, hat Hauptmanns Hannele zum Vorbild halten. Das ist einfach musterhaft und hat denn auch weithin als gedient. Uebrigens verstand es die Dichterin, durch diese Figur Muster gewirkt. Felir Gutdeutsch, der neulich in einem eine ergreifende tragische Wirkung zu vermitteln. Johann Gruber, Solistenkonzert einige beliebte Stompofitionen virtuoser Art vortrug, der alte Bergmannsinvalide, ist in seinem Trotz und Haß und Stolz stößt bereits durch eine Körperhaltung und durch eine Führung von borzüglich gezeichnet. Mehr oder weniger gut, mehr oder weniger Arm und Hand ab, die als Vorbild entschieden abzulehnen find. überzeugend find die andren Personenzeichnungen gelungen. Doch Im übrigen ist der genannte Spieler einer von den vielen, die ihre bewährt sich m. delle Grazie als Dramatikerin von einer beinahe Sache gelernt haben und gut machen, und denen hoffentlich nicht mehr männlichen Kraft und Energie. Ihre Sprache ist herb, schlagkräftig, vicle nachfolgen werden. Es wird einem bange, wenn man sieht, eindringlich weich, ohne Sentimentalität. Man verspürt überall wie so zahlreiche( meist nicht zum Zahlen reiche) Menschen ihre das Fluidum der echten Dichterin, die nach großen Zielen strebt. Die Eristenz darein sehen, eine für sich allein belanglose Stunstspecialität Aufführung fann im ganzen als gelungen bezeichnet werden. ebenso tüchtig oder etwas gewandter durchzuführen als so und so viele vor ihnen. Daß sich einer oder eine zum Märtyrer eines selbständigen künstlerischen Strebens macht, fann Hochachtung er­ivecken und Unterstützung Heischen; daß man aber sich und uns zum Märtyrer des Abspielens eines conventionellen Ausschnittes aus der Tonfunst macht davor darf doch wohl gewarnt werden. Hertha Geipelt, die das Konzert von Gutdeutsch mit Gesang füllte, ist andren Schlages. Zwar keine lodernde Flamme, aber eine von dem uns ebenfalls bekannten Typus einer im ganzen sympathischen Stünstlerin, die durch braven Ecnst und einige Wärme im Vortrag Minderwertigkeiten der Technik erträglicher macht, auch wenn dieſe, wie hier, sogar im Unreinsingen, in unvollkommenen S- Lauten usw. bestehen. Noch einige hübsche Kopftöne dazu, wie sie Frl. Geipelt hat, und es geht an".

Musik.

e. k.

Es ist doch eigentlich nichts leichter, als eine fünstlerische Leistung zu vollbringen. Man braucht nur einfach erstens das Können be­Herrschen, das es auf dem betreffenden Gebiete giebt und das übernimmt man in einem Studium von so und so vielen Jahren aus den Händen der Vorgänger; und zweitens muß man mittels dieses Könnens aus dem eigenen Innern heraus etwas zu sagen Haben. Sonst ist nichts zur Stunst nötig! Hat man nichts derartiges Bu fagen, so läßt man es einfach bleiben. Läßt man es nicht bleiben, so wird die Sache allerdings gefährlich. Es wird dann z. B. das Slavierquartett in H- moll op. 14 von Robert Kahn daraus. Der Komponist( geb. 1865), Kompositionslehrer an der hiesigen Königlichen Hochschule für Musik, verdienstvoll durch die Pflege eines sonst wenig vertretenen Sondergebietes, der mehrstimmigen Gefänge für Frauenstimmen, ist nicht nur bereits seit einiger Zeit bekannt, sondern befizt auch, namentlich in den zur Hochschule gehörenden Streifen, einen lokalen Anhang, wie er sich schließlich überall leicht am einen das können beherrschenden und in maßgebender Stellung befindlichen Mann bildet. Wir haben Kahn schon ein oder das andre Mal in diesem Zusammenhang erwähnt. Jene Beherrschung des Könnens vermag so weit zu gehen, daß ein Werk nicht nur regelrecht gearbeitet ist, sondern auch manchmal wirkungsvoll flingt. So das erwähnte Klavierquartett am Schluß des ersten und im Verlauf des mittleren( Andante-) Sabes. Charakteristisch ist, daß Der dritte, letzte Satz auch nicht einmal das bietet. Allerdings ist es in der Form der Sonaten, Quartette und Symphonien gerade das Finale, das die meisten Ansprüche an den Erfindungsreichtum des Autors stellt; hier verrät sich eine, in den Mittelsäßen verhältnis mäßig leicht zu verdeckende, Unzulänglichkeit am ehesten. Es ist wie bei den vielen Dramen, in denen die Kraft des Autors bis zu dem vorletzten Afte reicht und dann versagt. Kahns Finale in jenem Quartett ist aber auch von einer tödlichen Dedigkeit gleich einem Naiv. Mama( zu ihrer jungen Tochter): Wie konntest fortwährenden Sprechen in forreft gesetzten Worten ohne irgend ein Sagen, dem Ausfüllungsmaterial eines konventionellen Gesellschafts- Du nur Better May einen Stuß geben?" dann lebens. Im Grunde freilich ist Kahns Quartett auch an seinen Tochter: Ich stieg auf einen Stuhl und wirkungsvollen Stellen Profefforenmufit. Die nähere Unterscheidung ging es!"- dieser von der Kapellmeistermusik dort mehr die gründliech Lange= weile, hier mehr der geschickte Prunk, u. dgl.mag einem Mufit naturhistoriker verbleiben.

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Mehr interessieren mag uns die Frage, ob nicht Berlin durch solche stehenbleibende Faktoren wie das Opernhaus, die Königliche Hochschule, im ganzen auch die Singakademie, zu einem gefährlichen Rückstand hinter den Provinz- und kleineren Residenzstädten ge­zivungen ist. Was man von außerhalb täglich an Fortschritten hört, macht immer aufs neue stubig. Um konkrete Beispiele zu nennen: da giebt es in Frankfurt und Dresden und Prag usw. neue Opern und Operetten, da bringt Mottl in Karlrube Unbekanntes und in großer Weise auch Bekanntes, da wirkt die Schweriner Oper wie eine geheime Quelle von Kraft für andre Kunstorte, da hört man von außerordentlichen Leistungen der dortigen Brünnhilde und Ortrud, Frl. Friede und sollte dies alles nur eine Selbstüberschätzung lokalen Bewußtseins bedeuten? Wir kennen auch das als eine so ge­fährliche Sache, daß eine großstädtische Wachsamkeit gegen falsche Provinzmaßstäbe dringend not thut, und könnten Beispiele davon geben. Nur daß all jenes so abzuthun wäre, das kann unmöglich stimmen. Sonst stünden wir ja vor einer Welt, in der die Menschen und die Leistungen nach ihrem wahren Wert anerkannt würden.

Humoristisches.

SZ.

Brennende Liebe. Sie:... Sie sind also auch ein eifriger Anhänger der Feuerbestattung, Herr von Szombat ?" Er: Frailid, maine Gnädigste! Mit mainer Schwiegermutter zum Baispiel möcht ich am liebsten glaich ain haizen!"

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Vernünftiger Vorschlag: Gehn's, Herr Baron, jetzt wo die Fremden weg fan, is eigentli am allerschönsten bei uns." Haben recht, Kofler, unbejreiflich, warum die Leute nich alle erst kommen, wenn der Fremdenrummel vorbei ist!" ( ,, Lustige Blätter".)

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Notizen.

Das Professoren- Trio Barth Wirth Hausmann war es, das( am Donnerstag in der Philharmonie) dieses Quartett auf führte, unterſtützt von Joachim. Wir kennen jenes Trio schon: ein guter Klavierspieler und zwei noch bessere Streicher. Gut" Das bedeutet nicht etwa eine Musikantennatur, der die innere Flamme der Kunstfreude in jedem Griff hervorlodert; das bedeutet hier viel­amehr sozusagen den Klavierbeamten, der wie andre Beamte seine Aufgabe und Pflicht redlich und nicht ohne Verdienst erfüllt. Aeußer­lich hat auch Meister Joachim etwas von dieser Art, durch seinen Mangel an Temperament, an großen Gestaltungen, an packenden Wirkungen auf den Hörer. Mit der Zeit ermüdet das. Allein wir möchten darin am ivenigsten einen Gegenstand der Kritik sehen. Das ist eben der individuelle Spielraum, in welchem die Weise großer, Scharf gezogener und die Weise feiner, stiller, zarter Wirkungen dann Der Hamburger Senat beschloß, nach dem Berliner gleichberechtigt neben einander stehen, wenn eine jede im übrigen Tageblatt", einstimmig, dem Lyriker Gustav Falke , anläßlich tünstlerisch bedeutend wirkt. Und das ist eben bei Joachim der Fall. feines 50. Geburtstages, ein Jahresgehalt von 3000 M. aus­Hat man sich einmal, wie die Augen sich in einer Dämmerung zusetzen. Georg Reides Einafter Märthrer" wird im allmälig zurechtfinden, auf das Beobachten blasser Nuancen einge­richtet, dann geht einem in dem Reichtum der Nuancen jenes Meisters Kleinen Theater zur Aufführung gelangen. allerdings eine eigne Welt auf. Die Fülle von Abstufungen des- Einen Preis von 2000 Stronen schreibt die Gesell­Stärker und Schwächer, die Joachim schon in den ersten Taften eines schaft der Musikfreunde in Wien für das Jahr 1903 aus. Themas erschließt, ist üppiger als das, was cin andrer in einem Gefordert wird: die Komposition einer Oper, eines Oratoriums, ganzen Vortragsstück an Unterschieden herausbringt. Und dadurch einer Cantate, Sinfonie, Sonate oder eines Konzerts. Bewerbungs­wird die Wiedergabe des Werkes in einer Weise sprechend", daß berechtigt sind alle Tonsetzer, die der ausschreibenden Gesellschaft Damit wirklich etwas von innen herausgesagt ist und als innerlich| angehören oder innerhalb der lezten 10 Jahre angehört haben. Die Einsendungen find anonym zu halten. Letter Einlieferungstermin Sehen wir nun von dieser letzten Absicht jeglicher produktiven ist der 15. September 1903.- und reproduktiven( d. H. ebenfalls produktiven) Kunstleistung ab,- Große Lachsräuchereien sollen an der sibirischen und sprechen wir einmal nur von den Mitteln zur Erfüllung jener Küste, Alaska gegenüber, gegründet werden. Die Unternehmer Absicht, vom sogenannten technischen Können, so ist es feineswegs rechnen mit dem Fehlen von Arbeitergesehen und Verboten für überflüssig, auf den hohen Betrag desselben bei jenem Meister und Verwendung chinesischer Arbeiter; Kulis fönnten in großer Zahl aus bei den maßgebenden Vertretern seiner Schule", die nun über weite dem nahen China herangezogen werden".- Verantwortlicher Redakteur: Carl Zeid in Berlin . Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW;

wirft.

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