bon Leuken, die ihm mißgünstig waren; am End wohl gar war der Laufeld über ihn hergefallen? Sein Blut, noch erhitzt von nächtlich scharfem Trunk, stieg ihm in einer schweren Welle zu Kopf.
Kozdonner noch ehs, wann ich einen kriege, den über mich skandaliert, ich schlage dem-"
Er hieb gewaltig mit der Fauft auf den Tisch, daß ein paar Teller, die herumftanden, in die Höh' sprangen und flirrten. Totschlagen ich all das Luderzeug! Wen kann ebbes über mich sagen über mich- mich, den Müllerhannes?!" Er war aufgestanden, hatte sich mächtig geredt und schlug fich mit der flachen Hand auf die gewölbte Brust, daß es flatschte.
Der Alte fagte fein Wort, aber er fah immer unverwandt feinen Sohn an; fast war es, als ob sein Blick sich an dem weidete.
" He," fuhr Hannes ihn an, nun sag ehs, wen hat Dir den Floh in't Ohr gesezt, no?! Ich soll mir kein Drahtkommod' faufen? Un ich sagen Dir, ich kaufen mir derer zwei, wann ich Lust han. Wen hat wat zu sagen, he?"
,, Sie sagen, Du hättst Schulden," murmelte der Alte, ganz fleinlaut geworden.
Schulden, haha, Schulden hohoho!" Hannes brach in ein frampshaftes Gelächter aus.„ Laß nur einen kommen, den sich untersteht, mir dat in't Gesicht zu sagen. Schulden ich, un Schulden?!"
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Sonntagsplauderei.
Lieber Kriminal!
Seitdem ich weiß, wie vergnüglich Du die Vorbereitungen zu einer kleinen, liebenswürdigen Niederträchtigkeit zu gestalten weißt, berzehre ich mich in Neid. Diese Steigerung von Aschinger über Bauernschänke und Hopfenblüte bis zum leibhaftigen Maskenball hat alle meine Sehnsuchtskraft erweckt. Der Weg zur polizeilichen Zugend ist breit und mit Wonnen gepflastert, während die Res battion eng ist und steil und voller Tücken und Beschwerden.
Wahrlich es tränkt meinen Stolz empfindlich, daß Du noch nie an mich gedacht hast. Ich tummele mich doch schon manches. Jährchen zwischen Tinte, Kleister und Scheere. Alle Geheimnisse des Papierforbs fenne ich aus dem Grunde und aller gedruckten Missethaten dunkelste Quellen sind mir bewußt. Bin ich nicht wert, daß Du mich begnadigst und dem Diener Gottes und der Polizei strebfam dienen lässest? Auch ich fahre gern nächtlicher Weile mit sausendem Tayameter durch den Tiergarten, und selbst gegen das Café Schiller habe ich nichts einzuwenden.
Ich bin in der Lage, Dir täglich dreimal frisch Informationent nur erster Qualität zu liefern und ich verbürge mich dafür, daß jede einzelne geeignet ist, den preußischen Polizeistaat erheblich zu sichern. An den Tagen nach Maskenbällen und Bierfahrten unter gefälliger Mitwirkung zarter Hände verspreche ich das doppelte Material sowohl hinsichtlich der Quantität wie der Qualität. von gediegenen Redaktionsgeheimniffen, deren strengste Diskretion Nachstehend übersende ich Dir eine ausgewählte Musterkollektion natürlich polizeiliche Ehrenfache ist. Zunächst einige Personalien.
ich
leber meine Bersönlichkeit kann ich mur die beste Anstunft geben. Die Erinnerung an das, was er noch zu zahlen hatte, war Ich bin ein mehrfach vorbestraftes Subjekt. In meinen Mußeſtunden jett gänzlich bei Hannes ausgelöscht. Für das Klavierchen hatte lebe ich der Kuppelei und der Beihilfe zu Luftmordversuchen mit uner blanke 300 Thaler bar aufgezählt, das war also bezahlt, und tauglichen Mitteln am untauglichen Objekt. Wenn Du in der Setzerei das war die Hauptsache. Daß er das Geld, mit dem er den anfragft, wirst Du erfahren, zu wie viel Zeichen, ja selbst zu wie Pianofortehändler befriedigt, vom Pferdehändler entlehnt, fam manchem Hu... finde ich schon Anlaß gegeben habe. Ueberhaupt finder von der ja weiter gar nicht in Betracht. Der Leiser hatte ihn ohnehin wird auf dem Gebiet der Leichen und der Hu legt beim Kauf des neuen Pferdes angeschmiert, ihm einen roten Segerbande Erstaunliches geleistet. Sehr gewandt bin in der Anfertigung anonymer Denunziationen, und in bösartigen Krippenseter statt des wohleingefahrenen Kavallerie- Wechselfälschungen leiste ich schlechterdings Mustergültiges. Auch pferdchens angedreht, als das er den Fuchs angepriesen. als Hehler, Berleumder und Giftmörder habe ich mir schon Mochte der Leiser nun dafür eine Weile auf sein Geld lauern. einen respektablen Ruf zu verschaffen gewußt, den ich allerdings mit " Ich un Schulden," sagte Hannes noch einmal und ließ meinen Kollegen teilen muß. Wie ungebildet ich bin, magst Du die Augen glühend herumgehen. Er war jetzt immer gleich daraus ersehen, daß ich Thee immer noch mit'm" h" schreibe. Dafür fann ich aber das Strafgesetzbuch auswendig. aufgebracht. Am Montag, Mittwoch, Freitag begehe ich die geraden, am Dienstag, Donnerstag, Sonnabend die ungeraden Paragraphen, und am Sonntag übertrete ich gewohnheitsmäßig das Gesetz über die Landestrauer oder leſe gar verbotene Stellen. Schließlich habe ich noch eine perverse Reigung für Häringe, Büdlinge und Apfelsinen. Ich bitte also vorstehende Notizen meinen Perfonalatten beifügen zu wollen.
„ No no," besänftigte der Alte, sei net eso batzig, et is ja net bös gemeint." Es that ihm herzlich leid, den Sohn so gekränkt zu haben; und beleidigt war er nun auch in dessen Seele und in feine eigene. Eine Frechheit von den Leuten, wie konnten die sich unterstehen, so zu flatschen, einem ehrsamen alten Müllergeschlecht Schimpf und Schande anzuthun?! Das brauchte man sich nicht gefallen zu lassen- ne!
Und wie der Sohn vorhin, so ließ der Vater jetzt die Faust auf den Tisch niedersausen und schrie laut:„ Den Laus ferl, den Laufeld , den is an allem schuld- Streizgewitter! den müssen wir verklagen!"
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Indem kam Tina herein mit angstvollem Gesicht, glaubte fie doch aus dem Wortwechsel, der laut bis in die Küche getönt, herausgehört zu haben, daß der Schwiegervater und Hannes sich zanften. Wie froh war fie, als sie beide ganz eins fand, beide zwar mit hochroten Gesichtern, aber die Köpfe freundschaftlich zusammengesteckt. Sie überlegten: wie konnte man's nur anfangen, den Laufeld festzunageln?!
" Ich flagen auch wider die zwei da droben," brummte Hannes. Er bezeichnete nicht näher, wen er damit meinte, aber der Alte wußte es schon und nidte bekräftigend. Ja, die zwei oben am Bach, die neuen Müller, die waren so gut wie Diebe! Fingen sie hier unten der Mühle nicht alles Wasser aus der Kleinen Kyll ab, das doch seit mehr als hundert Jahren dem Maarfeldner Müller allein zugehört? Das war wider die Abred! Wenn der nur einzig auf den Abfluß des Maars angewiesen sein sollte freilich dann der Alte warf einen besorgten Blick durchs Fenster, in das die Schluchthänge hereindräuten, und legte, wie um das Gehör zu verstärken, die Hand hinter's Ohr. Kein Wasserrauschen, fein Mühlgeflapper freilich dann konnte es einem nicht Wunder nehmen, wenn die Gänge wie ausgefragt waren und die Kreissäge nicht schnurrte! Ein großes Mitleid mit seinem Jung', dem so übel mitgespielt wurde, kam über ihn, und zugleich ein großes Angstgefühl. lag nur; flag nur," drängte er.
Wann't ihnen beliebt, stellen sie et Wehr, flauen sie et Wasser uf, un ich sitzen hei trockende Forellen fangen se ei'm auch all für der Nas' weg! So wahr ich leben, eweil flagen ich!" Nun war Hannes fest entschlossen. Und damit im Ramich alles miteinander ginge, schrie er gleich hinterher: Un den Laufeld verklagen ich auch jetzt wird reinen Tisch gemacht!" ( Fortjehung folgt.)]
Dann ist da ein andrer Kerl. Der hat's fogar zum Unteroffizier gebracht und ist infolge dessen saugrob. Wie viel arme Bitiven und weinende Waisen hat er schon erbarmungslos die Treppe heruntergeworfen; und das nennt sich ein Arbeiterredakteur! Mit den gestohlenen Arbeitergroschen pflegt er jährlich ein paar Mal Vergnügungsreisen nach Italien zu machen; in Capri hat er fich fogar in der blauen Grotte ein lururiös ausgestattetes Absteigequartier getauft. Seine Frau und seine sechs, teilweise noch ungeborenen und unmündigen Kinder läßt er systematisch hungern. Seine Specialität ist, besoffen in die Redaktion zu kommen. In dieser Situation erfindet er dann all die gräßlichen Verleumdungen von Ehrenmännern, die den Vorwärts" so berüchtigt gemacht haben. Schlimmer, geradezu gemeingefährlich ist dann ein Dritter, dem man die Verbrechernatur schon von weitem ansieht. Während andre Menschen sich von Rindfleisch und Eierkuchen nähren, verfchlingt er mit Wollust gefallene Droschfengäule, brennende Straßenbahnagen, grabredende Pastoren, Milchringe, fliegende VolksschulEr bestiehlt laffen, Ginbrecher, Rabenäfer und Sündenknüppel. jogar ohne Scham und Schen seine eignen Kollegen, denen er keinen Raum gönnt. In Wilmersdorf hat er eine Camorra organisiert, in der er jeden Abend so gründlich verschwindet, daß er nicht mehr auffindbar ist. Was mag der Lump dort treiben!
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Vollends unheimlich ist der Dicke aus Schöneberg . Er ist nicht glücklich, wenn er fein Blut sieht und er ist der Schreden aller Banten und Industriellen, die sein Lästermaul mit ungeheuren Summen stopfen müssen. Ihm verdankt die Welt die Krisis der letzten Jahre, die fein finsteres Gemüt angeſtiftet hat. Er ist in wenigen Jahren bielfacher Millionär geworden, und noch ist kein Ende seiner Schredensherrschaft abzusehen. Sein verruchtes Jdeal ist die Blutschande bei den Inkastämmen, die er durch seine lasterhaften Ratschläge vollständig ruiniert hat.
Noch einen Andren will ich diesmal an den Pranger stellen, einen talten Schurken, der manchmal auch ein Strolch ist. Der Mensch ist am fiefften in der Redaktion gesunken: er hat ein- Spartassenbuch. Er leugnet zwar feine Schande, wahr ist's aber boch! Der falte Scurte frißt warme Knödel! Ein llnhold! Nur zitternd und im Vorübergehen erwähne ich noch ein Individuum, mit dem selbst ich, bei aller Abhärtung, nicht gern in Berührung fomme. Wenn alles nach gethaner sogenannter Arbeit schlummert, fitzt das Ungeheuer wach und späht mit gierigen Blicken in den gelb- grau- grünen Druckfahnen. Wo immer er eine Bointe findet, ruchloß wird sie zertreten, erwürgt, verdorben. Er ist ein