-
66
S
Lust zum Prügeln mehr, er war zu steif und zu fromm dazu.| kaufen suchen. Ein verdammt ernsthafter Betrieb, bei dem es nichts hr seid besoff, dat is en Erfüs'."
" Ich danken für die Erküs', ich brauchen die net Recht will ich han, weiter niy nur mein Recht-
-
-OU
zu lachen giebt, höchstens einmal ein gequältes, nervöses Aufzucken. mein Alle diese weißen arbeitsfremden Hände und engen Hirnchen suchen nur eines: den goldenen Abschluß. Und wenn es ein Hundertmarkſchein iſt, träumen fie fich ein ewiges Paradies.
on wann
et dann eweil kein Recht meh auf der Welt giebt, so schaffen ich et mir." Er warf sich in die Brust, als er dies hinausschrie in den Wald, dessen Wipfel sich im Novembersturm beugten. Ein glättender Triumph zog über sein eben noch wutverzerrtes Geficht:" Ich schaffen mir mein Recht nu, Laufeld , aufgepaßt, eweil sein mir tetatet,") eweil giebt es Prügel!"
-
Das wurde ernst. Dem Laufeld wurde es einen Moment schwarz vor den Augen- also wirlich sich feilen?! Gott verzeih' die Sünd'! Er hätte gern ein Kreuz geschlagen, aber er kam nicht mehr dazu, des Müllers Fäuste waren schon über ihm, er mußte sie schleunigst parieren. Allerhand Jugenderinnerungen erwachten, der fromme Beter war auch ein achtbarer Streiter.
Das war feine gemeine Prügelei unter den hohen Fichten des Kaisergartens, das war ein Turnier, mit Herausforderung und Waffengang. Sie hatten nichts wie ihre Fäuste, aber die fielen nieder wie Keulen, und die Blicke, die sie aufeinander warfen, waren Dolchstöße.
Ein
Fräulein an unsren Tisch. Je mehr sich das Bacchanal des TrübDie umfangreiche Eleganz meines Wohlthäters lockt die irrenden finns dem Ende neigt, umso eifriger werden die Werbungen. junges zartes Mädchen, noch unverwellt, mit einem anmutigen Stimmchen, ein triebhaftes Geschöpf, in dem die Seele erloschen scheint, tänzelt immer häufiger vor unfrem Tisch, um ihre Frisur in der Spiegelwand beschauend mit den zierlichen Fingern zu ordnen. Endlich fast sie sich ein Herz und beginnt ein Gespräch: Was sehen Sie mich so an, bin ich zu blaß?" Ein wenig."
" 1
Husch, ist sie weg. Nach ein paar Minuten kommt sie wieder: Bin ich nun frischer?"... In der That, Rosen sind auf ihren Wangen plötzlich ersprossen. Als wir das Gespräch nicht fortspinnen meinem Polizisten fällt just nichts ein und als ein Mann von firchlicher Gesinnung schreckt er vor den äußersten Konsequenzen zurück- gleitet sie davon, suchend.
-
Bald ist sie wieder da. Jch bemühe mich von ihr einige Personalfenntnis zu beziehen:" Sagen Sie, wer ist das Fräulein da mit dem falschen Hermelin und dem roten Hut." Das Mädchen ist mir aufgefallen. Sie hat lauernde Augen, die unablässig in fremden Hannes fühlte es mit wilder Freude: der war ihm ge- Taschen zu spähen scheinen; man sagt, daß sie eine gefährliche Hochstaplerin sei. wachsen! Hei, desto größere Genugthuung! Mit Ungestüm " Ich kenne hier niemanden," erwidert das Fräulein,„ das hat griff er an; sein Riesenkörper, der schon bequem geworden, auch keinen Zwed, mit den andren zu verkehren. Sie werden bloß straffte noch einmal alle Muskeln. Ans Leben wollte er dem neidisch." andern nicht nein aber die Faustschläge, die er aus-" Reidisch?" frage ich überrascht! teilte, hätten einen Ochsen niederschmettern können. Eh' er selbst sich's versah, flog der Laufeld seinem Stock und seiner Müße nach und lag blutend in einer Pfüße. Da stieß Müllerhannes ein Triumphgeschrei aus, daß der Wald bebte.
-
-
Von dem Geschrei erwachte selbst der Alte, der unterdes in der Chaischenecke schier einen Todesschlaf gethan. Verwirrt rieb er sich die Augen er sah einen Menschen am Boden liegen, den Hannes mit schweißtriefendem Gesicht, die Fäuste noch geschwungen, und in einem Nu war ihm alles flar. Sein Hannes hatte einen verprügelt- wer mochte es fein?! O je, o je, was hatte der Jung wieder angerichtet!
Mit schlotternden Knien stieg er vom Chaischenaber plötzlich wandelte sich sein Schreck in eitel Pläfier. Postausend, lag da nicht der Laufeld im Dreck?! Seine Steifbeinigkeit ganz vergessend, förmlich jugendlich leicht sprang er vollends herzu. Das gönnte er dem Duckmäufer!
Er stellte sich neben dem Gefällten auf und beguckte fich den behaglich. Der hatte ordentlich was abgefriegt, das Blut lief ihm aus Mund und Nase. Er rührte sich nicht. Zapperkot, aber am End' war der tot! Nun kriegte der Alte doch wieder einen fleinen Schreck.
" Hannes," rief er ganz fleinlaut, Jesses, Jung, wat machste, wann den Laufeld eweil tot is?!"
( Fortsetzung folgt.)]
Sonntagsplauderei.
Mein Gönner von der Polizei hatte den Schauplaß unsrer Verständigung verlegt. Nicht Amorsäle, hatte er mich wissen lassen, das sei nicht standesgemäß: Er schlug Arcadia vor. Und so taumeeten wir denn in die finsteren Wonnen des nächtlichen Berlins .
Mein Führer hatte sich eine Vollbartgarnitur angeklebt. Er spielte den jovialen Lebemann, der fähig ist, lückenlos Contre zu tommandieren. Aber wenn er einen der Ballgäste ansah, hatte ich immer das Gefühl, als wäre er jeden Augenblick bereit, die silberne Erkennungsmarke vorzuzeigen.
" Nun ja", meint die Kleine und lächelt selbstbewußt, als gäbe auch hier Berufsstolz, wenn man jeden Tag seinen Herrn hat und sie nicht."
es
11
Staum hat sie's gesagt, so erschridt sie heftig und spuckt energisch es nicht berufen. Heute z. B. habe ich noch keinen." Und wehmütig aus:„ Unberufen. Bisher habe ich ja Glück gehabt. Aber man soll lockend fügt sie mit raschem Entschluß hinzu:„ Geben Sie mir wenigstens das Garderobengeld, mein Herr."
Das ist die sinnreiche Einrichtung dieser Institution. Den Damen wird das Garderobengeld, das 1 M. beträgt, gestundet und fie brauchen es erst beim Ausgang zu entrichten. Wenn alle Hoffmungen schwinden, das Eine suchen sie noch zu erwischen: das Garderobengeld....
Die zweite Stunde ist vorüber. Der Saal ist fast leer. Noch
-
-
immer irren die Fräulein umher. Erfahrene Veteraninnen, die Geschickes zu ertragen, setzen sich in der Not ihres letzten Augenblids an längst gelernt haben, mit würdigem Phlegma die Wechselfälle des unfren Tisch, stüßen sich zärtlich auf unsre Arme und nennen uns die eine sogar in vier Sprachen Lokale, wo man nachher noch foupieren tonne. Mein Polizist droht zu schmelzen, aber er beherrscht sich und wir entweichen In der engen Garderobe treffen wir unser zartes Fräulein, das vorher vergebens um unsre Gunst geworben. Ich atmete auf. Herrlich! sie hat doch noch den Jhrigen errungen, einen langen Jüngling, der möglicher Weise das strafmündige Alter bereits erreicht hat. Sie würdigt uns keines Blickes mehr, ich glaube, sie hat uns längst wieder vergessen. In dieser Welt hat der Mann keinen persönlichen Wert. Ob er ein Krüppel ist oder ein Apoll, ein Genie oder ein Trottel, ein Tugendbold oder ein Zuchthäusler die Frage nur ist entscheidend: Was hat er? Draußen auf der Straße verfluche ich mein Schicksal. Der Tette Vorortszug ist von dannen. Der Kriminalmensch gähnt und will zu Muttern. Wir verabreden eine weitere Zusammenkunft beim Metropolball am Sonnabend, und dann verläßt er mich. Ich verkrieche mich in irgend ein noch geöffnetes Lokal und harre des Frühzuges.
-
Das war die erste Orgie dieser fatalen Woche.
Um 1 Uhr nachts stiegen wir die frohe helle Freitreppe im Vestibül des Metropol- Theaters empor. Mein Mann hat den Cylinder schief auf das gescheitelte Haupt gesetzt. Sein angeklebter Bart ist auf Abenteuer gefämmt. Alle Räume, der Saal, die Logen, die Ränge und Gänge sind wie atmendes, präpariertes Fleisch. Tausendfältig leuchten aus schillernder Seide unter glitzernden Steinen die Ein feierlicher Ernst herrschte in Arkadiens Gefilden. Ein lang polizeilich erlaubten Bruchstüde nadter Leiblichkeit hervor. Hordengestrecktes schmales Sälchen, der Tanzraum noch durch Tische längs weise rotten sich schwarzbefracte Greise unter 30 und über 60 Jahre, den Wänden beschränkt, eine ungarisch fidelnde Kapelle, ein Drittel die Seidenhüte auf den Köpfen, zusammen und mustern die HulHerren, zwei Drittel Fräulein in schillernden Phantasietoiletten, die dinnen dieses Venusbazars. Auf dem Parkett, das in der Höhe der ein nicht ganz unbeträchtliches Betriebskapital darstellten. Die Herren Bühne über den Seffeln des Zuschauerraums gelegt ist, bestellten Weine von 6 Mark aufwärts und glotten in philosophischer sparen bunte Herolde, in fupferrotwollenen Perrücken, die erVersunkenheit. Gelegentlich tanzte ein Paar. An einigen Tischen müdeten Gefichter grell geschminkt, mit Lanzen einen engen hatte man sich ein bißchen Grinsen angetrunken. Im übrigen Tanzplatz aus, in dem sich die Paare feuchend drängen. Alle warten Herrschte eine flaue Geschäftsstimmung. Das Angebot von darauf, daß die andern luftig werden. Wozu würde man auch so Männern war zu gering. An der Börse schleicht ja die Krisis, und alles, was noch die Zeit des sorglosen Aufschwungs benutzt hat, um die anvertrauten Kassen zu leeren, sigt bereits in Moabit . Welche Orgien troftloser, nüchterner Geschäftsmäßigkeit! Diefe unseligen Wesen haben die Fähigkeit des Vergnügtseins längst verlernt, wenn fie sie je besessen. Ihre Kunst, zu gefallen, geht nach Brot. Es find betriebsame Verkäuferinnen, die gelangweilt ihre Ware zu ver*) Tête- à- tête.
viel Geld aufwenden, wenn man sich selbst der Mühe des Vergnügtseins unterziehen wollte! Die endlosen bunten Papierschlangen, mit denen man sich bombardiert und die Wolkenbrüche fleiner runder Papierschnitzel bilden noch immer das Höchste neckischen Witzes und tollen liebermutes. In diesem schwülen Gewirr von Parfüm, Buder, Schweiß und girrender Musik schreitet man ehrsam und ernsthaft einher, als verkaufte man Häringe oder Pferde. Der Tanzmeister sieht jeden mit seiner tragisch fahlen Miene entsetzt und ruheherrschend an, der die Ordnung durch ein Gelächter stört. Man darf nicht luftig